Die neueste Idee aus der Comicschmiede des Splitter-Verlags nennt sich „Splitter Double“. Unter diesem Banner werden zukünftig ausgesuchte, zweiteilige frankobelgische Serien in einem Komplettband veröffentlicht, statt in Einzelalben. Das bedeutet für den Leser einen verhältnismäßig angenehmen Preis und eine unbeschwerte Lektüre am Stück. Mit Asgard von Autor Xavier Dorison (Das dritte Testament, Heiligtum) und Zeichner Ralph Meyer (Tödliches Wiegenlied) debütiert ein handfester Historienkracher vor nordischer Kulisse.
Titelfigur Asgard, ein echter Wikingersohn, wurde als sogenannter Skraeling (ein Baby mit einer Missbildung) geboren. Als solcher gilt er der Sage nach als verflucht und muss sofort getötet werden. Doch sein Vater entschließt sich dazu, seinen Nachkommen leben zu lassen und benennt ihn, da seine Existenz dem Willen der Götter entgegenstrebt, trotzig nach dem Reich der Götter.
Als Erwachsener verdingt er sich nach der Zeit im Dienste der königlichen Armee als Söldner und Monstertöter. Aufgrund seiner aus Stahl gefertigten, künstlichen Beinkonstruktion wird er gemeinhin auch Eisenfuß genannt. Von besorgten Dorfbewohnern wird Asgard angeheuert, um ein gigantisches Seeungeheuer, das reihenweise Fischer ins Meer zieht, aufzuspüren und zur Strecke zu bringen. Doch leichter gesagt als getan, erweist sich die Riesenschlange doch als ungemein zäher und widerspenstiger Gegner. Unter den Gefährten Asgards geht gar das Gerücht um, es könne sich bei dem gesuchten Wesen um Jörmundgand, die legendäre Weltenschlange, handeln, die Ragnarök einleitet.
Dorisons Geschichte ist ein relativ klassischer Abenteuercomic, mit vielen Zitaten aus der nordischen Mythologie und einer stringenten Erzählweise, die sich entlang der Jagd nach dem Seemonster hangelt. Ihre Spannung bezieht die zweiteilige Story aus dem erbitterten Kampf zwischen Asgard und dem Monster, welcher sich fast durch den gesamten Band zieht. Die Bilder von Ralph Meyer sind nicht übermäßig spektakulär, aber kommen in Actionszenen immer wieder glänzend zur Geltung.
Die Hauptfigur Asgard „Eisenfuß“ mimt den alten, kampferfahrenen Haudegen, wie man ihn als grummeligen Antihelden aus zahlreichen Medien kennt. Dass sich hinter Asgards rauer Schale ein freundlicher Kern verbirgt, versteht sich unter dieser Prämisse schon fast von selbst. In dieser Hinsicht bietet der Comic wenig neue Ansätze. Als unterhaltsamer und grundsolider Genrevertreter, gerade auch für Wikingerfans, funktioniert das Konzept allerdings durchaus.
Wertung:
Guter Einstand der Reihe Splitter Double mit harter Wikinger-Action
Asgard
Splitter Verlag, November 2013
Text: Xavier Dorison
Zeichnungen: Ralph Meyer
Übersetzung: Thomas Schöner
112 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 22,80 Euro
ISBN: 978-3-86869-678-3
Leseprobe
Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Splitter Verlag