Welt am Draht

52 mal berührt: Static Shock #2

DC Comics startet sein komplettes Superhelden-Universum neu. COMICGATE trifft sich zum Speed-Dating mit den Erstausgaben aller 52 Serien. Wird es dabei zu heißen Spätsommer-Flirts kommen? Zu wilden Schlabberzungenküssen? Oder bleibt es doch eher beim Austausch lauer Unverbindlichkeiten? Hier ist alles drin, Freunde der Sonne. Folge 54 von 52: STATIC SHOCK #2 von Scott McDaniel und John Rozum.

static_shock2

(Anmerkung: Unser regulärer Co-Kolumnist besucht gerade einen Rezensentenkongress in Göttingen und fällt daher leider die nächsten Tage aus. Umso mehr freuen wir uns, dass wir als Vertretung den flämischen Naturlyriker Frans Vanderstrack gewinnen konnten. Herr Vanderstrack ist ein langjähriger COMICGATE-Leser, der sich spontan dazu bereit erklärt hat, die „New 52“ für uns poetisch aufzuarbeiten.)

MARC-OLIVER: Irgendwo unter den Bergen schlechter Prosa verbirgt sich der eine oder andere gute Ansatz. Static Shock war eine der Serien, die ich vorab ins Abo genommen habe, weil ich dachte, dass das ganz spaßig werden könnte: ein junges, relativ frisches Gesicht im DC-Helden-Pantheon, der für Xombi viel gelobte Co-Autor John Rozum, Scott McDaniels lockerer, energiegeladener Zeichenstil – interessante Mischung.

Soweit die Theorie. In der Praxis überkam mich ja leider mit dem ersten Heft schon das Grausen, aber ich hab den von mir hoffnungsvoll vorab abonnierten Reihen, die mich nicht auf Anhieb überzeugen konnten, trotzdem noch jeweils zwei weitere Ausgaben gegeben, mich umzustimmen. Und, nun ja, hier wird das wohl nix, wie’s aussieht. Static Shock #2 ist noch wirrer und planloser, die übertriebene Verbalisiering alles Möglichen ist hier noch schlimmer als im Debütheft. Und statt ihrem Helden endlich erzählerisches Fleisch auf sein dünnes konzeptionelles Knochengerüst zu packen, führen McDaniel und Rozum lieber den Klon seiner Schwester ein, der mit in der Familie lebt – was die Figuren zwar irgendwie zu wundern scheint, aber ansonsten nicht weiter thematisiert wird.

Die Schurken – gefühlt gibt es 37 in diesem Heft, doch wenn man sie nachzählt, sind es tatsächlich nur 13 – und der Tonfall der Erklär- und Monologkästchen erinnern dabei an eine schlechte Zeichentrickserie für Zehnjährige. Was die Autoren andererseits aber nicht davon abhält, etwa eine Anspielung auf den Brutalo-Gangsterfilm Scarface von 1983 einzubauen. Die Tatsache, dass der Redakteur in einer ungewöhnlich schlecht gelaunten Fußnote extra darauf hinweisen muss, worum es sich handelt – „erkennbare, aber nicht sehr gute (!) Al-Pacino-als-Tony-Montana-Imitation“ – hätte ein Hinweis sein können, dass hier vielleicht etwas falsch läuft.

Diese Serie scheint immer grotesker zu werden. Ich hoffe, Herr Vanderstrack kann dem Ganzen wenigstens in seiner lyrischen Betrachtung etwas abgewinnen.

ZOOM-FAKTOR: 1 von 10!


FRANS VANDERSTRACK: Oh hitziger Blitzefritz! Oh galvanischer Rastafarianer! Zott’lige Locken auf dem Haupt, ein doppelt’s Lottchen im Haus. Ein Emil ist er ohne Detektive, ein Anton ohne Pünktchen – ein Klassenzimmer mit Startverbot.

Was hätte wohl mein alter Freund Erich dazu gesagt?

ZOOM-FAKTOR: 5 von 10!


 

Bereits im Juni hatte COMICGATE alle 52 neuen DC-Serien vorurteilslos begutachtet und eingeordnet: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4.

Alle Folgen von „52 mal berührt“