Welt am Draht

52 mal berührt: I, Vampire #1

DC Comics startet sein komplettes Superhelden-Universum neu. COMICGATE trifft sich zum Speed-Dating mit den Erstausgaben aller 52 Serien. Wird es dabei zu heißen Spätsommer-Flirts kommen? Zu wilden Schlabberzungenküssen? Oder bleibt es doch eher beim Austausch lauer Unverbindlichkeiten? Hier ist alles drin, Freunde der Sonne. Folge 43 von 52: I, VAMPIRE #1 von Joshua Hale Fialkov und Andrea Sorrentino.

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BJÖRN: Wer Vampirgeschichten mag, der wird mit I, Vampire vermutlich glücklich werden. Ich persönlich wurde es nicht. So doppelzüngig es für einen Superhelden-Leser sein mag, etwas dafür zu kritisieren, dass es sich zu sehr auf altbekannte Standards verlässt … ich kann nicht anders, als I, Vampire dafür zu kritisieren, dass es sich zu sehr auf altbekannte Standards verlässt.

Die Vampirromanze zwischen einem „guten“ und einem „bösen“ Vampir, die „Menschen: Vieh oder Leute?“-Diskussion, der seine Blutlust unterdrückende Vampir, der andere Vampire bekämpft. Zwischen Ann Rice, I Am Legend, Twilight, der Rollenspielserie Vampire: The Masquerade, Blade und 30 Days of Night habe ich das Gefühl, dass ich das einfach alles schon mal gesehen habe. Und dass Fialkov die Serie per Dialog im gleichen Universum wie Superman und Green Lantern ansiedeln muss, empfinde ich als äußerst unglücklich. Superhelden und Horror gehen ganz schlecht zusammen.

Es ist nicht so, dass das Konzept nicht Potential hat. Das hier kann sich in spannende Richtungen bewegen. Die überzogene Prosa ist vielleicht sogar das, was ein Vampir-Fan erwartet. Und das Pseudo-Jae-Lee-Artwork ist mir etwas zu eintönig, aber für einen Horrorcomic schon angemessen. Es ist einfach nur so, dass mir das alles zu bekannt vorkommt und ich nicht glaube, dass sich die Geschichte in eine Richtung entwickeln wird, die mich persönlich interessiert.

Wie gesagt: Wer Vampirgeschichten mag, der wird mit I, Vampire wohl glücklich werden. Ich mag Vampirgeschichten nicht und daran haben Fialkov und Sorrentino nichts geändert.

ZOOM-FAKTOR: 5 von 10!


MARC-OLIVER: Mir sind zwar die meisten der Sachen, die Du aufführst, nicht vertraut, ich hab aber auch nichts gegen Vampirstories, wenn sie denn gut sind – wie etwa Let the Right One In.

Das hier ist definitiv nicht „gut“. Jae Lee ist mir auch direkt als Referenz in den Sinn gekommen, aber geschenkt: Andrea Sorrentino macht seine Sache gut, auch wenn sein Stil (noch?) nicht hundertprozentig eigenständig ist. Problematisch sind hier eher Story und Figuren. Oder, um genauer zu sein, das Fehlen derselben. Was die Handlung angeht, verstehe ich die eine Hälfte der Geschichte nicht, während in der anderen überhaupt nichts passiert. Die zwei absolut stereotypen Vampirturteltäubchen hauen sich ein paar Seiten lang beliebige Dialoge um die Ohren, die ungefähr null zur Charakterisierung taugen und genausoviel zur Story beitragen. Und was das mit dem Vampirjäger und der Vampirarmee soll, konnte mir die Story nicht vermitteln. Ich kann dem Storytelling nicht entnehmen, wie die Sache ausgeht, oder ob und wie sie mit dem anderen Erzählstrang in Verbindung steht.

I, Vampire stinkt nach einem halbgaren und billigen Versuch, ins Vampir-Teenie-Geschäft einzusteigen, transportiert ein Minimum an Inhalt und scheitert selbst dabei noch kläglich.

ZOOM-FAKTOR: 1 von 10!


 

Bereits im Juni hatte COMICGATE alle 52 neuen DC-Serien vorurteilslos begutachtet und eingeordnet: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4.

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