Mind the Gap

MTG Folge 10: Previews 12/2004

DARK HORSE:
Dark Horse zelebriert schon in der kurzen Ankündigung zu Manga Darkchylde #1 die Künste von Autor und Zeichner Randy Queen, der sich nach langer Abstinenz wieder seiner Kreation widmet. Was bereits am Titel deutlich wird, ist eine Veränderung sowohl des Stils als auch des angesprochenen Publikums. Es ist interessant, dass gerade bei Dark Horse die Veränderung zum Manga gleichbedeutend mit der Senkung der Alterstufe steht.

Ein Comic, der eher zum klassischen Profil des Verlages passen dürfte, ist Caravan HC. Autor Rick Geary (“Treasury of Victorian Murder“) entwickelt eine Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit basiert. Im Gegensatz zum Trend der autobiographischen Comics forscht Geary in der Vergangenheit auf den Spuren von Arthur Caravan, einem Künstler, Dieb und Betrüger der Jahrhundertwende. Den simplen Formen der Darstellung steht eine verworrene Geschichte gegenüber.

Nachdem Steve Niles nur noch vereinzelt bei Dark Horse zu sehen ist, sucht sich der Verlag nun neue Talente für seine Gruselschiene. Andrew Crosby schreibt die Geschichte für Damn Nation. Als TV-Autor von „Haunted“ und „Eureka“ sollte es ihm nicht schwer fallen, ein Endzeitszenario zu entwerfen, das J. Alexander (“Queen and Country“) alle Möglichkeiten zur Entfaltung gibt.

DC COMICS:
Es gibt keinen Weg an Seven Soldiers #0 vorbei! Schließlich ist der Titel (eine Reihe von sieben verschiedenden Miniserien) auf dem Cover des Previews zu sehen und wird von Grant Morrison geschrieben. Die Gastzeichner der einzelnen Miniserien, angefangen mit J.H. Williams (“Promethea“), vollenden das Gesamtbild. Wenn man dann aber die ganze Seite Vorbesprechung im Previews liest, merkt man schnell, dass es sich um ein selbstinszeniertes Crossover handelt. Der Versuch, alte Charaktere wie Zatanna wiederzubeleben, ist auch nicht der neueste. Ich kann mir gut vorstellen, dass DC aus den Miniserien später laufende Serien macht. Manchmal sieht es wirklich so aus, als könnte man einen populären Comic wie einen Kuchen backen, nach Rezept…

Obwohl es langweilig sein mag, wenn ich nun eine weitere Ausgabe von „Solo“ anpreise, da ich ja bereits die erste Ausgabe gelobt habe, muss es dennoch raus: Solo #3, geschrieben und gezeichnet von Paul Pope (“Heavy Liquid“, „100%“).

Howard Chaykins großes Talent liegt darin, sich eine Geschichte auszudenken, oder wie in diesem Fall zu adaptieren, nur um dann die Bebilderung, hier von Russ Heath (“Sgt. Rock“), mit seinen Texten zu dekonstruieren. Allein die Entstehungsgeschichte von Legend zeigt Chaykins Talent am Beispiel einer kleinen Katze.

IMAGE:
Comics sollen Spaß machen. Meiner ganz persönlichen Meinung schließt sich hoffentlich auch Phil Hester an. Wenn man die kurze Beschreibung von The Atheist liest, kann man nur schmunzeln. Falls Hester nicht dieser Meinung ist, kann es sich um einen ziemlichen lahmen Comic handeln.

Wenn es um Freaks und deren Darstellung geht, dann fällt als erstes der Name Bernie Wrightson. Seine verrückte Phantasie, die sich wohl am besten in „Swamp Thing“ widerspiegelt, nimmt es gleich mit einer ganzen Freak Show auf. Bruce Jones (“Hulk“) hat auch das nötige Talent, um eine wundervolle Parabel über das Perverse im Menschen zu schreiben. Warum Image seine Graphic Novels jetzt „Graphic novella“ nennt, bleibt für alle Zeiten im Dunkeln verborgen.

TOP COW:
Hunter-Killer #1: Autor Mark Waid, Zeichnungen Marc Silvestri und verschiedene Variant Covers von Trevor Hairsine und J.Scott Campbell. Da soll noch einer sagen, ich vernachlässige Top Cow.

MARVEL:
Und wieder eine junge Heldentruppe mehr. Diesmal heißen sie die Young Avengers und sind entstanden durch die Ereignisse der „Avengers Disassembled“-Storyline. Das interessante an dem Comic ist der Autor: TV-Schreiberling Allan Heinberg (“Sex and the City“, „Party of Five“) könnte der ganzen Idee vielleicht noch was abgewinnen.

Da hat es Frank Cho (“Liberty Meadows“) doch glatt geschafft, bei Marvel genau das zu zeichnen, was er will: eine wunderhübsche Frau, Dschungel und eine Horde von Dinosaurieren. Dann muss sich Marvel aber nicht wundern, wenn in Shanna The She-Devil plötzlich auch andere Figuren aus Chos Phantasie auftauchen.

Der zweite Künstler, der einen Freifahrtschein bei Marvel bekommen hat, ist Adam Warren. Jemand, der zwar die „Mangaphase“ in amerikanischen Comics mit eingeläutet hat, dann aber aus dem Rampenlicht verschwunden ist. Bei Marvel darf er nun wie verrückt Roboter zeichnen. Livewires #1 mag uns als Lesern nichts Neues bieten, ist für Marvel aber ein Schritt auf die Künstler zu.

INDEPENDENT PUBLISHERS:
Leider bin ich nicht in der Lage, die linguistischen Parallelen zwischen „Superhero“ und „Superior“ zu sehen oder zu hören, dennoch scheint es ein recht viel versprechendes Projekt zu sein. In der Anthologie Project: Superior SC (Adhouse Books) interessieren sich alle für Superhelden (wie im echten Leben). Ich habe jetzt aber wirklich keine Lust, alle Namen abzutippen. Lest lieber selber nach.

Wie mag das Leben englischer Teenager wirklich aussehen? Wenn man den Wort von Andi Watson glauben mag, haben Ian Carney (“Pants Ant“) und Jonathan Edwards (“Aunt Connie“) dieses Gefühl aufs kleinste Detail genau in ihrem Comic Bag of Anteaters #1 (Slave Labor Graphics) dargestellt. Wenn das wirklich so ist, wollen wir auch mehr davon sehen.

Seit über 554 Ausgaben kann sich Archie (Archie Comic Publications) nicht zwischen Bettie und Veronika entscheiden. Auch in Ausgabe Nummer 555 können wir uns auf keine Überraschung freuen. Archie bietet auch heutzutage noch einen realistischen Blick auf das Leben von Teenagern und deren Probleme. (Wollte nur mal sehen, wer sich die ganze Kolumne durchliest!)

David Trumble ist 17 Jahre alt. Das alleine sollte noch kein Grund zur Verwunderung sein. Wenn man aber mal genauer liest, wird man schnell bemerken, dass dieser Junge seinen eigenen 264-Seiten-schwarz-weiß-Comic geschrieben und gezeichnet hat. Das nenne ich beeindruckend. Climate GN heißt das gute Stück und wird vertrieben von Blake Project Ltd. Eine Geschichte, die ein Drittel Film Noir, ein Drittel Geistergeschichte und ein Drittel Gangsterfilm ist.

Einer meiner Lieblingscomics geht zu Ende: La Perdida #5 beschließt Jessica Abels Geschichte über das Leben in einem fremden Land und die Suche nach der eigenen Identität. Ich möchte Euch hier dazu anregen, Euch auch die anderen Teile zu kaufen, die Fantagraphics Books als Sammelpack herausbringt.

Oni Press hat sich mittlerweile einen Namen daraus gemacht, sensible Geschichten zu erzählen. Zwischen Zeichnern wie Bryan Lee O’ Malley (“Lost at Sea“) und Scott Morse (“Barefoot Serpent“) hat auch Andi Watson sein Zuhause gefunden. Mit Little Star #1 erzählt er die Geschichte eines allein erziehenden Vaters, der seinen Aufgaben nur gerade so gewachsen zu sein scheint.

BOOKS:
Auch wenn es manchmal einfacher sein mag, sich nur die Bilder anzusehen, sollten wir den großen Bruder, das Buch, nicht vergessen. Diesen Monat sind es vor allem diese beiden: McSweeney’s Quarterly Concern Issue 13 HC (McSweeney’s) beschäftigt sich mit Comics allein. Gastherausgeber Chris Ware hat ein schönes Paket für uns zusammengeschnürt, das sowohl Comics als auch Aufsätze zum Thema beinhaltet.

Das zweite Buch nennt sich New Smithsonian Book of Comic Book Stories HC: From Crumb to Clowes (bei Amazon bestellen). Ein verdammt langer Titel, dennoch bietet er alle wichtigen Informationen schon im Titel.

APPAREL:
Dies ist das perfekte T-Shirt zum Basketball spielen: Arkham Asylum: Athletic Dept. T-Shirt. Zum einen bringt die wundervolle Farbe graumeliert alle Schweißflecken ans Tageslicht und zum anderen sieht es schon ziemlich beeindruckend aus, wenn Du in Gothams Sanatorium Nummer eins arbeitest. Die Körbe musst Du trotzdem selber werfen.

MERCHANDISE:
Das Highlight dieses Monats in Sachen Spielzeug und anderem Merchandise ist die Alien vs. Predator-Serie. Wem die lustigen Keksdosen nicht reichen, der kann sich über die Plüschvarianten seiner Lieblingsmonster freuen. Vor allem der Hybrid Chestburster ist eine kleine Augenweide. Was genau „disposable body“ meinen soll, müsst Ihr schon selber ausprobieren.

Das ist doch was für Eure Großmutter: die hat schon damals mit der Babuschka gespielt. Eure Verwandten werden erst später merken, dass es sich um die Godzilla-Familie handelt, die sich da ineinander stecken lässt: Godzilla Capa Cara Nesting Figures.

ABKÜRZUNGEN:

GN: Graphic Novel
TPB/TP: Tradepaperback
SC: Softcover
HC: Hardcover
Vol.: Ausgabe
(…): Vorherige Titel des Künstlers