Welt am Draht

52 mal berührt: Supergirl #1

DC Comics startet sein komplettes Superhelden-Universum neu. COMICGATE trifft sich zum Speed-Dating mit den Erstausgaben aller 52 Serien. Wird es dabei zu heißen Spätsommer-Flirts kommen? Zu wilden Schlabberzungenküssen? Oder bleibt es doch eher beim Austausch lauer Unverbindlichkeiten? Hier ist alles drin, Freunde der Sonne. Folge 35 von 52: SUPERGIRL #1 von Michael Green, Mike Johnson und Mahmud Asrar.

supergirl

BJÖRN: Wenn du schon Demon Knights für übermäßig langsam hälst, wie muss dann erst deine Reaktion auf Supergirl aussehen?

Das hier ist ein Heft in dem wirklich nichts – aber auch gar nichts! – passiert, das dafür aber über 20 Seiten mit vielen großen Panels: Supergirl landet auf der Erde, prügelt sich mit Männern in Robo-Anzügen und dann taucht Superman auf. Scheint, den Erstausgaben zufolge, seine Hauptaufgabe zu sein: Grüßgott-August des neuen DCU. In den alten Tagen hätte man so etwas auf drei Seiten erzählt, heute braucht man ein ganzes Heft, um ein Skript von maximal zwei DIN-A4-Seiten umzusetzen. Spannung gibt es auch keine, weil klar ist, wo Supergirl sich befindet, und eine echte Geschichte kommt vielleicht im nächsten Heft. Oder man versucht da, ein einziges Panel mal auf Heftlänge zu strecken. Man will ja nichts überstürzen.

Schade eigentlich, denn die Zeichnungen von Mahmud Asrar sind echt hübsch und die Actionszene flutscht. Nur dass auf der Handlungsebene eben gar nichts passiert.

Habe ich zumindest noch die Zeit anzumerken, dass Supergirl mit dieser aufgebappten Unterwäsche das bisher groteskeste der neu entworfenen Kostüme abgekriegt hat. Vor allem, wenn das wirklich hautfarbene Hosen sein sollen, die sie da trägt. Hm. Vielleicht ist das das große Mysterium der Serie: Hautfarben oder beinfrei? Oder vielleicht, wie der Rest des Heftes, völlig egal.

ZOOM-FAKTOR: 2 von 10!


MARC-OLIVER: Die ersten drei Seiten des Hefts finde ich super. Wunderschön gezeichnet – und vor allem koloriert von Dave McCaig – und ein astreiner Spannungsaufbau. Da freut man sich dann richtig auf die Story – und wird enttäuscht. Das Problem finde ich dabei aber gar nicht, dass nichts passiert, sondern eher, dass dieses „Nichts“ nicht halb so gut aussieht oder so gut erzählt ist wie eben diese ersten drei Seiten.

Der Unterschied ist so krass, dass ich nochmal nachschauen musste, ob vielleicht zwei verschiedene Zeichner oder auch Koloristen an der Ausgabe beteiligt waren. Aber Fehlanzeige. Es sieht aus, als hätten Asrar und McCaig mit jeder Seite weniger Lust oder Zeit gehabt für das Heft, vielleicht auch beides. Man kann durchaus ganze Ausgaben mit Kampfszenen füllen, aber die müssen dann mehr können als einfach nur „kompetent“ zu sein. Tun sie hier leider nicht. Im Gegenteil: Das wird optisch alles zunehmend unspektakulärer mit fast jeder Seite.

Die Orientierungslosigkeit der Figur vermittelt die Geschichte hingegen recht effizient mit einigen wenigen, wohlplazierten Andeutungen, die meine Neugier als Leser geweckt haben. Und dass Superman auftaucht, hat mich auch nicht gestört – wenn man schon akzeptiert, dass es eine Serie mit Supergirl als Hauptfigur gibt, dann bietet sich das ja an.

Das neue Kostüm der Figur ist mir allerdings auch aufgefallen. Scheint so eine Art Höschen-Fetisch-Ding zu sein. Ist zwar originell für eine Superheldenserie, find ich generell aber eher … creepy.

Womit wir summa summarum unterm dicken Strich so etwa bei 08/15 gelandet wären.

ZOOM-FAKTOR: 5 von 10!


 

Bereits im Juni hatte COMICGATE alle 52 neuen DC-Serien vorurteilslos begutachtet und eingeordnet: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4.

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