Welt am Draht

52 mal berührt: Resurrection Man #1

DC Comics startet sein komplettes Superhelden-Universum neu. COMICGATE trifft sich zum Speed-Dating mit den Erstausgaben aller 52 Serien. Wird es dabei zu heißen Spätsommer-Flirts kommen? Zu wilden Schlabberzungenküssen? Oder bleibt es doch eher beim Austausch lauer Unverbindlichkeiten? Hier ist alles drin, Freunde der Sonne. Folge 22 von 52: RESURRECTION MAN #1 von Dan Abnett, Andy Lanning und Fernando Dagnino.

resurrection
BJÖRN: Der alte 2000AD-Haudegen Dan Abnett kehrt zusammen mit Andy Lanning zu einer Figur zurück, die sie vor fast 15 Jahren erfunden haben und die mir in einem Tie-in zu DC One Million als ewiger Gegenspieler von Vandal Savage sehr gut gefallen hat. Das Gimmick des Resurrection Man Mitch Shelly ist, dass er stirbt, aber wieder ins Leben zurückfindet. Und zwar jedes Mal mit neuen Kräften. Welche das allerdings sind, kann er nicht kontrollieren.

Als weiteres Element führt Abnett ein, dass Mitch mit jeder Wiederbelebung den Drang verspürt, irgendwo hinzugehen und dort zu helfen. Die Serie könnte also in Richtung Quantum Leap (dt. Zurück in die Vergangenheit) geführt werden, wenn man sie emotional im Leben normaler Menschen verankern möchte. Was als Gegengewicht ganz gut sein könnte, denn Himmel und Hölle wollen Mitchs längst überfällige Seele einkassieren. Dazu passt Dagnino als Zeichner wirklich gut, der ohne weiteres auch Sandman-Comics in den 1990ern hätte produzieren können.

Unsicher bin ich noch bezüglich der Body Doubles, die Abnett und Lanning ebenfalls in dieser Ausgabe aus der Versenkung zurückholen und deren Rolle noch nicht deutlich wird. Supermodelserienkiller. Hm. Und dass Mitch den Absturz eines Flugzeugs der Lazarus Airlines herbeiführt: Ist das nur ein schlechter Kalauer oder ein Hinweis auf ein baldiges Treffen mit R’as al Ghul, das ja thematisch sinnig wäre?

Abnett und Lanning hätten den Protagonisten zwar noch deutlich stärker ins Bild setzen sollen – dazu, wer Mitch ist, kann ich nach dieser Ausgabe überhaupt nichts sagen –, aber sie verdeutlichen das Konzept seiner Serie und präsentieren gleich einige Richtungen, die das Heft jetzt einschlagen kann. Für Resurrection Man erscheint mir zwar das Format einer Miniserie sinnvoller, aber ich werde ein paar weitere Ausgaben abwarten, um zu sehen, was Abnett und Lanning aus dem Konzept machen.

ZOOM-FAKTOR: 6 von 10!


MARC-OLIVER: Ich habe die Original-Serie nie gelesen, aber von der Machart und der Atmosphäre her erinnert mich das Ganze an die Sachen, die Warren Ellis Mitte der 1990er für Marvel gemacht hat – speziell Hellstorm und Druid, samt der im Vergleich leicht aufpolierten Leonardo-Manco-Optik von Fernando Dagninos Zeichnungen: ein Comic über einen langhaarigen, entwurzelten Trenchcoat-Träger mit skurrilen Kräften vor düsterer Kulisse, der’s im wahrsten Sinn mit Himmel und Hölle zu tun bekommt. Neu ist das alles nicht. Beim Auftauchen des „Kampfengels“ (?) fühlte ich mich auch an Spawn erinnert.

Nun ja, Abnett, Lanning und Dagnino sind gute Erzähler, was die Führung von Seite zu Seite angeht, aber unterm Strich bleiben die Figuren doch arg blass, die Story arg vage. Man kann den Machern keine Schnitzer vorwerfen, aber sie fallen eben auch nicht durch besondere positive Akzente auf. Für eine Erstausgabe ist das eigentlich zu wenig, beim besten Willen.

ZOOM-FAKTOR: 5 von 10!


 

Bereits im Juni hatte COMICGATE alle 52 neuen DC-Serien vorurteilslos begutachtet und eingeordnet: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4.

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