Green Lantern
USA 2011
Regie: Martin Campbell
Hauptdarsteller: Ryan Reynolds (Hal Jordan / Green Lantern), Blake Lively (Carol Ferris), Peter Sarsgaard (Hector Hammond), Mark Strong (Sinestro), Tim Robbins (Hammond), Angela Bassett (Doctor Waller)
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Eins sei gleich vorausgeschickt: Ich kenne mich nicht aus in der (seit 1940 existierenden) Mythologie um Green Lantern, aber da geht es mir nicht anders als dem Großteil des von Warner Brothers angepeilten Kinopublikums. Schließlich soll mit dem in 3D präsentierten, mit einem dicken Budget von 200 Millionen Dollar ausgestatteten Film Green Lantern ein Blockbuster geschaffen werden, der ein mögllichst großes Publikum anspricht. So wie Konkurrent Marvel es geschafft hat, mit Superhelden aus der zweiten Reihe, die nicht jeder kennt (z.B. Iron Man oder Thor), möchte auch Warner Brothers aus dem großen Fundus der DC-Superhelden schöpfen, um ein weiteres Standbein neben Christopher Nolans äußerst erfolgreicher Batman-Franchise zu schaffen. Bisher ist das nicht gelungen – was sich wohl auch mit Green Lantern nicht ändern wird.
Als Regisseur engagierte man den Neuseeländer Martin Campbell, der mit zwei Zorro- und zwei James-Bond-Filmen (Golden Eye und Casino Royale) ausreichend Erfahrung im Action-orientierten Blockbusterkino mitbringt. Bei der Besetzung verzichtete man auf die ganz großen Namen, verpflichtete aber ein solides Ensemble mit Ryan Reynoldsals Hauptfigur Hal Jordan und Leuten wie Peter Sarsgaard, Mark Strong und Tim Robbins in weiteren Rollen. An den Schauspielern liegt es nicht, wenn der Film scheitert, diese liefern einen soliden Job ab. Aber im Mittelpunkt steht bei Green Lantern nicht die Schauspielkunst, sondern Action und Effekte. Und auch die sind durchaus gelungen: gut designte außerirdische Welten und rasante Kampfszenen, in denen man nicht den Überblick verliert und die in 3D durchaus etwas hermachen. Ebenfalls gelungen: das Figurendesign der am Computer animierten außerirdischen Lebensformen wie dem galaktischen Vogel Tomar-Re und dem Hünen Kilowog. Optisch also weiß Green Lantern durchaus zu gefallen. Aber eigentlich soll ein Film ja auch eine Geschichte erzählen, und da fangen die Probleme an.
Wie in allen Superheldenfilmen üblich, die keine Fortsetzung sind, muss erstmal die Ursprungsgeschichte erzählt werden: Wie kommt der Held zu seinen Superkräften und was kann er damit anfangen? In diesem Fall ist es der hochbegabte Kampfpilot Hal Jordan, der scheinbar zufällig auf ein abgestürztes Raumschiff trifft. Darin findet er den verletzten Abin Sur, ein Mitglied des intergalaktischen Green Lantern Corps, das das ganze Universum vor dem Bösen beschützt. Er liegt im Sterben und erklärt Hal, dass dieser fortan seinen Ring, der ihm besondere Macht verleiht, tragen soll. Gesagt, getan, Hal schnappt sich den Ring und die beiliegende grüne Laterne, sagt einen Eid auf und wird fortan einer der Green Lanterns, zuständig für Sektor 2814, zu dem auch die Erde gehört. Schon bald bekommt er es mit Hector Hammond zu tun, einem Wissenschaftler, der vom Oberbösewicht Parallax besessen und dadurch zu einem eierköpfigen Fiesling mutiert ist, der Gedanken lesen kann und aussieht wie das Klischeebild des hässlichen Comicsammlers.
Wer nun als Zuschauer fragt, wieso ausgerechnet dieser Hal Jordan „auserwählt“ sein soll, warum gerade er zum Weltretten berufen ist, und was für ein Problem eigentlich dieser Hector Hammond hat, stellt die falschen Fragen. Denn der Film weiß es auch nicht. Das Drehbuch hakt eifrig Punkt für Punkt auf der To-Do-Liste ab, die sich die Autoren aus 70 Jahren Comicgeschichte herausgepickt haben, weiß aber mit den Figuren nichts anzufangen. Alle, wirklich alle, Figuren bleiben extrem blass, keiner entwickelt charakterliche Tiefe oder tut an irgendeiner Stelle etwas unerwartetes. Weder der Titelheld noch eine seiner Nebenfiguren strahlt genug Charisma aus, um das Publikum wirklich mitzureißen. In Sachen Motivation der Figuren ist den Drehbuchautoren nur eins eingefallen: Probleme mit dem Vater. Hal Jordan hat Daddy Issues, seine Kollegin Carol Ferris (mit der es später zu einer völlig unprickelnden Lovestory kommen wird) hat Daddy Issues, und auch Fiesling Hector hat, richtig geraten, Daddy Issues. Vermutlich das Thema, das im Grundkurs Kreatives Schreiben in Hollywood als erstes besprochen wird.
Überflüssigerweise werden Personen eingeführt, mit denen man durchaus etwas anstellen könnte, wenn man eine Idee hätte. Stattdessen werden sie einfach vergessen (Hals junger Neffe), als Kollateralschaden verheizt (Dr. Amanda Waller) oder sind einfach nur da (Hals Kumpel Thomas Kalmaku). Die interessanteste Figur des Films ist der von Mark Strong gespielte Sinestro, ein weiterer Green Lantern, der die bisherigen Methoden des Corps in Frage stellt. Doch dieser bekommt leider nur sehr wenig Screentime (dafür dürfte er wohl, falls es zu einem zweiten Teil kommen sollte, dort eine wichtige Rolle spielen).
Man darf also weder von der Story, und wie sie erzählt ist, etwas erwarten, noch von den Figuren dahinter. Übrig bleiben die visuellen Schauwerte, die zweifellos gegeben sind. Trotzdem fehlt auch hier das gewisse Etwas. Vielleicht hätte ein wenig mehr Augenzwinkern geholfen. Denn seien wir ehrlich: Eine Geschichte, deren Held seinen grünen Ring an einer grünen Laterne aufladen muss, damit er in den Weltraum fliegen und dort allerhand Bösewichte bekämpfen kann, indem er sich Gegenstände ausdenkt, die dann in grüner Farbe erscheinen und als Waffe einsetzbar sind, ist schon ziemlich gaga. Was man in gezeichneter Form ohne weiteres akzeptiert, kann in einem Realfilm schnell peinlich wirken. Es sei denn, man würde mit Augenzwinkern und Selbstironie dagegensteuern. Stattdessen nimmt sich Green Lantern über weite Strecken viel zu ernst und baut nur äußerst selten kleine Gags ein. Der Spaß, den man zum Beispiel bei einem Film wie Iron Man hat, der immer wieder entwaffnende Komik einstreut, stellt sich hier niemals ein.
Zum Kinostart in den USA gab es weitgehend vernichtende Kritiken und ein enttäuschendes Einspielergebnis. Während Marvel mit einigem Erfolg Held um Held ins Kino bringt, um sie im kommenden Jahr in The Avengers zu vereinen, wird DC weiterhin auf Batman bauen müssen, um im Superheldenkino etwas zu reißen. Die Suche nach einem zweiten Standbein geht weiter.
Wertung:
Ordentliche Spezialeffekte treffen auf ein uninspiriertes Drehbuch und wenig interessante Figuren.
Offizielle Film-Website (englisch)
Offizielle Film-Website (deutsch)
Green Lantern in der Wikipedia
Abbildungen © Warner Bros. Pictures