Rezensionen

Mazehopper 1 – Die fünfdimensionale Karte

mazehopperDie drei Geschwister Yunoni (Kriegerin), Yuki (Erfinder) und Mazoo (Magier in Ausbildung) sind „Drachenkinder“, die in einem Drachenei im Inneren eines Vulkans hausen. Um den Vulkan haben Kobolde in jahrtausendelanger Arbeit eine labyrinthartige Stadt (oder ein stadtartiges Labyrinth?) gebaut, aus der niemand mehr hinausfindet, der einmal hineingeraten ist. Auf Geheiß eines Drachengeists machen sich die Drei dennoch auf, um den Ausgang aus dem Labyrinth zu finden und damit den Untergang des Koboldreichs zu beschwören.

Verfolgt von den fiesen Kobolden treffen sie auf den hier gestrandeten Weltraumhasen Heikki Looper, einen „Mazehopper“ (zu Deutsch „Labyrinth-Hüpfer“), der gegen den Willen der Koboldherrscher an einer Durchquerung der Labyrinthstadt arbeitet. Looper schickt die drei Geschwister auf die Jagd nach einer fünfdimensionalen Karte, gelagert in einer wandernden Bibliothek, die nach seinen Berechnungen zum anstehenden Vollmond im Hexenhaus einer Trollhexe auftauchen soll. Mit Hilfe von Loopers gerade erfundenem „Borderline Board“ werden die frisch gebackenen Mazehopper per Wurmloch ins Hexenhaus transportiert, wo natürlich weitere Probleme warten …

Videogamer können ein langes und lautes Lied von derartigen abstrusen Patchwork-Geschichten singen. Und Mazehopper liest sich von vorne bis hinten wie die Comicadaption eines Videospiels, das es nie gab. Das ist vom Autor offensichtlich so gewollt und auf den ersten Blick eine ganz originelle Idee, aber hier liegt das große Problem des Comics: Was in Videospielen auf schräge Art sympathisch oder gar kultig sein kann, funktioniert in einer Erzählung unter Umständen längst nicht so gut. Denn während die Story-Untermalung eines Videospiels letztendlich nicht mehr sein muss, als ein erzählerisch hauchdünnes Feigenblatt für den Spielablauf und die Geschichte ein gutes Spiel kaum kaputt kriegen kann, muss sie einen Comic – zusammen mit den Zeichnungen – komplett tragen. Und dazu reicht es im Fall von Mazehopper, trotz ein paar schöner Ideen, leider nicht. Eine packendere Erzählweise oder besser ausgespielter Humor hätten hier vielleicht noch einiges retten können, aber über ein „ganz nett“ kommt der Comic in beiden Punkten nie hinaus. Die Erlebnisse der Labyrinth-Hüpfer sind einfach zu belanglos geraten.

mazehopper01Das ist schade, denn der lockere, recht reduzierte Zeichenstil mit Anleihen aus frankobelgischen Funnies und einem Hauch von Manga hat unbestritten etwas. Die Umsetzung der drolligen Figuren in ihrer verschachtelt-expressionistischen Welt, in der selbst die Häuser zu leben scheinen, erreicht zwar bei weitem (noch) nicht die Klasse der Arbeiten des unübersehbaren zeichnerischen Vorbilds Lewis Trondheim, aber macht in ihrer ganz eigenen Ästhetik durchaus Laune.

Hätte Autor-Zeichner Christopher Pirker direkt ein Videospiel aus dem Konzept kreiert, es würde vermutlich mehr überzeugen als der Comic. Vielleicht hätte aber auch eine unterstützende redaktionelle Betreuung bei der Entstehung der Geschichte ausgereicht, um die teils vielversprechenden Ansätze weiter auszubauen und Handlung, Humor und Dialoge besser hinzukriegen. Aber dass eine derartige Projektbetreuung bei einem deutschen Kleinverlag wie Epsilon allein aus finanziellen Gründen schon nicht so einfach drin ist, liegt natürlich auf der Hand.

Bei aller Kritik möchte ich dem Comic jedoch zugute kommen lassen, dass ich unter Umständen einfach die falsche Zielgruppe bin und will nicht ausschließen, dass Mazehopper bei manchem jüngeren Leser (der Comic ist ab 8 Jahren empfohlen) als Lektüre für die Pause vom Konsolenzocken ganz gut ankommen könnte.

 

Wertung: 4 von 10 Punkten

Eigensinnige und durchaus ansprechende Zeichnungen, unausgereifte Geschichte auf Jump’n’Run-Game-Niveau

 

Mazehopper Level_#1 – Die fünfdimensionale Karte
Verlag: Epsilon, Juni 2011
Text & Zeichnungen: Christopher Pirker
48 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 12,50 Euro
ISBN: 978-3-86693-158-9
Leseprobe

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Abbildungen © Christopher Pirker, Epsilon Verlag

 

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Interview mit Christopher Pirker beim PPM-Vertrieb

Homepage von Christopher Pirker