Frisch aus der Druckerei

Frisch aus der Druckerei: Oktober 2013

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Im Oktober kam der ohnehin schon enorm hohe Comic-Austoß in Deutschland dank Buchmesse und anstehendem Weihnachtsgeschäft noch einmal richtig auf Touren. Wie üblich fischen wir aus der immer schwerer zu überschauenden Menge an Comic-Novitäten wieder die wichtigsten und interessantesten heraus, quer durch alle Genres und Stile. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei stets auf Einzeltiteln oder auf Startausgaben von neuen Serien.

 

HIGHLIGHT DES MONATS

Calvin & Hobbes GesamtausgabeEndlich gibt es die wunderbare Calvin und Hobbes Gesamtausgabe, bestehend aus drei voluminösen, hochwertigen Halbleinenbänden im Schuber, auch auf Deutsch. In den USA erschien diese vollständige Sammlung aller Strips von Bill Wattersons Zeitungscomic-Klassiker schon Anfang 2005, nun hat sich der Carlsen Verlag ein Herz gefasst und eine deutsche Fassung in gleicher Aufmachung veröffentlicht. Bis 31.3.2014 gibt es den fast zehn Kilo schweren Klotz zum Subskriptionspreis, bei dem man ein Drittel sparen kann. [Leseprobe]

EIGENPRODUKTIONEN

Nach einigen (relativ freien) Adaptionen von Romanen aus dem Suhrkamp-Katalog ist Kiesgrubennacht von Volker Reiche nun der erste Comic im Graphic-Novel-Programm von Suhrkamp, der nicht auf einer literarischen Vorlage basiert. Reiche, der zuletzt mehrere Jahre lang den Zeitungsstrip Strizz für die FAZ gemacht hat, beschäftigt sich in diesem „autobiographischen Großwerk“ (O-Ton Suhrkamp) mit seiner Kindheit in der Nachkriegszeit und der Geschichte seiner eigenen Familie: Reiches Eltern waren aktive Nazis. Erzählt wird abwechselnd aus kindlicher Perspektive und aus der Sicht des erwachsenen Autors im Zwiegespräch mit seinen tierischen Strizz-Figuren. [in der Leseprobe sehe ich nur graue Seiten, aber vielleicht klappt’s ja bei euch?]

Pimo und RexThomas Wellmann (Der Ziegensauger) legt seinen neuen Comic Pimo und Rex parallel in zwei Sprachen vor: Bei Rotopolpress erscheint die deutsche, beim britischen Verlag Blank Slate Books die englische Ausgabe. Das Buch erzählt von zwei (Lebens-) Künstlern, die in einer quietschbunten Welt leben, die direkt neben dem Land of Ooo aus Adventure Time liegen könnte. [Leseprobe]

Die Buchreihe Gregs Tagebuch, die Prosa mit kurzen Comic-Elementen mischt, ist überaus erfolgreich, so dass die Serie natürlich auch Nachahmer auf den Plan ruft. Der Pullacher Autor und Übersetzer Collin McMahon hat Jeff Kinneys Bücher ins Deutsche übertragen und versucht sich nun selbst an einem stilistisch ähnlichen Buch: Lucas & Skotti – Knalltüten im Anmarsch heißt es und erzählt von einem Jungen, der selber Comics zeichnet und ein Schulmaskottchen entwirft, das eines Tages lebendig wird. Die Zeichnungen kommen von einem Künstler, der für Comicleser kein Unbekannter sein dürfte: Ulf K., der schon seit Jahren zwischen Comic und Kinderbuchillustration pendelt und mit diesem Projekt genau in der Mitte landet. [Leseprobe]

Der Onlineshop Kwimbi, der sich auf Begleitmaterial zu deutschsprachigen Webcomics spezialisiert hat, verlegt gelegentlich auch selbst Comics. Rechtzeitig zu Halloween erschien bei Kwimbi die Anthologie Anders, in der sieben Webcomiczeichner (u.a. Mario Bühling, Marvin Clifford, TeMeL und Max Vähling) Horror-Kurzgeschichten erzählen. Der Titel steht dabei sowohl für das andere Medium, in dem sich die Künstler bewegen, als auch für andere Inhalte und Zeichenstile als die, die man von ihnen gewohnt ist. [Leseprobe]

2011 erschien Das Tagebuch des Ricardo Castillo von Alexis Martinez und Gunther Brodhecker als Fortsetzungscomic in der FAZ, eine historische Abenteuergeschichte, die im 18. Jahrhundert in Québec spielt, stilistisch eine Verbeugung vor Hergé. Die Buchausgabe veröffentlichen die beiden nun im Eigenverlag – als schön gebundenes Hardcover im Querformat.

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Mädchenworld ist ebenfalls die Sammlung eines Zeitungscomics und würde im Regal perfekt neben Ricardo Castillo passen – allerdings nur, was das Format angeht. Inhaltlich hat man es hier mit etwas ganz anderem zu tun: nämlich dem, was herauskommt, wenn Fil (Didi & Stulle) seine Version einer Teenager-Mädchen-Geschichte erzählt. Mit Stickern! Ursprünglich in der Wochenzeitung Jungle World abgedruckt, gibt es nun alle Folgen gesammelt beim Zitty Verlag.

Willy Brandt – Sein Leben als ComicWas im Buchmarkt schon längst gang und gäbe ist, passiert nun auch im Bereich der Graphic Novels: Mehrere Verlage bringen parallel Bücher zu Jubiläen und Geburtstagen heraus. In diesem Fall erschienen fast gleichzeitig gleich zwei Comics über Ex-Bundeskanzler Willy Brandt, der im Dezember seinen 100. Geburtstag feiern könnte. Das Szenario für Willy Brandt – Sein Leben als Comic (Knesebeck Verlag) stammt von Heiner Lünstedt, den man als Comicjournalist und als Organisator des Münchner Comicfestivals kennt, die Zeichnungen kommen von Ingrid Sabisch (Mythos Mutti, 41,3 kg – Magersucht?). [Leseprobe]

Der zweite Brandt-Band kommt direkt aus dem Vorwärts Verlag, der zur Medienholding der SPD gehört. Helga Grebing, die Autorin von Willy Brandt – Eine Comic-Biografie ist emeritierte Professorin, deren Spezialgebiet die Geschichte der Arbeiterbewegung ist. Gezeichnet hat das Buch Ansgar Lorenz, der zuvor die Reihe Philosophie für Einsteiger illustriert hat.

Björn Vinzelberg und seine Kollegen vom Derail Studio legen bei Delfinium Prints ihren Comic tessa – a trail of memories vor. Über den Inhalt weiß man wenig, es geht wohl um ein Mädchen, das durch ein marodes Industrieareal streift. Die Leseprobe sieht aber recht interessant aus.

Kitana – Prinzessin der Engel ist ein klassischer Fantasystoff mit Zauberinnen und Barbaren, Schwertern und Fabelwesen. Hoffentlich ist der Inhalt nicht ganz so altbacken wie die dazugehörige Website. Die Geschichte Der Schicksalstempel von Daniel Bekowies und Sabine Weiss erscheint als dreiteilige Albenreihe bei Epsilon. [Leseprobe]

Edition 52 bringt mit Heute ist dein Glückstag! einen Cartoonband mit jeder Menge Witzbildchen von Piero Masztalerz, der gerne mal ein bisschen derber wird als viele seiner Kollegen. Eine Kostprobe gibt es bei SPAM auf Spiegel Online.

Das Magazin Stijlroyal, das sich in jedem Heft neu erfindet, dreht sich in Ausgabe 17 um „Schmalz und Comics“. Mit dabei sind u.a. Oliver Naatz, Christian Nauck, Kiki Thaerigen und Nilz Bokelberg. [bestellbar hier]

In der deutschen Ausgabe von Le Monde Diplomatique erscheinen regelmäßig Comicbeiträge, überwiegend aus der avantgardistischen Ecke. 25 dieser Comics erscheinen nun in Form eines Kalenders, in dem u.a. Anke Feuchtenberger, Hendrik Dorgathen und Jacques de Loustal vertreten sind. [Vorschau]

AUS ISRAEL
Rutu Modan schreibt und zeichnet nicht nur vom Feuilleton gelobte Graphic Novels (Blutspuren, Das Erbe). Beim Verlag Antje Kunstmann ist jetzt ein astreiner Kindercomic von ihr erschienen: In Ketchup für die Königin wird das Mädchen Nina unverhofft zu einem Dinner bei der Queen eingeladen – was sich angesichts ihrer Tischmanieren als große Herausforderung darstellt. [Leseprobe]

AUS SPANIEN

Scheitern als ErfolgBeim neuen Label Egmont Graphic Novel gibt es den spanischen Comic Scheitern als Erfolg – Kung Fu für Unternehmen von David Cantolla und Juan Díaz-Faes. Cantolla ist ein spanischer Unternehmer, der mit seiner Firma Teknoland in der New Economy erst erfolgreich war und später baden ging. Später entwickelte und produzierte er mit Pocoyo eine sehr erfolgreiche Fernsehserie für Kleinkinder. Seine Erfahrungen mit dem Auf und Ab des Kapitalismus verarbeitete er schließlich in dieser autobiografischen GraNo.
[span. Leseprobe]

Der Illustrator Luis Royo, vor allem bekannt durch seine Pin-Up-Illustrationen mit Fantasy-Touch und Hang zum Kitsch, hat zusammen mit seinem Sohn Romulo Zeit des Bösen entwickelt, ein postapokalyptisches Fantasy-Szenario, das in verschiedenen Büchern ausgebreitet wird. Bei Cross Cult sind parallel zwei Titel erschienen: Apokalypse, eine Art illustrierter Roman [Leseprobe], sowie Soum, ein Comic im Manga-Stil von Kenny Ruiz um eine schwertschwingende Heldin. [Leseprobe]

AUS FRANKREICH

Der ein oder andere hat vielleicht davon gehört: Bei Egmont gibt es einen neuen Band aus der Serie Asterix, erstmals mit neuem Zeichner und Autor.

Ich, René TardiJacques Tardis Ruhm als Comiczeichner gründet auf drei Säulen: den Krimiadaptionen von Léo Malet und anderen Autoren, der in mehrfacher Hinsicht fantastischen Serie Adeles ungewöhnliche Abenteuer und nicht zuletzt seinen Arbeiten zum Ersten Weltkrieg. Nun widmet er sich erstmals dem Zweiten Weltkrieg und greift dabei auf die Biografie seines Vaters zurück: Ich, René Tardi, Kriegsgefangener im Stalag IIB, dessen erster von zwei Bänden bei Edition Moderne auf Deutsch erscheint, erzählt von der Gefangenschaft des Vaters in einem Lager im heutigen Polen. [Leseprobe]

Nach der von Boulet geschriebenen Gedächtnisverlust-Story Wie ein leeres Blatt veröffentlicht Carlsen einen weiteren Comic von Pénélope Bagieu: Eine erlesene Leiche handelt von einer Messehostess, die einen geheimnisvollen Schriftsteller kennenlernt. Gäbe es die verunglückte „Graphic Novel for Ladies“-Schiene noch, wäre dieser Titel wohl dort erschienen, aber der Verlag hatte ein Einsehen und legte das Label schnell wieder zu den Akten. [frz. Leseprobe]

Rotopolpress nimmt mit Eugène von Quentin Vijouxs einen ungewöhnlichen Psychokrimi ins Programm: Der Comic dreht sich um einen Mann, der als Kind die Haut eines Fremden in die Handflächen transplantiert bekam. [Leseprobe]

Comics und Kulinarik, Teil I: Die Ignoranten von Étienne Davodeau (Lulu – Die nackte Frau) trägt den Untertitel „Wenn Wein und Comic sich begegnen“ und handelt genau davon: Der Comic entstand, als Davodeau sich von einem befreundeten Winzer dessen Arbeit erklären ließ und er ihm wiederum die seine erklärte. Die deutsche Ausgabe gehört zum Startprogramm von Egmonts neuem Graphic-Novel-Label. [frz. Leseprobe]

Comics und Kulinarik, Teil II: In der Küche mit Alain Passard (Reprodukt) ist ebenfalls ein dokumentarischer Comic und teilweise auch ein Kochbuch. Hierfür durfte Christophe Blain (Isaak der Pirat, Quai d’Orsay) dem vegetarischen Pariser Star- und Sternekoch Alain Passard über die Schulter und in seine Kochtöpfe blicken. [Leseprobe]

SchönheitWir bleiben bei Reprodukt: Das Zeichnerduo Kerascoët hat nach Fräulein Rühr-mich-nicht-an wieder mit dem Szenaristen Hubert zusammengearbeitet. Schönheit erzählt den märchenhaften Stoff von einem Mädchen, dem eine Fee den Wunsch erfüllt, für jeden Betrachter als wunderschöne Frau zu erscheinen. Laut Verlag ist der Comic „reich an Bezügen zu Tausendundeiner Nacht und zur mittelalterlichen Buchkunst“. Auf Deutsch erscheinen die drei französischen Alben direkt in einem dicken Band, der auch als Vorzugsausgabe erhältlich ist.  [Leseprobe]

Der Schweizer Frederik Peeters (Blaue Pillen, Koma) gehört inzwischen auch zu den Stammautoren bei Reprodukt. In Sandburg setzt er ein Szenario des Filmemachers Pierre Oscar Lévy um, das an einem hübschen Badestrand spielt, wo der Fund einer Leiche das Idyll zerstört. [Leseprobe]

Wer in letzter Zeit an einem Comicladen vorbeigekommen ist, hat dort vielleicht eine rote und eine blaue Folie im Schaufenster kleben sehen, dahinter das aufgeschlagene Buch Jim Curious – Reise in die Tiefen des Ozeans. Dieser Comic aus dem Kinderprogramm von Reprodukt, geschrieben und gezeichnet von Matthias Picard, lässt den Leser gemeinsam mit seinem Helden in die Tiefsee abtauchen, und zwar in 3D. Zwei Brillen liegen dem Buch bei. [2D-Leseprobe]

Der Literaturklassiker Herz der Finsternis von Joseph Conrad entstand, nachdem der Autor im Jahr 1890 eine Reise auf dem Kongo unternommen hatte. Der Comic Kongo – Joseph Conrads Reise ins Herz der Finsternis (Avant-Verlag) vom Schweizer Team Christian Perrissin (El Niño) und Tom Tirabosco (Das Ende der Welt, Im Dunkeln) erzählt als eine Art „Making of“ von dieser Reise. [Leseprobe]

Bei Knesebeck ist ein weiterer biographischer Comic erschienen: In Marx – Die Graphic Novel tritt Karl Marx selbst als Ich-Erzähler auf. Das Szenario stammt von Corinne Maier, die mit dem Bestseller Die Entdeckung der Faulheit bekannt wurde. Zusammen mit Zeichnerin Anne Simon legte sie bereits einen Comic über Sigmund Freud vor, Marx ist nun ihr zweiter Bio-Comic. [frz. Leseprobe]

Schreiber & Leser bringt einen weiteren Band aus dem Zyklus der „Geheimnisvollen Städte“ von François Schuiten und Benoît Peeters: In Fieber in Urbicand wird ein rätselhafter Würfel entdeckt, aus dem ein ganzes Netz weiterer Würfel entsteht, das sich über die ganze Stadt ausbreitet. Dieser Band ist eine Neuauflage vom 1989 bei Feest erschienen Fieber des Stadtplaners, ergänzt um einen 18-seitigen Anhang. [Leseprobe]

Die Albenserie Miss October von Stephen Desberg und Alain Queireix, die bei Alles Gute, dem Schreiber & Leser-Label für klassische frankobelgische Alben, erscheint, erzählt einen Hardboiled-Krimi um einen Serienmörder, der Frauen tötet und im Stil von Pin-Up-Girls drapiert. [Leseprobe]

Beim Splitter Verlag werden künftig einige französische Stoffe, die im Nachbarland in Form von zwei einzelnen Alben erschienen sind, als „Splitter Double“ direkt in einem Band veröffentlicht. Den Anfang macht der Wikingercomic Asgard von Xavier Dorison und Ralph Meyer. [Leseprobe]

Der Wind in den WeidenSplitters Schwesterlabel Toonfish bringt eine Neuauflage von Der Wind in den Weiden, der Adaption von Kenneth Grahames Kinderbuchklassiker von Michel Plessix, die bei ihrem ersten Erscheinen (bei Carlsen in vier Bänden) auch in Deutschland mehrere Preise gewann. Ein paar Wochen später erscheint dann auch die Fortsetzung Der Wind in den Dünen. [Leseprobe]

Die Egmont Comic Collection startet zwei neue Gesamtausgaben von bekannten frankobelgischen Klassikern der 1960er und 70er Jahre: Die dreiteilige GA der Agentenserie Bruno Brazil von Louis Albert alias Greg und William Vance enthält pro Band vier Originalalben und einen Sekundärteil. Der Rote Korsar von Jean-Michel Charlier und Victor Hubinon ist ein klassischer Piratenstoff. Von dieser Gesamtausgabe, bei der die Comics neu koloriert wurden und die ebenfalls umfangreiches Bonusmaterial enthält, erschienen Band 1 und 2 fast gleichzeitig. [frz. Leseprobe]

Kein Comic, eher ein illustriertes Märchen, ist Der Seufzer von Marjane Satrapi (Persepolis). Überraschenderweise erscheint die deutsche Ausgabe weder bei einem Kinderbuchverlag noch in Satrapis Hausverlag Edition Moderne, sondern bei Panini. [Leseprobe]

AUS GROSSBRITANNIEN

Die Britin Isabel Greenberg gewann 2011 den vom Observer und dem Verlag Jonathan Cape ausgelobten „Graphic Short Story Prize“ für ihre Kurzgeschichte Love in a Very Cold Climate (siehe auch das hier eingebettete Video). Daraus wurde nun die Graphic Novel The Encyclopedia of Early Earth, die zeitgleich zur englischen Veröffentlichung auch auf Deutsch erscheint, und zwar als Die Enzyklopädie der Frühen Erde beim zu Suhrkamp gehörenden Insel Verlag. Eingebettet in eine Rahmenhandlung erzählt Greenberg Mythen und Legenden aus der Frühzeit der Erde. [Leseprobe]

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AUS DEN USA

Dan Clowes gehört zu den großen Vertretern des ernsthaften amerikanischen Autorencomics. Klassische Superheldengeschichten wird jemand wie er vermutlich nie produzieren, aber natürlich ist auch er mit Superhelden aufgewachsen und wurde von ihnen geprägt. Dies ließ er in seinen Comic „The Death-Ray“ einfließen, der 2004 im Rahmen von Clowes „One-Man-Anthology“ Eightball erschien und mehrere Harvey Awards sowie einen Eisner Award gewann. Clowes erzählt darin die Coming-of-Age-Geschichte eines Außenseiters und, so schreibt Der Tagesspiegel, „zerstört quasi im Vorbeigehen alles, was in irgendeiner Weise aufregend an Superhelden ist“. Die deutsche Ausgabe Der Todesstrahl gibt es nun bei Reprodukt. [Leseprobe, CG-Rezension]

Das Schweigen unserer FreundeAuch einen amerikanischen Titel hat das neue Label Egmont Graphic Novel im Programm: Das Schweigen unserer Freunde von Mark Long, Jim Demonakos und Nate Powell erzählt, teilweise autobiographisch, von einer weißen und einer schwarzen Familie in Texas auf dem Höhepunkt der schwarzen Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre. [US-Leseprobe]

Das dreibändige Projekt The Graphic Canon von Herausgeber Russ Kick versucht, einen Kanon der Weltliteratur, vom Gilgamesch-Epos der Babylonier bis zur Gegenwart, in Form von Comicadaptionen unterschiedlicher Länge aufzustellen. Die meisten der beteiligten Zeichner sind kaum bekannt, es gibt jedoch ein paar Ausnahmen wie Will Eisner und Robert Crumb. Eigens für die deutsche Ausgabe (Galiani Berlin) entstanden Illustrationen zum Nibelungenlied von Kat Menschik.   

Bei Edition Moderne erscheint ein neuer Comic von Schabkarton-Meister Thomas Ott. Dark Country basiert auf einem Film von Thomas Jane (der als Schauspieler schon mal der Punisher war), in dem es ein frisch verheiratetes Paar auf Hochzeitsreise mit einem ungebetenen Begleiter zu tun bekommt. Der Comic erschien zunächst in den USA bei der von Thomas Jane gegründeten Firma Raw Studios. [Leseprobe]

Der Sachcomic Economix – Wie unsere Wirtschaft funktioniert (oder auch nicht) (Jacoby & Stuart) stammt vom Autor Michael Goodwin und dem Zeichner Dan E. Burr und versucht mit Mitteln des Comics einen Grundkurs Wirtschaft abzuhalten. Das scheint ihm auch ganz gut zu gelingen, setzt aber, meint Deutschlandradio Kultur, „allzu sehr auf das Motto „Reiche Böse gegen arme Machtlose“.  [US-Leseprobe]

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Wer gerne mal in den Zeitungscomic-Klassiker Prinz Eisenherz von Hal Foster reinschnuppern würde, aber nicht gleich zu der üppigen Gesamtausgabe von Bocola greifen möchte, kann sich jetzt den preiswerten Auswahlband zulegen, der als „Eisenherz für Einsteiger“ konzipiert ist und „eine Auswahl der besten Episoden“ enthält.

Zur Frankfurter Buchmesse, bei der in diesem Jahr Brasilien das Gastland war, erschienen zwei Comics des Zwillingsbruderpaares Fábio Moon und Gabriel Bá, deren verlegerische Heimat in der Regel in den USA liegt (siehe unser Interview mit den beiden). Panini brachte Daytripper, eine preisgekrönte, im Original bei Vertigo erschienene Miniserie um einen Autor von Nachrufen, der selbst am Ende jeder Episode stirbt. [Leseprobe] Bei Cross Cult gibt es dazu noch De:Tales – Geschichten aus dem urbanen Brasilien, einen Band mit schwarz-weißen Kurzgeschichten aus ihrer Heimat. [Leseprobe

Der Schotte Mark Millar ist mittlerweile dank erfolgreich verfilmter Stoffe wie Kick-Ass oder Wanted seine eigene Marke. Stets begleitet von selbstbewusster Eigen-PR, bringt er immer wieder neue Miniserien auf den Markt, die meistens auf bewährten Superheldenthemen aufbauen, sie aber eine Spur weiter drehen als das bei Marvel oder DC üblich ist. Für Super Crooks (Panini Comics) hat sich Millar wie schon bei Superior mit Zeichner Leinil Francis Yu zusammengetan. Darin will eine Handvoll Superschurken nach Spanien gehen und dort den großen Coup landen, weil es in den USA zu sehr von Superhelden wimmelt. Warum gerade Spanien? Hat vermutlich damit zu tun, dass auch hier schon eine Verfilmung in Arbeit ist, noch während der Comic erscheint, und die soll vom spanischen Regisseur Nacho Vigalondo realisiert werden, der im Comic auch als „Co-Plotter“ genannt wird. [Leseprobe]

Avengers: Der endlose KriegWas bei Panini in der Reihe Marvel Graphic Novels unter dem Titel Avengers: Der endlose Krieg erscheint, ist zunächst mal eine weitere Geschichte mit den Rächern. Daran herrscht ja nun wahrlich kein Mangel. Das Besondere an diesem Comic ist, dass er auch in den USA nicht wie üblich zunächst in Form von Einzelheften herauskommt, sondern direkt als abgeschlossener, 120 Seiten dicker Band. Und zwar zeitgleich in verschiedenen Ländern und in verschiedenen Sprachen. Als Autor hat Marvel dafür Warren Ellis gewonnen, der sich in letzter Zeit im Comicbereich etwas rarer gemacht hat, die Zeichnungen stammen von Mike McKone. [Leseprobe]

Bei den „normalen“ Marvel-Serien ist derzeit Jonathan Hickman einer der tonangebenden Autoren. Neben der Reihe Avengers, die bei uns als monatliche Heftserie erscheint, schreibt er auch noch die New Avengers, die kürzlich ebenfalls unter dem Motto „Marvel Now!“ neu gestartet wurden. Hier stehen die „Illuminati“ im Mittelpunkt, die Strippenzieher im Marvel-Universum, zu denen u.a. Captain America, Iron Man, Dr. Strange und der Black Panther gehören. Diese Serie bringt Panini in Form von Sammelbänden, der erste erschien im Oktober. [Leseprobe]

Deadpool, der leicht bekloppte Kopfgeldjäger, ist derjenige von Marvels Superhelden, mit dem der Verlag am liebsten Schabernack treibt. In der Miniserie Deadpool Killustrated kreuzte man den „Söldner mit der großen Klappe“ mit Figuren aus bekannten Klassikern der Literatur wie Moby Dick, Don Quijote, Tom Sawyer oder Sherlock Holmes. Auf Deutsch heißt das dann konsequenterweise Deadpool: Killustrierte Klassiker. [Leseprobe]

Der Punisher im Weltraum? Ja, der Punisher im Weltraum. In 100% Marvel 70 – Punisher: In Space von Frank Tieri und Mark Texeira. [US-Leseprobe]

DC Comics testet seit dem letzten Jahr nicht ganz ohne Erfolg die digitale Erstveröffentlichung von Comics. Einige Serien, die nicht zum Kernuniversum der „New 52“ gehören, erscheinen zunächst als digitaler Download und erst später als gedrucktes Heft. Zwei davon bringt Panini nun ganz herkömmlich als Paperback: Zum einen Arrow, der Begleitcomic zur gleichnamigen TV-Serie, die bei uns seit kurzem auf VOX läuft [Leseprobe], zum anderen Ame-Comi Girls, eine Serie mit einem etwas kuriosen Konzept: Sie basiert auf einer Linie von Spielzeugfiguren, für die weibliche DC-Superhelden im Manga- und Animestil designt wurden. [Leseprobe]

Noch mehr weibliche DC-Heldinnen gibt es in Birds of Prey, dessen erster Jahrgang seit dem „New 52“-Neustart bei Panini komplett in einem Megaband vorliegt. [Leseprobe]

Before Watchmen ist mit Silk Spectre beim sechsten von insgesamt acht Bänden angelangt. Diese Miniserie gehört dank des Scripts von Darwyn Cooke und den Zeichnungen von Amanda Conner zu den gelungeneren des insgesamt nicht besonders glücklichen Unternehmens. [Leseprobe]

Aufgepeppte Märchen sind im Comic schon lange ein Erfolgsrezept, wie nicht nur Fables beweist. Auch der kleine Verlag Zenescope hat damit Erfolg. Seit 2005 erscheinen dort Grimm Fairy Tales, in denen klassische Märchen als moderne Horrorgeschichten neu erzählt werden. Wichtigstes Alleinstellungsmerkmal: Auf jedem Cover muss zwingend mindestens eine anatomisch irreale Frau in einer sexy Pinup-Pose zu sehen sein. Bei Panini kann man diese Märchenvarianten nun auch auf Deutsch lesen. [US-Leseprobe]

Den Trend der Mundart-Comics glaubten wir eigentlich schon überstanden zu haben, nun aber bringt Panini den Simpsons Hessisch bei: Simpsons Comics fer Simbel heißt das dann. Weitere Bände sind angedroht.

Tradition hat dagegen die jährliche Halloween-Ausgabe der Simpsons Comics. In Bart Simpsons Horror Show 17 dürfen sich wieder einige Gastzeichner und -Autoren in Springfield austoben und Horror- und andere Filme parodieren. Diesmal sind u.a. Gerry Duggan, Phil Noto und Jim Valentino dabei.

Aus den amerikanischen Boom Studios kommt eine kinderfreundliche Comicverwertung des bekannten Trickfilm-Franchise Ice Age. Zum deutschen Start bei Panini gibt es gleich zwei Bände im quadratischen Hardcover. [US-Leseprobe]

My Little Pony: Freundschaft ist MagieAuch die Comics mit dem Videospiel-Igel Sonic the Hedgehog richten sich an eine jüngere Leserschaft [US-Leseprobe], während man sich bei My Little Pony: Freundschaft ist Magie (beide Panini Comics) nicht so ganz sicher sein kann. Schließlich gilt es in Kreisen junger Großstadt-Hipster als schick, auf eine irgendwie ironische Weise diese rosaglitzernden Pferdchen und Einhörner, ursprünglich vom Konzern Hasbro als Spielzeug für kleine Mädchen erfunden, toll zu finden. Im August trafen sich die „Bronies“ erstmals in Ludwigsburg auf einer eigenen Convention. Die US-Ausgabe der Comicserie jedenfalls, die vor einem Jahr bei IDW startete, überraschte mit eindrucksvollen Verkaufszahlen, weil es gelungen war, sowohl Kinder als auch das ältere Fandom anzusprechen. [US-Leseprobe]

Jeffrey Brown ist mit seinen autobiographischen Comics wie Clumsy anerkanntes Mitgleid der Indiecomic-Szene, den größten kommerziellen Erfolg hat er aber mit seinen humorigen Star Wars-Büchern, in denen er Luke und Leia als kleine Kinder darstellt, die mit ihrem Papi Darth Vader ein ganz normales Familienleben führen. Nach Darth Vader und Sohn erschien nun die Fortsetzung Vaders kleine Prinzessin [US-Leseprobe].

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Ähnlich funktioniert Browns Jedi-Akadamie (ebenfalls im Oktober bei Panini erschienen): Dieses Buch ist – angelehnt an das erfolgreiche Vorbild Gregs Tagebuch – als (Comic-) Tagebuch eines jungen Nachwuchsjedi konzipiert, den typische Schülersorgen plagen. [US-Leseprobe]

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AUS ENTENHAUSEN

Micky Maus feiert in diesen Wochen seinen 85. Geburtstag. Natürlich gibt es aus diesem Anlass (genau wie bei den meisten anderen runden Geburtstagen bekannter Disney-Figuren) wieder einen Jubiläumsband bei Egmont: Der über 400 Seiten dicke Alles über Micky Maus – Vom Dreikäsehoch zum Meisterdetektiv enthält neben sehr frühen MM-Comics aus den 1930er Jahren und ein paar hier erstmals abgedruckten Hommagen an frühe Comics und Trickfilme eine bunte Mischung quer durch die Jahrzehnte, überwiegend aus italienischer Produktion, sowie redaktionelle Begleittexte.

Und auch einen Weihnachtsband gibt es wieder mal: Walt Disneys wunderbare Weihnachten mit langen und kurzen, neuen und alten Weihnachtsgeschichten aus Entenhausen. Eine genaue Auflistung des Inhalts gibt’s hier.

AUS ASIEN

Das Feld des RegenbogensMit dem Einzelband Das Feld des Regenbogens baut Tokyopop seine Werkausgabe der anspruchsvollen Manga von Inio Asano (Solanin, Gute Nacht, Punpun) aus. Es scheint sich um einen recht komplexen und düsteren, gesellschaftskritischen Stoff mit übernatürlichen Elementen zu handeln, der nicht ganz leicht zu durchschauen ist. [Leseprobe]

Brynhildr in the Darkness ist eine neue Mystery-Serie von Lynn Okamoto (Elfen Lied), die vom Verlag die Altersempfehlung 18+ bekommen hat. DIe Hauptfigur des Manga ist ein Junge, der davon überzeugt ist, dass es Außerirdische gibt, vielleicht sogar auf der Erde. [Leseprobe]

Der Animefilm Ame & Yuki – Die Wolfskinder von Mamoru Hosoda (Summer Wars, Das Mädchen, das durch die Zeit sprang) hat es bei uns leider nicht ins Kino geschafft, liegt aber seit Sommer bei Kazé als DVD und BluRay vor. Bei Tokyopop gibt es nun auch eine dreiteilige Mangaadaption des Films, der von zwei Kindern erzählt, die halb Mensch, halb Wolf sind.

Seit ein paar Monaten werden bei Tokyopop mehrere Serien aus dem koreanischen Studio Ylab als sogenannte Online-Manga, bei denen wöchentlich neue Kapitel erscheinen, kostenlos im Netz vorveröffentlicht. Alle Serien erscheinen später auch in gedruckter Form, den Anfang macht nun der erste Band von ENT.: Darin führt ein Mädchen ein Doppelleben als unauffällige Schülerin und parallel als umschwärter Popstar.

Neu bei Kazé Manga ist die Fantasyserie Magi – The Labyrinth of Magic von Shinobu Ohtaka, in der klassische orientalische Märchenstoffe wie die von Aladin oder Ali Baba verarbeitet werden. Die ersten Bände der in Japan sehr erfolgreichen Reihe, die es auch als Anime gibt, erscheinen im Monatsrhythmus.

Bloody Maiden von Kikuhiko Taida und Sutarou Hanao (ebenfalls Kazé) ist ein Horror-Zweiteiler, der laut Verlagsankündigung nicht mit „Splatter, Gore und nackten Tatsachen“ geizt. [Leseprobe]

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Ein eher ungewöhnlicher Titel im Programm von EMA ist der Kurzgeschichtenband The Chronicle of the Clueless Age von Otsuichi (Goth) und Usamaru Furuya (Der Selbstmordclub). In surrealen Episoden geht es um pubertierende Jugendliche und ihre alltäglichen Probleme und Fantasien. EMA spendiert dem großformatigen Band eine hochwertige Aufmachung mit Schuber.

Weitere neue Mangaserien bei EMA: Drachentraum ist ein zweiteiliger Fantasy-Manga von Akira Himekawa, dessen Held ein Hybridwesen zwischen Mensch und Drachen ist. Schwur der Zeit von Shushushu Sakurai führt ins japanische Mittelalter mit Samurai und Ninja. Sonnensturm von Yuiji Aniya erinnert in seinem Setting ein wenig an Y – The Last Man: Hier geht’s um eine Welt, in der das männliche Geschlecht ausgestorben ist und plötzlich ein einzelner Junge auftaucht. Und Tokyo Summer of the Dead von Shiichi Kugura ist ein weiterer Beitrag zum nach wie vor unglaublich populären Zombie-Genre.

SEKUNDÄRLITERATUR

Entenhausen – DIe ganze WahrheitFAZ-Feuilletonredakteur und Donaldist PaTrick Bahners betrachtet in Entenhausen – Die ganze Wahrheit das Universum Entenhausen und seine Bewohner mit jener wissenschaftlich-verschrobenen Ernstahftigkeit, die die Donaldisten seit jeher auszeichnet. Das 200-seitige Buch, das bereits vor 10 Jahren erstmals angekündigt wurde, ist nun bei C.H. Beck erschienen. [Leseprobe]

Wissen durch Bilder (Transcript-Verlag) ist eine Sammlung von Aufsätzen zum Thema Sachcomics. Diese Gattung wird von verschiedenen Seiten beleuchtet, u.a. gibt es Beiträge zum Einsatz von Comics im Unterricht, zur Übersetzung von Sachcomics und einen Praxisbericht zur Entstehung des Sachcomics Out of Somalia. [Leseprobe]

Tim und Struppis Welt (Knesebeck) heißt ein ziegelsteinartiger Bildband, der eine Art Katalog des Musée Hergé im belgischen Louvain-la-Neuve darstellt. [Leseprobe] Hier der Trailer zur französischen Originalausgabe:

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