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Interview mit Andreas Mergenthaler über die Andrax-Neuauflage


Comicgate: Hast Du Andrax früher selbst gelesen, Andreas?
Andrax 1 – Experiment des Grauens

Andreas Mergenthaler: Nein, ich war damals kein großer Kauka-Leser. Mein Ding war eher Yps und dann später die Endphase von Zack. Ich kannte Andrax aber vom Namen her.

CG: Warum hat Cross Cult Andrax neu herausgebracht?

AM: Die Serie Torpedo (Rezension Band 1, Band 2), ebenfalls gezeichnet von Jordi Bernet, läuft sehr gut, und außerdem mag ich Fantasy mit klassischem „nach der Katastrophe“-Setting. Deshalb haben wir uns um die Andrax-Lizenz bemüht, nachdem es in unserem Forum (auf Comicforum.de) von Lesern vorgeschlagen worden war.

CG: Wie war die Zusammenarbeit mit Autor Peter Wiechmann und Kauka Promedia?

AM: Im Großen und Ganzen gut. Nur was die Kosten und den Arbeitsaufwand angeht, gab es einige Überraschungen, die so nicht eingeplant waren. Die Zusammenarbeit mit Herrn Wiechmann läuft aber sehr gut. Er verfügt über einen reichen Erfahrungsschatz, von dem wir profitieren können.

CG: Wie verlief die Arbeit bei der Rekonstruktion der Andrax-Geschichten? Gab es bestimmte Arbeitsschritte?

AM: Das war eine regelrechte Puzzlearbeit, da nach über dreißig Jahren niemand mehr so recht weiß, wie viele Episoden es eigentlich gibt oder in welcher Reihenfolge sie wo erschienen sind. Wir haben zwar ein großes Paket mit Vorlagen von Kauka Promedia bekommen, aber das Material ist leider nicht vollständig. Zudem liegen viele Geschichten in verschiedenen Arbeitsstufen vor: Originalzeichnungen, Repros mit und ohne Korrekturen der damaligen Redakteure, mit eingefügten Texten und geänderten Sprechblasen, dann teilweise noch handkolorierte Seiten etc. Auf jeden Fall war die Herstellung ein erheblicher Aufwand, insbesondere für unsere Repro-Fachleute.

CG: Welche Aufgaben hatte Peter Wiechmann?

AM: Manche der Geschichten sind nie auf Deutsch veröffentlicht worden. Wir mussten also zuerst mit Herrn Wiechmann klären, was vorliegt und was er noch beschaffen kann bzw. soll. Dann hat Peter Wiechmann die Storys auf die Bände verteilt – nicht unbedingt chronologisch, aber so, dass die Geschichten gut zueinander passen. Und dann hat er alle Sprechblasentexte überarbeitet bzw. komplett neu getextet.

CG: Enthält die Gesamtausgabe wirklich alle jemals produzierten Andrax-Seiten?

AM: Nein. Wir haben das auch nie als Gesamtausgabe bezeichnet. Rein aus rechtlichen Gründen können wir zum Beispiel die letzte Geschichte nicht veröffentlichen, da sie laut Kauka Promedia widerrechtlich für einen spanischen Verlag entstanden ist, obwohl die Rechte bei Kauka liegen. Es kann auch sein, dass sich Vorlagen für zwei oder drei weitere Kurzgeschichten nicht auftreiben lassen. Unsere Ausgabe wird aber auf jeden Fall mehr als neunzig Prozent der jemals entstandenen Andrax-Geschichten beinhalten. Zudem wird Peter Wiechmann zu jedem Band fundierte redaktionelle Artikel beisteuern, in denen unter anderem auch ausführlich auf die letzte Andrax-Episode eingegangen wird.

CG: Sind neben Andrax bei Cross Cult weitere Veröffentlichungen aus dem Kauka-Universum geplant?

AM: Angedacht ist noch El Capitan (früher Capitan Terror; die Namensänderung ist noch nicht definitiv) – aber das hängt vom Verkaufserfolg der Andrax-Reihe ab. Zudem denken wir über einige Serien nach, die schon viel zu viele Jahre im Archiv von Peter Wiechmann schlummern: Thomas der Trommler, Hombre, Dietrich von Bern – teilweise Serien, die damals in Yps erschienen sind. Besonders die Reihen des leider viel zu früh verstorbenen Zeichners Mendez sind eine absolute Augenweide und hätten eine gesammelte Ausgabe mehr als verdient.

CG: Ich danke sehr für das Gespräch!

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Cross Cults Website

Andrax-Special bei Splashcomics

Peter Wiechmanns Homepage

Peter Wiechmann bei kauka.de

Andrax bei Kaukapedia