Frisch aus der Druckerei

Frisch aus der Druckerei: März 2013

alt

Im Messemonat März gab es beinahe ein Übermaß an bemerkenswerten neuen Comics, darunter auch sehr viele einheimische Eigenproduktionen. Wir liefern wieder einen umfassenden Überblick über die interessantesten Neuheiten des letzten Monats.

HIGHLIGHT DES MONATS

Jimmy CorriganKnapp neun Jahre ist es her, dass im Reprodukt-Forum erstmals angekündigt wurde, dass Jimmy Corrigan von Chris Ware auf Deutsch erscheinen werde. Da war noch Oktober 2005 als Erscheinungsdatum angepeilt, aber Verleger Dirk Rehm schrieb schon damals, „dass jeder einzelne Teil der Bearbeitung einen Riesenaufwand bedeutet. Also nicht nur die Übersetzung, der Satz und das Handlettering, sondern auch die Redaktion, das Layout (jede Menge Texte in vier Farben) und die Herstellung.“ Das ganze hat sich dann noch geringfügig verzögert, aber nun ist es doch geschafft, und endlich ist ein Comic auf Deutsch erschienen, der mit Fug und Recht als Meilenstein der Kunstform bezeichnet werden kann. Euphorische Rezensionen des Werks ergoogeln Sie sich bitte selbst, wir verweisen so lange gerne auf die Leseprobe sowie auf ein paar erhellende Blog-Beiträge zur extrem aufwändigen Produktion des Buches.

EIGENPRODUKTIONEN

Wir bleiben bei Reprodukt, wo im März eine neue Programmschiene aus der Taufe gehoben wurde. Kindercomics! Gleich mit sechs Titeln (und der noch leeren Domain kindercomics.info) geht man an den Start, darunter sowohl Lizenztitel (siehe weiter unten) als auch hauseigene Produktionen. So wie Pelle und Bruno: Superflora vom in Comickreisen altbekannten Ulf K., ein stummer Comic für Kinder ab 3, in dem Pflanzen zu überdimensionaler Größe anwachsen [Leseprobe]. Für Leser ab 6 empfiehlt der Verlag den Comic Kiste von Autor Patrick Wirbeleit (Störtebecker, Kleiner Thor) und Zeichner Uwe Heidschötter. Dessen Hauptfigur ist ein lebender und sprechender Pappkarton, der mal die Werkzeugkiste eines Zauberers war [Leseprobe].

ChamäleonBeim Wiener Verlag Luftschacht erschien Chamäleon, ein gut 250 Seiten starker Band von Gerald Hartwig, deren Veröffentlichung teilweise durch ein Crowdfunding-Projekt finanziert wurde. Das Buch erzählt (mehr oder weniger autobiografisch) mit unkonventionellen Zeichnungen von einem jungen Mann, der Anfang der 1990er Jahre nach Los Angeles geht, um dort in der Filmbranche Fuß zu fassen. [Leseprobe].

Der neue Berliner Verlag Metrolit, eine Tochter des Aufbau-Verlags, hat gerade sein erstes Programm in die Läden gebracht, das im weitesten Sinne aus „Popliteratur“ besteht. Dazu gehört auch eine kleine, aber feine Comicschiene, die aus dem Schweizer Verlag Walde + Graf hervorgegangen ist, dessen Gründer an Metrolit beteiligt sind. Die erste Graphic Novel bei Metrolit ist gleich ein sehr ungewöhnliches Exemplar: Der Tod von Adorno, ein Comic/Pop-Art-Bastard von Filmemacher Helmut Wietz, das den Geist von 1968 atmet, tatsächlich in jener Zeit begonnen und erst jetzt, über 40 Jahre später, fertiggestellt wurde.

Das Graphic-Novel-Programm des Suhrkamp-Verlags wächst weiter, und der zweite Titel kommt vom gleichen Künstler wie der erste: Nicolas Mahler, der nach der Thomas-Bernhard-Adaption Alte Meister diesmal eine Art Remix vorlegt: Alice in Sussex basiert auf Motiven aus Lewis Carrolls Alice im Wunderland und Frankenstein in Sussex von H.C. Artmann (womit wir schon wieder im Jahr 1968 gelandet sind) [Leseprobe].

Beim Avant-Verlag erschien der zweite Langcomic von Marijpol nach ihrem ICOM-Preis-gekrönten Erstling Trommelfels: In Eremit geht es laut Verlag um „Zweifel, Tod und Obst“, der Comic spielt in einer überalterten Gesellschaft, in der es kaum Kinder gibt, als ein abgeschieden lebender Bestatter auf eines dieser seltenen Kinder trifft [Leseprobe].

Was kostet ein Yak? von Philip Cassirer ist ein Reisebericht in Comicform und erzählt von einer dreimonatigen Rucksacktour durch Nepal, Indien und Bangladesch. Ursprünglich als Diplomarbeit entstanden, erschien der querformatige Comic nun beim Carlsen Verlag [Leseprobe].

Die Mangaka Christina Plaka (Prussian Blue, Yonen Buzz) verbrachte zwei Jahre in Kyoto an der Graduate School of Manga Studies. Inzwischen ist sie wieder zurück und erzählt in Kimi he – Worte an Dich eine autobiografische Geschichte über die „wahrscheinlich emotionalste Phase in meinem Leben“, wie sie in diesem YouTube-Video verrät, in dem sie ihr neues Werk und dessen Unterschiede zu ihren bisherigen Manga vorstellt:

{source}
<iframe width=“590″ height=“332″ src=“http://www.youtube.com/embed/x8GSLohd8ro“ frameborder=“0″ allowfullscreen></iframe>
{/source}

 

Beim Splitter Verlag erschien der Auftaktband der Serie Malcolm Max von Peter Mennigen, der früher recht häufig für den Bastei-Verlag als Comicautor (Gespenster Geschichten, Lucky Luke) aktiv war. Die Figur des Malcolm Max, ein Dämonenjäger, der im viktorianischen London zusammen mit einer Halbvampirin ermittelt, schuf er für die Hörspielreihe Geister-Schocker, die im Verlag Romantruhe erscheint. Für die Comicversion schreibt Menningen eigene Geschichten, die zeichnerisch sehr sehenswert von Ingo Römling (Die Toten) umgesetzt werden [Leseprobe, CG-Rezension].

Die Ducks in Deutschland war ein Projekt, das der Münchner Jan Gulbransson für die Micky Maus umsetzte, wo es 2012 acht Ausgaben lang in Fortsetzungen veröffentlicht wurde. Darin geht Familie Duck auf große Deutschlandreise und besucht, auf der Suche nach dem Schatz der Gräfin von Tarn und Tuxis, die Städte Berlin, Hamburg, Frankfurt, München, Stuttgart, Köln, Dresden und das Ruhrgebiet. Nun gibt es die komplette Geschichte auch gesammelt in einem Hardcover-Album bei der Ehapa Comic Collection.

Ein ungewöhnlicher Sachcomic ist bei Jacoby & Stuart erschienen: Die große Transformation basiert auf einer Studie des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) zum Klimawandel. Die Mediendesignerin Alexandra Hamann, die Kommunikationswissenschaftlerin Claudia Zea-Schmidt und Professor Reinhold Leinfelder, Mitglied der WBGU, sorgten zusammen mit sechs Zeichnern für die Umsetzung als Comic. Umfassende Infos zu diesem Projekt gibt es auf trafo-comic.blogspot.de, hier der Trailer zum Buch:

{source}
<iframe width=“590″ height=“332″ src=“http://www.youtube.com/embed/ej_W1PFNLKU“ frameborder=“0″ allowfullscreen></iframe>
{/source}

 

Und noch ein nachgereichter Titel, der schon im Februar erschienen ist: Nach dem biografischen Comic über Dietrich Bonhoeffer befasst sich Moritz Stetter in seinem zweiten Buch für das Gütersloher Verlagshaus mit Martin Luther, der mit der von ihm angestoßenen Reformation den Grundstein für das legte, was heute die Evangelische Kirche ist [Leseprobe].

AUS ASIEN

Der interessanteste Manga des Monats erschien „ausgerechnet bei Tokyopop, die sich an eher anspruchsvollen und experimentellen Manga-Veröffentlichungen bisher kaum versucht hatten“ (so Michel Decomain in unserer Rezension): Der erste Band der Serie Gute Nacht, Punpun von Inio Asano ist der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Publikationen des Ausnahme-Mangakas bei Tokyopop. Er erzählt bevorzugt realistische Episoden aus dem Leben der japanischen Jugend. In Gute Nacht, Punpun wird die Coming-of-Age-Geschichte durch die grafische Besonderheit gebrochen, dass in einer realistisch gezeichneten Umwelt ein krakeliger Strichmännchen-Vogel die Hauptrolle spielt [Leseprobe]. Neben der in Japan noch laufenden Serie (derzeit 11 Bände) erscheinen in diesem Jahr noch mehrere kürzere Werke von Asano.

Von fünf bis neunDie Serie Von fünf bis neun von Miki Aihara (ebenfalls bei Tokyopop) gehört ins Genre der romantischen Manga für weibliche Leser, sieht aber einen ordentlichen Tick „erwachsener“ aus als die typischen Romance-Titel für junge Mädels. Im Verlagsforum wird dieser Ansatz zwar gelobt, gleichzeitig kritisieren einige Leserinnen aber auch einen „frauenfeindlichen“ Unterton in der Serie [Leseprobe].

Jiro Taniguchi ist bei uns vor allem mit seinen leisen, nachdenklichen und introspektiven Manga (Vertraute Fremde, Die Sicht der Dinge) bekannt geworden. Dass er auch anders kann (bzw. in den früheren Jahren seiner Karriere anders konnte), zeigen jene Werke von ihm, die beim Shodoku-Label von Schreiber & Leser erscheinen. Enemigo, ein Frühwerk von Taniguchi aus dem Jahr 1985, ist eine actionreiche Kriegsgeschichte im Dschungel, für dessen Zeichnungen der Künstler zahlreiche europäische Comicschaffende mehr oder weniger direkt kopiert hat. Auf Wunsch von Taniguchi dürfen die damals ungefragt kopierten Künstler im Anhang dieser Ausgabe selbst zu Wort kommen [Leseprobe].

Neu im Programm von Carlsen Manga: Die dreiteilige Serie Puella Magi Madoka Magica von der Autorengruppe Magica Quartet und der Zeichnerin Hanokage, bei der mir vor allem die Genrebezeichnung, die im Comicforum genannt wird, sehr imponiert: „Action, Drama, Fantasy, Horror, Mature, Psychological, School Life, Sci-fi, Seinen, Supernatural, Tragedy“. Wow, zumal das Cover erst mal auf einen typischen Magical-Girl-Manga hindeutet, der Inhalt aber wohl deutlich weniger harmlos daherkommt.

Bei EMA (was übrigens seit Februar nicht mehr für „Egmont Manga und Anime“, sondern nur noch für „Egmont Manga“ steht) gibt es einen Sonderband zur Erfolgsserie Detektiv Conan von Gosho Aoyama. Durch die zahlreichen Bände zieht sich eine Rahmenhandlung um die „Männer in Schwarz“. All diese Episoden liegen nun in der dicken und sehr preisgünstigen Special Black Edition gesammelt vor.

AUS DEN USA

ParkerLange angekündigt, wegen Verlagsinsolvenz verschoben, nun aber doch auf dem Markt: Die erste deutsche Ausgabe der Parker-Adaption von Darwyn Cooke, erschienen beim Eichborn Verlag, der inzwischen zu Bastei Lübbe gehört. Die kongeniale Umsetzung der Hardboiled-Krimis von Richard Stark (alias Donald Westlake) aus den 1960er Jahren dürfte vor allem grafisch zum Stärksten gehören, was man in Sachen Krimicomics kaufen kann. Der fast gleichzeitige Kinostart des Films Parker mit Jason Statham nutzte hier leider nicht viel: Dieser Streifen basiert zwar ebenfalls auf einem Stark-Roman, war aber erstens ein ziemlicher Flop und wählt zweitens einen ganz anderen Ansatz als die Comicadaption: Während der Film den Plot um den Meisterverbrecher Parker in die Jetztzeit versetzt, bleibt Darwyn Cooke ganz bewusst in den 60ern und bringt das Zeitkolorit in seinen Bildern zum Ausdruck. [Leseprobe]

Eine Reihe von Romanumsetzungen hatte auch Panini im März zu bieten: Darunter der erste Band von Millennium: Verblendung, basierend auf dem schwedischen Bestseller von Stieg Larsson. Kurioserweise gibt es hiervon gleich zwei Comicvarianten: So wie die Buchreihe sowohl in Europa als auch in Hollywood verfilmt wurde, wurde eine Comiclizenz in die USA und eine nach Frankreich verkauft. Auf dem deutschen Markt tauchen nun beide auf: Panini hat die amerikanische Version von der schottischen Krimiautorin Denise Mina und den Zeichnern Andrea Mutti und Leonardo Manco, die in den USA bei Vertigo erscheint [Leseprobe]. Nur wenige Wochen später folgt bei Splitter der erste Band der französischen Adaption.

Conan der BarbarComic-Umsetzungen von Robert E. Howards Conan der Barbar gibt es reichlich. Die jüngste, für den US-Verlag Dark Horse entstandene, stammt vom anerkannten Indie-Autor Brian Wood (DMZ) und der ebenso anerkannten Indie-Zeichnerin Becky Cloonan (Demo) und sollte schon deshalb einen Blick wert sein. Panini-Redakteur Christian Endres schwärmt jedenfalls in höchsten Tönen von dieser unnostalgischen, frischen und modernen Conan-Variante [Leseprobe].

Mit Ozma von Oz setzt Panini die sehr gelungene Comicumsetzung von Frank L. Baums Kinderbuchklassiker Der Zauberer von Oz fort, die aus dem Hause Marvel stammt, von Oz-Spezialist Eric Shanower geschrieben wurde und vor allem durch die grandiosen Zeichnungen von Skottie Young besticht. Bei uns ist das der zweite Band der Reihe, während man in den USA bereits beim fünften ist [Leseprobe].

Mit Cable & Deadpool von Fabian Nicieza gräbt Panini eine Serie aus, die bei Marvel von 2004 bis 2008 50 Ausgaben lang lief und bislang nicht auf Deutsch zu haben war. Diese vereint den großmäuligen Söldner Deadpool (dessen Erfinder gleichzeitig Autor dieser Serie ist) mit dem zeitreisenden Mutanten Cable. Wer seine Superhelden mit einer Prise Humor mag, ist hier richtig und sollte sich nicht vom fürchterlichen Rob-Liefeld-Cover abschrecken lassen [Leseprobe].

Nicht alles, was bei DCs Neustart („The New 52“) im Herbst 2011 glänzte, war Gold. Neben einigen positiven Überraschungen gab es zahlreiche Enttäuschungen, auch was die Verkaufszahlen anging. Zu letzteren zählt wohl auch The Savage Hawkman. Beim Reboot des Superhelden-Urgesteins, den es schon seit 1940 gibt, wechselte man bereits nach wenigen Ausgaben mehrfach das Kreativteam und stellt die Serie demnächst mit Heft 20 ein (hier eine gute Zusammenfassung). Wer’s trotzdem lesen will, greift zu Paninis Hawkman Megaband 1, der gleich 12 Hefte der Serie enthält [Leseprobe].

Noch relativ neu ist die DC-Reihe Earth 2 von James Robinson und Nicola Scott, die erst seit einem knappen Jahr läuft. Diese greift das Konzept von DCs Erde 2 auf, einer Parallelwelt des DC-Universums, in der andere Versionen von Flash, Hawkgirl, Green Lantern und weiteren Superhelden unterwegs sind. Die deutsche Ausgabe bei Panini kommt im Sonderband-Format mit je 4 US-Heften pro Band [Leseprobe].

Zu den eher kuriosen Crossover-Versuchen dürfte das Treffen der Legion of Super-Heroes mit der Enterprise-Mannschaft aus Star Trek (der Urserie, also Kirk, Spock und Co.), geschrieben von Chris Roberson, gehören, das Panini nun auf Deutsch anbietet [US-Leseprobe].

Im Programm von Carlsen Manga versteckt sich eine neue Serie aus den USA, nämlich Soulless nach der Steampunk-Romanreihe um das „Parasol-Protektorat“ von Gail Carriger (deutscher Titel des ersten Romans: Glühende Dunkelheit), im Mangastil umgesetzt von der Zeichnerin Rem. Die Stichworte Vampire, Werwölfe und Romantik lassen natürlich darauf schließen, dass hier auf der Twilight-Welle geritten wird, aber zumindest von den Romanen, in denen auch reichlich Humor stecken soll, hört man viel Gutes.

AUS GROSSBRITANNIEN

Hilda und der MitternachtsrieseVielleicht der beste, auf jeden Fall der bisher meistgelobte und auch für erwachsene Leser interessanteste Comic aus dem neuen Kinderprogramm von Reprodukt: Hilda und der Mitternachtsriese von Luke Pearson. Der Comic um ein Mädchen, das in einer mystischen Welt voller Riesen und Zwerge lebt, wurde in seiner Originalausgabe von unserem 2gegen1-Duo bereits ausgiebig gewürdigt [Leseprobe].

AUS FRANKREICH UND BELGIEN

Aber auch die Kindercomics, die Reprodukt aus Frankreich geholt hat, können sich sehen lassen: Kleiner Strubbel kommt ohne Worte aus, kann also auch von Kindern gelesen werden, die das Alphabet noch nicht kennen. In Frankreich hat es die Serie von Pierre Bailly und Céline Fraipont schon auf 12 Bände gebracht [Leseprobe].

Ebenfalls für die Kleinsten ab 3 empfohlen, wenn auch schon mit ein wenig Text: Im supercharmant aussehenden Buch Mouk – Helden der Pedale von Marc Boutavant (dessen Titelfigur bereits in einem Kinderbuch beim Hanser Verlag aufgetreten ist) geht es um eine aufregende Fahrradtour [Leseprobe].

Etwas schräger geht es zu in Ariol – Ein kleiner Esel wie du und ich. Die Zeichnungen stammen ebenfalls von Boutavant, die Geschichten kommen aber von Emmanuel Guibert, den man durch so seriöse Comics wie Der Fotograf oder Alans Krieg kennt. In Frankreich gibt es bereits sieben Bände sowie eine Serie von kurzen Zeichentrickfilmen, die im Fernsehen laufen [Leseprobe].

Ein iranischer AlbtraumDer Nahe Osten bleibt ein attraktives Thema auf dem Graphic-Novel-Markt: Bei Edition Moderne erschien Ein iranischer Albtraum vom Teheraner Künstler Mana Neyestani, der als politischer Karikaturist bekannt wurde, wegen seiner Arbeit im Gefängnis landete, aus dem Land flüchtete und heute in Frankreich lebt. Wie er dorthin gelangte, erzählt er in diesem autobiografischen Comic [Leseprobe].

Vom Leben im Libanon erzählt dagegen seine Kollegin Zeina Abirached in Das Spiel der Schwalben (Avant-Verlag). Auch ihr Comic ist autobiografisch und spielt im Jahr 1987 während des libanesischen Bürgerkriegss, als die Autorin sieben Jahre alt war [Leseprobe].

Wie ein leeres BlattIn Carlsens Reihe „Graphic Novels for Ladies“ (die mit dem Gummiband!) erschien der Comic Wie ein leeres Blatt, in dem eine junge Frau auf einer Parkbank aufwacht und nicht mehr weiß, wer sie ist. Daraus wird jedoch kein actiongeladener Agententhriller à la XIII, sondern eine charmante Alltagsbetrachtung, gezeichnet von Pénélope Bagieu und geschrieben vom wunderbaren Boulet, von dem es auf Deutsch noch viel zu wenig gibt und dessen Comicblog äußerst empfehlenswert ist [Frz. Leseprobe].

Reprodukt bringt einen weiteren Comic vom äußerst produktiven Norweger Jason, der in Die Insel der 100.000 Toten aber nur die Zeichnungen beisteuert, das Szenario stammt von Fabien Vehlmann. Hier spielen die beiden mit den Klischees und Konventionen des Piratengenres [Leseprobe].

Eine Nacht in RomSplitter veröffentlicht das neue Werk von Jim (Sonnenfinsternis, Die Einladung) als zweiteilige Albenausgabe, dabei hätte hier vielleicht das „Books“-Format besser gepasst, handelt es sich doch um eine Slice-of-Life-Geschichte rund um Midlife-Crisis, Beziehungen und romantische Verwicklungen: An seinem vierzigsten Geburtstag erinnert sich ein Mann an eine alte, lange verflossene Liebe, mit der er vor vielen Jahren abgemacht hatte, dass sie sich mit 40 für Eine Nacht in Rom treffen sollten [Leseprobe].

Aber auch die Freunde der klassischen Genres werden bei Splitter wieder mit neuen Albenserien bedient: Der Krieg der Orks von Olivier Peru (Zombies, Nosferatu) und Zeichner Daxiong ist laut Verlag „ein brachiales Fantasy-Spektakel“ [Leseprobe], Univerne vom Jean-David Morvan (Sillage) und Alexandre Nesmo spielt in einer Steampunk-Alternativwelt, in der Jules Verne ein eigenes Inselreich gegründet hat und die Welt im Jahr 1900 schon hoch technisiert ist [Leseprobe].

Aquablue – New Era ist der dritte Zyklus der SF-Serie, die auf einem Wasserplaneten spielt und in den Neunzigern bei Feest erschienen ist (allerdings nicht ganz vollständig). Die neue Reihe stammt von einem neuem Autoren- und Zeichnerteam und setzt 15 Jahre nach dem Abschluss des Vorgängers an [Leseprobe].

Und schließlich bringt Splitter mit dem dreibändigen Cartland Integral die Gesamtausgabe eines Westerncomics von Lawrence Harlé und Michel Blanc-Dumont, die als Jonathan Cartland zwischen 1974 und 1995 entstand und bei uns im Laufe der Jahre bei drei verschiedenen Verlagen veröffentlicht wurde [Leseprobe].

Die Abenteuer von Bob Neyret, Gentleman Driver: Die Girls von Onkel Bob heißt eine neues Album bei Salleck Publications. Der sehr klassische Rennfahrercomic von Emilio Van der Zuiden und Metapat spielt in den 1970er Jahren und ist auch visuell stark im Stil dieser Zeit gehalten. In Frankreich wurde die Serie nach nur einem Band wieder eingestellt [Leseprobe].

Die Comics, die bei Knesebeck erscheinen, docken bevorzugt bei bekannten Namen aus Literatur und Kunst an – so auch die Neuheiten im März. In Der Process adaptieren David Zane Mairowitz und Chantal Montellier den Literaturklassiker von Franz Kafka [Leseprobe der englischen Ausgabe]. Egon Schiele: Ein exzessives Leben von Xavier Coste ist ein biografischer Comic über den österreichischen Maler des Expressionismus [Leseprobe].

SZ Graphic Novel Edition KrimiZu guter Letzt noch der Hinweis auf die dritte Graphic-Novel-Edition der Süddeutschen Zeitung, die sich diesmal ausschließlich um Krimis dreht. Die acht Hardcoverbände in einheitlicher Aufmachung sind allesamt Neuauflagen von großteils noch verfügbaren Comics, die in dieser Version aber meist preisgünstiger sind. Die Auswahl besteht aus durchweg lesenswerten Titeln und reicht von einheimischen Comics (Die Sache mit Sorge von Isabel Kreitz und der Schweizer Krimi Vallat) über frankobelgische (Tod eines Mörders, Scarface, Die Packard Gang) bis zu den amerikanischen Titeln From Hell, Stadt aus Glas und M – Eine Stadt sucht einen Mörder. Einen Überblick mit (leider unlesbar kleinen) Leseproben gibt es hier.