Welt am Draht

Links der Woche: Mit Plagiatsvorwürfen, Literatur-Adaptionen und Handpuppen

Unsere Links der Woche, Ausgabe 23/2012:

 

„Das sind eindeutig Plagiate!“
labkultur.tv, Peter Erik Hillenbach
Der Aufreger der Woche waren die Plagiatsvorwürfe gegen den Oberhausener Zeichner Andreas Heinze, der sich auch „Flauteboy“ nennt und, so seine Kritiker, unverhohlen den Stil von Jamiri (alias Jan Michael Richter) kopiert. Dröseln wir den Fall mal chronologisch auf: Ausgangspunkt war eine Ausstellungsankündigung auf der Website labkultur.tv. Daraufhin entspann sich wohl hauptsächlich auf Facebook die Diskussion, ob Heinze bei Jamiri abgekupfert hat (diese Postings scheinen inzwischen weitgehend gelöscht worden zu sein).

Eine Woche später erschien auf dem populären Blog Ruhrbarone ein Beitrag, der Heinze in deutlichen Worten als Plagiator bezeichnet. Autor Georg Kontekakis schreibt: „Andreas Heinze plagiiert bis ins Detail. Die Figuren: Vom Hund über den Freund bis zur Freundin – identisch, bis auf kleinste Änderungen. Seine Bartstoppeln sind blond. Selbst die Schriften, die Überschriften, die Bildaufteilung, die Farben. Alles abgekupfert.“ Leider verliert sich dieser Artikel abseits dieser Vorwürfe in einem persönlichen Kleinkrieg mit labkultur.tv, was die Kritik nicht unbedingt überzeugender macht. labkultur.tv reagierte darauf wiederum mit dem ganz oben verlinkten Artikel, in dem schließlich Jamiri selbst zu Wort kommt. Er schließt sich den Vorwürfen an, aber richtig wütend ist er nicht. Heinzes ausgestellte Comics seien „eindeutig Plagiate“, er sehe das aber eher als „Guttenberg in putzig“ und meint: „Immerhin ist das ja auch eine Form der Würdigung meines Werkes.“

Während Jamiris Verleger ihn aufgefordert haben, sich juristisch zu wehren, will er sich in Kürze mit Heinze persönlich treffen und die Angelegenheit besprechen. Weitere Links dazu: ein um Neutralität bemühter Artikel des NRW-Portals Der Westen, sowie zwei Einträge (hier und hier)im Blog von undergroundcomix.de, wo Flauteboy regelmäßig veröffentlicht.

In wilden Bildern um die Welt
Neue Zürcher Zeitung, Georg Klein
Schriftsteller Georg Klein bespricht in der NZZ die Comicadaption von Jules Vernes In 80 Tagen um die Welt, die in der neuen Reihe „Brockhaus Literaturcomics“ erschienen ist. Nachdem er erklärt, warum die Comicversion in seinen Augen scheitert, stellt er eine rhetorische Frage: Wenn schon ein unbestritten trivialer Stoff wie dieser sich nicht in Comicform nacherzählen lässt, wie muss es dann erst aussehen, wenn sich Comiczeichner „ungeniert an die wirklich grossen Werke unserer Weltliteratur machen“?

Ungleiches Duell
tagesspiegel.de, Moritz Honert
Anders als Georg Klein hat Moritz Honert nicht nur einen, sondern alle fünf bisher erschienenen Comics der Brockhaus-Reihe gelesen. Auch bei ihm kommen sie nicht gut weg („eins zu eins kopierende Dutzendware, wodurch der Comic im Vergleich zur Vorlage zwangsläufig als verkürzend und unsinnlich erscheinen muss“), er warnt aber zugleich davor, daraus Rückschlüsse auf das Medium Comic allgemein zu ziehen, wie es Klein offenbar tut.

Der menschliche Superheld
Deutschlandradio Kultur, Britta Bürger
Passend zum 50-jährigen Jubiläum und dem Filmstart von The Amazing Spider-Man befragte Deutschlandradio Kultur den Comicjournalisten Klaus Schikowski, der die Spider-Man-Ausstellung kuratiert hat, die gerade in Erlangen zu sehen war. Das Gespräch, das leider etwas abrupt endet, steht auch direkt als MP3 (8:41 Minuten) zur Verfügung.

2012 Harvey Award Final Ballots Now Available!
harveyawards.org
Auf der Baltimore Comic-Con im September werden die Harvey Awards verliehen, der neben den Eisner Awards wohl bekannteste Comicpreis in den USA. Die Nominierungen in den 22 Kategorien wurden diese Woche bekanntgegeben.

Marvel NOW! Brings Massive Relaunch, New Titles, Creator Shake-Ups in October
ComicsAlliance, Andy Khouri
Nachdem DC Comics im letzten Herbst einen ziemlich erfolgreichen Relaunch seiner kompletten Superheldenschiene hingelegt hat, spekulierten viele darüber, ob der große Konkurrent Marvel einen ähnlichen Schachzug plant. Nun kündigt der Verlag ein Projekt namens „Marvel NOW!“ an, das zwar nicht direkt mit DCs Relaunch vergleichbar ist, aber in eine ähnliche Richtung geht: Zwischen Oktober 2012 und Februar 2013 startet jede Woche ein Marvel-Comic mit einer neuen Nummer 1. Dabei handelt es sich sowohl um Neustarts etablierter Serien wie Captain America als auch um ganz neue Reihen wie Uncanny Avengers oder All-New X-Men. Anders als bei der Konkurrenz bleibt die Continuity (also die Gültigkeit der bisher erzählten Geschichten) erhalten, die neuen Comics sollen aber trotzdem dazu dienen, neue oder zwischenzeitlich abgesprungene Leser zu gewinnen.

Watching ‘Watchmen’: A Classic Comic’s Classless Return
The Daily Beast, Tim Marchman
Tim Marchman, der neulich schon mal sehr effektiv gegen die US-Comicindustrie gestichelt hat (siehe Links der Woche 20/2012), sorgt jetzt mit einem Artikel über DCs Before Watchmen-Projekt für Aufsehen. In dem mit einem leicht spöttischen Unterton geschriebenen Artikel kommt nicht nur Comicautor Len Wein zu Wort, sondern auch eine PR-Dame von DC Comics, die dem Interview als Aufpasserin beigewohnt hatte.

Spring Break Wolverine
springbreakwolverine.blogspot.co.uk, Jason Latour und Robbi Rodiguez
Ein sehr gelungener Fancomic schickt Wolverine auf eine wilde Springbreak-Party. Inklusive Dosenstechen und Sich-Nackigmachen.

Bizarro Classic
YouTube, Rob Pratt
Nach seinem kurzen Retro-Trickfilm Superman Classic (siehe Links der Woche 6/2012) legt Animationskünstler Rob Pratt nun mit einer Fortsetzung nach:

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Neil and Alan
Sarcastic Voyage
Der Comedy-Podcast Sarcastic Voyage hat eine neue Videoserie gestartet, in der sich zwei Handpuppen namens Neil Gaiman und Alan Moore mehr oder weniger lustige Dialoge liefern. Bisher sind drei Folgen erschienen, hier ist die zweite:

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