Rezensionen

Perry – Unser Mann im All 133

 Seit 2006 beschäftigt sich das von Karl Nagel gegründete Hamburger Studio Alligatorfarm mit der Wiederbelebung einer Comic-Serie der 70er Jahre: Perry – Unser Mann im All war damals ein psychedelisches Pulp-Vergnügen im Geiste von Barbarella, das im Universum der langlebigen Romanreihe Perry Rhodan spielte.

Die wiederbelebte Version der Serie schloss erstmal eine vor 30 Jahren offen gebliebene Storyline ab, ehe man sich an eigene Geschichten machte. Die kommen nun als gut ausgestattetes Heft mit beigeheftetem Poster auf den Markt.

Das Konzept scheint wohl aufzugehen: Zwar erscheint das Heft eher unregelmäßig, aber es erscheint, und auch ein Spin-Off unter dem Titel Perryversum ist in Planung. Im September kam die Nr. 133, das dritte Heft mit eigenen Geschichten, in die Läden. Neben dem ersten Teil einer längeren Geschichte sind darin auch zwei abgeschlossene Kurzgeschichten enthalten.

Und sie kriegen euch doch! Die Hauptstory „Und sie kriegen euch doch!“, die als Dreiteiler angelegt ist, erzählt von einer Invasion der Millies, die Perry Rhodans Raumschiff Crest II entern. Die Viecher erinnern ein wenig an Papageien, sind aber alles andere als putzige Gesellen: Es entbrennt ein blutiger Kampf, an dessen Ende unser Held Perry in Lebensgefahr schwebt.

Kai Hirdt, Karl Nagel und Vincent Burmeister gelingt es hier tatsächlich, den Spirit der überdrehten 70er aufs Papier zu bringen und gleichzeitig einen modernen Comic zu produzieren, der in Storytelling, Seitenlayout und Zeichenstil keineswegs altmodisch wirkt. Burmeisters Artwork erinnert mehrfach an Frank Miller, was bestens zu der ziemlich hartgekochten Story passt. Hier soll keine tiefsinnige Geschichte erzählt, sondern zünftiges Pulp-Entertainment geboten werden, was hervorragend gelingt.

Von Monstern und Menschen Dazu gibt es zwei Kurzgeschichten, in denen die Hauptfigur Perry Rhodan nicht auftaucht. In „Von Monstern und Menschen“ spielen zwei Mitglieder von Perrys Crew, Alaska Saedelaere und Iwan Goratschin, die Hauptrolle. Sie stürzen sich in ein Flirt-Abenteuer, das den Genreregeln gemäß natürlich verhängnisvoll enden muss. Der Plot ist zwar sehr konventionell, die Story (geschrieben von Andreas Völlinger und gezeichnet von Till Felix) gewinnt aber durch ihre sympathische und menschliche Erzählweise.

Zum Abschluss dürfen Olaf Brill und Philip Cassirer nochmal richtig auf die Pulp-Kacke hauen und lassen den Draufgänger Ronald Tekener ein Zocker-Abenteuer im Casino bestehen, in dem nicht nur fiese Monster, sondern auch reichlich barbusige Damen auftauchen. Auch hier ist der Plot keine Offenbarung, man merkt der Kurzgeschichte aber an, dass die Macher hier großen Spaß hatten. Und der überträgt sich letztlich auch auf den Leser.

Spielchen gefällig? All diese Geschichten funktionieren wohl am besten, wenn man als Leser mit dem Perry-Rhodan-Kosmos und seinen Figuren halbwegs vertraut ist. Aber auch als Neuling wird man von der Alligatorfarm an die Hand genommen und bekommt im redaktionellen Teil Infos über Hauptfiguren und wichtige Handlungselemente. Abgerundet wird das Paket mit einem Poster und mehreren Pin-Ups. Insgesamt ist das Perry-Heft ein Comic, dem man anmerkt, dass seine Macher mit viel Spaß und Enthusiamus am Werk sind, was man weiß Gott nicht von allen Lizenz-Comics sagen kann.

Perry – Unser Mann im All 133 (Neue Reihe #3)
Alligatorfarm, September 2007
Verschiedene Zeichner und Autoren
Heft; farbig; 52 Seiten; 4,95 Euro

Deftige SF-Unterhaltung, die Spaß macht.

einkaufswagen cc

Bildquelle: alligatorfarm.de