Mind the Gap

MTG Folge 3: Previews 05/2004

Previews Special:
Es scheint so, als würde man sich bei Diamond Comics darauf geeinigt haben, jedem Monat ein spezielles Thema zu geben. Diesmal ist es der „Kid-Friendly Month“. Wie der Name schon sagt, wird vor allem auf Produkte hingewiesen, die Kindern in die Hand gedrückt werden können. Zu dieser Rubrik gehören, vielleicht auch wegen des Trends zur Brutalität in Comics, vor allem Brett- und Kartenspiele.

DARK HORSE:
Nach dem enttäuschenden „The Unfunnies“ kommt hier nun von Dark Horse der Versuch eines Comics über die kleine, gemeine Welt des Alltags. Hierzu hat man sich Joe Casey (Superman, X-Men) angeworben und dann noch gleich mit Steve Parkhouse einen Künstler nachgelegt, der mit Alan Moore in „The Bojeffries Saga“ ein solches Thema bereits angeschnitten hat: Milkman Murders #1.

Ob es wirklich interessant sein kann, zu sehen, wie Comiczeichner einen experimentellen Kurzfilm adaptieren? Wie man genau bei Dark Horse die Verbindung zu BMW Films geschafft hat, kann ich nun wirklich nicht nachvollziehen. Noch bemerkenswerter sollte aber sein, dass gleich die erste Ausgabe von BMW Films‘ The Hire #1 (of 6) von Matt Wagner (Grendel) getextet und gezeichnet wird.

Obwohl es mich immer etwas nervt, dieselben Titel wieder und wieder hier zu besprechen, hat es The Amazing Adventures of the Escapist #3 auch verdient in diese Auswahl geschafft. Allein die Namen reichen schon, um einem das Wasser im Mund zusammenlaufen zu lassen: Brian K. Vaughan (Y: The Last Man), Mark Wolfman (EC-Comics), Dean Haspiel und ein Cover von Mike Mignola.

Eigentlich halte ich nicht viel von Comic-T-Shirts, obwohl ich neuerdings auch mit einem Superman T-Shirt von H&M rumlaufe, aber was Dark Horse da mit dem neuen Hellboy T-Shirt auf dem Weg gebracht hat… Respekt! Laut Verlag kann man dann sogar mit seinem esoterischen Wissen prahlen.

DC COMICS:
Und dann war es wieder einmal Zeit für einen Spin-Off, eine Fortsetzungsgeschichte einer längeren populären Serie, von der man sich genauso viel erhofft wie vom Original. Bei Justice League Elite wird man meiner Meinung nach nicht viel Erfolg haben. Erwachsen aus den Ereignissen von JLA #100, bringt uns das Erfolgsteam von Action Comics #775, Doug Mahnke und Autor Joe Kelly, die etwas brutalere Seite von DC.

Ich selbst habe das letzte Remake dieser Serie mitgemacht und war enttäuscht. Deshalb warne ich Euch hier. Fallt bitte nicht auf Doom Patrol #1 rein. Und auch der alte Mann John Byrne ist kein Garant mehr für eine gute Geschichte.

Einen weitereren Versuch eines Neuanfangs bietet uns Neil Gaiman (Sandman). Laut Previews dient er dem britischen Fernsehschreiberling Si Spencer als Hilfe beim Schreiben. The Books of Magick: Life during Wartime spielt scheinbar nicht in der Welt, in der wir Tim Hunter verlassen haben. Außerdem sind Zantanna und John Constantine eingesperrt. Dann findet noch ein Krieg der Welten statt…

Die wichtigste Nachricht des Monats kommt auch aus dem Hause von DC Comics. Man hat sich dort mit Humanoids Publishing eine Erweiterung des Programms besorgt. Der Independent-Verlag hat sich vor allem auf europäische Autorencomics spezialisiert. Die Nachricht mag uns als Europäer nicht sonderlich interessieren, aber in den USA kann dies das Verhältnis zwischen den beiden Großverlagen erheblich verändern. Genaueres zur der Fusion findet Ihr im aktuellen Comics Journal.

IMAGE:
Tradepaperback-Alarm! Mit Firebreather Vol.1 TP bringt uns Image endlich wieder etwas, das sich interessant anhört. Außerdem ist der Comic von Phil Hester (Deep Sleeper) und Andy Kuhn. Ein Jungdrache, dessen Vater ihn zum König der Monster machen und dessen Mutter ihn aufs richtige College schicken will, hat es als Scheidungskind nicht einfach.

Das Fliegen als Thema: In Flight GN haben sich mehrere Künstler, professionell und nicht-professionell, diesem verschrieben. Wenn man sich die Zeit nehmen möchte, kann man nicht nur Imitationen von Moebius finden, sondern bestimmt auch auf kleine Überraschungen stoßen.

MARVEL:
Und wieder einmal wird sich alles ändern! Als Meilenstein in der Geschichte bezeichnet Marvel Avengers #500. Gezeichnet von David Finch und geschrieben von Brian Michael Bendis beginnt hier die „Avengers Disassembled“-Story. Ein Totgeglaubter kehrt zurück, und alles stellt sich auf den Kopf. Wieder mal alles beim Alten im Hause Marvel.

Man kann Rogue #1 entweder als kleine Erfrischung sehen oder als ein weiterer Schritt hin zur Ideenlosigkeit im Haus der Ideen.

Eine kleine, vielleicht spannendste Ausnahme bietet uns der Drehbuchautor Hans Rodionoff, der die neue Miniserie zu Man-Thing schreibt. Der Dreiteiler dient als Einleitung für den Film, der auch demnächst in die Kinos kommen soll. Außerdem heißt der Zeichner Kyle Hotz (The Hood), toller Name.

INDEPENDENT PUBLISHERS:
Wie bereits letzten Monat angedeutet, ist Cerebus doch nicht so tot, wie man denken mag. In dem Magazin Following Cerebus #1 (Aardvark-Vanaheim) gibt Dave Sim doch ein paar Einblicke für den Leser. Zudem gibt es Essays, Interviews und interessante Aufsätze. Ein Muss für jedes Erdferkel.

Wahrscheinlich kann dieser Titel nicht als Produkt von MAUS und Apocalypse Now verstanden werden. Was er aber sehr wohl kann, ist ein weiteres Bild des Vietnam-Krieges abliefern. Ob Apocalypse Meow Vol.1 TP (ADV Manga)mit der Fabelvariante dem Krieg ein neues Bild geben oder Aspekte sogar besser beleuchten kann, bleibt abzuwarten.

Nicht nur um ein Produkt des „Kid-Friendly Month“ vorzustellen, hat es Ursula GN (AiT/PlanetLar) in diese Liste geschafft, sondern weil es sich um eine schöne Geschichte handelt. Auf 80 Schwarz-Weiß-Seiten versuchen Fábio Moon und Gabriel Bo zu erklären, was passiert, wenn Feen sich verlieben, und wie es sich anfühlt, den Seelenverwandten schon als Kind getroffen zu haben.

Bei Atomeka A1 Big Issue #0 handelt es sich nicht um eine von diesen tollen Anthologien, deren Künstler man eh nicht kennt, sondern um eine nette Idee vom Atomeka Verlag. Dort dachte man sich, dass es doch nett wäre, wenn man alte Comics, wie zum Beispiel The Bo Jeffries Saga von Alan Moore und Steve Parkhouse, wieder neu auflegen würde. Auch Ted McKeever hat etwas beizutragen. Wenn Ihr Euch diesen Monat eine Anthologie kaufen wollt, dann bitte diese.

Wer würde es mir krumm nehmen, wenn ich nichts über eine weitere Nullnummer schreibe. Das wird mittlerweile zum Running Gag. Fathom: Cannon Hawke #0 (Aspen).

Einen herzlichen Glückwunsch an Devil’s Due Publishing. Dieser Verlag hat es endlich geschafft, meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Das ist aber gar nicht so schwer, wenn der Titel des Comics Army of Darkness: Ashes 2 Ashes #1 lautet. Dazu nehme man noch ein Cover von Marc Silvestri, eines von Ben Templesmith und noch eins von J. Scott Campbell. Dann ist der Inhalt auch schon egal.

Etwas ganz Neues. Da hat sich Kristine McKenna aufgemacht, um einige Leute zu interviewen. Unter diesen finden sich Namen wie Robert Altman, Elvis Costello und auch Jacques Derrida. Dann hat sie Portraits von ihren Interviewpartner zeichnen lassen. Die Bilder stammen von Daniel Clowes, Charles Burns, Tony Millionaire und Phoebe Gloeckner. Ich glaube, dass Interview-Comics nicht ganz neu sind. Aber Talk to Her #2 (Fantagraphics) ist bestimmt einer der besseren.

Es reicht hier zu sagen, dass Daniel G. Clowes wieder mal einen neuen Band von Eightball (die #23, auch Fantagraphics) fertig gestellt hat. Das reicht. Mehr muss nicht gesagt werden. Jetzt lauft alle los und kauft das verdammte Ding!

Eine Geschichte über Killer im Retro-Look. Das übersteigt selbst mein Verständnis. Aber Follow Me Closely hält sich eng an den von Oni Press eingeschlagenen Stil. Daniel Kralls Erzählung über einen Jungen, der mit seiner Stiefmutter nach Europa durchbrennt, könnte etwas werden.

Etwas Angst macht mir TokyoPop. Mit der Frage „What is Manga?“ beginnen 19 Seiten über Comics, von denen ich noch nie gehört habe. Oh Entschuldigung! Den ersten Teil von Remote habe ich ja selbst vorgestellt. Auf jeden Fall findet man auf diesen Seiten fast alle Themengebiete, die Mangas abdecken. Schaut mal rein.
BOOKS:
Du bist verzweifelt und suchst nur noch nach dem richtigen Weg, dich selbst zu ruinieren? Dann haben Adam Wasson und Jessica Stamen genau das richtige für Dich: The Self-Destruction Handbook TP (Three Rivers Press). Es versteht sich als Anleitung, um Dir das Leben selber zu versauen. Welche Droge ist die beste zum Selbstmord? Wie kannst Du am besten Deine verlorene Geliebte beschatten? Fragen, die das Leben oder auch dessen Zerstörung ausmachen.

Ein schönes Geschenk für alle die, die das „Buch der Toten“ schon haben und sich am liebsten ihren Arm absägen würden, um eine Schrotflinte stattdessen dort zu befestigen. Unseen Force: The Films of Sam Raimi TP (Applause Books) beschreibt den Werdegang von Regisseur Sam Raimi. Es finden sich im Buch Interviews mit Freunden und Kollegen, Bilder von „Spiderman“ I und II und leider auch Berichte von „Xena“.

COLLECTIBLES:
Leider hatte ich in letzter Zeit nicht genug Ruhe für anständige Kritiken. Das mag wohl daran liegen, dass ich in einer WG wohne und man sich dort immer gut verstehen muss. Da ich immer ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich jemanden abweisen muss, bin ich froh, dass die Aufgabe von nun an vom Emily The Strange: „Get Lost“ Door Hanger erledigt wird.

GAMES:
Es sind immer wieder die Kartenspiele, die solch nette Ideen verstecken. Bei Burn in Hell zum Beispiel geht es nur darum, so viele Massenmörder, Kannibalen und Musiker wie möglich zusammenzubringen. Die restlichen Regeln gibt uns hoffentlich Steve Jackson, Erfinder des Spiels, als Beilage im Karton.

ABKÜRZUNGEN:

GN: Graphic Novel
TPB/TP: Tradepaperback
SC: Softcover
HC: Hardcover
Vol.: Ausgabe
(…): Vorherige Titel des Künstlers