In den beiden letzten Alben von Gorn, der großartigen Fantasyserie von Tiburce Oger, spitzt sich die Handlung nochmal gehörig zu. Der von Finix veröffentlichte, finale Zyklus (der mit Band 9 begann und mit Band 11 abgeschlossen ist) konzentriert sich auf die Erben des titelgebenden Ritters Gorn, welche nun nichts weniger als einen umfassenden Krieg zwischen Gut und Böse auszufechten haben.
Maëlle, die Tochter von Gorn, die Halbelfin Eloise und die kräftig gebaute Lady Gorge bilden in diesem Konflikt die vorderste Front, was erstaunlich ist, denn welcher Fantasycomic ist schon derart von Frauen dominiert? Aber genau das tut der Geschichte auch gut und es wird Einsteigern leicht gemacht, den Geschehnissen zu folgen. Mit der Person Gorns wird man z.B . gar nicht erst konfrontiert (Geistererscheinungen nicht eingerechnet), dadurch bekommt man in diesen letzten Bänden schnell das Gefühl, dass man sich mit neuen Figuren auseinanderzusetzen hat und Zeuge eines weitestgehend eigenständigen Abschnittes wird.
Zugegeben, einige Punkte des Plots von Tiburce Oger erscheinen etwas willkürlich oder lassen das große Ganze leicht unstimmig wirken. Andererseits muss man zum Konzept auch nicht wirklich viel mehr sagen, als dass das Fantasygenre auch hier nicht neu erfunden wird: Gorn präsentiert eine Welt, in der Zwerge, Elfen und Menschen eine Allianz gegen das Böse eingehen; gekämpft wird gegen Trolle, Dämonen und Drachen. All dies ist sicherlich nichts, was man nicht schon zu genüge gesehen hätte. Trotzdem handelt es sich um einen sehr guten Comic. Das liegt vor allen Dingen daran, wie Oger die eben geschilderten Komponenten zusammensetzt und zur Geltung bringt.
Besonders in grafischer Hinsicht brilliert die Serie ungemein. Die Zeichnungen sind gerade bei größeren Panels sehr detailverliebt und erhalten durch die ausgewogene und stimmige Farbgebung einen starken Kontrast. Zudem beherrscht Oger das Wechseln in verschiedene Perspektiven sensationell gut, was auch der Grund dafür ist, dass die Story unheimlich Atmosphäre gewinnt. Ob es nun tosendes Schlachtengetümmel mit dem Zoom oder eine mittelalterliche Burg mit Weitwinkel einzufangen gilt: Selten war Fantasy so anschaulich und fesselnd. Zusammen mit der soliden Handlung kann man dem letzten Zyklus von Gorn nur eine absolute Kaufempfehlug aussprechen.
Kleine Randnotiz: Band 11 der Softcoverausgabe weist im Gegensatz zu den anderen Bänden einen labbrigeren Umschlag auf, dafür sind die Farben auf der Impressumsseite (auf der auch alle Cover der Serie abgedruckt sind) jetzt deutlich kräftiger. Man sieht, alles hat seine Vor- und Nachteile. Stören an diesem marginalen Wechsel kurz vor dem Ende dürften sich ohnehin nur die ganz kleinlichen Sammler.
Leseproben gibt es hier:
http://www.finix-comics.de/vorschau/gorn10_vorschau_1.html
http://www.finix-comics.de/vorschau/gorn11_vorschau_1.html
Gorn 10 – Nebelaugen
Finix Comics, Februar 2010
Text und Zeichnungen: Tiburce Oger
48 Seiten, farbig, 11,80 Euro (SC), 17,80 Euro (HC)
ISBN: 978-3-941236-18-9 (SC)
ISBN: 978-3-941236-19-6 (HC)
Gorn 11 – Schattengedächtnis
Finix Comics, Mai 2010
Text und Zeichnungen: Tiburce Oger
48 Seiten, farbig, 11,80 Euro (SC), 17,80 Euro (HC)
ISBN: 978-3-941236-20-2 (SC)
ISBN: 978-3-941236-21-9 (HC)
Klasse Abschluss einer großartigen Comicreihe