Rezensionen

Albatros 1 und 2

 Eine Hafenstadt am Ende des 19. Jahrhunderts, geplagt von gewalttätigen Attacken von Seevögeln, die Alfred Hitchcock alle Ehre machen würden. In einem Nachtclub arbeitet die junge Ombeline als Tänzerin, soll der Kundschaft nach dem Willen ihrer Chefin aber auch für weitere Dienste zur Verfügung stehen. Gemeinsam mit einer anderen Tänzerin flieht sie aus dem Etablissement und landet wenig später auf einem Schiff namens Albatros.

Doch die Albatros ist kein gewöhnliches Schiff: Es ist ein fliegendes Schiff, das an einem überdimensionalen Ballon hängend durch die Lüfte schwebt. Und auch die Besatzung ist nicht gewöhnlich — es handelt sich um Piraten, angeführt von einem weiblichen Kapitän namens Emerance. Während Ombeline sich auf dem Schiff umsieht, nimmt am Boden der Gouverneur, der auch ihr Onkel ist, die Verfolgung auf.

 Und damit endet bereits das erste Album, was ein wenig schade ist. Denn es besteht fast vollständig aus Exposition. Der erste Band ist nicht viel mehr als eine Einleitung. Wer nur diesen Band liest, wird möglicherweise enttäuscht sein, denn man erfährt wenig Hintergrund über die Hauptfigur Ombeline und noch weniger über das Schiff Albatros, das der Serie ja immerhin den Namen gegeben hat.

Es war daher eine kluge, wenn auch ungewöhnliche Entscheidung des Splitter-Verlags, den zweiten Band nur wenige Wochen nach dem ersten zu veröffentlichen. Erst mit jenem Album steigt man tiefer in die Geschichte ein. Wir lernen, dass Emerance, die Kapitänin der Albatros, eine große Faszination für Vögel hat und dass auf dem Schiff Prototypen für Fluggeräte entwickelt wurden, mit denen einzelne Piraten fliegen können sollen.  Ombeline kommt ihr da gerade recht: als Testpilotin und Versuchskaninchen für die noch unausgereiften Fluggeräte. Und diese beschließt mitzuspielen und vielleicht diese neue Technik für ihre Zwecke zu nutzen. Mit dem Schiffskoch findet sie schnell einen Freund auf dem Schiff und beginnt sich dort wohl zu fühlen. Bei einer spektakulären Konfrontation zwischen Gesetzeshütern und Piraten kann Ombeline schließlich zeigen, was in ihr steckt…

Albatros ist die erste Serie des 1974 geborenen Franzosen Vincent, der hier sowohl als Autor als auch als Zeichner fungiert. Sein Zeichenstil erinnert an Régis Loisel, ist aber etwas schroffer und „schmutziger“. Vincent verwendet eine dunkle, erdige Farbpalette, zu der das knallrote Cabaret-Kleidchen, das Ombeline durchgehend trägt, einen schönen Kontrast ergibt. Ein besonderes Händchen hat Vincent für die monumentaleren Szenen. Immer wenn das fliegende Schiff zu sehen ist, gelingen Vincent tolle Bilder. Im zweiten Band sorgt das für einige spektakuläre Sequenzen, wenn das Schiff an einem Berg strandet und die Crew einen verwegenen Fluchtversuch startet. Und auch die blutigen Vogelangriffe in Band 1 sind tolles Augenfutter.

 Nach dem eher schwachen ersten Band gelingt Vincent in der Fortsetzung die Kurve zu einer soliden, unterhaltsamen Abenteuergeschichte. Die Protaginistin Ombeline bleibt trotzdem weiterhin eher blass, und man versteht auch nicht so recht, warum sie nach Tagen an Bord eines Piratenschiffs immer noch mit ihrem schulterfreien Cabaret-Kleidchen herumrennen muss. Ob Albatros insgesamt gelungen ist, wird sich im abschließenden dritten Band zeigen, der im Sommer 2008 erscheint. Wenn Vincent die positive Tendenz aus dem zweiten Album weiterführt, darf man optimistisch sein.

Albatros 1: Shanghait
Albatros 2: Der böse Blick

Splitter
, November/Dezember 2007
Text und Zeichnungen: Vincent
Hardcover; farbig; je 48 Seiten; je 12,80 Euro
ISBN:
978-3-939823-85-8 und 978-3-939823-86-5

Band 2 ist auch als Special Edition mit Figur erhältlich.

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Bildquelle: splitter-verlag.de