Rezensionen

Brodie’s Law 1

Cover Brodie's Law 1 Das britische Comic-Magazin 2000AD gilt gemeinhin als Karriere-Sprungbrett für Comic-Künstler. Auch David Bircham hat dieses Sprungbrett genutzt. Der britische Inde-Zeichner verdiente sich in den Neunzigern bei 2000AD seine Sporen und startete 2004 seine eigene Action-Serie. Der Titel: Brodie’s Law. Die Hauptfigur: Jack Brodie, Berufsverbrecher auf der Flucht, muskulöser Racheengel und Frauenschwarm. Auf zwei Tradepaperbacks hat es Brodie’s Law im Vereinigten Königreich bisher gebracht. Das ist genug, um sich nicht nur auf der Insel damit zu beschäftigen. Sogar die Filmindustrie hat schon angeklopft. Cross Cult bringt jetzt den ersten Band von Brodie’s Law in Deutschland heraus.

Wie der Titel vermuten lässt, kreist die Geschichte um eine Figur namens Brodie. Jack Brodie, um genau zu sein. Er ist ein düsterer Held, muskulös, tätowiert, nicht gut, nicht richtig böse, sondern irgendwas dazwischen. Der Einstieg ist klassisch. Jack sollte einen vermeintlich einfachen Diebstahl erledigen, doch hinter den Kulissen ging etwas schief. Sein Einbruch bei der Firma P-Fact galt einer einzigen CD – Forschungsdaten, die ihm nun das Leben zur Hölle machen. Seine Frau ist tot, sein Sohn entführt, die Polizei hat ihn zum Staatsfeind Nr. 1 erklärt. Außerdem machen auch noch ein paar Verbrecher auf ihn Jagd. Der Wagen ist also ganz schön in den Dreck gefahren. Obwohl Brodie ein zäher Kerl ist, weiß er, dass er diese Jagd nicht lange durchhalten wird. Zum Glück findet er ein Schlupfloch, das ihm ganz neue Perspektiven eröffnet. Auf seiner Flucht trifft er auf die ehemalige P-Fact-Forscherin Tomokai Yoshida. Mit ihrer Hilfe kann er die Daten auf der gestohlenen CD nutzbar machen und ein Serum namens PM13 herstellen, das ihn zu einem menschlichen Chamäleon werden lässt.

Wenn bei Cross Cult ein Comic wie Brodie’s Law erscheint, fährt das Projekt wahrscheinlich im Fahrwasser von Frank Millers legendärem Comic-Epos Sin City. Die Geschichte wurde geschrieben für Freunde harter Kriminalliteratur. Es geht um kantige Kerle, heiße Babes, Waffen, Autos und Gewalt. Das Schöne an Brodie’s Law: Man spürt, dass es sich um kein langweiliges Industrieprodukt handelt, dem auf halber Strecke die Puste ausgeht. In diesem Comic steckt viel Herzblut. Der Text ist kurz und knackig. Unter anderem fällt positiv auf, dass auch nach dem ersten Band genug Fragen und Handlungsstränge offen bleiben, um die Geschichte weitererzählen zu können.

Seite aus Brodie's Law 1 Nicht so schön an Brodie’s Law sind die Kinderkrankheiten, die in diesem Comic schlummern. Obwohl die Erzählstruktur versucht, keinem gängigen 08/15-Schema zu folgen, bleibt leider oft zu wenig Zeit, um die unterschiedlichen Charaktere in Ruhe herauszuarbeiten. Die Geschichte konzentriert sich stark auf Brodie und bringt sein Umfeld nur skizzenhaft. Ebenfalls noch nicht ganz ausgereift ist das Artwork von Brodies Law. David Bircham bezeichnet seinen Stil als detailreich und fett. Seine Figuren erinnern ein wenig an Robert Crumb und machen Spaß anzugucken. Allerdings füllen sie die Seiten so sehr aus, dass kaum Platz für etwas anderes bleibt. Bircham ist einem Anfängerfehler erlegen und hat auf Hintergründe so gut wie verzichtet. Figuren, Fahrzeuge und Waffen kann er gut. Hintergründe jedoch meidet er. Das ist schade und hätte Brodie’s Law um einiges stärker gemacht. Gewöhnungsbedürftig dürfte für viele Leser außerdem die Kolorierung sein. Dominierend ist Schwarz. Unterlegt werden die Seiten mit diffusen Grundtönen, die dem Erzählten etwas Dreckiges verleihen. Dass die Geschichte vielleicht besser komplett in schwarz-weiß funktioniert hätte, sei einmal dahingestellt.

Brodie’s Law ist ein Comic für Genre-Fans, denen eine gute, harte und rasante Handlung wichtiger ist als die erwähnten Schwachpunkte. Hartgesottene Krimi-Unterhaltung für Erwachsene gibt es in der deutschen Comic-Landschaft derzeit nicht allzu viel. Wer Sin City durch hat oder nicht bis zum nächsten 100 Bullets-Band warten will, liegt mit Brodie’s Law nicht daneben.

Brodie’s Law 1 – Projekt Jameson
Cross Cult Dezember 2007
Text: Alan Grant, Daley Osiyemi
Zeichnungen: David Bircham
Übersetzung: Christian Langhagen
Originalausgaben: Brodie’s Law #1-6 (Pulp Theatre Entertainment 2004-2005)
156 Seiten; vierfarbig; Hardcover; 19,80 Euro
ISBN 9783936480870

www.brodieslaw.com
www.cross-cult.de

Harter, düsterer Krimi mit viel (Herz-)Blut


Bildquelle: cross-cult.de