Rezensionen

Ganarah 1-3

Cover Band 1Drei Jahre musste der geneigte Fan warten, bis der dritte Band der Serie Ganarah von Fabrice Meddour erschienen ist. Dieser ist zugleich auch der Abschluss der Reihe, welche leider dennoch Stückwerk bleibt.

Stilistisch erinnert Ganarah leicht an Loisel (Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit). Vor allem die Nebenfiguren, die Tiere und die Frisuren der Figuren machen den Einfluss Loisels deutlich. Was nicht unbedingt schlecht sein muss, es gibt schließlich schlechtere Vorbilder. Nur will Meddours Stil nicht immer zu einem harmonischen Ganzen zusammenfließen. Zu sehr erinnert die Hauptfigur, vor allem deren Augen, zeichnerisch an eine Mangafigur. Von der Actiondynamik der Manga hat Meddour leider wenig übernommen. Für eine Serie, in der Action großgeschrieben wird, ist diese recht undynamisch ausgefallen. Das liegt vor allem daran, dass die Sprünge zwischen den Panels recht groß sind und deshalb etwas unzusammenhängend wirken.

„Sprung“ scheint auch das Zauberwort für die ganze Serie zu sein. Im ersten Band wird das Pulver noch nicht verschossen. Eine eigentliche Story ist kaum vorhanden und die Spannung besteht lediglich darin, wie es mit den eindimensionalen Charakteren weitergehen mag. Es gibt inhaltlich einige große Sprünge und der Sinn und Zweck des Ganzen erschließt sich nicht. Warum sind die Arenenkämpfe für die Städte so wichtig? Warum wurde Ganarah, eine Königin und Amazone, die offenbar die beste und beliebteste Gladiatorin war, verbannt? Warum werden die neuen Kämpfer gehasst? Was hat es mit der geheimnisvollen jungen Frau auf sich, die offenbar manchmal zu einem fleischfressenden Monster mutiert? Anhand dieser Fragen hat man schon eine Inhaltsangabe. Außer Fragen bleibt am Ende aber auch nichts übrig. So wird sämtliche Spannung auf den zweiten Band geschoben.

Cover Band 2Wer dann gehofft hat, dass die Fragen im zweiten Teil zumindest teilweise endlich beantwortet werden, sieht sich derbe enttäuscht. Die Story hat enorme Lücken und viele Handlungsfäden des ersten Bandes werden komplett ignoriert. Auch treten einige gravierende Fehler auf: So ist bei zwei zeitlich parallel verlaufenden Handlungssträngen einmal Tag und einmal Nacht! Die Geister, die eine ganze Stadt bedrohen und Ganarah jagen (was eigentlich schon die ganze Geschichte ausmacht: die Bedrohung und die Flucht vor den Geistern), sind zwar gelungen, aber alles wirkt wie Stückwerk und die Handlung springt unmotiviert zwischen Figuren und Handlungssequenzen hin und her und ergibt kein harmonisches Ganzes. Dass ausgerechnet die geheimnisvolle junge Frau aus dem ersten Band, Tchenee, die Schuldige ist, hat Dramenpotential, weil sie und Ganarah sich näher kamen, aber es funktioniert rein gar nichts und so macht sich der schale Geschmack der Enttäuschung breit.

Nach vier Jahren besteht dann die Hoffnung, dass Meddour im Abschlussband alle Fäden verknüpft und alle Fragen beantwortet. Tja, das einzige, was sich verbessert hat, ist das Artwork, das einen sehr viel sichereren Eindruck macht und gut ins Auge fällt. Leider sind alle inhaltlichen Schwächen beibehalten worden – es wird sogar noch schlimmer: Die Struktur der ganzen Erzählung wird noch mehr zerrissen und viele Zeitfehler in Kauf genommen. Sprünge kommen nicht nur vor, sie legen auch noch mehrere Saltos ein. Zwischen dem Geschehen in Band 2 und dem in Band 3 ist offensichtlich viel passiert. Allein, es wird nicht gesagt, was.

Seite aus Band 3Auf einmal bekommt der Leser, falls er es überhaupt bis zum dritten Band durchgehalten hat, Informationen, die schon in den ersten Band gehört hätten. Erst jetzt wird deutlich, warum die Arenenkämpfe so wichtig sind oder was es mit den „Fluxen“ auf sich hat. Erst jetzt erfährt man, warum Tchenee im zweiten Band zur Schurkin wurde. Auf einmal scheint sie kein Monster mehr zu sein wie im ersten Band, aber was oder wer ist sie eigentlich? Das weiß offensichtlich auch der Autor nicht. Die Struktur des Comics löst sich komplett auf. Anstatt alles zu verknüpfen, werden auf einmal neue Fäden gesponnen! So tauchen beispielsweise Magier auf, die eine zentrale Rolle spielen sollen. Es bleibt jedoch schleierhaft, welche.

Von der ganzen Serie bleibt der Eindruck wie von einem Spielfilm, der eigentlich sechs Stunden dauert und auf zwei Stunden zusammengekürzt worden ist. Alles ist Stückwerk und zeichnet sich nur durch Sprünge aus. Die Story hat so große Lücken, dass komplette Armeen durchmarschieren könnten. Als Fazit bleibt nur der Gedanke, den man schon am Ende des ersten Bandes hatte: Das hatte Potential.

 

Wertung: 3 von 10 Punkten

Dokument einer einzigen großen Konzeptionslosigkeit. Eine nur rudimentär vorhandene Story, die an großen Sprüngen und Schwächen leidet.

 

Ganarah
Text und Zeichnungen: Fabrice Meddour
Splitter Verlag
je 48 Seiten, farbig, Hardcover

Band 1: Die Tränen von Armon Surath
August 2007
ISBN: 978-3-939823-60-5
Preis: 12,80 Euro
Leseprobe

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Band 2: Ein Palast, Bäume und blutrote Früchte
März 2008
ISBN: 978-3-939823-62-9
Preis: 12,80 Euro
Leseprobe

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Band 3: Stimmen der Vergangenheit
Februar 2011
ISBN: 978-3-939823-63-6
Preis: 13,80 Euro
Leseprobe

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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Splitter Verlag