Konungar ist ein typisches Beispiel dafür, wie ein historisches Gewand benutzt wird, um eine Fantasystory einzukleiden. Bei all dem graphischen Oberflächenglanz und der erzähltechnischen Stuckatur fällt es dann auch zunächst kaum auf, dass die Story kaum etwas zu bieten hat.
Das Wikingerreich Alstavik wird gleich von mehreren Seiten bedroht. An den Küsten drohen Feinde einzufallen und im Landesinneren machen sich die einstmals besiegt geglaubten Erzfeinde, die Zentauren, wieder daran, das Reich zu erobern. Und dieses ist geschwächt, da schon seit längerer Zeit ein Bürgerkrieg das Land spaltet. Können die Differenzen angesichts der Bedrohungen von Außen beigelegt werden?
Konungar von Sylvain Runberg (Orbital) bietet einen wilden Mix aus den unterschiedlichsten Mythen, wobei dieser durcheinandergewirbelte Haufen von Zeiten und Stilen leider nicht restlos überzeugt. Ein Zusammenprall von Wikingern und Kelten ist rein historisch betrachtet schon Unsinn. Denn „die“ Kelten gab es zum einen gar nicht und zum anderen waren sie nach den gallischen Kriegen eines gewissen Gaius Julius Cäsar besiegt. Die Wikinger kamen erst ein paar Jahrhunderte später in die Geschichtsannalen. Die heutigen Iren und Franzosen stammen zwar von den Kelten ab, aber die Feinde von Alstavik werden hier einfach nur als „Kelten“ bezeichnet (und kommen nur in mündlichen Berichten, aber überhaupt nicht im Bild vor).
Die ganze Monumentalität des Bandes erinnert an die Überlebensgröße von Fantasy im Sinne von Der Herr der Ringe. Kolossale Bauten, Monster, überquellende Muskeln, Dynastienkonflikte, hier wird nichts Episches ausgelassen. Inhaltlich jedoch geht es nur um einen Bruderkrieg wie in einer klassischen antiken Tragödie. Da passen natürlich die Zentauren hinein, die ja in der griechischen Mythologie beheimatet sind – aber nicht in der nordischen. Trolle und Berserker passen hingegen zur nordischen Sagenwelt und machen andere Gegner eigentlich schon fast überflüssig. Und dann gibt es ja auch noch Runen und die ihnen zugeschriebene Magie. Und außerdem Hexer, Entschuldigung: Druiden. Und Zombies. Das alles ist irgendwie ein kleiner Tick zu viel, so dass man unwillkürlich die Augen verdreht, da nichts so richtig passen will. Vielmehr verleihen diese Zutaten dem Comics einen gewaltigen Trashcharme. Das hat zwar seinen Reiz, aber natürlich nur, wenn man das Ganze nicht allzu ernst nimmt und einfach nur Monster, Action und gute Zeichnungen sehen will.
Auch Zeichner Juzhen liefert einen Mix, denn bei dem chinesischen Künstler trifft sich frankobelgische Erzähltradition mit einem asiatischen Stil. Was in Sang Royal richtig gut funktionierte, lässt hier hingegen das gewisse Extra vermissen. Das Mangaeske der Figuren stört bisweilen, da ihre Gesichter etwas zu glatt wirken und nicht in das hervorragend gestaltete Setting passen wollen. So entsteht ein Bruch, der die verschiedenen Elemente nicht gerade zusammenfügt, sondern eher trennt. Auch ist die Action – für einen Mangaeinfluss erstaunlich – nicht flüssig genug. Zwischenpanels, die das ganze flüssiger gemacht hätten, fehlen, und die Bewegungsabläufe wirken statisch und bisweilen sogar unlogisch. Insgesamt bleibt da nur ein anspruchsloses „Monumental Heroic Fantasy“-Album, das unterhält, aber nicht überzeugt.
Wertung:
Anspruchslose, aber unterhaltsame Fantasygeschichte mit mehr Schein als Sein.
Konungar 1 – Invasionen
Splitter Verlag, Dezember 2011
Text: Sylvain Runberg
Zeichnungen: Juzhen
Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 13,80 Euro
ISBN: 978-3-86869-451-2
Leseprobe
Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Splitter Verlag