Rezensionen

Lance 3

Cover Lance 3Waren schon im zweiten Band der klassischen Westernserie Lance einige starke Veränderungen auszumachen, die vor allem emanzipatorisch gegenüber Prinz Eisenherz zu deuten sind, so entwickelt der dritte Band einen starken Realismus und erzählt Themen, die wirklich einzigartig für den Western allgemein sind.

Oftmals verbergen sich hinter Westerncomics im Grunde andere Genres, die nur in ein Westerngewand gekleidet sind. Comanche etwa hat sehr viel von einem Krimi, der eben zur Zeit des Wilden Westens spielt, wobei hier auch der Aufbau der Zivilisation, ein Ur-Thema des Western, eine Rolle spielt. Lance hingegen ist wirklich ein reiner Westernstrip und erzählt von Geschehnissen, die wirklich nur diesem Genre innewohnen. Angesiedelt ist die Saga in den Jahren zwischen 1834 und 1848, und vor allem in den hier abgedruckten Strips geht es um die Erschließung unbekannter Ländereien. Der Held Lance Saint-Lorne begleitet einen Treck und hat sich in die junge Valle verliebt. Nachdem er sie aus den Händen von Entführern gerettet hat, steht dem jungen Glück kaum etwas im Wege. Doch Washington hat andere Pläne und befördert Lance nicht nur zum Colonel, sondern macht ihn auch zum Anführer der Rangers, die sichere Passagen gen Westen für die Siedler finden sollen. Dadurch machen sie sich nicht nur Indianer zum Feind. Der schlimmste Gegner jedoch ist das Wetter.

Konnte man schon nach den ersten beiden Bänden der Bocola-Ausgabe unbestritten sagen, dass Lance wohl die beste Westernserie ist, die jemals in einer Zeitung erschienen ist, so ist es doch schon erstaunlich, wie Warren Tufts sich noch stetig verbessern konnte. Nach der inhaltlichen und formalen Loslösung vom Vorbild Prinz Eisenherz, die man im zweiten Band beobachten konnte, entwickelt sich hier ein Realismus, der seinesgleichen sucht. Manchmal findet man zwar noch durchaus Reminiszenzen an den Ritter, etwa das humoristische Werben der beiden Verliebten, aber Tufts arbeitet nicht nur historische Personen und Geschehnisse ein, sondern verlagert seine Erzählung eben auch auf diese realistische Ebene.

Seite aus Lance 3Nicht nur die Rangers und die Suche nach dem Oregon-Trail sind historisch verbürgt, sondern auch der eingeschneite Treck unter Führung von Captain Meek, dem übrigens auch in dem Film Meek’s Cutoff ein filmisches Denkmal gesetzt wurde. Besonders der letzte, düstere Teil des Bandes überzeugt über alle Maßen. Heldentum ist hier nur noch durch Durchhaltewillen definiert und nicht durch irgendeinen Patriotismus oder Gewaltbereitschaft. Somit werden auch die Siedler als einzige wirkliche Helden dargestellt. Denn was vermag Waffengewalt gegen das Wetter? Aber auch die Indianer und die verschiedenen Moralvorstellungen gegenüber den Weißen sind stark ausgearbeitet. Tufts vermeidet starke Schematisierungen, sondern blickt durchaus differenziert auf seine Protagonisten. Während bis zur Hälfte des Bandes durchaus noch Humoristisches zu finden ist und ein starker Abenteuercharakter vorherrscht,  entwickelt er spätestens im letzten Drittel eine unerwartete Düsternis und Härte.

Zeichnerisch sind die Strips einfach hervorragend. Tufts reduziert seine Dailies, wohl aufgrund der Arbeitsökonomie, auf das wirklich Allernotwendigste, wohingegen die Sonntagsseiten weiterhin detailliert mit einer hervorragenden Kolorierung ausgestattet sind. Leider gehen in den Dailies bei den Actionszenen einige Details aufgrund des Formats verloren. Manchmal sind da auch die schwarz-weiß-Abstufungen etwas unübersichtlich geraten, weswegen nicht alles gut zu erkennen ist.  Aber das wird allein schon durch die Sonntagsseiten wieder wett gemacht.

 

Wertung: 8 von 10 Punkten

Band 3 punktet mit einem hohen Grad an Realismus, auch wenn die kleinformatigen Panels der Dailies etwas unübersichtlich geraten sind.

 

Lance – Band 3 (Sundays 106 – 131, Dailies 127 – 276)
Bocola Verlag, Juni 2012
Text und Zeichnungen: Warren Tufts

Übersetzung: Jonas und Uwe Baumann
80 Seiten, s/w und farbig, Hardcover
Preis: 17,90 Euro
ISBN: 978-3-939625-37-7
Leseprobe (PDF)

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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Bocola Verlag