Der deutsche Independent-Verlag Weissblech-Comics veröffentlicht in seiner Horrorschocker-Reihe schon seit einiger Zeit Horrorgeschichten in alter Tradition. In der aktuellen siebten Ausgabe gibt es zum einen die Geschichte „Blutige Sümpfe“ mit fiesen Mördermücken – von Herausgeber Levin Kurio und Rainer F. Engel in Szene gesetzt -, und zum anderen die Kurzgeschichte „Quarantäne“ von den INKies Yann Krehl und Michael Vogt.
Levin fragt im Heft, wie die als Experiment gedachte längere Geschichte bei den Lesern ankommt.
Prinzipiell ist gegen eine längere, ausgefeilte Handlung ganz und gar nichts einzuwenden, möchte ich meinen – doch gerade die Beispielgeschichte „Blutige Sümpfe“ zeigt, dass man sich nicht über Seitenzahlen definieren sollte. Die Geschichte hängt zwischendrin spannungstechnisch. Die Aufmerksamkeitsdauer hätte man durch eine straffere Erzählung deutlich erhöhen können, so wirkt “Blutige Sümpfe“ etwas ausgewalkt und schwach auf der Brust. Dadurch, dass man durch das Titelbild einen Teil der Auflösung schon kennt, wie auch mein Kollege Thomas im Kri-Ticker bereits anmerkte, wird natürlich dem Horror in den Köpfen, der ja meist der gruseligste ist, vorweggegriffen. Aber auch so ist die Vorstellung von ekligen Riesenmücken immer noch recht… eklig. Die andere Hälfte der Auflösung (nämlich, was es mit diesen Viechern überhaupt auf sich hat) ist ziemlich profan, aber das sieht mir ganz nach gewolltem Trash aus.
Überzeugend ist die aufgebaute Atmosphäre der Fünfziger Jahre und der Natur – da fühlt man fast den Schweiß die Haut herunterperlen, während man mit dem Protagonisten die Sümpfe erforscht.
Eins nervt aber doch gewaltig: Ausrufezeichen werden deutlich zu oft benutzt. Wenn es andauernd eingesetzt wird, dann ist der Effekt dahin, eine Aussage als besonders wichtig zu kennzeichnen oder bestimmte Emotionen zu vermitteln.
Denn ohne hässliche Menschen keine schönen. Oder so.
Yanns Geschichte, von Michael Vogt umgesetzt, weiß durch ihre unerwartete Pointe zu gefallen. Die Zeichnungen sind so souverän, wie man es von Michael erwartet hat, allerdings mitunter etwas arg dunkel geraten. Vielleicht ein Fehler der Druckerei?
Als Gimmick gibt es noch ein, nicht sehr aufregendes, Horrorschocker-Poster sowie ein interessanter Blick hinter die Kulissen im Mitarbeiterporträt, diesmal über Rainer F. Engel, dem Zeichner von „Blutige Sümpfe“.
Insgesamt eine ambitionierte, liebevoll gestaltete Serie, der man deshalb auch den ein oder anderen Hänger verzeiht.
Und: Band 8 ist bereits in der Mache.
Horrorschocker 7
Text: Levin Kurio, Yann Krehl
Zeichnungen: Rainer F. Engel, Michael Vogt
36 Seiten, komplett farbig, Heftformat; 3,90 Euro
ISSN: 1860-983X
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