Unsere Links der Woche, Ausgabe 29/2014:
Fin de la zizanie entre Albert et Sylvie Uderzo
Libération, Quentin Girard
Asterix-Miterfinder Albert Uderzo hatte sich wegen des Umgangs mit den millionenschweren Rechten an dem Comic und seinen Figuren mit seiner Tochter Sylvie überworfen. Über mehrere Jahre hinweg führte man juristische Auseinandersetzungen. Eine davon ging Ende September mit einer Gerichtsentscheidung zu Ende. Und das soll auch die letzte sein: In einer gemeinsamen Erklärung verkündeten Vater und Tochter, dass aller Streit beigelegt sei und alle noch offenen Anzeigen oder Verfahren eingestellt würden. Die grünen Sprechblasen können nun also wieder eingepackt werden. Im oben verlinkten Artikel der französischen Tageszeitung Libération wird die Geschichte des Konflikts anhand ausgewählter Panels aus Asterix-Alben illustriert.
Marvel Settles With Family of Comics Artist Jack Kirby
The New York Times, Brooks Barnes
Auch in den USA endete ein über lange Jahre geführter Rechtsstreit. Die Erben von Jack Kirby, der als Zeichner und kreativer Kopf bei Marvel Comics eine Unzahl jener Superhelden miterfunden hat, die heute für Megaumsätze an den Kinokassen sorgen, stritten gegen Marvel um Copyrights und damit verbundene finanzielle Kompensationen. Zuletzt deutete sich an, dass möglicherweise der Supreme Court, also das höchste Gericht der USA, eine Grundsatzentscheidung in dieser Sache fällen könnte. Ein solches Urteil hätte womöglich weitreichende Folgen für das Urheberrecht haben können, und man vermutet, dass Marvel und sein Mutterkonzern Disney die Unwägbarkeiten des Falls durchaus nervös gemacht haben. Nun haben sich Marvel und die Kirby-Familie geeinigt und legen alle Rechtsstreitigkeiten bei. Über die Details der Vereinbarung ist nichts bekannt, aber man darf annehmen, dass hier durchaus eine stattliche Geldsumme an die Kirby-Erben fließt.
Der deutsche Comickomplex – Extended
Comic-Report, Kristina Auer
In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Alfonz findet sich ein Artikel, der sich unter dem Titel “Der deutsche Comickomplex” mit dem “Comic-Manga-Konflikt” befasst, jenem vermeintlichen oder tatsächlichen Graben, der die deutsche Comicszene in ein Comic- und ein Manga-Lager teilt. Aufhänger dafür sind die missglückten Worte über den Manga TƎN von Martina Peters, mit denen Hella von Sinnen als Moderatorin der Max-und-Moritz-Preisverleihung in Erlangen viel Unmut besonders im Kreis der Mangafans ausgelöst hat. Vom Artikel selbst ist leider nur die erste Seite online, dafür gibt es auf der Comic-Report-Website drei begleitende Interviews, die die Autorin geführt hat: eins mit Hella von Sinnen selbst, die sich komplett missverstanden fühlt, eins mit Melanie Schober, die als Vertreterin der deutschsprachigen Mangaszene erklärt, woher die speziellen Empfindlichkeiten in dieser Community kommen. Und ein drittes mit Andreas Wiedemann, der als Verlagsvertreter für Egmont reis, zuvor auch für Carlsen und Tokyopop tätig war und die Branche seit Jahrzehnten gut kennt. Gerade dieses Interview bietet einige sehr interessante Infos aus dem Nähkästchen eines Brancheninsiders und liefert spannende Einblicke in die Geschichte des deutschen Comicmarktes.
Auf den Grenzen zu Hause
Der Tagesspiegel, Erik Wenk
Ein Bericht über die Jahrestagung der Gesellschaft für Comicforschung (ComFor), die sich mit dem Thema “Grenzen” beschäftigte.
All She Can Eat: Keine Pizza mit Julia Wertz
Missy Magazine, Chris Köver
Chris Köver, Mitherausgeberin des feministischen Popkultur-Magazins Missy,war für ein paar Wochen in New York, wo ihre Artikelreihe “All She Can Eat” entstand. Dafür traf sie interessante Künstlerinnen zu einem gemeinsamen Essen. Eine davon sollte die Comiczeichnerin Julia Wertz sein, bekannt für ihren autobiografischen Webcomic The Fart Party. Das gemeinsame Essen kam nicht zustande, weil Wertz nur einem E-Mail-Interview, nicht aber einem “realen” Treffen zustimmte. Die Absage schmeckte der Autorin nicht, was dann im hier verlinkten Artikel resultierte. Dieser bekam recht viel Online-Gegenwind, in dem Chris Köver vorgeworfen wurde, ein “Nein” nicht akzeptieren zu können und stattdessen einen beleidigten Retourkutschen-Artikel zu veröffentlichen. Siehe dazu auch die Reaktion im Blog von Julia Wertz und den Nachtrag von Chris Köver.
Spektrallichter: Mondlicht
TeMeL
Anfang Juni hatte TeMeL ihren Webcomic Ich putz hier nur nach knapp drei Jahren Laufzeit beendet. Jetzt startet sie eine neue Comicreihe, die ganz anders sein soll als die bisherige, die wie ein klassischer Gagstrip aufgebaut war: “Anderes Seitenformat, anderes Webseitendesign, anderes Layout, anderer Stil, andere Thematiken” lautet die Ansage. Spektrallichter ist eine lose Reihe von in sich abgeschlossenen Kurzgeschichten, der erste Fünfseiter “Mondlicht” liegt bereits komplett vor.
Onkel Todd
Tanikacomix
Noch ein neuer Webcomic aus Deutschland: In Onkel Todd von der Kölner Zeichnerin Tanikacomix spielt mal wieder der bei Comiczeichnern ziemlich beliebte Sensenmann eine gewichtige Rolle. Hier schlüpft er in die Rolle des Adoptivvaters für zwei Menschenkinder, deren Eltern er im Prolog des Comics aus dem Leben abgeholt hat.
Ball Boy
ballboycomic.tumblr.com, Nana Yaa et al.
Ein schön schräger Sport-Comedy-Manga, der als Kollaboration von sechs Künstlerinnen entstand und auf der Düsseldorfer DoKomi-Convention im Juni 2014 als Handy-Doujinshi angeboten wurde, den man sich mit Hilfe von QR-Codes zusammensammeln konnte. Jetzt gibt’s die komplette Geschichte auch im Web.
Durch die Nacht mit Joann Sfar und Javier Mariscal
Arte +7, Ilka Franzmann
Noch bis zum 12.10. in der Arte-Mediathek komplett ansehbar: Die letzte Sendung der Reihe Durch die Nacht mit …, in der sich jeweils zwei Künstler treffen, um einen Abend lang durch eine Stadt zu ziehen. Schauplatz der aktuellen Ausgabe ist Barcelona, wo der spanische Designer und Animationsfilmer Javier Mariscal (Chico & Rita) auf den Längst-nicht-mehr-nur-Comiczeichner Joan Sfar trifft.
The grammar of comics in the brain
YouTube, Neil Cohn
Der US-Wissenschaftler Neil Cohn beschäftigt sich mit Theorie und Grammatik der Bildsprache, insbesondere in Comics. Sein Aufsatz “The grammar of visual narrative: Neural evidence for constituent structure in sequential image comprehension” in der Zeitschrift Neuropsychologia beschäftigt sich damit, wie wir Bildfolgen lesen und verarbeiten. Kernthese: Man liest nicht einfach nur von Bild zu Bild, sondern bildet zusammengehörende Gruppen von Bildern, wodurch eine Bild-Grammatik entsteht. Der Aufsatz wird hier in einem kurzen Video veranschaulicht:
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Comic Book Heaven
Vimeo, E.J. McLeavey-Fisher
Eine zwölfminütige Kurzdoku über den alteingesessenen New Yorker Comicladen “Comic Book Heaven” und seinen Besitzer Joe Leisner, der den Laden nach 26 Jahren schließt.
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