Mit der fantastischen Reise zum Mittelpunkt des Mondes liegt nun der Abschluss der Science-Fiction-Trilogie vor. Und da hier viele offene Handlungsfäden und Konflikte zwischen den Figuren miteinander verknüpft werden, wird es für Leser, die die vorhergehenden Abenteuer nicht mit verfolgt haben, recht schwer, alles einordnen zu können. Sprich: Wer die ersten beiden Teile nicht kennt (hier die CG-Rezension von Band 1), wird mit dem Band nichts anfangen können.
Robur macht sich mit seinen Freunden und Zweckverbündeten daran, zum Mond zu reisen, um die Invasoren auf deren heimischen Boden zu schlagen. Nach einem Kampf gegen deren Armee, die nicht nur im All scheinbar übermächtig ist, muss er allerdings feststellen, dass in seiner kleinen Gruppe ein Verräter zu finden ist, was einen der wichtigsten Verbündeten das Leben kostet.
Eine Serie wie Robur ist für den Verlag Edition 52 eher ungewöhnlich. Ansonsten punktet das Haus ja mit hochwertigen, anspruchsvollen Comics vor allem aus dem Independentbereich. Immerhin waren es die Wuppertaler, die Jeff Lemire nach Deutschland gebracht haben. Da wirkt eine Hochglanzproduktion aus dem Science-Fiction-Genre zunächst wie ein Fremdkörper. Demnach erscheint diese aus der Pulp-Tradition stammende Abenteuergeschichte neben einem Meisterwerk wie Essex County wie, naja, eben wie ein Alien.
Doch beim Betrachten lässt sich die Faszination dieser französischen Reihe durchaus verstehen, denn die Optik, die Gil Formosa auf die Seiten zaubert, ist überwältigend – wobei der Mix aus 3D-Computergrafik und klassischem franko-belgischem Strich nicht ganz so harmonisch ausfällt. Zudem ist die Anordnung der Sprechblasen total wirr ausgefallen und trägt nicht gerade zum Verständnis der Handlung bei, da man sich erst den Weg durch die Dialoge suchen muss. Das gleiche kann man eigentlich über den ganzen Band sagen: Er ist gut, aber zugleich ziemlich unübersichtlich.
Literaturfans können sich über einige Anspielungen freuen: Nicht nur bezieht sich der Name des Helden Robur auf eine Figur, die von Jules Verne (als Schurke) geschaffen wurde, auch der Titel des Abschlussbands bezieht sich auf einen Roman des Franzosen. Alles zusammen ergibt Pulp, aber in einer schönen Variante. Wie es sich für einen Abschluss fast schon gehört, ist eine Story kaum vorhanden. Das verwundert insofern nicht, da ja die einzelnen Handlungsstränge aus den Vorgängeralben zusammengeführt werden müssen. Ungewöhnlich ist das „unhappy end“, bei dem nicht alles heil ist, sondern einige neue Konflikte entstehen. Das ist einerseits erfreulich, da die Autoren Randy und Jean-Marc Lofficier auf diese Weise Klischees gegen den Strich bürsten. Andererseits stiften sie damit auch Verwirrung, da sich diese Aspekte im Zuge des Geschehens nicht ankündigten. Zudem sind ihre Charaktere ziemlich flach. Der schöne Schein ist hier Programm, und auch wenn sich die dürftige Story nicht immer nachvollziehen lässt, kann man sich immerhin in Formosas Panoramabildern verirren. Das hat auch was.
Wertung:
Hier ist die Oberfläche alles, denn die Story krankt und hakt trotz aller Pulp-Einflüsse.
Robur 3 – Reise zum Mittelpunkt des Mondes
Edition 52, Dezember 2012
Text: Randy und Jean-Marc Lofficier
Zeichnungen: Gil Formosa
Übersetzung: Uwe Löhmann
52 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 15,- Euro
ISBN: 978-3-935229-94-4
Leseprobe
Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Edition 52