Dylan Dog – Dead of Night
USA 2011
Regie: Kevin Munroe
Hauptdarsteller: Brandon Routh (Dylan Dog), Anita Briem (Elizabeth), Sam Huntington (Marcus), Taye Diggs (Vargas), Kurt Angle (Wolfgang), Peter Stormare (Gabriel)
Schon im Jahr 1997 hatte die Firma Platinum Studios die Filmrechte an Dylan Dog gekauft, jenem italienischen Comic-Klassiker aus dem Genre der „Fumetti Neri“. Doch erst 2011 feierte der fertige Film seine Premiere. In Deutschland kam der Film nicht ins Kino, sondern wurde Anfang des Jahres direkt auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht. Brandon Routh, der als Superman bereits Erfahrung in Sachen Comicverfilmungen vorweisen kann, spielt den Titelhelden: einen coolen Privatdetektiv, der für übernatürliche Verbrechen zuständig ist.
Die Story von „Dead of Night“ (so der Untertitel) beginnt mit einem Dylan Dog, der sich aus dem Geschäftsbereich des Paranormalen zurückgezogen hat und nur noch als „klassischer“ Privatdetektiv arbeitet. Kleinkram wie das Verfolgen von Seitensprüngen, das Übliche. Doch ein Zufall führt dazu, dass er sich wieder seinem alten Spezialgebiet zuwendet: Ein Mann ist ermordet worden und alle Spuren weisen auf einen Werwolf hin. Die Ermittlungen führen Dylan und seinen Assistenten Marcus in das Milieu von Vampiren, Werwölfen und Zombies, die in New Orleans mehr oder weniger im Verborgenen leben. Dylan hatte früher einmal die Rolle des „Vermittlers“ zwischen diesen Untoten und den Menschen inne, er kennt sich also aus mit diesen Geschöpfen. Bald bringt er in Erfahrung, dass rivalisierende Untoten-Clans auf der Jagd nach einem wertvollen Artefakt sind, mit dem ein mächtiger Dämon heraufbeschworen werden kann. Als jedoch Hilfsdetektiv Marcus gebissen wird und langsam zum Zombie mutiert, werden die Dinge kompliziert …
Schon diese kurze Beschreibung lässt erahnen: Nichts am Drehbuch von Dead of Night ist wirklich originell. Ständig begegnet man Versatzstücken aus Serien wie Buffy, Angel oder True Blood und Filmen wie Underworld oder Hellboy. Und obendrein ist die Handlung auch noch ziemlich vorhersehbar. Das wäre noch kein Problem für einen Genrefilm, wenn er zum Beispiel über die Figuren einen eigenständigen Ansatz finden würde. Und die Figur des Dylan Dog, wie Tiziano Sclavi sie für seine Comics geschaffen hat, bietet dafür eigentlich beste Voraussetzungen. In den Fumetti ist Dylan ein melancholischer Dandy mit exzentrischen Hobbys, einer ganzen Reihe von Phobien und einem Hang zu schönen Frauen. Leider verschenkt Regisseur Kevin Munroe (TMNT) diese Chance: Brandon Routh ist als Dylan Dog zwar gutaussehend, ansonsten aber blass, glatt, konturlos und ohne jedes Charisma. Außer dem roten Hemd, das er stets zu Jeans und Jacket trägt, hat er nur wenig mit seinem Comic-Vorbild gemein.
Überhaupt nahmen die Filmemacher einige gravierende Änderungen gegenüber der Vorlage vor: Der Schauplatz wurde (wohl hauptsächlich aus Kostengründen) von London nach New Orleans verlegt, und Dylans Assistent und Sidekick Groucho, der aussieht wie Groucho Marx, wird im Film durch den Durchschnittstypen Marcus ersetzt. Während der Film aus dem Schauplatz New Orleans überhaupt nichts macht (er könnte im Grunde in jeder beliebigen Stadt spielen), gerät die Figur des Marcus zum Lichtblick in einem insgesamt eher schwachen Film. Sam Huntington (der schon in Superman Returns als Jimmy Olsen als Sidekick von Brandon Routh im Einsatz war) spielt ihn als jung-naiven, leicht trotteligen, aber sehr sympathischen Jungen von Nebenan. Er ist zuständig für den „comic relief“ und das gelingt ihm ganz ausgezeichnet. Sein trockener Humor sorgt für eine ironische Note und rettet den Film über manche langweilige Passage hinweg.
Dass die Masken und Spezialeffekte hier nicht auf allerhöchstem Niveau liegen, sorgt nicht für Minus-, sondern eher für Sympathiepunkte. Hier gibt es kein teures CGI, sondern handgemachte Old-School-Tricks, die zwar nicht perfekt aussehen, aber viel Charme transportieren. Am Ende bleibt ein durchwachsener Gesamteindruck: Dylan Dog – Dead of Night ist kein ganz schlechter Film, durchaus ansehbar und als leichte Kost für Zwischendurch geeignet. Richtig toll ist er allerdings nicht geworden, und seiner Vorlage wird er nicht gerecht. Schade für die Fans der Dylan Dog-Comics (auch wenn das in Deutschland nicht allzu viele sind). Immerhin konnte Kevin Munroe noch ein paar kleine Referenzen im Film unterbringen, die als Verneigung vor dem Comic und als Insidergag für Fans gedacht sind: So trägt zum Beispiel einer der mafiösen Vampire den Namen Sclavi.
Das vielleicht Aufsehenerregendste an Dylan Dog – Dead of Night ist die deutsche FSK-Freigabe. Ein dicker roter „Ab 18“-Stempel prangt auf dem DVD-Cover. Dabei ist der Streifen kaum verstörender, gruseliger oder brutaler als eine durchschnittliche Folge von Buffy the Vampire Slayer. Wer sich vom „Ab 18“-Siegel harten Horror oder gar blutigen Gore erhofft, dürfte hier extrem enttäuscht werden. Wie die FSK-Prüfer zu ihrer Einschätzung kommen, bleibt rätselhaft. Zum Vergleich: In den USA hat der Film eine PG-13-Freigabe, in Großbritannien ist er ab 15 freigegeben.
Wertung:
Mäßige Horror-Durchschnittkost, die den Geist der Comicvorlage verfehlt
Dylan Dog auf der Website von Platinum Studios
Offizielle Dylan Dog-Seite von Sergio Bonelli Editore (italienisch)
Dylan Dog bei Edition Schwarzer Klecks
Dylan Dog in der Wikipedia
Abbildungen © Studiocanal