Mind the Gap

Mind the Gap 17: Previews 11/2005

BLUESMAN, VOL. 2
NBM Publishing | 80 Seiten | schwarzweiß | $ 8.95 | NOV05 3053

Bluesman, von Rob Vollmar und Pablo Callejo, spielt in den Vereinigten Staaten der späten 1920er. Protagonist ist der durch Arkansas tingelnde schwarze Bluesmusiker Lem Taylor, der im ersten Band in einen Mordfall verwickelt wurde.

Da das Opfer nicht nur weiß ist, sondern auch noch zu einer einflußreichen Familie gehört, bedeutet das für Lem, daß er sich schleunigst vom Acker machen und jeglichen Kontakt mit der Polizei tunlichst vermeiden sollte, wenn ihm sein Leben lieb ist. Im Süden der USA war man diesbezüglich ja bekanntlich nicht zimperlich.

Der erste Band, Bluesman, Vol. 1 (80 Seiten, schwarzweiß, $ 6.95, Order-Code: NOV05 3052), erstmals 2004 bei dem mittlerweile versumpften Verlag Absence of Ink erschienen, erhielt seinerzeit u.a. von Steven Grant und Don MacPherson sehr gute Kritiken und kommt ebenfalls im Februar bei NBM in einer Neuauflage heraus.

THE EXTERMINATORS #1
DC Comics/Vertigo | 32 Seiten | $ 2.99 | NOV05 0320

exterminators.jpgWenn man der herrlichen Beschreibung dieser neuen Serie glaubt, muß man sich unter The Exterminators wohl so eine Art Ghostbusters vorstellen, nur halt mit Ungeziefer statt Geistern.

The Exterminators dreht sich um eine kaputte Truppe von Kammerjägern, die zwischen den Barrios und Bungalows von Los Angeles umherstreifen, dem schwächsten Glied der spröden Trennlinie zwischen der Zivilisation und dem brutalen Chaos der Natur,“ heißt es da zum Beispiel, und es werden „verstörende Figuren, Killer-Kakerlaken und düstere Geheimnisse“ versprochen. Da müsste also eigentlich für jeden was Passendes dabei sein.

Autor Simon Oliver ist zwar noch ein unbeschriebenes Blatt, aber zumindest optisch sollte bei The Exterminators nichts anbrennen: Gezeichnet wird die Serie von Tony Moore, der mit Battle Pope, The Walking Dead und dem gerade debütierten Fear Agent schon einige sehr unterschiedliche Projekte in seinem Repertoire hat, während die Covers von Philip Bond (Vimanarama, Vertigo Pop: London) illustriert werden.

GØDLAND, VOL. 1: HELLO COSMIC (TPB)
Image Comics | 144 Seiten | $ 14.99 | NOV05 1707

Von den Verkaufszahlen her scheint Gødland bisher leider ein kompletter Rohrkrepierer zu sein. Das ist natürlich nicht ungewöhnlich für einen Comic von Joe Casey, der mit Serien wie Automatic Kafka, Wildcats Version 3.0 oder jüngst The Intimates diesbezüglich schon reichlich Erfahrungen gesammelt hat.

Nichtsdestotrotz rennt Casey aber weiterhin ungebremst und mit entzückender Gleichgültigkeit gegen die gängigen Trends des US-Mainstreams an und schert sich einen feuchten Kehricht um alle Marktperspektiven. Umso erfreulicher, daß er in Image Comics offenbar endlich einen Verleger gefunden hat, der auch in stürmischen Zeiten bereit ist, sich hinter Projekte zu stellen, wie das mit der Ankündigung dieses Sammelbandes geschieht.

Zusammen mit Zeichner Tom Scioli nutzt Casey in Gødland rotzfrech die Ästhetik von Jack Kirby als Verpackung für seine Ideen, ohne dabei mit der satirischen Wimper zu zucken. Bleibt nur zu hoffen, daß der Band auch das Licht der Welt erblicken wird. Das ist bei angekündigten Image-Produktionen – bei allem berechtigtem Lob – ja leider nicht immer der Fall.

Weiterführende Links: Die komplette erste Ausgabe von Gødland zum Reinschnuppern und Gødland Online, eine Fan-Seite, auf der u.a. auch Original-Beiträge von Joe Casey selbst zu lesen sind.

NEW WARRIORS: REALITY CHECK (TPB)
Marvel Comics | 144 Seiten | $ 14.99 | NOV05 2032

Ach, wer hat sie nicht gelesen in den Neunzigern, die wunderbaren New-Warriors-Hefte von Fabian Nicieza, Mark Bagley und Darick Robertson…! Naja, ich zum Beispiel. Macht aber nix, denn die Miniserie von Zeb Wells (Spider-Man/Doctor Octopus: Year One) und Skottie Young (Human Torch, Venom), die hier enthalten ist, hat nur bedingt etwas mit der ursprünglichen New-Warriors-Reihe zu tun.

Zwar sind die Figuren weitgehend dieselben, aber das Konzept der Serie gibt eine andere Marschrichtung vor: Im Rahmen einer neuen Reality-TV-Show sollen die New Warriors ihr Hauptquartier von New York City in die amerikanische Provinz verlagern und sich dort vor laufender Kamera mit den örtlichen Superschurken prügeln.

Da Wells und Young zu den vielversprechendsten Nachwuchs auf dem Superhelden-Sektor gehören, hat es mich nicht überrascht, daß New Warriors durchweg gute Kritiken einheimsen durfte. Ebenso wenig überraschend ist leider die Tatsache, daß die Einzelhefte verkaufstechnisch gnadenlos abgestürzt sind: Fans der alten New Warriors wurden abgeschreckt von Youngs quirligem Disney-Cartoon-Stil, während die eigentliche Zielgruppe für Nachwuchstalente wie Wells und Young wohl wenig Lust für ein New-Warriors-Projekt hatte. Und Promotion ist jenseits der üblichen Verkaufsgaranten im Hause Marvel sowieso Mangelware.

Lasst euch also nicht ins Bockshorn jagen: Hier steht zwar „New Warriors“ drauf, aber mit einer Nostalgie-Übung im Stil der Neunziger hat die Sache nix zu tun.

NEXTWAVE #1
Marvel Comics | 32 Seiten | $ 2.99 | NOV05 1973

“Healing America by beating people up,“ lautet der Spruch, mit dem Marvel für Nextwave die Werbetrommel rührt. Kein Zweifel: Das kann nur Warren Ellis sein.

Die Superheldengruppe Nextwave wurde rekrutiert von H.A.T.E. (“Highest Anti-Terrorism Effort“), einer privaten Organisation, die sich der Bekämpfung von „bizarren Massenvernichtungswaffen“ verschrieben hat. Eine Bezeichnung, unter die etwa der prähistorische Monsterdrache Fin Fang Foom fällt.

Zum Team gehören Monica Rambeau (auch bekannt als Captain Marvel oder Photon), Aaron Stack (alias Machine Man), Tabitha Smith (alias Boom-Boom/Meltdown von X-Force), die Monsterjägerin Elsa Bloodstone und eine neue Figur, genannt The Captain.

In seinem „Bad Signal,“ einem unregelmäßigen E-Mail-Newsletter, hat Ellis angekündigt, daß es sich bei Nextwave um einen sogenannten „Fight Comic“ handelt. Das ist eine Ellis’sche Wortschöpfung und bedeutet, dass geprügelt und in die Luft gejagt wird, bis der Notarzt kommt.

Fürs Graphische ist der glänzende Stuart Immonen zuständig, dessen Arbeit in den letzten Jahren in Serien wie Superman: Secret Identity, Ultimate Fantastic Four und Ultimate X-Men zu bewundern war.

Wer auf große, hochstilisierte Widescreen-Action mit coolen Sprüchen und viel Schmackes steht, sollte hier zugreifen.

PLANETARY BRIGADE #1
Boom! Studios | 24 Seiten | $ 2.99 | NOV05 2824

Neben den erfolgreichen Miniserien Formerly Known as the Justice League und „I Can’t Believe It’s Not the Justice League“ (erschienen in JLA: Classified) bei DC und Defenders bei Marvel startete das Duo Keith Giffen und J.M. DeMatteis kürzlich bei den Indie-Verlagen Atomeka und später Boom! Studios die Eigenkreation Hero Squared, die leider mit weitaus weniger imposanten Absatzzahlen vorlieb nehmen mußte.

Als „Schwesterserie“ zu Hero Squared wird nun Planetary Brigade angekündigt, das Boom!-Chef Ross Ritchie frei von der Leber weg als eine private Version der JLA oder der Defenders beschreibt. Die Superhelden-Comedy wird illustriert von Hero-Squared-Zeichner Joe Abraham, der zwar noch relativ neu im Geschäft ist, aber bisher überzeugende Arbeit abgeliefert hat.

Für Planetary Brigade hat man bei Boom! Studios den regulären Preissatz von $ 3.99 um einen Dollar gesenkt, aber dafür wird auch eine reduzierte Gesamtseitenanzahl von 24 statt der üblichen 32 veranschlagt.

Ein mp3-Interview mit DeMatteis könnt ihr übrigens bei Fanboy Radio runterladen.

SEVEN SOLDIERS OF VICTORY, VOL. 1 (TPB)
DC Comics | 224 Seiten | $ 14.99 | NOV05 0281

In der 30-teiligen Saga Seven Soldiers zeigt der schottische Ausnahme-Autor Grant Morrison allen Flachzangen, Schattenparkern und Turnbeutelvergessern, wie ein richtiges Crossover auszusehen hat.

In sieben vierteiligen Miniserien und zwei Spezialausgaben werden von Februar 2005 bis April 2006 Shining Knight, Guardian, Zatanna, Klarion the Witch Boy, Mister Miracle, Frankensteins Monster und Bulleteer, allesamt Figuren aus der zweiten und dritten Reihe des DC-Universums, aufgemöbelt und in Morrison-Manier fürs 21ste Jahrhundert neu interpretiert. Die Specials und Miniserien sollen dabei sowohl für sich als auch als Teil des großen Ganzen funktionieren, was sich in subtil verwobenen Szenen und immer wiederkehrenden Motiven äußert.

Seven Soldiers of Victory, Vol. 1 präsentiert die ersten acht Hefte des Mammut-Projekts in Reihenfolge ihres Erscheinens: In Seven Soldiers #0, grandios in Szene gesetzt von J.H. Williams III, der je nach Bedarf Altmeister wie Gene Colan oder Moebius imitiert, wird die Vorgeschichte erzählt und der Plot kommt in Schwung.

Seven Soldiers: Shining Knight #1-2 ist ein Fantasy-Spektakel über den jüngsten Ritter an König Arthurs Tafelrunde. Nach einer verheerenden Schlacht um Camelot im modernen Los Angeles gestrandet, muß Sir Justin sich nicht nur seinen eigenen Dämonen stellen. Shining Knight wird atmosphärisch dicht illustriert vom italienischen Zeichner Simone Bianchi, der hier sein US-Debüt gibt.

Seven Soldiers: Guardian, gezeichnet von Morrisons Seaguy-Spezi Cameron Stewart, kommt im Schafspelz einer eher traditionellen Superheldengeschichte: Ein arbeitsloser Ex-Polizist bewirbt sich als Maskottchen der Zeitung „The Manhattan Guardian“ und findet sich unversehens zwischen rivalisierenden U-Bahn-Piraten (!) wieder.

Seven Soldiers: Zatanna befasst sich wohl mit der bekanntesten der sieben Figuren. Nachdem sie ihre Zauberkräfte verloren hat, erklärt sich die Magierin Zatanna bereit, eine Schülerin auszubilden. Die Zeichnungen stammen von Ryan Sook (Hawkman, X-Factor).

Seven Soldiers: Klarion the Witch Boy #1, schließlich, beeindruckend gezeichnet und koloriert von Frazer Irving, begleitet den Teenager Klarion. Aufgewachsen in einer vergessenen unterirdischen Hexenkolonie macht sich Klarion auf, „die Welt da draußen“ kennenzulernen.

Sowohl Geschichten als auch Zeichnungen sind durch die Bank gelungen, und es macht außerdem höllischen Spaß, die ganzen Anspielungen und Verknüpfungen aufzuspüren, die die verschiedenen Serien miteinander verbinden.

Da dieser Band auch noch zum absoluten Schnäppchenpreis herauskommt, gibt es eigentlich keinen vernünftigen Grund, das Gerät nicht zu kaufen.

SGT. ROCK: THE PROPHECY #1 (of 6)
DC Comics | 32 Seiten | $ 2.99 | NOV05 0284

Comic-Veteran Joe Kubert (Fax from Sarajevo, Yossel) kehrt wieder mal zu Sgt. Rock zurück, DCs rauhbeinigem Schlachtross aus dem Zweiten Weltkrieg.

Diesmal müssen Rock und seine Easy Company sich auf die Suche nach einem religiösen Artifakt in der Umgebung eines zerstörten Balkandorfes machen machen und es in die Vereinigten Staaten bringen. Natürlich wollen die Nazis da auch noch ein Wörtchen mitreden.

Die Previews-Anzeige bezeichnet den Sechsteiler als „grob und provokant,“ aber ein „Mature-Readers“-Etikett wollte man dann scheinbar doch nicht spendieren.

Damit es bei Sgt. Rock auch in der Kasse des Verlages richtig doll knallt, kommt die erste Ausgabe mit drei verschiedenen Covers: eins von Papa Joe sowie je eins von den Brüdern Adam und Andy.

WARREN ELLIS‘ BLACKGAS #1
Avatar Press | 32 Seiten | schwarzweiß | $ 3.99 | NOV05 2780

Warren Ellis hat schon einiges gemacht, aber bisher noch keinen Zombie-Comic. Das ändert sich mit Blackgas, gezeichnet von Max Fiumara.

Die Plot-Mechanik ist schlicht und effektiv: Smoky Island, eine kleine Insel vor der Ostküste der Vereinigten Staaten, befindet sich genau über einer Spalte in der nordamerikanischem Kontinentalplatte.

Eines Tages steigt daraus etwas empor, das alle Einwohner von Smoky Island verwandelt. Alle bis auf zwei, genaugenommen.

Und schon geht die Sause los.

X-STATIX PRESENTS: DEAD GIRL #1 (of 5)
Marvel Comics/Marvel Knights | 32 Seiten | $ 2.99 | NOV05 1955

Da das gesamte Team der mediengeilen, neurotischen, aber trotzdem irgendwie liebenswerten X-Statix in der letzten Ausgabe der regulären Serie 2004 ins Jenseits befördert wurde, bietet sich Dead Girl natürlich als Protagonistin dieser neuen Fortsetzung an. Schließlich war sie ja schon zu Lebzeiten verblichen.

Man mag auf den ersten Blick daran zweifeln, ob Peter Milligans (Human Target, X-Men) Rückkehr zu der Serie – die anno 2001 durchaus etwas Bahnbrechendes für Marvel darstellte – wirklich wünschenswert ist. Einerseits handelte es sich bei X-Statix (oder X-Force, wie die Reihe vorher hieß) um einen großartigen Comic, andererseits haben solche „Reunions“ aber immer auch den faden Beigeschmack von Nostalgie oder einfach nur Abzocke.

Milligan scheint sich dessen aber völlig bewußt zu sein, wenn man die Previews-Anzeige als Maßstab nimmt, und beabsichtigt offenbar, die merkwürdigen Sterbe- und Wiederauferstehungsgewohnheiten aller möglichen Marvel-Figuren zum Thema der Miniserie zu machen. Man darf sich dabei nicht nur auf ein Wiedersehen mit Anarchist, Mr. Sensitive, El Guapo & Co. freuen, sondern auch mit Doctor Strange.

Künstler Mike Allred (Madman, The Golden Plates), beim Original Milligans kreativer Gegenpol, tritt hier leider nur als Tuscher in Erscheinung. Den Bleistift schwingt Nick Dragotta, der Allred allerdings schon bei X-Statix mehrmals vertrat und der Zielgruppe deshalb auch nicht unbekannt sein sollte.

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