Rezensionen

Der Krieg der Orks 2 – Krieg und Frieden

Cover Der Krieg der Orks 2 Die Ankündigung einer Fortsetzung von Der Krieg der Orks konnte einen schon etwas verwundern, da die Story im Grunde schon im ersten Band abgeschlossen war. Wie soll es denn weitergehen, wenn alle Konflikte blutig gelöst sind und kaum einer der Konfliktpartner übrig ist? Und so erzählt der zweite Teil, der dann auch wirklich den Abschluss der Serie bildet, eine ganz neue Geschichte. Diese baut auf der ersten auf, ist aber im Grunde keine direkte Fortsetzung. Schließlich spielt sie 10 Jahre nach den bereits geschilderten Geschehnissen.

Kil´Tyrson ist nicht nur König der Orks, sondern der ganzen bekannten Welt. Die Menschen sind seine Untertanen, wohingegen die wenigen verbliebenen Elfen geflüchtet sind. Eines Morgens kommen zwei Menschen in die Hauptstadt, um den König der Orks um Hilfe zu bitten. Untote Krieger machen das Grenzland unsicher. Die Orks zögern, da es ihrem Wesen widerspricht, anderen zu helfen. Doch die Zombiekrieger gehörten mal zu ihnen. Der König stellt seine Armee auf und reist mit den Menschen in ihr Territorium. Auf dem Weg begegnen sie immer wieder den Großen Plagen. Haben sie etwa ihre Göttin höchstpersönlich zur Feindin?

Nun herrschen also die Orks und haben immer noch ihre Probleme, da die Herrschaft ihrem ursprünglichen und traditionellen Lebensstil vollkommen widerspricht. Autor Olivier Peru nutzt dies jedoch nur als Ausgangsbasis und untersucht weniger eine Gesellschaft, wenngleich eine fiktive, im Wandel der Zeit, sondern erzählt eine geradlinige, spannende Fantasy-Action-Abenteuergeschichte. Nur eben, wie im ersten Teil, unter anderen Vorzeichen. Es geht weniger um den Versuch, eine neue Zivilisation aufzubauen, sondern eher darum, wie man die Tradition bewahren kann. Gegen Ende kommt Peru dann zu dem überaus pessimistischen Schluss, dass eine Nation am Ende auch Ventile braucht. Sei es nun Sport, gelegentliche Gewaltausbrüche, oder eben ein Krieg wie bei den Orks. Was natürlich voraussetzt, dass es so etwas wie einen National- oder einen Volkscharakter gibt – etwas, das noch am ehesten im Fantasybereich behauptet werden kann (und darf).

Seite aus Der Krieg der Orks 2 Die Story ist zwar recht überschaubar, besitzt dafür erstaunlich viele Dialoge, als ob damit die mangelnde Substanz überdeckt werden soll. Oder traute Peru seinem neuen Zeichner Giovanni Lorusso nicht genug, um nur die Bilder sprechen zu lassen? Dennoch sind die Dialoge durchaus gelungen und tragen sowohl die Handlung als auch Charakterisierungen und die jeweiligen Mentalitäten. Damit rutscht der Band noch an der Grenze zur Geschwätzigkeit vorbei, aber immerhin geriet „Krieg und Frieden” sehr spannend und atmosphärisch. Man liest gebannt und stellt sich, wie die Protagonisten, lauter Fragen: Kann man den Figuren trauen? Was passiert hier eigentlich? Wer ist der Gegner? Was geht hier eigentlich vor?

Somit ist dieser Abschlussband, trotz einiger kleinerer Schwächen, eine positive Überraschung. Ein Bezug zur christlichen Apokalypse wird auch noch eingebaut, wenn die Orks mit Plagen konfrontiert werden. So wie die Ägypter einst von Gott gestraft wurden, müssen nun die Orks ähnliches durchmachen. Diese quasi-biblischen Plagen liefern den bislang häufig eindimensional geschilderten Orks einen weiteren, diesmal theologischen, Hintergrund. Gegen Ende klärt sich dann auch alles und es wird deutlich, dass eine Herrschaft nicht mit Tradiertem brechen soll, wenn sie sich behaupten will. Hat der Comic also eine konservative Botschaft?

 

Wertung: 8 von 10 Punkten

Spannung und Atmosphäre machen den Band zur überraschend guten Fortsetzung.

 

Der Krieg der Orks 2 – Krieg und Frieden
Splitter Verlag, Juni 2013
Text: Olivier Peru
Zeichnungen: Giovanni Lorusso
Übersetzung: Resel Rebiersch
48 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 13,80 Euro
ISBN: 978-3-86869-582-3
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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Splitter Verlag