Als täglicher Comicstrip erscheint Im Museum von Sascha Hommer und Jan-Frederik Bandel bereits seit 2007 in der Frankfurter Rundschau, jetzt liegt der erste Sammelband bei Reprodukt vor. Auf fast 140 Seiten entführt uns das kreative Duo in eine unbegrenzte, verschachtelte Fantasiewelt, in eine mehrebige Collage aus popkulturellen, historischen, politischen Anspielungen, oder einfach gesagt: ins Museum.
Im Museum ist die Geschichte zweier Geschwister – der Junge neunmalklug, das Mädchen stur – die nachts in einem Museum eingesperrt sind und auf der Suche nach einem Ausgang die Gänge durchstreifen. Den Möglichkeiten sind dabei offenbar keine Grenzen gesetzt, denn die beiden geraten immer tiefer in die hintersten Winkel des zahlreich bevölkerten Museums. Dieses entpuppt sich quasi als magische Box, die alles Vorstellbare und nicht mehr Vorstellbare bereithält und deren Erforschung nie enden will. Die Protagonisten müssen sich u.a. mit dem immer mal wieder auftauchenden Nachtwächter herumschlagen, begegnen bekannten Persönlichkeiten wie Fidel Castro, begeben sich auf einen Drogentrip mit Charles Manson, besuchen ein Wolkenvolk und die Osterinseln und werden Teil einer Videospieldimension.
Dies sind nur wenige der der absurden Ideen, die Bandel und Hommer in ihrem uferlosen Museum stattfinden lassen. Zwar funktioniert der Comic sowohl als zergliederter Strip mit kurzen Pointen als auch als durchgehender Comicband, eine wirklich sinnhafte, stringente Handlung sucht man trotzdem vergebens. Vielmehr beruht das Konzept auf seinem anarchischen Charakter, der hinter jedem neuen Eck, bzw. in jedem neuen Ausstellungsraum des Museums eine weitere, unvorhergesehene Überraschung bereithält. Zudem bedient sich der Comic mehrerer verschachtelter Handlungsebenen, bei denen die Hauptakteure nicht zwangsweise auftauchen müssen. Dafür stehen weitere Charaktere wie der gleichermaßen charismatische wie verschrobene W. Kaninchen bereit.
Im Museum macht einfach richtig Spaß, auch wenn die lustigen Szenen nicht immer so zum Brüllen sind, wie sie sein könnten, und die Dialoge für den ein oder anderen zu verworren und anstrengend geraten sein dürften. Vor allem die diversen Referenzen bleiben in Erinnerung, mit denen man sich einfach identifizieren kann und die dem Leser schließlich auch das Gefühl geben, tatsächlich an einem völlig abgehobenen und unrealistischen Museumsbesuch teilgenommen zu haben.
Sascha Hommer gelingt es besonders gut, durch die sehr simplen, klaren Zeichnungen einen Kontrast zu den oftmals sehr textlastigen Dialogen zu schaffen. Damit ist Im Museum ein hintergründiger und lustiger Comicstrip, der sich in keine bestehende Kategorie einordnen lässt.
Im Museum- Die Treppe zum Himmel
Text: Jan-Frederik Bandel
Zeichnungen: Sascha Hommer
Reprodukt, Oktober 2008
144 Seiten; farbig; Klappenbroschur; 18,00€
ISBN 978-3-941099-00-5
© der Abbildungen: Sascha Hommer, Jan-Frederik Bandel