Mind the Gap

MTG Folge 12: Previews 04/2005

DARK HORSE:
Hellboy ist wieder da! Mike Mignola hat bekanntlich bei der Verfilmung seines roten Riesen selbst eifrig mitgearbeitet und hatte daher wenig Zeit zum Comics machen. Nach längerer Pause erscheint nun immerhin ein Zweiteiler: Hellboy: The Island wird für einige Zeit der letzte Comic sein, bei der Mignola als Autor und Zeichner fungiert.

Paul Chadwicks „Concrete“, ein Independent-Klassiker der 80er und 90er Jahre, ist kürzlich in einer neuen Miniserie bei Dark Horse auferstanden. Jetzt werden auch die alten Geschichten in Sammelbänden neu aufgelegt. Los geht es mit Concrete Vol. 1: Depths TPB. Ausführliche Infos zu „Conrete“ gibt’s übrigens auf der informativen Chadwick-Website von Guido Weisshahn.

DC COMICS:
In der Reihe Solo, in der sich verschiedene Künstler in Kurzgeschichten austoben dürfen, ist diesmal Darwyn Cooke an der Reihe. Er beschäftigt sich hier vor allem mit dem Detektiv Slam Bradley, der auch in den „Catwoman“-Heften von Ed Brubaker (gezeichnet von Darwyn Cooke), eine größere Rolle spielte.

Das Wildstorm-Label vermeldet die Rückkehr von J. Scott Campbell (“Danger Girl“), der auch bei seiner neuen Serie wieder mit Andy Hartnell zusammenarbeitet.>Wildsiderz dreht sich um ein Team von Helden im Teenageralter, die die Kräfte von Tieren einsetzen und vervielfachen können. Um die Wartezeit für die Campbell-Fangemeinde, die vermutlich immer noch recht groß ist, zu verkürzen, gibt es erstmal eine Nullnummer mit Skizzen und einer Kurzgeschichte.

Mit Albion #1 beginnt Wildstorm die Wiederbelebung von Uralt-Superhelden aus Großbritannien. Auf den ersten Blick muss man staunen, denn da steht: Alan Moore und Dave Gibbons. Die Schöpfer von „Watchmen“! Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich Gibbons als Coverzeichner und Moore als Ideengeber, der den groben Plot vorgibt. Das eigentliche Skript stammt von Alan Moores Tochter Leah und ihrem Gatten John Reppion, die Zeichnungen von Shane Oakley.

Bei Vertigo war die Sehnsucht groß, mal wieder etwas von Neil Gaiman zu veröffentlichen. Dumm nur, dass der zur Zeit lieber Romane schreibt. Also lässt man Mike Carey und Glenn Fabry einen Gaiman-Roman adaptieren und macht daraus die Miniserie Neil Gaiman’s Neverwhere. Hmm, ich persönlich greife lieber zum Roman, den es übrigens als „Niemalsland“ auch auf deutsch gibt.

Wer die Einzelhefte von We3 verpasst hat, sollte jetzt zugreifen: Grant Morrison und Frank Quitely erzählen die Geschichte dreier Tiere, die zu Hightech-Waffen hochgerüstet wurden und ungeplant in die freie Wildbahn geraten. Trotz des großen Gewaltanteils eine sehr anrührende Story, die auch mit einem großartigen Artwork glänzt.

IMAGE COMICS:
Wie so oft gibt’s bei Image eine Reihe neuer Titel, die ganz interessant aussehen, aber da man weder Autoren noch Zeichner kennt und die Kurzbeschreibungen sehr mager ausfallen, ist das Vorbestellen Glückssache. Die Kandidaten heißen:
Flak Riot #1 – eine Büroangestellte wird zur Kopfgeldjägerin. Mehr Infos gibt’s nicht, aber die abgedruckte Seitenvorschau für die Miniserie sieht zumindest graphisch sehr interessant aus.
Strange Girl #1 beschreibt Autor Rick Remender als Mischung aus „Tank Girl“ und „Doctor Strange“. Und auch hier gilt: interessantes Artwork, aber wenig Infos über den Inhalt.

Etwas weniger im Dunkeln tappt man bei der neuen Serie von Joe Casey (“Wildcats Version 3.0“): Godland #1 ist eine sehr kosmische Geschichte, deren knallbuntes Artwork – sicher nicht unbeabsichtigt – an Jack Kirby denken lässt.

Bereits im Jahr 2000 erschien ein One-Shot namens „Avigon“, der jetzt in Avigon: Gods and Demons GN nachgedruckt und fortgesetzt wird. Che Gilson erzählt von einem Mädchen, das in einer Gothic-Welt gefangen ist, die von Jimmie Robinson sehr hübsch bebildert wird. Sein Artwork erinnert an Tim Burtons „Nightmare before Christmas“ mit einem leichten Manga-Einschlag.

Robert Kirkman schafft mit seinen Image-Serien das, woran fast die gesamte Konkurrenz scheitert: die Hefte von „The Walking Dead“ und „Invincible“ finden von Ausgabe zu Ausgabe mehr Käufer. Damit das auch so bleibt, bietet Image ein verlockendes Angebot für „Invincible“-Fans und -Neueinsteiger: das edle Invincible: The Ultimate Collection, Vol. 1 HC ist ein relativ preisgünstiger Hardcoverband, in dem die ersten 13 Ausgaben der oft gelobten Superheldenreihe versammelt sind.

MARVEL:
Die Marvel-Previews (die dem dicken Katalog wie immer als eigenes Heft beiliegen) rühren aufs heftigste die Trommeln für das große Sommer-Blockbuster-Event 2005:>House of M. Die Kern-Miniserie schreibt Brian Michael Bendis, dazu kommen mehrere Spin-Offs, z.B. Spider-Man: House of M. Bereitet euch auf folgendes vor: sehr viele werden es kaufen, manche werden es mögen, es wird sehr viel darüber geschimpft werden (wahrscheinlich mit Recht), aber alleallealle werden drüber reden. Genau wie bei „Avengers Disassembled“ oder bei DCs „Infinite Countdown to Identity Crisis“ [TM]. Und damit wäre dann das Ziel auch exakt erreicht.

Außerdem bringt Marvel im Juni eine Menge Fantastic Four-Material auf den Markt, um (vielleicht) ein bisschen am (eventuellen) Erfolg des F4-Kinofilms zu partizipieren. Neben einer wie immer überflüssigen Comic-Adaption des Films gibt es auch so hübsche Ausgaben wie Ultimate Fantastic Four Vol. 1 HC oder das dicke Essential Fantastic Four Vol. 4 mit Klassikern von Lee und Kirby.

Es gibt tatsächlich noch neue Marvel-Serien, deren Titelheld nicht schon seit 20 oder 40 Jahren im Marvel-Universum herumvegetiert. Das allein ist schon etwas besonderes, auch wenn das Konzept von Gravity dann doch nicht sooo originell aussieht: nach dem Highschool-Abschluss geht zieht ein Junge vom Lande nach New York, um dort – richtig geraten – Superheld zu werden. Das Creative Team hinter der Miniserie, Sean McKeever und Mike Norton, hat für seine Independent-Reihe „The Waiting Place“ eine Menge Lob eingeheimst – „Gravity“ könnte also einen Blick wert sein.

Nach Brian Bendis (“Powers“) und David Mack (“Kabuki“) bekommt nun auch Joe Michael Straczynski die Gelegenheit, einen eigenen „creator owned“-Comic bei Marvels Icon-Label zu veröffentlichen. Zusammen mit Mike Deodato (“Amazing Spider-Man“) begleitet er in Dream Police #1 zwei Cops bei ihren Ermittlungen in der Welt der Träume.

INDEPENDENT PUBLISHERS:
Fantagraphics startet eine neue vierteljährliche Anthologie-Reihe namens Mome. Die darin vertretenen Kurzgeschichten stammen größtenteils von Talenten, deren Namen ich noch nie gehört habe, aber auch von Künstlern wie Paul Horneschmeier oder Jeffrey Brown, die im Indie-Bereich längst keine Unbekannten mehr sind.

Oni Press erweitert sein ohnehin schon breites Spektrum verschiedenster Genres um ein „two-fisted historical action adventure“, das im Jahr 1755 spielt und von der Besiedlung Kanadas handelt. Northwest Passage #1 wird geschrieben und gezeichnet von Scott Chantler, den man bisher nur als Zeichner kannte (“Days like this“).

Jeffrey Brown vervollständigt seine autobiographische Trilogie und legt nach „Unlikely“ und „Clumsy“ einen weiteren Comic zum Thema „Erwachsen werden und mit den Frauen klarkommen“ vor. Das neue Werk trägt den hübschen Titel aeiou und erscheint bei Top Shelf.

Oh, eine neue Graphic Novel von Daniel Clowes (“Ghost World“)? Naja, in Wirklichkeit ist Ice Haven GN (Pantheon Books) ein Nachdruck von „Eightball“ #22 in einem neuen Format. Als dieses Heft, eine Sammlung von 27 Kurzgeschichten, damals bei Fantagraphics erschien, hieß es dazu: „It’s a one-shot, intended to work only as a comic book, and will probably never be reprinted in book form, at least not without major revisions.“ Jetzt gibt’s also doch einen Nachdruck in Buchform.

Bitte verzeiht mir, wenn ich diesen Monat darauf verzichte, auch noch die obskuren hinteren Seiten des Katalogs zu durchforsten, wo man Merchandise, Trading Cards und allerlei nerdigen Schnickschnack findet. Vom vielen Kopfschütteln wird mir da immer ein bisschen blümerant zumute…

ABKÜRZUNGEN:

GN: Graphic Novel
TPB/TP: Tradepaperback
SC: Softcover
HC: Hardcover
Vol.: Ausgabe
(…): Vorherige Titel des Künstlers