Rezensionen

Leo Roa

Der Splitter Verlag setzt seine gelungene Veröffentlichungspolitik fort, indem er die beiden Abenteuer des „Journalisten der Zukunft“ Leo Roa in einem einzigen Band veröffentlicht. Im Gegensatz zu den Splitter-Books kommt dieser als Album im Großformat.

Der Autor und Zeichner Juan Giménez ist ja nun beileibe kein Unbekannter mehr. Nicht nur ist er seit langem schon aktiv, sondern er erfreut sich auch großer Beliebtheit. Nicht zuletzt hat er sich schon oft im Bereich der Science-Fiction getummelt. Zusammen mit Autor Alejandro Jodorowsky erzählte er die Geschichte der Kaste der Meta-Barone weiter, und bereits eines seiner ersten Werke, Müll, war ein Science-Fiction-Abenteuer mit starker Sozialkritik. Auch dieses hatte er selber getextet, Leo Roa ist also nicht sein Debüt als Autor.

Zwar verläuft die Story nicht immer sonderlich glatt und holpert an einigen Stellen, doch ist das Format des Doppelalbums gut gewählt. Indem die beiden Abenteuer zusammen veröffentlicht werden, kann man gut die Entwicklung des Helden beobachten und nachvollziehen. Zu Beginn ist er nämlich alles andere als ein Held, sondern ziemlich unbedarft und stolpert in sein Abenteuer hinein, ohne wirklich die Initiative ergreifen zu können.

Es beginnt damit, dass der als Archivar in einem Medienbetrieb angestellte Leo Roa von mehreren Männern gejagt wird (ohne dass er es zu Beginn überhaupt merkt), da er bei Recherchen herausgefunden hat, wessen Identität sich hinter einem berüchtigten Weltraumpiraten verbirgt. Das sorgt immerhin für ein gehöriges Maß Komik. Später, mit gewachsenem Selbstbewusstsein, weil er endlich als Journalist arbeiten kann, nutzt er mehr seine Möglichkeiten, ohne in brenzligen Situationen angstfrei zu sein.

Auffällig sind die starken Frauenfiguren, die hier die Entwicklungen, und nicht nur die, anstoßen. Auch sind sie die sexuell aktiveren, was insbesondere die Herren in dem Band ziemlich verunsichert. Gimenez scheint ein Faible für starke Frauen zu haben. Schon eine seiner ersten Heldinnen, aus Müll, war die charakterlich stärkste Person und auch in der Saga der Meta-Barone sind die Frauen alles andere als hübsches Beiwerk. Dabei versteht es Giménez wie kaum ein anderer, die Frauen so schön zu zeichnen.

Leo Roa ist sehr charmant erzählt. Das Augenmerk liegt auf der parodistischen Komik, ohne auf Schenkelklopfer zu setzen. Ironie ist der bevorzugte Erzählstil von Giménez. Dass das Werk, erstmals Ende der 80er Jahre erschienen, aus seiner Anfangszeit stammt, ist an den Zeichnungen zu erkennen, die weniger glatt gehalten sind als etwa in Die Kaste der Meta-Barone. Einige Passagen, sowohl die zeichnerische Gestaltung der Aliens als auch einige Storyelemente, erinnern stark an die Serie Burton und Cyb von Ortiz und Segura.

Es gibt aber auch einige andere schöne Anspielungen (vor allem auf das Piratengenre) und Ideen, die viele gesellschaftliche Aspekte aufgreifen, wie das Journalistengewerbe, Werbung, Musik und ethnische Konflikte. Das wirkt aber niemals plakativ, sondern eher wie eine humoristische Mischung aus Sillage, Luc Orient und dem schon erwähnten Burton und Cyb. Aber das Angenehmste an dem Band: Er nimmt sich selbst nicht ernst, und man merkt Giménez die Schaffensfreude an.

 

Wertung7 von 10 Punkten

SF-Abenteuer mit gehöriger Portion (Selbst-)Ironie, das leichtfüßig die Entwicklung eines unbedarften Helden erzählt

 

Leo Roa
enthält „Die wahrhaftige Geschichte von Leo Roa“ und „Die Odyssee widriger Umstände“

Splitter Verlag, Januar 2011
Text und Zeichnungen: Juan Giménez
112 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 19,80 Euro
ISBN: 978-3-86869-208-2
Leseprobe

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Abbildungen © Juan Giménez, der dt. Ausgabe: Splitter Verlag