Welt am Draht

52 mal berührt: Blackhawks #1

DC Comics startet sein komplettes Superhelden-Universum neu. COMICGATE trifft sich zum Speed-Dating mit den Erstausgaben aller 52 Serien. Wird es dabei zu heißen Spätsommer-Flirts kommen? Zu wilden Schlabberzungenküssen? Oder bleibt es doch eher beim Austausch lauer Unverbindlichkeiten? Hier ist alles drin, Freunde der Sonne. Folge 45 von 52: BLACKHAWKS #1 von Mike Costa, Graham Nolan und Ken Lashley.

blackhawks

BJÖRN: Mike Costa schreibt G.I.-Joe-Comics, auch wenn DC keine Lizenz für G.I.-Joe-Comics haben mag. Alle Figuren in diesem Comic wirken, als wären sie Figuren aus einer 80er-Jahre-Zeichentrickserie, die dazu gedacht ist, Spielzeug zu verkaufen. Aber gefangen im Körper einer Image-Serie aus dem Jahre 1992. Der Comic beginnt mit der Vorstellung der dummen Rufnamen der Figuren (The Irishman, Wildman, Attila), der Welt schlechtester Weltkarte (die die Frage aufwirft, ob Nolan und Lashley einfach keinen Globus besitzen oder ob das Nachwirkungen von Flashpoint sind) und einer Actionszene, bei der ich keine Ahnung habe, gegen wen die Blackhawks gekämpft haben oder warum. Nolan mag gute Layouts vorgelegt haben, aber die Finishes von Ken Lashley sind außergewöhnlich schlecht.

Danach taucht ein UN-Abgeordneter im Hauptquartier der Blackhawks auf, da jemand das Helikopter-Logo der streng geheimen Supertruppe fotografiert hat. Damit hat der Comic auch jemanden, dem man eine Dosis Infodump verpassen kann, und um Leser wie mich auszulachen, weil wir den Irishman klischeehaft finden. Dabei ist er doch UKRAINER! Ein irisches Klischee aus der Ukraine ist kein Klischee mehr! So wie ein russischer Cowboy (aus Leningrad) oder ein Lederhosen tragender Engländer. Egal. Die eine Lady im Comic entwickelt Superkräfte, weil sie mit Naniten infiziert wurde oder sowas und … halt, Moment mal! Mir wird gerade was klar: Warum druckt eine streng geheime UN-Soldatentruppe eigentlich ihr Logo auf ihre Fluggeräte?

Das ist eine Frage, über die ich weiter nachdenken würde, wenn mir Blackhawks nicht in Wirklichkeit so unglaublich egal wäre. Anders als bei Legion Lost kann ich mich hier nicht einmal aufraffen, Gift und Galle zu spucken.

ZOOM-FAKTOR: 1 von 10!


MARC-OLIVER: Bei Hawk & Dove und The Savage Hawkman dachte ich schon, dümmer geht’s nimmer, aber wie nun Blackhawks unter Beweis stellt, geht es doch irgendwie immer noch dümmer. Doch halt … Ich glaube, ein Muster erkennen zu können. Der Internationale Verband der Falkner sollte vielleicht mal überlegen, bei DC Beschwerde wegen Verunglimpfung einzureichen.

Du beschreibst das Konzept der Serie schon sehr treffend. Ob die Layouts von Graham Nolan so toll sind, weiß ich aber auch nicht, denn es gibt mindestens zwei Szenen in dem Comic, bei denen es mir völlig schleierhaft ist, was sie mir vermitteln sollen. Vermutlich kam es Ken Lashley auch nicht so sehr auf die erzählerische Komponente an, sondern eher darauf, das vermaledeite Ding endlich rechtzeitig fertigzubekommen. So sieht der Comic nämlich aus.

Autor Mike Costa indes gibt offenbar nichts auf Dinge, die man nicht sehen oder erschießen kann. Wie zum Beispiel die Logik. Topagentin wird im Einsatz gebissen, weigert sich anschließend, die Wunde behandeln zu lassen. Streng geheime Organisation pflastert Uniformen und Gerät mit stylischen Logos. Kommandant empfängt einen UN-Vertreter in voller Kampfmontur und mit rot getönter Sonnenbrille – tief in irgendeinem geheimen Bunker. Hätte David Bowie in den 1980ern eine Captain-Future-Phase gehabt, hätte er sich genau so zurechtgemacht. Den Gag mit dem Iren, der eigentlich Ukrainer ist, fand ich eigentlich total lustig, aber auch nur so lange, bis Costa den Rest der Seite darauf verwendet, ihn mit ungeniert schlechter Prosa totzusezieren. Pointen sind wohl auch nicht so sein Ding.

Nein, es gibt wenig, das man Blackhawks zugute halten könnte. Die Zeichnungen sind bestenfalls genießbar, die Story ist doof, die Figuren am doofsten und die Texte von einer bedauerlich unspektakulären Beschissenheit. Wenigstens kommt nun bei den restlichen Heften nichts mehr mit Federvieh im Titel, das Gröbste dürften wir also überstanden haben.

Was natürlich kein Grund zum Aufatmen sein muss, wenn gerade der Durchfall herrscht.

ZOOM-FAKTOR: 1 von 10!


 

Bereits im Juni hatte COMICGATE alle 52 neuen DC-Serien vorurteilslos begutachtet und eingeordnet: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4.

Alle Folgen von „52 mal berührt“