Rezensionen

Heldentage

teaser_flixheldentage.jpg Nachdem Felix „Flix“ Görmann in den letzten Jahren bereits drei mehr oder minder autobiografische Bände, nämlich Held, Sag was und Mädchen bei Carlsen vorlegte, erschien jetzt beim selben Verlag ein dicker Sammelband mit Strips in Form eines gezeichneten Tagebuches.

 

Es begann als Wette, die Flix herausforderte, ein halbes Jahr am Stück jeden Tag eine Seite (meistens 1-4 Panels) zu zeichnen. Doch auch nach dem Gewinn jener Wette (es ging natürlich um Bier) hielt der Berliner die Motivation aufrecht und führte das Projekt konsequent weiter. Heldentage ist demnach ein Mammutwerk geworden, mit einem kompletten Jahr privater Erzählung und Freizeitphilosophiererei. Die darin verarbeitet Qualität konnte man, gerade weil die Strips als Nebenprojekt liefen und weil es die strikte Vorgabe des täglichen Zeichnens einzuhalten galt, von einem kreativen Kopf wie Flix höchstens erhoffen, aber kaum erwarten.

Der Inhalt lässt sich mit dem Rückentext bestens zusammenfassen, denn da steht: „Dieses Buch erzählt kein großes Abenteuer, zumindest, wenn man annimmt, dass der Alltag kein großes Abenteuer ist…“

Für sich genommen wissen die kleinen, alltäglichen Geschehnisse nicht viel Spektakuläres zu berichten. Flix erzählt genau von den Dingen, die ihn an dem jeweiligen Tag am meisten bewegten. Er thematisiert immer wieder die Liebe zu seiner Freundin, wobei die geführten Kommunikationsabläufe zwischen beiden sich wunderbar verfolgen lassen und ein sehr vertrautes Bild von der Beziehung der beiden vermitteln. Immer wieder kehren die kleinen Episoden zu bestimmten Themen zurück, so etwa die regelmäßigen Treffen mit dem Carlsen-Redakteur, vor denen häufig die Angst steht, die schwierige Arbeit am dritten längeren Comic Mädchen, die Erlebnisse auf Messen oder die Schilderung der eigenen Gemütslage. Flix beweist seine grandiose Beobachtungsgabe, die er gepaart mit klarem, präzisen Strich und einer hintergründigen Herangehensweise zu nutzen weiß. Dabei scheut sich der Künstler nicht, Persönliches preiszugeben und reflektiert sein beruflich wie privates Leben auf lockere Art und Weise.

Insgesamt gesehen ist es der Zusammenhang zwischen den Seiten, der Heldentage stark macht. Erzählt wird keine Fiktion und kein bestimmter autobiografischer Abschnitt des Zeichners, sondern das komplette Jahr 2006 aus dem Blickwinkel eines großartigen deutschen Comicschaffenden. Flix' Nebenprojekt besticht also mit dem Konzept eines Comictagebuches, das nie langweilig ist und auch auf den Seiten, auf denen keine Idee Ausdruck findet, mit eben solcher offen zugegebenen Lust-, Ideen- oder Zeitlosigkeit gekonnt und spielend umgeht. Das macht dieses Buch vielleicht zum bislang bemerkenswertesten Werk von Flix.

Heldentage
Carlsen Comics, April 2007
Text und Zeichnungen: Flix
376 Seiten, 18 ,- Euro
ISBN-10: 3551786461

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