DC Comics startet sein komplettes Superhelden-Universum neu. COMICGATE trifft sich zum Speed-Dating mit den Erstausgaben aller 52 Serien. Wird es dabei zu heißen Spätsommer-Flirts kommen? Zu wilden Schlabberzungenküssen? Oder bleibt es doch eher beim Austausch lauer Unverbindlichkeiten? Hier ist alles drin, Freunde der Sonne. Folge 6 von 52: JUSTICE LEAGUE INTERNATIONAL #1 von Dan Jurgens und Aaron Lopresti.
BJÖRN: Justice League International ist ein Comic von Dan Jurgens. Damit weiß man bereits, ob man ihn mag oder nicht. Jurgens zeigt, dass er ein erfahrener Autor ist: Er bietet eine Einführung in das Konzept, indem er die Figuren kurz vorstellen und erste Hinweise zu Fähigkeiten und Persönlichkeit machen kann, ohne dass es aufgesetzt oder sogar störend wirkt, wie beispielsweise in Stormwatch.
Er präsentiert anschließend die ersten Konflikte, deutet Persönlichkeiten an (oder verwechselt Nationalitäten mit Persönlichkeiten: „Ich bin Held aus $Land1 und habe Problem mit Held aus $Land2. $Land1 ist bestes Land von Welt!“) und findet danach noch die Zeit, seine Figuren in eine kurze Prügelei mit Felsmonstern zu verwickeln, ehe am Ende ein Riesenroboter auftaucht, der in der zweiten Ausgabe vermöbelt wird. Wenigstens weiß man am Ende der Ausgabe, wo man steht. Das Heft hat ein ordentliches Tempo, wirkt aber nicht übereilt.
Justice League International wird wohl nicht zur Spitzengruppe der neuen DC-Comics gehören und ist, bei Licht betrachtet, einfach nur ein weiteres Team Book von Dan Jurgens, könnte aber zu einem der spaßigeren Titel werden, wenn es als leichte Abenteuerkost ein Gegengewicht zu Serien wie Justice League schaffen sollte. Unspektakulär und unterhaltsam ziehe ich immer noch kompletten Fehlschlägen wie Hawk & Dove vor.
Wobei sich so langsam die Frage stellt, ob es wirklich einen kompletten Reboot gebraucht hat, damit Dan Jurgens ein weiteres Team Book schreiben kann, das sich im Kern nicht von seinem bisherigen Oeuvre unterscheidet.
ZOOM-FAKTOR: 6 von 10!
MARC-OLIVER: Die Macher dieses Hefts – vor allem Autor Dan Jurgens, Zeichner Aaron Lopresti und Tuscher Matt Ryan – bringen zusammen fast 100 Jahre Erfahrung in der Comicbranche auf die Waage, und das merkt man hier im positiven Sinn. Justice League International ist die erste der neuen Serien, die es fertigbringt, mich zu unterhalten. Es läuft in der Tat vieles formelhaft ab, aber die Geschichte schafft es trotzdem besser als alle anderen der bisherigen Debütausgaben, dem Leser auf den zur Verfügung stehenden 20 Seiten eine solide und zufriedenstellende Episode zu bieten, die am Ende sogar Lust auf mehr macht.
Das Konzept ist ebenso simpel wie effizient: Die UN wollen ihre eigene Justice League haben, die sie kontrollieren können, und dazu braucht man natürlich entsprechend manipulierbare Mitglieder. Die schablonenhafte Anfangssequenz wird zwar keine Preise in Sachen Originalität gewinnen, schafft es aber in Rekordzeit, die Prämisse vorzustellen und die entsprechenden Mitglieder einzuführen, und nebenbei werden auch schon die ersten potenziellen Konflikte angerissen. Und, schwuppdiwupp, dann geht’s auch schon auf zur ersten Mission, ohne dass das Tempo nachlassen würde.
Der Comic ist dabei schlicht und gleichzeitig knackig erzählt, und Jurgens streut gefühlt Dutzende kleiner Momente der Interaktion ein, die trotz der knappen Sendezeit fast alle Figuren lebendig wirken lassen und so wie viele kleine Schneebälle den Hang hinabrollen und dazu beitragen, dass man wissen will, wie’s denn weitergeht. Und trotzdem hat man bemerkenswert selten das Gefühl, dass irgendwas überhastet oder gezwungen wirkt. Es ist nach dem Jammertal der bisherigen Serienstarts geradezu erfrischend, endlich mal einen Comic von Leuten zu lesen, die wissen, was sie da tun.
ZOOM-FAKTOR: 7 von 10!
Bereits im Juni hatte COMICGATE alle 52 neuen DC-Serien vorurteilslos begutachtet und eingeordnet: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4.