Rezensionen

Y: The Last Man 3 – Ein kleiner Schritt

y3Yorick, der letzte Mann in einer Welt voller Frauen, ist endlich zurück!

Die Erfolgsserie von Autor Brian K. Vaughan und Zeichnerin Pia Guerra wurde auf Deutsch ursprünglich von Speed Comics veröffentlicht. Nach zwei Sammelbänden war dann aber aufgrund der problematischen Situation dieses Verlags erstmal Schluss. Nachdem Panini letztes Jahr die kompletten WildStorm- und VERTIGO-Lizenzen eingekauft hat (wir berichteten), geht es nun direkt im Anschluss an die Speed-Veröffentlichungen mit dem dritten Band weiter (die ersten beiden Bände sind für Januar und Februar angekündigt).

Ein unbedarfter Jungzauberer ist nach einer weltweiten Seuche aus unerfindlichen Gründen der einzige noch lebende Mann in einer Welt voller Frauen. Außer seinem Affen Ampersand weiß man auch von keinem männlichen Tier, das überlebt hat.

Nun könnte diese Konstellation manche feuchte Männerträume erfüllen und/oder leicht ins Alberne abgleiten. Und so einfach man sich solche Szenarien vorstellen kann, so beeindruckender ist das, was Vaughan aus seiner Idee macht. Seine erdachte Welt lebt.

Lebt in Yorick Brown, dem so viel wohler wäre, wenn er nicht der letzte Mann auf Erden wäre. Denn eigentlich ist er nur der nette Junge von nebenan und keiner, der die Welt retten kann – wie auch immer das aussehen könnte. Und das weiß er auch. Er ist zwar tollpatschig, aber sicher nicht auf den Kopf gefallen.

Sie lebt in den Frauen, die versuchen, ihr Leben so gut es geht weiterzuführen, wie sie es gewohnt waren – die Wissenschaftlerinnen, die Kongressabgeordneten, die Geheimagentinnen, die Präsidentin. Was aber machen die Hausfrauen? Wie geht es in den Berufen weiter, in denen größtenteils Männer gearbeitet haben?

Sie lebt in den „Töchter der Amazonen“, die davon überzeugt sind, dass Mutter Erde sich bewusst der Männer entledigt hat und die nun hinter Yorick her sind. Und ausgerechnet Yoricks Schwester Hero ist dieser fanatischen Gruppe, jeweils erkennbar an dem Fehlen einer Brust durch Selbstamputation, beigetreten.

Sie lebt in den Frauen, die sich künstliche Bärte ins Gesicht kleben und männliches Gehabe annehmen, um damit Kundinnen anzulocken und so ihr Geld zu verdienen.

Yorick, die Genetikerin Dr. Mann (sic) sowie die zu seinem Schutz abgestellte Agentin 355 sind auf dem Weg zu Dr. Manns Labor in Los Angeles, nachdem ihr aktuelles Labor in Boston von einer israelischen Organisation zerstört wurde. Eigentlich will Yorick ja nur zu seiner Freundin, die sich am anderen Ende der Welt in Australien aufhält. Aber er konnte von seiner Mutter, einer Kongressabgeordneten, davon überzeugt werden, Dr. Mann für Untersuchungen zur Verfügung zu stellen, um die Fortpflanzung auf der Erde wieder in Gang zu setzen.
Im 3. Band erfahren sie von einer russischen Agentin, dass Yorick doch nicht der einzige noch lebende Mann ist – zumindest im Weltall gibt es noch zwei männliche Überlebende, die zusammen mit ihrer Kollegin aus technischen Gründen nun auf die Erde zurückkehren müssen. Der Landeplatz wird in der Nähe ihres aktuellen Aufenthaltortes sein. Yorick ist unendlich erleichtert, dass vielleicht bald die Last der Verantwortung von seinen Schultern genommen werden könnte. Allerdings gibt es da das Problem, dass die Israelis immer noch Yorick haben wollen. Und so entsteht ein Kampf um die letzten Männer, in der 355 zeigen muss, was sie drauf hat …

Außerdem enthält dieser Sammelband die von Gastzeichner Paul Chadwick eigenständige Geschichte „Kömodie und Tragödie“, in der der entführte Ampersand von einer Theatergruppe aufgegriffen wird. Dieses fahrende Volk ist angeödnet von den seichten Stücken, die das verstörte Publikum zur Ablenkung sehen will, und wird durch den männlichen Affen inspiriert, ein Stück über den letzten Mann auf Erden zu schreiben und aufführen – nicht ahnend, wie nah sie der Wahrheit sind. Das Stück trifft bei den Zuschauern auf geteilte Meinungen …

Die Konsequenz – gerade in den kleinen Details -, mit der Vaughan seine auf 60 Einzelfolgen (in jedem deutschen Band sind etwa fünf bis sieben Folgen gesammelt) angelegte Serie umsetzt, ist immer wieder erstaunlich. Alles scheint durchdacht zu sein, nichts wird dem Zufall überlassen. Und in den Kleinigkeiten ist Vaughan sowieso ganz groß. Allein schon der doppeldeutige Titel, „Y“ für das männliche Y-Chromosom, aber ausgesprochen auch als „Why“ – also „warum?“ – zu verstehen, macht bereits klar, wie sorgfältig Brian K. Vaughan vorgeht. Yorick z.B. wurde nach einem Hofnarr in Hamlet benannt, Dr. Mann hat sicherlich nicht umsonst ihren Namen, und wenn mal eine Wegkreuzung wie das Y des Logos aussieht, dann darf man auch eher von Absicht ausgehen. Dazu kommen noch kleine Witze und Anspielungen, von denen man sich bestens unterhalten fühlt. Und irgendwie ist es ja schon interessant, dass hier von USA-Verbündeten die Gefahr ausgeht, während die Gruppe um Yorick vom ehemaligen „alten Feind“ Russland unterstützt wird.

Pia Guerras Zeichnungen sind unauffällig, aber durch die Bank hinweg solide und gefällig. Allein die Farben von Pamela Rambo (hihi) sind für meinen Geschmack etwas zu einfach geraten.

Die Panini-Aufmachung ist sehr ordentlich. Eine stabile Ausführung, ein schönes, teils mit Glanzfolie versehenes Cover, eine Übersicht der Geschehnisse als Einleitung sowie die Abbildung aller Cover der Einzelausgaben vom wunderbaren J.G. Jones runden die Rückkehr von Yorick, Ampersand, Dr. Mann und 355 gut ab.

Das allererste Heft, auf Englisch, kann man sich übrigens legal von der offiziellen Website als PDF herunterladen.

[Ach so, und wer sich noch mehr für Vaughans Kunst der politischen Unterhaltung interessiert, dem sei Ex Machina wärmstens empfohlen, das Panini bereits angekündigt hat und die Politik als Thema ganz direkt angeht. Eine Serie, die mehr im „Jetzt“ spielt – bis auf die Tatsache, dass die Hauptperson, der Bürgermeister von New York, Superkräfte hat. Aber ansonsten ist alles, wie wir es gewohnt sind… Vaughan stößt dort einerseits aktuelle Fragen an, unterhält aber andererseits wieder meisterlich. Macht süchtig.]

Y: The Last Man 3 – Ein kleiner Schritt
Panini, Dezember 2006
Autor: Brian K. Vaughan
Zeichnungen: Pia Guerra
144 Seiten, Softcover, farbig; 16,95 Euro
ISBN: 3866072724

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Band 3:
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a2

alle Bände:
a1

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Bildquelle: Comiccombo.de

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