Mind the Gap

MTG Folge 2: Previews 04/2004

DARK HORSE:
Was sich da bei Dark Horse in den letzten Monaten herausentwickelt hat, hat nichts mehr mit normalem Horror zu tun. Da reicht ein Steve Niles (30 Days of Night) alleine nicht mehr aus. Da holt sich der Verlag einfach den Musiker und neuerdings auch Filmemacher Rob Zombie. Um diese beiden Horrormonster würdig zu begleiten, braucht Zeichner Nat Jones eigentlich nur noch einen Rotstift. The Nail wird als Vierteiler erscheinen und bietet unter anderem noch Zombie-Biker und eine brutale Wrestler-Familie.

Dieses Team wohnt mittlerweile auch schon in den Büros von Dark Horse: Neil Gaiman und Michael Zulli bedürfen keiner weiteren Vorstellung und können sich deshalb getrost ans Werk machen. Creatures of the Night HC ist eine Adaption von Gaimans „Smoke and Mirrors: Short Fictions and Illusions“. Wie der Titel schon sagt, stehen Mythen und Märchen, das Spezialgebiet der beiden, auf der Tagesordnung.

DC COMICS:
Im „Wizard“ bereits ausgiebig angepriesen, folgt hier die offizielle Ankündigung von Identity Crisis. Für ein Ereignis, das das gesamte DC-Universum erschüttern soll, erzählt Bestseller-Autor Brad Meltzer (The Zero Game) eine Geschichte über die JLA, die deren wichtigstes Geheimnis betrifft. Das Zeichnerteam Rags Morales und Michael Blair (JSA und Hawkman) wird zeigen, wie weit die JLA geht, um dieses Geheimnis zu bewahren. >

Der neue Zuwachs im Hause Vertigo sieht äußerst vielversprechend aus. Das Thema hört sich zwar zuerst nach einem billigen Abklatsch von „Charmed“ an, aber dank Autor Jonathan Vankin (Vertigo Pop) und Zeichner Leigh Gallagher entwickelt sich The Witching schnell zu einem schmerzhaften Trip durch Amerika, dem man dennoch gerne folgt.

IMAGE:
Vor ungefähr 146 Ausgaben stand Todd McFarlane da, wo John Romita Jr. genau jetzt steht. Denn nach einer sehr erfolgreichen Zeit bei „Amazing Spider-Man“ versucht der beliebte Zeichner, einen eigenen Titel bei Image zu veröffentlichen. Das Problem ist nur, dass die Ähnlichkeit zu „Spawn“ sich verheerend auf Romitas Karriere auswirken könnte. The Gray Area mag vom Graphischen her etwas Neues darstellen, aber den Bösewicht, der nach dem Tod gegen seinesgleichen kämpft, kennen wir schon. Tut mir leid, John.

Jetzt fängt auch schon Image damit an, kleine thematische Imprints, Verlagsuntergruppen, zu entwickeln. Dieser nennt sich „Alternative Image“ und kommt zum Glück dem, was Alternative eigentlich bedeutet, näher als z.B. „Wizard Edge“. Der wichtigste Aufhänger ist Doctor Cyborg: Outpatient. Mit Mike Oeming (Powers) als Zeichner dürfte es für den Schreiberling Allan Gross kein Problem sein, seine Geschichte über den überintelligenten Doktor Malcolm Syberg zu erzählen. Den Doctor Cyborg-Webcomic, auf deutsch präsentiert von Comicgate, kann man übrigens unter www.doctorcyborg.de lesen.

Als Genremischung kann man Small Gods #1 sehen. Denn wenn man von einer Detektivgeschichte sprechen würde, wäre außen vorgelassen, dass die Charaktere übersinnliche Fähigkeiten haben. Leider scheint das Thema „Superheld in der normalen Welt“ eine allzu oft benutzte Idee zu sein. Ob Jason Rand und Juan E. Ferreyra aus dieser abgenutzten Idee noch etwas herausholen werden, werden wir erst in drei Monaten sehen.

MARVEL:
Eine unglaubliche Vielzahl an Nummer-Zwei-Titeln, und Marvel scheint doch immer noch etwas nachlegen zu können. Passend zum zweiten Spider-Man-Film zieht man bei Marvel alle Register. Die Schülerin von Straczynski, Fiona Avery, schreibt eine neue Serie, Amazing Fantasy #1, über eine junges Mädchen, das im Spinnenkostüm um die Häuser schwingt, und nimmt dabei gerne die graphische Hilfe von Mark Brooks (Marvel Age Spiderman) an. Spidergirl #75 trägt den Titel „Team Spider“, um den oben genannten Titel gleich in die Familie willkommen zu heißen.

Auch Mary Jane bekommt ihre eigene Serie. Während man mit Sean McKeever (The Waiting Place) einen erfahrenen Marvel Autor berufen hat, ist Takeshi Miyazawa (Sidekicks) noch nicht so lange an Bord. Mary Jane #1 profitiert von jedem der beiden Künstler und stellt so ein gutes Portrait für das neue Image Marvels dar.

Auch eine nette Idee bietet uns Powerless #1. Obwohl sie nicht ganz neu ist, werden die Charaktere ihr übriges tun, um Autor Matt Chernis und Zeichner Michael Gaydos ihre Aufgabe zu erleichtern. Wer schon immer Matt Murdock, Peter Parker und Logan ohne ihre Fähigkeiten sehen wollte, muss sich nun keine alten „What if…“s mehr besorgen.

INDEPENDENT PUBLISHERS:
An all die, die Ihre Telefonbücher noch nicht ganz zusammen haben. Wahrscheinlich werdet auch Ihr es schon wissen. Das letzte Cerebus Paperback: The Last Day (Aardvark-Vanaheim) ist jetzt auch endlich da. Somit hat die Saga nun endlich ein Ende. Oder auch nicht…? Seht nach, was Cerebus da folgt… (in der nächsten „Mind the Gap“)

Ich beginne nun, vielmehr seit letztem Monat und seit der Buchmesse in Leipzig, doch mal zu schauen, was es da so an Mangas gibt. Zum Beispiel wäre da die gute alte Story mit dem Geschlechtertausch. Man kann sagen, dass es das schon zu oft gab. Ja, aber man sollte Ai Morinaga auch eine Chance geben, seine Variante in Your & My Secret Volume 1 TP (ADV)zu erzählen.

Als den feinen Unterschied zwischen Bösewicht und Held sieht sich der Comic Hench GN (AiT/PlanetLar). Illustriert von Manny Bello und geschrieben von Adam Beechen (Teen Titans Go!) beschreibt Hench die Geschichte von Mike Fulton, einem Familienvater, der ins Kreuzfeuer der Superhelden gerät.

Eine weitere Nullnummer aus dem Hause Aspen. Warum der Verlag von Michael Turner nicht in der Lage ist, anständige Miniserien zu produzieren, weiß wohl nur er. Fathom: Dawn of War #0. Vielleicht geht’s ja bald los.

Jetzt hat man auch bei CrossGen Comics eingesehen, dass das Heil im Gothic-Genre liegt. Deshalb haben sich Chuck Dixon und Leonardo Manco (Hellblazer) auf den Weg gemacht, das Geheimnis eines alten Herrenhauses zu lüften. Ob Raven House #1 in der Lage sein wird, eine Konkurrenz für Dark Horse oder IDW Publishing zu werden, bleibt abzuwarten.

Der zweite Manga in diesem Monat heißt XXXholic Vol.2 GN (Del Rey). Das CLAMP-Team erschafft sich eine kleine Welt um einen mysteriösen Laden herum, dessen Besitzerin Menschen Wünsche erfüllt, aber immer auch eine Gegenleistung erwartet. Wie werden die Künstler mit der Moral, die in diesem Comic steckt, umgehen?

Eigentlich sollte es ausreichen zu sagen, dass Jason einen neuen Comic veröffentlich hat. Man sollte jetzt nicht mehr sagen müssen, was für ein begabter Zeichner er ist und wie sein Minimalismus trotzdem große Gefühle transportieren kann. Aber manchmal reicht ein Name eben nicht aus, um diesen Eindruck zu beschreiben. You can’t get there from here GN (Fantagraphics).

Da IDW Publishing mit Steve Niles es sich jetzt leisten kann, ein paar größere Seiten im Previews zu bekommen, will der Verlag auch seine Titelspanne erweitern. Mit Will Eisner’s John Law Detective in Dead Man Walking ist dies gut gelungen. Ein wunderschönes Paperback, gemischt aus der alten Serie von Will Eisner und einer neuen Geschichte von Gary Chaloner.

Und dann mag man es kaum glauben, aber Steve Niles, die Person, die diese Kolumne für sich in Anspruch nimmt wie kein anderer, hat zusammen mit Zeichner Aadi Salman die Geschichte des Hyde neu inszeniert.

Der nächste Comic ist nur ganz knapp am „Read of the Month“ vorbeigeglitten. Denn wenn Scott Morse (Barefoot Serpent) etwas in die Hand nimmt, kommt nur gutes heraus. Fast schon als Hommage kann man Spaghetti Western (Oni Press)bezeichnen, der Sergio Leone und Clint Eastwood gewidmet ist. Hinzu kommt noch, dass Morse im August zusammen mit Greg Rucka eine neue Serie starten wird. Da lohnt es sich jetzt schon, alles von ihm gelesen zu haben.

Der Co-Autor von Titeln wie „Pistolwhip“ und „Mephisto and the Empty Box“ macht auf sich aufmerksam. Mit 2 Sisters schafft sich Matt Kindt einen Namen und spinnt seine Erzählung rund um den zweiten Weltkrieg und weiter.

Aber das reicht den Jungs bei Top Shelf nicht. Deshalb arbeitet auch noch David Yukovich bei ihnen, um die Geschichte von vier Männern zu erzählen, die, wie der Titel schon sagt, Less than Heroes sind.

Da hat sich doch ein Amerikaner mal exakt dieselbe Figur genommen wie ein Deutscher. Inwieweit Jim Massey es schafft, mit Death Takes a Holiday (Varmint Press) den „Kleinen Tod“ von Bernd Natke zu übertreffen, bleibt fraglich.

BOOKS:
Dieser Vorschlag gehört wohl eher zu dem Feld der Sekundärliteratur, sprich Bücher über Comics. So sammelt Herausgeber Sean Howe Aufsätze von berühmten Autoren, die über Comics schreiben. Es sind diesmal aber eben nicht Scott McCloud oder Will Eisner, sondern Autoren wie der Rolling Stone Editor Greil Marcus oder Amie Bender: Give our Regards to the Atomsmashers TP (Pantheon Books).

CALENDARS:
Obwohl es etwas früh dafür ist, sollte man sich wegen der weißen Wände bei sich zuhause schon jetzt um das Dekor fürs nächste Jahr kümmern. Das dachte man sich beim Previews auch und führte eine neue Rubrik ein: Kalender. Von Seite 385 bis 403. Alles von Tori Amos bis zu den Sea Monkeys.

APPAREL:
Da sich Kleidung jeder selber aussuchen sollte, will ich hier auch nur kurz auf diese zwei hinweisen: Zum einen hätten wir da die Crab Scrambley T-Shirts auf Seite 436 und das T-Shirt – passend zu Ferris macht blau – Der Würstchenkönig von Chicago auf Seite 439.

TOYS & MODELS:
Unglaublich dämliche Action Figuren, die jeder braucht. Zu diesen gehören auf jeden Fall die neue Kollektion von Monty Python wie die Ritter, die immer „Nie!“ sagen, und das Killer-Kaninchen. Des weiteren sollte man auf Ren und Stimpy Figuren achten. Denn jede der vier Figuren kommt mit einem Klotz. Schaut mal nach auf Seite 452, dann seht Ihr, was ich meine.

Eigentlich traue ich mich ja nicht zu den Büsten vor, aber wenn der Großmeister Yoda als Figur zu haben ist, werde auch ich schwach. Der kleine grüne Kerl kommt geradewegs aus der Cartoon Network Serie und schaut verdammt grimmig drein.

GAMES:
Zombies!!! 4: The End. Na, wenn das kein Titel für ein Spiel ist, dann weiß ich’s nicht. Jedenfalls machen sich hierbei bis zu sechs Spielern daran, das Buch der Untoten zusammenzusetzen, um die Untoten zu verbannen. Leider kann ich nicht sagen ,wie gut sich das Spiel ohne das Grundset spielen lässt.

VIDEOS:
Für einige von Euch mag Wizards ein alter Hut sein, aber andere werden nicht wissen, dass Ralph Baksh nach dem Herr der Ringe-Zeichentrickfilm 1977 diesen epischen Kampf zweier Zauberer erschuf. Die DVD ist also ein Muss für alle die, die glaubten, anspruchsvolle Zeichentrickfilme werden nur in Japan gedreht.

ABKÜRZUNGEN:

GN: Graphic Novel
TPB/TP: Tradepaperback
SC: Softcover
HC: Hardcover
Vol.: Ausgabe
(…): Vorherige Titel des Künstlers