Interviews

Nagel, Karl

Karl Nagel (der eigentlich Peter Altenburg heißt) gründete vor über zwanzig Jahren das Illustrations-Magazin „Fantastrips“, das jedoch schnell wieder eingestellt wurde. In den 80er und 90er Jahren war er in der Punkszene sehr aktiv, wo er u.a. als Initiator der Hannoveraner „Chaos-Tage“ und 1998 als Kanzlerkandidat der “Anarchistischen Pogo-Partei Deutschlands“ (APPD) bekannt wurde.
2004 erweckte Nagel “Fantastrips“ als Online-Magazin wieder zum Leben und gründete Anfang 2005 die Alligator Farm.

Comicgate: Wie ist das Projekt „Alligatorfarm“ zustande gekommen?

Karl Nagel: Im Grunde genommen ist es eine ganz alte Idee. Um 1980 herum hatte ich das Comicmagazin „Fantastrips“ gestartet. Das hatte sich die Aufgabe gestellt, ein Dach für Zeichner aus dem deutschsprachigen Raum zu sein. Ich war damals noch ziemlich jung, 19 Jahre, und wie das bei Projekten so ist in dem Alter: man hat keine Freundin, hat sonst nichts besseres zu tun, also macht man halt irgendein Fanzine oder ein Magazin. Ich war unerfahren, hatte aber hochfliegende Träume, und dazu gehörte u.a. auch, mal mit anderen Leuten zusammen ein Studio zu gründen.

Am Ende ist das aber alles an unserer Unerfahrenheit gescheitert. Die Sache hat sich in Luft aufgelöst, irgendwann war ich pleite, hab mir ’ne Lederjacke geholt, mir die Haare bunt geschnitten und „leckt mich alle am Arsch“ gesagt. Für mich war Ende 1981 die ganze Comicgeschichte erledigt. Ich habe mich zwar immer noch damit beschäftigt, meine Sammlung, v.a. Sekundärliteratur, wurde immer größer, aber ich hatte nichts mehr mit der Szene zu tun.

Im Laufe des letzten Jahres passierte es dann, wie eine Art Flashback. Alte Träume wurden wieder ausgebuddelt, so wie wenn man feststellt: da hat man noch ein paar unerledigte Sachen rumliegen. Der erste Schritt war, „Fantastrips“ online wieder zu beleben. Es gab ziemlich viele Reaktionen darauf, auch von Leuten, die früher dabei waren. Dann ging es echt Schlag auf Schlag: hier im Haus wurde eine Wohnung frei, und ich musste eh raus. Zusammen mit einer zweieinhalbjährigen Tochter in einer Wohnung konnte ich kaum mehr vernünftig arbeiten. So Töchter kratzen ja gerne mal an der Bürotür…

Dann habe ich einfach diese Wohnung angemietet, und es konnte los gehen. Mit Wittek, den ich flüchtig vom Hamburger Comicstammtisch und von der INC. kannte, habe ich dann jemanden gefunden, der zeichnerisch sehr fit ist. Er hatte Lust, an der Sache mitzuwirken, und dann fing ich an, die örtlichen Fachhochschulen, Schulen, Comicläden usw. mit Plakaten zu bestücken, und im Laufe der Zeit trudelten diverse Leute ein. So ist diese Geschichte also gewachsen aus der Reaktivierung eines verschollenen Traums von Anfang der 80er.

CG: Wie ging es dann weiter, nachdem die ersten Leute an Bord waren?

KN: Es haben sich eine ganze Menge Leute gemeldet, fast zwanzig, und am Anfang hatte ich keine großen Qualitätskriterien vorgegeben. Wenn man mit so etwas anfängt, hat es keinen Sinn, schon anhand der ersten Mappe zu glauben, man wisse, was in den Leuten drinsteckt und was nicht. Ich musste da auch erst Erfahrungen sammeln. Ich hab gesagt: „Lass die Leute erst mal machen, und dann schauen wir mal, was dabei rauskommt.“ Demzufolge war das erste halbe Jahr ein ziemlich harter Ritt: es sind viele Leute ein- und ausgegangen, und wir haben festgestellt, dass man doch ein gewisses Niveau und eine gewisse Power braucht; dass es nicht reicht, einmal die Woche für drei Stunden vorbeizukommen, wie in einem Zeichenkurs. Demzufolge gibt es inzwischen schon mindestens 15 Leute, die mittlerweile nicht mehr dabei sind. Ein gewisser Stamm von Leuten hat sich aber mittlerweile herauskristallisiert, mit dem jetzt die Sachen durchgezogen werden.

CG: Wie groß ist im Moment der harte Kern?

KN: Der richtig harte Kern besteht aus etwa sieben Leuten, und dann nochmal ungefähr genauso viele, die zwar keine Verantwortung tragen, aber bei den Projekten mitmachen.

CG: Eure ersten Projekte heißen „Elbschock“, „Alphatier“ und „Perry – Unser Mann im All“. Wie sehen diese Projekte im Einzelnen aus?

KN: Ich wollte mal ein Magazin machen, das ein bisschen in der Tradition der Schwarz-Weiß-Magazine der 70er aus den USA steht, angefangen von „Creepy“ und „Eerie“ bis hin zu ganz anderen Sachen, wie den Marvel-Comics, die es damals gab. Angefangen vom rauhen Papier bis hin zu einer pulp-mäßigen Atmosphäre. Nicht unbedingt Superheldenkram, sondern eher Horror, Grusel – nicht nur mit Monstern, sondern auch durchaus Großstadthorror. „Elbschock“ war also die erste Idee: normale Kurzgeschichten von sechs bis zehn Seiten, Geschichten, die sich in Hamburg (oder auch anderswo) abgespielt haben, oder auch erfunde Geschichten, die ihren Schauplatz in Hamburg haben. Das ist schon ziemlich schräges Zeug, eine Geschichte handelt z.B. vom Kannibalen von Rothenburgsort – da haben wir den Kannibalen von Rotenburg nach Hamburg transferiert, da ich zufällig diesen Menschen persönlich kenne. Bei dem habe ich mal übernachtet, und es hat mich natürlich gejuckt, das, was mir durch den Kopf gegangen ist, in einer Kurzgeschichte zusammenzufassen. Andere Geschichten handeln von Terroristen, die Hamburg mit einer Atombombe plattmachen, oder von Hip-Hop-Jugendlichen, die in einem Vorort-Ghetto eine Familie als Geiseln nehmen, bis ihr Song im Radio gespielt wird.

Es hat sich dann aber herausgestellt, dass noch nicht viele unserer Zeichner in der Lage sind, solche inhaltlich eher komplexen und sehr emotionalen Geschichten wirklich gut hinzukriegen. So haben wir gemerkt, dass es noch eine Weile dauern wird, bis das „Elbschock“-Projekt fertig wird. Das kann durchaus Anfang nächsten Jahres werden, bis alle Geschichten fertig sind.

Aber was macht man mit den Leuten, die noch nicht so gut sind? Also haben wir ein anderes Projekt gesucht, bei dem die Leute im Team zusammenarbeiten können. Da wurden dann zwei Sachen parallel geschaffen: einmal das „Alphatier“, der Hamburger Superheld, und „Perry – unser Mann im All“. Es hat sich dann gezeigt, dass man das Perry-Thema einfach schneller entwickeln kann. Es gab schon Vorlagen, ein komplettes Universum, eine alte Serie, aus der man sich Anregungen holen kann. So etwas hilft gerade Leuten, die noch nicht so erfahren sind, ganz gut vorwärts zu kommen. Mit „Perry“ kommen wir auch ganz gut voran.

CG: Den Entwicklungsstand bei „Perry“ kann man recht gut mitverfolgen, da ihr das Projekt recht offensiv im Internet präsentiert. In Eurem Forum beim Comicforum, in dem ihr Skizzen und Seitenlayouts präsentiert habt, gab es teilweise recht harsche Kritik. Wie geht man mit sowas um?

KN: Wenn ich mir die Kritik summa summarum anschaue, war die doch zu 80 Prozent positiv. Es waren nur zwei oder drei Leute, die negativ reagiert haben, und selbst die waren nicht wirklich böse gemeint. Man muss damit leben können. Ich kann dazu nur sagen, dass das Heft, wenn es erstmal fertig ist, ziemlich außergewöhnlich aussehen wird. Es wird sich deutlich von allem unterscheiden, was in den letzten Jahren an deutschen Produktionen erschienen ist, da bin ich ziemlich sicher. Wir werden eine aquarellierte Farbgebung machen, keine Computer-Kolorierung. Sowas macht heute sonst keiner mehr. Wir hatten halt Lust, ein ganz klassisches Retro-Heft zu machen, das auch ein bisschen nostalgisch aussieht. Wenn da jemand andere Vorstellungen hat, ist das auch fair, damit hab ich kein Problem. Das ist eben unsere Schnapsidee, also ziehen wir die so durch, wie wir’s für richtig halten.

CG: Wo sollen denn eure Comics erscheinen, im Eigenverlag?

KN: Momentan gibt es Gespräche mit Martin Jurgeit von der COMIXENE (die haben ja mit JNK einen eigenen Vertrieb). Diese Gespräche sind zwar noch nicht abgeschlossen, aber es sieht ganz gut aus. Wir werden sicherlich keine Mörder-Auflage machen, wir können ja auch gar nicht einschätzen, wie gut sich das Ding verkauft. So zwischen 2.000 und 4.000 werden wir wohl machen und dann gucken wir, was passiert.

CG: „Alphatier“ wird dann das nächste Projekt nach „Perry“?

KN: Genau, Till Felix sitzt da zur Zeit dran. Die Thumbnails für die komplette erste Story von ca. 28 Seiten stehen, und Till zieht das ganze zur Zeit auf DIN A3 hoch. Später wird das dann an andere Leute übergeben, die dann die Details ausarbeiten werden.

Aber nochmal zurück zum Thema „offensive Werbung im Internet“: Das hat natürlich damit zu tun, dass es mir wichtig ist, in den nächsten Monaten auch überregional weitere Leute in das Projekt einzubinden. Normalerweise arbeite ich auch als Programmierer, und da habe ich ein Content Management System geschrieben, mit der u.a. die Fantastrips-Seite verwaltet wird. Ich bin dabei, dieses CMS zu einem Tool auszubauen, mit dem man gemeinsam einen Comic produzieren kann. Beispiel: man legt ein Projekt an, z.B. Perry #133, dazu gibt es dann Infos wie Plot, Seitenbeschreibungen, Charaktere usw. Dann kann man z.B. zu jeder Seite Bilder aufladen, man kann zu jedem Thema eigene Vorschläge machen, ähnlich wie in einem Forum. Aber die Struktur folgt dem jeweiligen Projekt, also z.B. seitenweise oder nach Designthemen oder inhaltlichen Fragen. Auf diese Art möchte ich versuchen, auch Leuten von außerhalb Hamburgs die Gelegenheit zu geben, bei diesem Studioprojekt mitzuarbeiten. Und da muss natürlich vorher entsprechend die Trommel gerührt werden. Ich habe schon den Eindruck, dass es daran großes Interesse gibt. In ein paar Wochen wird es damit wohl losgehen.

CG: Lass uns zum Thema Geld kommen. Wie ist die „Alligatorfarm“ finanziert, wer trägt die Kosten?

KN: Ich trage alles komplett alleine. Man muss es sich so vorstellen: es gibt mehrere Räume (zusammen mit Küche, Toilette und Flur sind es 76 m²). Es ist nicht riesig, aber wir haben eine recht große Bibliothek mit Lehrmaterial. Das technische Equipment ist okay, vom A3-Scanner über Laser- und Tintenstrahldrucker bis zu ein paar Computern. Das hat sich teilweise durch meinen Programmierer-Beruf ergeben, und im Prinzip hab ich hier einfach meine persönliche Sammlung reingestellt. So musste ich nicht viel Extra-Geld für Hardware, Bücher u.ä. ausgeben.

Auf der anderen Seite fallen natürlich Miete und laufende Kosten an, die ich versuche, mit meinem Beruf zu erwirtschaften. Das sind ungefähr Kosten von 800 bis 1000 Euro im Monat seit Anfang des Jahres, ohne dass wir bisher nur einen müden Euro umgesetzt haben. Das ist natürlich kein Spaß! Aber andererseits kann man das auch absetzen, und ich sage mir, das wird schon irgendwie gut gehen. Den Leuten, die hier mitmachen, ist auch völlig klar, dass es ein Gemeinschaftsprojekt ist, und ich habe mich erstmal nicht mit so Sachen wie Honoraren belastet. Später, wenn die Dinger dann laufen, wenn was draus wird, dann wird man halt schauen, inwiefern man die bisherigen Kosten davon tragen kann und wie man die Überschüsse verteilt. Falls es denn jemals so weit kommt – bei 2.000 bis 4.000 Heften kann man keine großen Gewinne erwirtschaften.

Aber mir persönlich ist es einfach wichtig, das Ding so durchzuziehen. Wenn mir eine Sache sehr wichtig ist, dann gehe ich zwar nicht unbedingt über Leichen, aber ich bin dann ziemlich radikal bei der Umsetzung und versuche das unbedingt durchzuziehen. Wenn das dann Geld und Energie kostet, dann muss man da eben durch… Andere rauchen, saufen, fahren Auto oder haben eine teure Freundin – hab ich alles nicht, insofern leiste ich mir diesen Spaß.

CG: Da kann ich dir nur einen langen Atem wünschen…

KN: Das kann alles auch wieder zusammenbrechen – wenn es beruflich mal wieder schlechter laufen sollte, dann ist es durchaus möglich, dass die Sache hier wieder zusammenklappt. Aber was soll man da machen? Es gibt keine Sicherheit, ich mach’s einfach solange, wie es geht. Wenn es irgendwann nicht mehr gehen sollte – Pech gehabt. Aber ich habe keine Alternative dazu – mit Risiko habe ich jedenfalls keine Probleme.

CG: Würdest du sagen, dass die Alligatorfarm gewissermaßen „Punk“ ist?

KN: „Punk“ ist vielleicht zuviel des Guten, aber es gab mal einen bestimmten Begriff in der Punkszene, der nannte sich „DO IT YOURSELF“. Der Hintergedanke ist, nicht zu warten, bis dir irgendjemand den Arsch abputzt und dir den Müll aus dem Weg räumt und dir tolle Sachen anliefert, sondern zu sagen: „Hey, ich mach’s einfach selbst.“ Und das ist genau der Punkt: ich erwarte eigentlich von niemandem was, ich mach’s einfach selbst. Ich möchte einfach eine gute Sache durchziehen und ich glaube daran, dass gute Sachen entstehen, wenn man viel Power in etwas reinsteckt. Ich möchte mit den Leuten hier gute Sachen machen – alles, was ich hier rumliegen sehe, gibt mir das Gefühl, dass sich die Energie auch lohnt, die man hier reinsteckt.

Es ist insofern nicht Punk, weil es kein chaotisches Prinzip ist, dem Zufall ausgesetzt, bei dem man mal schaut, was dabei rauskommt. Hier werden schon konkrete Ziele vorgegeben. Aber es ist auch deswegen „Do it yourself“, weil das Thema Geld nicht im Vordergrund steht. Es geht nicht um klassische Kommerzialität, sondern auch ums Spaß haben, und keine Sklavennummer daraus zu machen. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich damit Dingen, die ich einmal behauptet habe, untreu werde. Fairness ist für mich ganz wichtig. Ich will kein Imperium mit 1.000 Sklaven aufbauen, sondern lieber mit Leuten auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Da ich nunmal der Älteste von uns allen bin und in der Lage bin, das zu finanzieren, stecke ich mein Geld und meine Erfahrung rein. Das ist der Teil, den ich leisten kann. Die anderen müssen dann eben ihre Power, ihre Begeisterung und ihre Zeichentalente einbringen.


CG: Zeichnest du selber auch?

KN: Ich zeichne, aber das hält sich sehr in Grenzen. Vielleicht werde ich ein paar Seiten tuschen, aber ich hatte nie die Energie, wirklich soviel Zeit mit Zeichnen zu verbringen. Ich hatte immer alles mögliche im Kopf, ich habe jahrelang Musik gemacht, den ganzen APPD-Kram usw. Ich habe mich dem Zeichnen nie so stark gewidmet, dass ich hätte gut werden können. Aber trotzdem hat es mich immer interessiert. Mit anderen Leuten zusammen ’nen Comicverlag und ein Studio zu machen – ich denke, das ist schon ’ne klasse Sache!

CG: Das ist also quasi ein langgehegter Traum, den du dir jetzt verwirklicht hast.

KN: Aber hallo! Für mich ist das momentan der letzte große Traum, den ich noch auf der Rechnung hatte. Im Grunde habe ich schon alles gemacht, was mir wirklich wichtig war. Jetzt bin ich sogar noch Vater geworden vor zweieinhalb Jahren – und damit ist für mich ’ne Menge abgegessen, aber das Zeichnen ist noch übriggeblieben. Damit war klar, dass das jetzt ansteht.

CG: Ein anderes Thema, mit dem du dich jetzt auch wieder beschäftigst, ist die APPD. Die Anarchistische Pogo-Partei Deutschlands tritt ja zur Bundestagswahl wieder an.

KN: So ist es. Wir hatten die APPD 1999 aufgelöst, weil uns das alles über den Kopf gewachsen war. Aber andere Leute haben sie ein Jahr später wieder neu gegründet und nochmal von vorne angefangen. Vor etwa einem Jahr habe ich dann festgestellt, dass alle möglichen Händler meine T-Shirts aus dem Wahlkampf 1998 fleißig nachmachen und gutes Geld damit verdienen. Und da bin ich auf die Idee gekommen, dass ich das auch selbst machen kann. Das war der Anfang, ich habe dann mit jemandem zusammen die APPD-Website wieder hochgezogen, die ziemlich verlottert war und auf der nichts mehr passierte. Damit ist eine gewisse Eigendynamik entstanden, und als dann überraschend die Neuwahlen ausgerufen wurden, wollten plötzlich alle möglichen Leute, dass wir an der Wahl teilnehmen. Also haben wir die gröbsten Strukturen wieder in Gang gesetzt. Es ist in zwei Monaten nicht hinzukriegen, das alles aufzubauen, was wir 1998 gemacht haben, aber zumindest haben wir, wie es aussieht, zumindest in Hamburg und Berlin die Wahlteilnahme geschafft. Jetzt produzieren wir erst mal ein paar Wahlwerbespots und schauen dann mal, was für Unsinn uns noch so einfällt, um die Leute ein bisschen zu ärgern.

Es ist sehr interessant, wie manche Leute auf uns so reagieren, dass sofort der Schaum aus dem Mund kommt. Da wird man in politische Diskussionen verwickelt, dass man nur noch den Kopf schütteln kann. Diese Leute sind einfach nicht in der Lage, die Essenz zu begreifen, um die es dabei geht: diese Mischung aus Humor und unserem Kopfschütteln über eine Welt, die uns ziemlich wahnsinnig vorkommt. Viele verstehen das nicht, aber für uns macht das die Sache nur noch lustiger. Auf Wahlkampfständen in der Innenstadt kommt es manchmal zu Begegnungen und Diskussionen, die man am liebsten wortwörtlich aufzeichnen möchte und sich fragt: „Was ist das denn für’n Film?“

CG: Insofern passt es ja auch ganz gut, dass ihr mit der PARTEI, die aus der Titanic-Redaktion hervorging, kooperieren wollt.

KN: Ja, aber da wird wohl eher nichts daraus werden. Wir haben vor ein paar Wochen länger telefoniert und wollten einiges zusammen machen. Aber das hat sich dann eher zu einer Einbahnstraße entwickelt. Im Prinzip kann man eh nicht soviel zusammen machen, die sind auch auf einem anderen Trip als wir. Bei denen erschöpft sich das Ganze eigentlich in ein oder zwei Parolen – „Das Merkel darf nicht Kanzler werden“ und „Die Mauer muss wieder her“. Mehr sehe ich da nicht drin und finde das eher ein bisschen dünn.

CG: Aber der Geist, der dahintersteckt, die Motivation bei einer Bundestagswahl ernsthaft (oder auch nicht so ernsthaft) mitzumachen, ist schon ähnlich, oder?

KN: Der ist mit Sicherheit ähnlich: einfach dieses Gefühl, dass man sich in dem existierenden Parteienzirkel überhaupt nicht wiederfindet, dass das wie ein Blick auf einen anderen Planeten ist. Und dieses Gefühl spiegelt sich dann darin, einfach selbst eine eigene Partei zu machen und auf die Gesetzmäßigkeiten, die man für so irre hält, nochmal einen draufzusetzen. So gesehen sind die Rezepturen schon ähnlich, und wenn das nicht so wäre, hätten wir die auch gar nicht angerufen.

CG: Ich bedanke mich für das Interview und wünsche der Alligatorfarm viel Erfolg mit ihren Projekten!

Alligatorfarm

Forum der Alligatorfarm im Comicforum

Übersicht über alle Perry-Rhodan-Comics (Eintrag in der „Perrypedia“)

Fantastrips

Anarchistische Pogo-Partei Deutschlands