Kurzrezensionen

Strange Tales 1 (US)

Strange Tales 1Wie wir bereits an anderer Stelle berichtet haben, hat sich Marvel nach langem Hin und Her nun endlich dazu entschlossen, seine heißgeliebten Helden in die Hände von Zeichnern zu geben, die ansonsten nur selten das „House of Ideas“ betreten. Die künstlerischen Ergüsse von den Größen der Independent-Szene wie Paul Pope, Jason, James Kochalka, Peter Bagge oder auch Dash Shaw sind nun in der ersten Ausgabe von Strange Tales zu bewundern, der noch zwei weitere Ausgaben folgen werden (bisher gibt es noch keine Ankündigung für den deutschen Markt). Man darf diesen Comic nicht mit den, für Marvel so typischen, schlechten Kompromissen vergleichen, bei denen Zeichner eine Geschichte vorgesetzt bekommen oder ein ergänzendes „Whaf if …?“ den Plot in eine Parallelwelt zerrt.
Die Lektüre von Strange Tales lässt sich am besten folgendermaßen beschreiben: Wer als kleiner Junge über Jahre hinweg eine innige Beziehung zu seinen He-Man-Action-Figuren aufgebaut hat, wird das Gefühl nachvollziehen können. Da hat man alle großen Schlachten gegen Skeletor detailgetreut nachgespielt und plötzlich sind sie alle weg: Men-at-Arms nicht mehr da, Ram-Man verschwunden und auch BattleCat findet sich nicht mehr auf. Da! Der Nachbarjunge hat sie entwendet und beginnt gerade unschöne Dinge mit He-Man und Prince Adam nachzuspielen. Normalerweise konnte man auf diese Freveltat erst Jahre später zurückblicken und darüber gebührend lachen, doch Marvel macht das schon heute möglich.
Denn genau so arbeiten Kochalka und seine Kollegen, wenn sie neben dem grünen Hulk auch den blauen, roten und weißen zu Felde ziehen lassen. Besondere Perlen der ersten Ausgabe sind Peter Bagges The Incorrigible Hulk, Peter Gurevitchs Strips voll von schwarzem Humor und Manga-ka Junko Mizunos aberwitzige Spider-Man in Spidertown-Geschichte. Für alle unwissenden Marvel-Zombies hat der Verlag dankenswerter Weise Kurzbiografien der Künstler angehängt und auf Werbung (mit Ausnahme der Innenseiten von Front- und Backcover) verzichtet.
Noch nie war das Spiel mit fremden Figuren so witzig wie in Strange Tales

Strange Tales 1
Marvel, September 2009
48 Seiten, Comicheft
Preis: 4,99 US-Dollar