Traurig, besorgt und zugleich erstaunt. So schauen die Augen vom Cover der neuesten Ausgabe von MOME herab. Was im Sommer 2005 als ambitionierter Schaukasten für junge Comic-Künstler im vierteljährlichen Turnus startete, mutiert seit den letzten Ausgaben zu einer Sammlung von einzelnen Comic-Schnipseln.
Obwohl die Liste der Künstler neben vielen Unbekannten auch Namen wie Gilbert Shelton (Freakbrothers) und Paul Hornschemeier (Die drei Paradoxien) aufweist, überzeugt die Präsentation des Projekts einfach nicht mehr. Fast alle Geschichten werden ausschließlich in Segmenten veröffentlicht. Was bei DCs Wednesday Comic gerade durch den geringen Preis und die wöchentliche Veröffentlichung funktionieren mag, ist bei Fantagraphics zum Scheitern verurteilt, da der Veröffentlichungsrhythmus einer Qual gleichkommt; vom Preis ganz zu schweigen. Bestes Beispiel ist die schöne schwarz-weiße Erzählung „Steller“ um den gleichnamigen deutschen Biologen von T. Edward Bak. Mittels einer Reihe von Bildern mit geringfügigen Veränderungen erzählt Bak vom Unglück Stellers, der mit seiner Expedition im Nirgendwo verschollen ist. Bak gibt der Geschichte das richtige Tempo und ergänzt sie geschickt durch teils enigmatisch, teils erläuternde Texteinschübe. Auf die Fortsetzung dieser Episode muss man nun ein Vierteljahr warten. Selbstverständlich entspricht ein Auszug einer längeren Geschichte dem Konzept eines Schaukastens, doch wurden in MOME bisher noch alle Geschichten zu Ende erzählt.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass das beste Stück dieser Ausgabe der abgeschlossene Comic von MAX (Bardin, der Superrealist) ist, dessen kleiner heraustrennbarer Comic wie ein seltsamer Fremdkörper in MOME wirkt. Die Geschichte liest sich erfrischend direkt: Mit viel graphischem Charme und einfachen Farben führt er in „Confederacy of Villains“ die Filmbösewichte der B-Movies zusammen, um ihr streng geheimes Projekt zu verwirklichen. Nicht nur eine Hommage an Schauspieler wie Bela Lugosi und Boris Karloff, sondern eine geschickte Fingerübung des Spaniers. Auch so kann man seinen Schaukasten bestücken.
MOME 15
Fantagraphics, August 2009
112 Seiten, Softcover
Preis: 14,99 US-Dollar