Messe- und Ausstellungsberichte

Comic-Salon 2014: Das Messe-ABC

alt

Die 2014er-Ausgabe des Comic-Salons Erlangen liegt schon wieder einige Wochen hinter uns. Wir schauen noch einmal zurück, und zwar – wie schon in den vergangenen Jahren – in Form eines Alphabets, in dem wir unsere ganz subjektiven Eindrücke von vier Tagen Festival mit einem Überangebot an Comics und Drumherum wiedergeben.

Vom Comic-Salon 2014 berichten Michel Decomain (md), Christian Muschweck (cm), Thomas Kögel (tk) und Andi Völlinger (av). 

Salon-Panorama

 

A

Alkohol

Die eine Sache, die allgemeine Comic-Veranstaltungen Manga-Conventions voraus haben – das muss der Verfasser dieser Zeilen neidlos anerkennen – ist die Gelegenheit zur künstlich induzierten Stimmungsaufheiterung. Über den eigentlichen Comic-Salon, der nach Sonnenuntergang im Schwarzen Ritter öffnet, braucht ja hier nicht mehr berichtet zu werden, ebensowenig über die samstägliche Verlagsparty, auf der sich die Comicszene wie gehabt in „Menschen mit Freigetränkebändchen“ und „ihre treuen Vasallen“ aufspaltete. Zum Leidwesen der Comicgate-Redaktion ließ sich hier allerdings kein Absacker erwerben, da auf härtere Alkoholsorten im Angebot verzichtet wurde, wohl um eventuellen Peinlichkeiten in der Sonntagsausgabe des Röhrenden → Hirsches vorzubeugen.

Anders sah das am Mondo-Stand aus, wo man aus geschlachteten Drahtesel-Überresten etwas zusammenbastelte, was dem Begriff → Glücksrad ganz neue Bedeutungen verlieh. Als „Trostpreis“ für den verfehlten Mondo-Gewinn gab es nämlich auf Wunsch einen Kurzen aus der eingeschmuggelten Wodka-Flasche. Unbestätigten Gerüchten zufolge sollen einige BesucherInnen nur deswegen wiederholt dort am Rad gedreht haben … Falls also doch noch jemand Bedarf verspürte, sich den Salon schön saufen zu müssen, gab es auch dafür Gelegenheit. (md)

 

Foto: Florian SteinlAlmöhi

Das Münchner Comic-Original Pauli verblüffte so manchen mit seiner 1A-Cosplay-Verkleidung als Heidis Großvater. Den Cosplay-Wettbewerb am Samstag auf der Außenbühne hat er dann aber leider verpasst, es waren halt noch zu viele Paninibildchen einzukleben. (av)

 

B

Botanik

Eine nette Idee war es, die Ausstellung von Émile Bravos Werk als „Comic-Garten“, aufgeteilt in fünf kleinere Gärten, zu präsentieren. Der erste, „märchenhafte“ Garten richtete sich dabei an die kleinen Besucher, für die auch eine kleine Hütte, nämlich das „Zwergbärenhaus“ bereitstand, in dem sie in Bravos urkomischen Bücher über eben jene schräge Märchengestalten schmökern konnten. (Der eine oder die andere erwachsene BesucherIn hatte das nicht ganz verstanden – oder fühlte sich in die eigene Kindheit zurückgesetzt – und quetschte sich zwischendurch auch hinein.) In den weiteren Gärten ging es dann von Bravos Kindercomics bis zu seinen ernsten und politischen Geschichten. Schöne Sache! Nur etwas mehr Deko für die richtige Gartenatmosphäre hätte sein dürfen… (av)

Emile Bravos Garten

 

C

Comic Solidarity

siehe → Webcomics

 

E

Erziehung

Zwerchfell-Zampano Stefan Dinter hatte dieses Jahr Sohn Piet (8) mit im Schlepp, der am Zwerchfell-Stand Kabel verlegen und den gemeinsamen Ninja Koala-Comic signieren durfte. Bei einer Künstlerbesprechung zur Die Toten-Zombieserie saß der Sohnemann brav dabei und lauschte andächtig. Ob der vielen Fachbegriffe musste er dann zwischendurch aber doch mal nachfragen, und Papa Dinter stillte geduldig den Wissensdurst seines Sprösslings:

„Papa, was ist Splatter?“ – „Splatter bedeut, dass es in alle Richtungen spritzt. Wie eine reife Tomate, die auf den Boden geworfen wird und zerplatzt – Splat!“

„Und was ist ein Slasher?“ – „Das ist ein Killer mit einem Messer.“

Dem Verfasser ward dabei ganz warm ums Herz. (av)

 

Einkäufe

In Erlangen komme ich nicht daran vorbei, mich bei dem einen oder anderen Künstler anzustellen und mir in ein neues Buch sogleich etwas hineinmalen zu lassen. Da ich Gedränge gerne vermeide und weil ich das Programm sehr schätze, sind es diesmal gleich drei Egmont-Bücher geworden: Antoinette kehrt zurück, weil ich es schon lange lesen wollte, Wizzywig, weil um Ed Piskor bei uns am Stand ein kleiner Hype entstanden ist, und Das Nao in Brown, weil Glyn Dillon seit seinen Shade-Heften mit Peter Milligan einer meiner ganz großen Stars ist. Ansonsten habe ich mir noch etwas unübersetztes Originalmaterial geholt: Das neue UPgrade, weil mich die Reihe bisher begeistert und weil die Künstler im Innencover so eine liebevolle Hommage an ein Plattencover der Beach Boys kreiert haben (nämlich: „The Beach Boys love you“); Jimmy Corrigan (sorry, liebe preisgekrönte Übersetzer, ich liebe eure Arbeit, wenn sie gut ist, aber manchmal mag ich einfach Original); und – Zeit wird’s – mein erstes Krazy Kat-Buch von Fantagraphics. Außerdem als Mitbringsel noch Held von Flix, natürlich mit passender Widmung und Bildchen. Flix hat es tatsächlich geschafft, das selbe Monsterchen hineinzuzeichnen wie vor 10 Jahren in die erste Fassung. Aber immerhin sieht das neue Bildchen spontaner hingeworfen aus. Man erkennt die zeichnerische Entwicklung. (cm)

 

G

Gewichtiger Preis

Der renommierte Lebensfenster-Preis und der Geist Kurt Schalkers lasteten offenbar schwer auf den schmalen Schultern des diesjährigen Gewinners Pete alias Dominik von Pete’s Daily. Beim Abendessen im dschungelartigen Hinterhof eines brasilianischen Cafés brachte er entgegen aller physikalischen Gesetze einen stabilen Holzstuhl zum Zusammenbruch, was den plötzlich wieder ganz unten angekommenen Künstler auch gleich zu einem neuen Werk inspirierte. (av)

 

Glücksrad

Der Animexx-Stand hatte dieses Jahr wieder neue Gemeinheiten ersonnen, um der nicht enden wollenden Flut der Panini-Klebebildchensammler, die wie gewohnt Gänge und Stände verstopften, den Tag ein bisschen zu „versüßen“. So war für den Stickererhalt ein Glücksraddreh erforderlich, nach dem so tolle Aufgaben wie „Keks kauen und dabei ein Lied pfeifen“, „Stand-Papa WolfE im Quiz-Duell schlagen“ oder „das Standpersonal von Delfinium Prints beleidigen“ erledigt werden mussten. Fraglos zählten die Sticker vom Animexx-Stand so zu den begehrtesten auf dem ganzen Salon. Auch eine Methode, sich ins Gespräch zu bringen … (md)

(Siehe auch → „Alkohol“)

 

H

Hirsch, Röhrender

Nach einer kleinen Abstinenz beim Salon 2012 (bzw. einer Beschränkung auf Röhr-Tweets) meldete er sich dieses Jahr wieder ganz Old-School mit täglichen Papier-Pamphleten zu Wort, auf denen Salon-Klatsch, Peinlichkeiten und wüste Gerüchte zum Besten gegeben wurden. Die Salon-Auszeit war nur an der einen oder anderen Namensunsicherheit zu bemerken, die der Hirsch aber mit feinster Comicszene-Schmutzwäsche galore und perfid-liebevollen Kosenamen wie „Tardioten“ und „Darth Schleglious“ mehr als wett machte. Danke, Hirsch! (av)

Nicht zu vergessen die WM-Nation „Uruk-Hai“ und den „Ritter zum Plauen Haar“. Lange nicht mehr so gelacht. (cm)

PS: Wer nicht in Erlangen war, kann die gesammelten Ergüsse des Hirschen hier runterladen.

 

J

Jukebox

Die Jukebox im Schwarzen Ritter ist nach wie vor die beste Gelegenheit, sich die musikalischen Verfehlungen der vergangenen Jahrzehnte schmerzhaft wieder vor Augen zu führen. Da die Auswahl an hörbarer Musik hier sichtlich eingeschränkt ist, kam durch eine unglückliche Verkettung unabgestimmter Jukebox-Eingaben verschiedener Comic-Schaffender dazu, dass Samstag Nacht zur besten Zeit (also gegen vier Uhr morgens) dreimal hintereinander „The End“ von den Doors ertönte, natürlich jeweils in voller Länge. Ein passend deprimierender Auftakt zum letzten Salon-Tag, doch immerhin gelang es mit vereinten Kräften, den Laser pünktlich zum Sonnenaufgang zu Deep Purples „Child in Time“ weiterhüpfen zu lassen. (md)

 

M

Manga-Markt

Die gute Nachricht: Nach 2012 gab es am Samstag erneut einen Manga-Markt, auf dem die Szene selbstproduzierte Manga und Merchandise anbieten konnte. Die schlechte: Er war, man mag es kaum für möglich halten, noch besser versteckt als 2012. Diesmal wurde, fernab des Rathausplatzes, auf dem Beşiktas-Platz schräg gegenüber, eine Zeltstafette aufgestellt, an deren hinterstem Ende, verborgen hinter einem Spießrutenlauf aus Altpapier- und T-Shirt-Verkäufern, ein paar Tische für das Manga-Volk freigehalten wurden, durch nichts abgetrennt, ausgeschildert oder sonstwie kenntlich gemacht. Einen Vermerk im Messeplan gab es natürlich ebensowenig wie eine Listung der Aussteller, denn dummerweise wurde der Markt erst rund zwei Wochen vor dem Salon ausgeschrieben, nachdem die offizielle Künstlerliste längst geschlossen und die Programme gedruckt waren. Daher wusste letztendlich auch niemand, dass mit Midori Harada tatsächlich eine professionelle japanische Manga-Zeichnerin auf dem Salon anwesend war, was dem für Manga-Interessierte erneut eher ernüchternden Salon tatsächlich etwas Aufwertung hätte verschaffen können. Dafür hörten die sich tapfer durchbeißenden Manga-Marktler am folgenden Sonntag keinen Satz so oft wie: „Ach da wart ihr, ich hab euch die ganze Zeit gesucht!“ (md)

 

Max-und-Moritz-Gala

Trotz des unnötigen Aussetzers der Moderatorin (siehe → von Sinnen) muss man sagen, dass die Preisverleihungsgala im Markgrafentheater mittlerweile eine schöne, runde und wirklich unterhaltsame Veranstaltung ist, der man gerne beiwohnt. Hella von Sinnen als Rampensau und Showprofi bildet ein gutes Tandem mit Christian Gasser als Journalist und Comic-Fachmann. Die beiden harmonieren wirklich gut, beide sind vorbereitet und haben merklich Freude an dem, was sie da tun. In diesem Jahr hatte man auch das Glück, dass viele der Preisträger sehr gut gelaunt und gar nicht auf den Mund gefallen waren, was den Unterhaltungswert nochmals anhob. Das gilt für den freudestrahlenden Mawil und den aufgedreht-fröhlichen Marvin Clifford ebenso wie für Ulli Lust, die, auf der Bühne angekommen, als ehemalige Kostümdame erst einmal die arg schräg sitzende Fliege von Hella von Sinnen richten musste. Dass Lebenswerk-Preisträger Ralf König schließlich im goldglänzenden Fummel die Bühne betrat, war der größte Showmoment in einer fast rundum gelungenen Veranstaltung. Gearbeitet werden sollte noch an der Länge: Mit zweieinhalb Stunden Laufzeit wird das Sitzfleisch des Publikums schon sehr stark beansprucht. Dass alle Nominierten ausführlich vorgestellt werden, ist zwar lobenswert, doch hier gäbe es Kürzungspotenzial, um die Show auf eine knackige Ideallänge von sagenwirmal 90 Minuten zu komprimieren. (tk)

Mawil Marvin Clifford
Ralf König Ulli Lust

 

P

Pogo

Durch die Ausstellung bin ich zweimal geschlendert. Beim ersten Mal kam mir das alles nur alt und unzugänglich vor, beim zweiten Mal ist mir dann aufgefallen, wie gut die Ausstellung strukturiert war und was es bei Walt Kelly alles zu entdecken gibt. Vieles von Pogo erscheint mir immer noch weit weg und rätselhaft, vor allem die politischen Anspielungen. Ebenso ist mir aber klar, dass es lohnend sein könnte, sich mit der Reihe zu beschäftigen. – „We have seen the enemy, and he is us“: Allein schon wegen solcher essentiellen Wahrheiten und der poetischen Sumpflandschaften werde ich mir Pogo bald einmal genauer ansehen. (cm)

Bild aus der Pogo-Ausstellung

 

R

Ritter, Schwarzer

What happens in the Schwarzer Ritter stays in the Schwarzer Ritter. Wir sind doch nicht der Röhrende Hirsch. (tk)

 

S

Schäufele 

http://www.flausen.net/2014/06/28/diat/

 

Signierstunden

Mann, war das eine Schlange bei Tardi. Wenn man bedenkt, dass jeder zweite in der Schlange einen ganzen Rucksack Tardi-Comics dabei hatte, lässt sich schon verstehen, weshalb manche Verlage solchen Hemmungslosigkeiten gerne einen Riegel vorschieben möchten. Bei Egmont wurde beispielsweise streng darauf geachtet, dass keiner mal im Vorbeigehen ohne Einzukaufen eine Skizze abgreift, auch wenn der Künstler, Ed Piskor beispielsweise, im Moment rein gar nichts zu tun hatte. Andererseits wiederum hat mir am Egmont-Stand gefallen, dass man sich nicht gegenseitig auf die Füße trat und stets auf gesprächige und gut aufgelegte Künstler traf. Ed Piskor beispielsweise meinte, in Amerika wäre das nicht so üblich, sich in seine Bücher etwas hineinmalen zu lassen („Americans don’t want the artist to foul up the books“). Hinreißend war auch Mark Siegel, der mit weißem Stift auf schwarzes Papier eine Meerjungfrau in sein Sailor Twain zauberte. Er erzählte mir, dass er ein großer Fan der europäischen Loreley-Gedichte sei und kam damit vor allem recht gut mit meiner Frau ins Gespräch, die aufgrund ihres Germanistik-Studiums recht vertraut mit den verschiedenen Gedichtversionen des 19. Jahrhunderts ist. (Ich konnte immerhin beisteuern, dass es auch ein Lied von den Pogues mit dem Titel „Loreley“ gibt.) Und was habe ich geschmunzelt über die Sammlerin, die sich von jedem Zeichner eine Szene mit Fuchs zeichnen lässt; auf diese kleine Marotte bin ich fast ein bisschen neidisch. (cm)

Jacques Tardi signiert

 

Signierstunden (2)

Aber immer wieder drängt sich mir auch die unbestimmte Angst auf, dass der Künstler, der vor einem sitzt, vielleicht gerade gar keinen Bock auf Skizzieren haben könnte. Vielleicht will der arme Künstler eines Kleinverlags, der ohnehin den ganzen Tag am selben Stand sitzen muss, ja auch einfach mal ein bisschen vor sich hinsinnieren, aber ständig kommen wildfremde Leute, die sagen „Ich bin dein größter Fan“ und „Mal mir mal …“, und dabei sind das doch vielleicht nur Spekulanten, die auf Wertsteigerung schielen und dabei am Werk und dem Menschen selbst gar nicht interessiert sind? Ach, wer weiß das schon? Man kann ja zum Glück weder in die Köpfe der Fans noch der Zeichner hineinsehen und eine bessere Gelegenheit, seine Idole mal aus der Nähe zu sehen, gibt es einfach nicht. (cm)

 

T

Tischtennis

Jedem, der Kinderland gelesen hat, dürfte inzwischen klar geworden sein, dass Mawil ein großer Tischtennisfan ist. Natürlich wurde auch während des Empfangs zur Ausstellung mit Mawil-Zeichnungen reichlich Doppel und Einzel gespielt. (cm)

 

U

Überstunden

Als die ICOM-Preisträger in der Kategorie „Bester Independent-Comic“ vom letzten Jahr am Donnerstagabend den aktuellen Gewinner verkünden sollten, glänzten die UPgrade-Jungs Sascha Wüstefeld und Ulf Graupner durch Abwesenheit. „Die signieren noch“, rief jemand, was allgemeine Heiterkeit im Publikum erzeugte. Doch der vermeintliche Witz war die Wahrheit: Die beiden hockten auch über eine Stunde nach Messeschluss noch brav an ihrem Tisch und leisteten Fan-Service. Das ist entweder Hingabe oder Wahnsinn! (av)

Die UPgrader signieren. Und signieren. Und signieren.

 

V

verliebt

… habe ich mich in Walt Kellys → Pogo, denn der Ausstellung, die dem hierzulande viel zu wenig bekannten Zeitungscomic-Klassiker gewidmet war, gelang es ganz hervorragend, die besonderen Qualitäten dieses Strips herüberzubringen. Sie zeigte nicht nur toll anzusehende Originale, sondern stellte diese auch in thematische Kontexte und ergänzte das Material mit guten Begleittexten. Dadurch hatten nicht nur Besucher, die Pogo schon kannten, ihre Freude daran, sondern es war auch möglich, Pogo hier erstmals richtig für sich zu entdecken. Mein Geldbeutel war eigentlich ganz froh, dass es die Pogo-Gesamtausgabe von Fantagraphics nicht direkt auf dem Salon zu kaufen gab. Großes Lob an Kurator Carsten Laqua! (tk)

Pogo-Ausstellung

 

von Sinnen

Hella von Sinnen bei der Max-und-Moritz-GalaDas muss man auch erst mal schaffen: Eine junge deutsche Nachwuchs-Mangaka erst wochenlang beknien, dass sie doch bitte zur Max-und-Moritz-Preisverleihung erscheine, weil sie realistische Chancen auf den Publikumspreis habe, diese von der rheinländischen Moderationsfurie dann in einer missratenen Mischung aus gehässiger Stand-Up-Comedy und armselig uninformiertem Manga-Diss in Grund und Boden zu beleidigen und das ausgelobte Brot dann auch noch dem Marvin Clifford in die Hand zu drücken … Nun gut, für den Ausgang der Publikumswahl kann weder Salon noch Frau von Sinnen etwas. Dass eine Preisgala aber vielleicht nicht der richtige Rahmen ist, von Bill-Kaulitz-Mangas mit schwulen Kindern zu fantasieren, statt wie bei den anderen 24 Titeln eine halbwegs respektable Laudatio zu verlesen, hätte eigentlich allen Beteiligten klar sein sollen – besonders, da sich von Sinnen zwei Jahre zuvor bei der Grablicht-Vorstellung exakt genauso aufführte. Die Lernkurve bei Manga ist auf dem Salon eben einfach nicht die Steilste (siehe → Manga-Markt). So bläst nun also aus der Mangaszene ein wütender Shit-Taifun Richtung Erlangen, auf dessen Welle sogar ein kollektiver Protestbrief der Verlage mitsegelt, während sich auch in weiten Teilen des Restes von Comic-Deutschland – und das ist hierbei neu – verständnisloses Kopfschütteln über Frau von Sinnens Ausfälle regt. Daher wünschen wir uns, sollte sie denn im Amt bleiben, für die nächste Max-und-Moritz-Gala ein ausgestelltes Tortenbüffet, von dem man sich bei den passenden Gelegenheiten ein paar Wurfgeschosse holen kann. (md)

 

W

Weltkrieg

Sehenswert war sie ja schon, die Ausstellung der Alten Meister, aber wo ist bloß Charley’s War, der große britische Beitrag zum Thema geblieben? Aber britische Comics hatten es ja noch nie leicht, vom Rest der Welt wahrgenommen zu werden. (cm)

 

Webcomics

Haben es auf Messen natürlich traditionell schwerer als Printcomics, im Rampenlicht zu stehen. Doch selbst sind die Webcomic-MacherInnen: Unter dem Banner „Comic Solidarity“ präsentierte sich eine geballte Ladung von ihnen an einem durchdachten und voluminösen Stand in Halle C, an dem man auf Tablets ihre digitalen Werke betrachten, mit den KünstlerInnen schnacken und sich mit Printeditionen und Merchandise zu ihren Comics eindecken konnte.

Comic Solidarity

Für den informativen wie auch intellektuellen Unterbau sorgte die Veranstaltungsreihe „Webcomics im Fokus“ im nahe gelegenen NH Hotel, wo theoretische Fragen erötert, verschiedene Webcomics vorgestellt und -gelesen und erfolgreiche MacherInnen vor Publikum nach ihren Erfahrungen befragt wurden.

Wie weit man es mit einem Webcomic bringen kann, bewiesen während des Salons übrigens Sarah Burrini, die nach Veröffentlichung ihres Weberfolgs Das Leben ist kein Ponyhof bei Zwerchfell und jüngst auch bei Panini mit einem ICOM-Preis bedacht wurde und Marvin Clifford, der mit der Druckfassung seines Schisslaweng den Max & Moritz-Publikumspreis absahnte. (av)

 

Z

Zum Schluss

… hält man es am Besten mit Luke Pearson, der einen Max-und-Moritz-Preis für Hilda und der Mitternachtsriese bekam, aber selbst nicht anwesend war. Er grüßte stattdessen mit diesem Bild, dessen Aussage wir uns vollumfänglich anschließen. (tk)

Danke Erlangen! (von Luke Pearson)

 

Fotos: Florian Steinl, Frauke Pfeiffer, Thomas Kögel
Abbildung: Luke Pearson

 

Weitere Comicgate-Beiträge zum Comic-Salon 2014:

Links der Woche, Ausgabe 21/2014 – Ein Special zum Comic-Salon Erlangen

Erlangen-Tagebuch, Tag 1 von Thomas Kögel

Erlangen-Tagebuch, Tag 3 von Björn Wederhake

Erlangen-Tagebuch, Tag 4 von Andi Völlinger