Ich bin geheilt! Ich habe soeben mein letztes amerikanisches Comicheft, das ich beim Comicladen meines Vertrauens im Abo hatte, gelesen. Die Lektüre der endlich abgeschlossenen Miniserie Rapture hat mich dazu gebracht, auch keine weiteren amerikanischen Heftchen mehr zu bestellen, geschweige denn zu kaufen. Was auf den ersten Blick nach einem guten Deal aussah, verwandelte sich in nur sechs Ausgaben zu einem postapokalyptischen Fiasko.
Autorin Taki Soma und Zeichner Michael Avon Oeming (Powers) schienen etwas falsch verstanden zu haben: Sie sollten von einer Katastrophe erzählen und nicht die Erzählung zur Katastrophe machen: Dass die Superhelden die Erde verlassen und deshalb Chaos ausbricht, geht in Ordnung. Dass die Liebe zweier Teenager zu Bruch geht, ist auch okay. Doch was diese beiden Ereignisse jetzt zwingend miteinander verbindet, bleibt das Geheimnis des mysteriösen Superhelden, der die Protagonistin mit einem magischen Speer ausstattet und sie auf die Reise schickt. Eine bedingt epische Reise, die sowohl die Welt als auch die Figuren, die darin leben, komplett vernachlässigt. Hinzu kommt dann noch eine unmotivierte Parallelhandlung mit Kannibalen. Doch auch die Menschenfresser retten die Geschichte nicht. Während die erste Ausgabe noch durch ein paar grafische Gimmicks, wie die Verwendung von Zeitungsausschnitten, Bleistiftskizzen und Wasserfarben, die fehlende Handlung überdeckt, so fällt der Autorin in den folgenden fünf Heften scheinbar gar nichts Kreatives ein. Auch Dark Horse selbst war sich bei dem Projekt scheinbar nicht so sicher und stellte Oemings krudem Cartoonstil gleich eine ganze Riege an alternativen Covern zur Seite. Ich weiß jetzt auf jeden Fall, dass ich in Zukunft nicht mehr geduldig auf die nächste Comiclieferung aus Amerika warten muss.
Rapture 1-6
Dark Horse, Mai 2009 – Januar 2010
je 24 Seiten, Comicheft
Preis: je 2,99 US-Dollar