Welt am Draht

52 mal berührt: Justice League International #2

DC Comics startet sein komplettes Superhelden-Universum neu. COMICGATE trifft sich zum Speed-Dating mit den Erstausgaben aller 52 Serien. Wird es dabei zu heißen Spätsommer-Flirts kommen? Zu wilden Schlabberzungenküssen? Oder bleibt es doch eher beim Austausch lauer Unverbindlichkeiten? Hier ist alles drin, Freunde der Sonne. Folge 53 von 52: JUSTICE LEAGUE INTERNATIONAL #2 von Dan Jurgens und Aaron Lopresti.

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(Anmerkung: Unser regulärer Co-Kolumnist besucht gerade einen Rezensentenkongress in Neu-Isenburg und fällt daher leider die nächsten Tage aus. Umso mehr freuen wir uns, dass wir als Vertretung den flämischen Naturlyriker Frans Vanderstrack gewinnen konnten. Herr Vanderstrack ist ein langjähriger COMICGATE-Leser, der sich spontan dazu bereit erklärt hat, die „New 52“ für uns poetisch aufzuarbeiten.)

MARC-OLIVER: Ursprünglich hatte ich ja nicht viel von der Serie erwartet, aber das erste Heft bewog mich dann doch dazu, Justice League International ins Abo zu nehmen. Und mein guter Eindruck wird hier bestätigt: Jurgens und Lopresti machen einfach eine solide, unprätentiöse Teamserie traditioneller Prägung. Helden kloppen sich mit Riesenrobotern und streiten untereinander, während sich diverse Nebenstränge entwickeln. Eine altbewährte Formel, die aber immer noch Spaß macht, wenn sie so solide umgesetzt wird wie hier.

Das Alphamännchen-Dreieck bestehend aus Booster Gold, Batman und Guy Gardner verspricht für die nächsten Hefte beste Unterhaltung, die anderen Figuren bleiben vorerst noch mehr oder weniger Beiwerk. Loprestis Zeichnungen gefallen mir hier sogar noch besser als letzten Monat, sowohl stilistisch als auch erzähltechnisch. Die Seiten sehen schick aus, trotz der sehr konventionellen Layouts.

Okay, die teils doch arg stereotypen Figuren (der Russe, der Chinese, die Britin, etc. pp.) gehen einem bisweilen gewaltig auf den Zeiger, und wenn das englische Superweib Godiva sich ungebremst an Booster Gold ranschmeißt, bleibt das Augenrollen nicht aus. Wer besondere Originalität sucht, der ist hier wohl auch eher fehl am Platze.

Trotzdem merkt man jeder Seite des Hefts an, dass Autor und Künstler hier ihren Spaß haben. Vor allem: Jurgens ist selbstbewusst genug als Autor, um sich verzweifelte Anbiederei zu sparen. Auf Blut und Gedärme, Genozid, sexuelle Gewalt oder ähnlich verkrampfte Mätzchen trifft man hier zur Abwechslung mal nicht.

Insgesamt: unterhaltsame, passabel gemachte zweite Ausgabe. Das ist ein Comic, wie er heute nicht mehr oft gemacht wird, und das meine ich ausnahmsweise mal positiv.

Ich bleibe weiter dran.

ZOOM-FAKTOR: 6 von 10!


 

FRANS VANDERSTRACK: Nun gut. Es zeichnet sich dies Bilderwerk aus durch sanftes Spiel mit Heldenmündern. Ein zarter Strich. Ein starker Strich. Ein europäischer Strich. Lang ist’s her! Doch aus Italien stammt er ursprünglich. Das verrät uns der Name: Lopresti.

Liebkosend wie die Sonne im Meer zu Capri umspielt Loprestis filigrane Feder pittoreske Baumwipfel wie entlegene Raumzipfel von wonniger pangalaktischer Pracht. Sind es die Wipfel Guys? Guy Gardner! Der Gärtner! Im grünen Wams! Doch: Heldenmünder! Heldenmünder reden. Heldenmünder schweigen. Heldenmünder sprechen immer zu uns. „Hollerdiho“, rufen sie. „Hollerdiho dihollerdilatrio!“

Sprechblasen verbergen Ungesagtes. Doch die lieblich leicht gewölbten Winkel der Heldenmünder verraten … alles! Wären nicht aufreizend austarierte Kästchen voll geometrischer Genialität der bebenden Seiten stützender Halt, wir neigten uns, kippten, fielen. Aus den Latschen. Aus den Socken. Aus allen Wolken.

Schweigen ist Gold: Booster Gold. Wahnsinn.

ZOOM-FAKTOR: 8 von 10!


 

 

Bereits im Juni hatte COMICGATE alle 52 neuen DC-Serien vorurteilslos begutachtet und eingeordnet: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4.

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