Von Comics aus Österreich bekommen wir in Deutschland nicht viel mit. Trotzdem gibt es und gab es auch schon vor ein paar Jahren einige namhafte Künstler, die aus Österreich stammen, ebenso florieren ehrgeizige Projekte, vor allem an den Knotenpunkten der größeren Städte Wien, Graz und jetzt eben auch Linz.
Dank einer Impulsförderung der Stadt konnten Gottfried Gusenbauer und Gerald Roßbacher ein wunderbares Magazin auf die Beine stellen. Das selbsternannte „Heft für Comics und Bildliteratur“ sieht sich als Plattform zur Präsentation und Vermittlung, genauso gibt es relativ umfassend einen Einblick in die Arbeit österreichischer wie internationaler Künstler. Und nicht zuletzt möchte „Lin_c“ die Lust am Comiclesen neu entfachen.
Einen hohen und edlen Anspruch, den Gusenbauer und sein Team damit an sich selbst gestellt haben. Offenbar aber kein Problem, denn das Heft erfüllt alle Erwartungen, die Macher haben ein wunderbares Standardwerk (eine ganz weitreichende Momentaufnahme der österreichischen Szene und noch etwas mehr) aus der Taufe gehoben.
„Lin_c“ zeigt Porträts einiger junger Nachwuchskünstler und präsentiert Ausschnitte aus deren Comics, gleichfalls werden natürlich auch nicht die hierzulande bekannteren Namen vergessen. So wird Harald Havas (sein Comicstrip „Total Fred“ erschien u.a. beim Zwerchfell-Verlag, bei uns könnt Ihr zu diesem Band ein Interview mit ihm und Reinhard Kiesel lesen) ebenso vorgestellt wie ein Gerhard Förster („Von Mir!“ beim Schwarzen Turm) oder der hinreichend bekannte Karikaturist und Cartoonist Gerhard Harderer. Sehr erfreulich fällt auch auf, dass hierbei die redaktionellen Stile arg variieren, also ein Harderer beispielsweise in Form eines kurzen Interviews vorgestellt wird, während von Förster hingegen gleich mehrere Seiten seiner One-Pager als Beispiel seines Schaffens dienen. Und bei manch anderen Künstlern muss man überhaupt erstmal penibel suchen, um herauszufinden, um welche Person es hier geht und was diese uns eigentlich zu präsentieren versucht. Das macht den Inhalt abwechslungsreich und wirkt erfreulich lebendig auf den Leser. Neben den einzelnen Künstlern an sich, die in hoher Anzahl in dem Band vertreten sind, liegt der Fokus des Magazins auch noch auf ein paar weiten Dingen, die thematisiert oder zumindest kurz angeschnitten werden. Zu denen gehört die zweifelsohne nicht zu verachtende Entwicklung österreichischer Comicverlage, dementsprechend kommen auch Verlage wie die Grazer Prequel oder Tonto, Nicolas Mahlers Edition Brunft (oder auch das Allstar-Projekt „50 – Literatur gezeichnet“) zu Wort bzw. zu Bild.
Ein weiterer Punkt, der immer wieder innerhalb des Heftes für Auflockerung und neue interessante Erkenntnisse sorgt, ist die Beziehung vom Comic zu bildender Kunst, Theater und Film und den jeweiligen Überschneidungen. Schlussendlich wird sogar textiles Gestalten in den Vordergrund gerückt, womit man dann ein breites Spektrum der bildgeschichtlichen Randerscheinungen Österreichs wohl mehr als perfekt gewährleistet hat.
Abgerundet wird „Lin_c“ 1 dann auch noch von einem längeren Interview mit den ehrgeizigen Leuten von Stripburger, einem anspruchsvollem slowenischen Comicverlag. Auch das wirkt nicht eine Sekunde deplatziert, sondern ist sehr informativ.