Rezensionen

28 Days Later – Die Zeit danach

 Mit 28 Weeks Later kommt demnächst endlich die Fortsetzung des Horrorschockers 28 Days Later in die deutschen Kinos, Grund genug also die Geschichte um ein von Zombies verseuchtes England mit vier Comicepisoden zu komplettieren. Sie verknüpfen die Filmhandlung mit der weiterführenden Vorgeschichte. Vor allem ist es interessant zu sehen, woher das Virus eigentlich kommt und wie es ausbrechen konnte. Außerdem sieht man im Comic das Chaos in der Bevölkerung während der Zeit des Umbruchs. Szenen, die man im Film nicht gezeigt bekommt, wo der Protagonist bereits zu Beginn die menschenleere Londoner Metropole vorfindet.

Der erste Abschnitt des Bandes dreht sich um Clive und Warren, zwei Wissenschaftler, die die menschliche Wut erforschen und einen Hemmstoff für Aggressionen herstellen wollen. Der weitere Verlauf ist simpel und schnell erzählt: Zuerst bedient man sich eines Straftäters als Versuchsobjekt für das Virus, bevor nach dem gegenteiligen Effekt klar wird, dass man lieber an Affen weitertesten sollte. Doch Warren geht, wenn es sein muss, über Leichen, eine Erkenntnis, die bei Clive starke Schuldgefühle auslöst. Dass das Experiment völlig aus dem Ruder läuft und die beiden somit die Epidemie des Wut-Virus zu verantworten haben, wird Kenner des ersten Filmteils wenig überraschen.

Die zweite Geschichte behandelt die weitere Ausbreitung der Seuche, die eine Familie während eines Parkbesuches hautnah miterlebt. Auf der Flucht vor den Wut-Zombies wird das ganze Ausmaß des plötzlich ausgebrochenen Chaos ersichtlich. Diego Olmos' Zeichnungen stellen dabei den schwächsten Teil des Bandes. Zu wenig Horrorfeeling transportieren seine klaren, sauberen Striche, wobei natürlich auch die auffallend hellere Farbgebung ins Auge sticht und nicht ganz so passend zur Thematik wirkt.

 Hugh Baker verschreibt sich hingegen seinem eigenen Krieg. Er, als einziger Mensch der die Stadt nicht verlassen hat, beansprucht London für sich und führt die Schlacht gegen Infizierte und Nebenbuhler. Dabei findet er unter anderem heraus, dass die beste Chance zu überleben ist, künstliche Gerüche, die der Mensch normalerweise an sich trägt, zu vermeiden, da die Zombies dementsprechend sensibilisiert sind. Hugh Bakers Kleinkrieg wurde von Nat Jones im dreckigen Stil mit viel Detailreichtum umgesetzt.

Schließlich verbindet die vierte Episode die vorangegangenen Handlungsstränge und führt die Protagonisten zueinander. Die Seuche ist weit vorangeschritten, sie hat das Land möglicherweise bald vollends im Griff, als sich eine Militärgruppierung in einem Quarantänelager verbarrikadiert. Doch freiwillige Schutzhaft gibt es dort offenbar nicht, was eine versuchte Flucht unter Beweis stellt. Wie schon beim ersten Teil griff hier Dennis Calero zum Bleistift, der seinen Job wie Nat Jones gut macht und mit Düsternis glänzt.

Mit diesem Comic gelang mehr als nur eine simple Filmadaption, dafür bürgt auch Autor Steve Niles (u.a. 30 Days of Night), der ein Experte für schockreiche Horrorcomics ist und dem in allen vier Stories die Umsetzung der schaurigen Atmosphäre der Filmvorlage eindrucksvoll gelang. Sicher, 28 Days later – Die Zeit danach ist kein Meilenstein des Mediums, aber mit den drei mehr als soliden Zeichnern und einem erfahrenen Schreiber ist das Ergebnis durchaus gelungen.

Als weiteres Puzzlestück innerhalb der Kontinuität erfahren Fans der Filmreihe weitere Teilaspekte, allein deshalb kann man beim Kauf nicht viel falsch machen.

Zudem präsentiert Cross Cult das Originalskript von Steve Niles zu Teil 3 und eine Art Fotodokumentation, für die Gunther Nickel die Londoner Schauplätze des Films mit eigenen Aufnahmen vor Ort vergleicht. Gerade für dieses mehrseitige Extra hat man sich offenbar richtig Mühe gemacht und aufgrund der Außergewöhnlichkeit ist das schon bemerkenswert


28 Days Later – Die Zeit danach

Cross Cult, A5, Hardcover, vierfarbig,
112 Seiten, Euro 16,00
ISBN 978-3-936480-27-6
eric3.gif

 

einkaufswagen_cc.gif

nlintX.gif