Rezensionen

Swamp Thing 1 – Die Auferstehung der Toten

Cover Swamp Thing 1Von dem Relaunch des DC-Universums sind nicht nur die zahlreichen Superhelden betroffen, die eine Art Runderneuerung erleben, sondern auch einige Figuren, die in Deutschland bislang nicht ihren verdienten Stellenwert inne hatten und nun, mit einer neuen Mythologie versehen, eine neue Chance auf dem deutschen Markt bekommen. Neben der Rückkehr von „Hellblazer“ John Constantine ins DC-Universum als Mitglied der Justice League Dark kommen auch andere Horrorserien auf den Markt. DC wird düsterer: Animal Man, Ich der Vampir und die oben erwähnten sorgen gemeinsam für Gänsehaut. Und auch eine der legendärsten Figuren kommt nach langer Abstinenz auf den Markt zurück: das Swamp Thing.

Bei uns war diese Figur lange abwesend und trat eigentlich nur als Gaststar in den Megaevents und bei Hellblazer auf. Nachdem die Serie 1996 in den USA eingestellt worden war, gab es in den 2000er Jahren zwei kurzlebige Wiederbelebungsversuche, die nicht sehr erfolgreich waren und in Deutschland gar nicht erst herauskamen. Nun hat der Relaunch dem Sumpfwesen einen neuen Autor beschert. Und zwar Scott Snyder, der durch American Vampire zum Star wurde. Sonderlich stark verändert hat er die Mythologie aber nicht.

Alec Holland war tot. Nun aber ist er wieder da und arbeitet als normaler Mensch als Wissenschaftler und freiwilliger Bauarbeiter. Doch so normal ist er nicht, denn er lebt mit den Erinnerungen des Sumpfwesens. Erinnerungen an Taten und Ereignisse, die er nicht selber miterlebt hat, quälen ihn. Vor allem die Liebe zu einer noch nie getroffenen Frau nimmt ihn mit. So ist er nicht begeistert, als ihn Superman aufsucht und um Hilfe bittet, da merkwürdige Naturphänomene Hollands Fähigkeiten verlangen. Holland lehnt ab, aber langsam hat er keine Wahl mehr: Die Fäulnis sucht die Welt heim und droht alles zu verschlingen. Holland will aber nicht kämpfen. Da taucht ein anderes Swamp Thing auf und vor allem die große, unbekannte Liebe: Abigail Arcane. Können sie ihn überreden oder haben sie nichts Gutes für Holland im Sinn?

Seite aus Swamp Thing 1Es ist auffällig, dass sich Snyder nicht allzu sehr von der ursprünglichen Figur entfernt. Die Geschichte wird nicht neu geschrieben, da sie die Hauptfigur Alec Holland als fremde Erinnerung in sich trägt. Somit sind die alten Ereignisse weiterhin gültig. Im Grunde gibt es nur zwei wesentliche Änderungen, die aber für den ersten Band des Relaunchs äußerst prägend sind: Zum einen ist Alec Holland nicht mehr das Sumpfding und zum anderen kennt er seine große Liebe Abigail noch nicht. Beides liefert das Konfliktpotential für den gesamten Band. Swampy ist dadurch weiterhin eng verbunden mit dem von Alan Moore geschaffenen Mythos, wobei etwas unklar bleibt, was denn nun mit dem Swamp Thing und Alec Holland vor diesem Band geschehen ist. Für Nicht-Kenner der Figur und der Serie sind manche Aspekte damit etwas schwer zu verstehen. Die stellenweise sehr unübersichtlichen Panelanordnungen sind da auch nicht gerade hilfreich.

Letzteres ist aber die einzige Schwäche des gelungenen Bandes, der voller Action, Horror, Drama und Anspielungen auf die Figurenhistorie ist. So kommen die Namen aller legendären Autoren und Zeichner der Serie in Form von kleinen Referenzen (wie z.B. dem „Totleben Motel“) mal vor. Der Subtext, der häufig in der Figur zu finden war, ist hier überdeutlich: die Untrennbarkeit von Mensch und Natur. Der Mensch Holland ist als Swamp Thing deren Verkörperung und damit die absolute Symbiose. Äußerst gelungen und erschreckend ist die Bedrohung durch die Fäulnis, das Zwischenstadium zwischen Leben und Tod. Spannend ist der Comic nicht zuletzt deshalb, weil der Held sein Schicksal ablehnt, sich allem verweigert und damit erst recht die Katastrophe auslöst. Holland ist zerrissen und zweifelnd und vor allem und jedem auf der Flucht. Auch vor sich selbst. Aber wie es bei Heldengeschichten immer so ist: Er muss seinen Egoismus überwinden und sich selbst, sein Innerstes und sein Ich opfern für das Wohl aller.

 

Wertung: 9 von 10 Punkten

Gelungener Relaunch voller Horror, Dramatik und Spannung

 

Swamp Thing 1 – Die Auferstehung der Toten
Panini Comics, September 2012

Text: Scott Snyder
Zeichnungen: Yanick Paquette, Victor Ibanez, Marco Rudy
Übersetzung: Josef Rother
172 Seiten, farbig, Softcover
Preis: 16,95 Euro
ISBN: 978-3-86201-421-7
Leseprobe

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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Panini Comics