Frisch aus der Druckerei

Frisch aus der Druckerei: Januar 2011

Unser monatlicher Rückblick auf die aktuellen Comic-Novitäten: Diesmal mit frischem Künstlernachwuchs aus Deutschland, alten Veteranen aus Spanien, einem überpräsenten Helden aus den USA und dem Sohn des Teufels aus Japan.

HIGHLIGHT DES MONATS

Zum zwanzigsten Verlagsjubiläum wird Reprodukt noch mehr Comics von vielversprechenden, jungen, einheimischen Künstlern veröffentlichen als bisher schon. Diese Offensive begann schon im Januar mit zwei Titeln von Zeichnerinnen aus Berlin bzw. Hamburg: Alien von Aisha Franz hat rein gar nichts mit dem gleichnamigen Science-Fiction-Klassiker zu tun. Es geht um eine alleinerziehende Mutter und ihre beiden Töchter, von denen die jüngere eine Art „unsichtbaren Freund“ in ihrem Zimmer beherbergt. Eine Leseprobe gibt’s auf der Verlagswebsite.

rpm ist eine Musiker-Geschichte aus der Post-Punk-Szene im England der 80er Jahre, erzählt von Martina Lenzin, die selbst auch als Sängerin und Gitarristin in einer Hamburger Band aktiv ist (Neun Seiten zum Probelesen).

EIGENPRODUKTIONEN

Noch mehr Werke von jungen, mal mehr, mal weniger avantgardistischen Künstlern gibt’s in der neunten Ausgabe des Magazins Orang, das ebenfalls von Reprodukt vertrieben wird und diesmal unter dem Motto „Atlas“ steht. Einige Probeseiten stehen hier.

Eine der Hauptdarstellerinnen in den (semi-) autobiographischen Strips, die Ivo Kircheis auf seinem Comic-Blog Paralleluniversum veröffentlicht, ist seine Tochter Ella. Eine Auswahl von Strips, in denen Ella auftaucht, wurde nun koloriert und gesammelt in dem quadratischen Hardcover-Band Papa, wann essen wir mal ein Pferd? bei Beatcomix. Eine Leseprobe gibt’s bei myComics.

Beim Knaur Verlag erscheint ein weiterer Germanga, der zuerst digital bei Comicstars veröffentlicht wurde. Guns and Swords von Nina Nowacki ist eine Boys-Love-Serie, in der es um die Schiffsreise eines jungen Prinzen geht. Hier der Trailer dazu:

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Bela Sobottke, der bei Gringo schon mehrere Werke (u.a. Knochen-Jochen) veröffentlicht hat, schreibt und zeichnet für den Frontplatten-Hersteller Schaeffer AG den Comicstrip Ingo, der integrale Ingenieur, der regelmäßig auf der Unternehmens-Homepage erscheint. Eine kleine Sammlung dieser Strips gibt es jetzt als Piccolo-Heftchen in der „Edition Fitzelkram“ von Gringo Comics. Inhaltlich ist das meist typischer Büro-Humor der eher biederen Sorte. Mit Franquins Gaston, dem Meilenstein dieses Subgenres, kann sich Ingo nicht messen. Mit seinen anderen Comics hat Sobottke da schon weit interessanteren Stoff abgeliefert.

AUS FRANKREICH UND BELGIEN

Beim Splitter Verlag gibt es Science-Fiction von Juan Giménez (Die Meta-Barone): Leo Roa ist Journalist in einer futuristischen Welt, der aber auch als Held gebraucht wird. Ungewöhnlich für das Genre ist, dass hier (neben einigen mehr oder weniger sinnvollen Sex-Einlagen) auch eine große Portion Humor im Spiel ist. Giménez produzierte zwischen 1988 und 1991 nur zwei Alben dieser Reihe (die auch schonmal bei Ehapa herauskamen), Splitter bringt nun beide zusammen in einem Band. Unser Rezensent Jons Marek Schiemann hat ihn hier besprochen, eine Leseprobe gibt’s auf splitter-verlag.de.

Die erfolgreiche Videospiel-Reihe Assassin’s Creed dehnt ihr Franchise aus: Es gibt nicht nur eine Romanreihe zum Spiel, es wurden auch gleich zwei Comiclizenzen vergeben: eine in die USA (das Ergebnis wird in Kürze bei Panini erscheinen) und eine nach Frankreich, wo Éric Corbeyran und Djillali Defali eine 3-teilige Albenreihe gestalten. Band 1 der Serie, die Splitter kurzfristig ins Programm gehoben hat, ist erschienen und kann hier probegelesen werden.

Außerdem starteten bei Splitter noch zwei weitere neue Reihen: Pik As – Die fantastische Detektei von Thierry Gloris und Jacques Lamontagne (Die Druiden) ist ein viktorianischer Krimi, für den sich die Macher den Detektiv Auguste Dupin von Edgar Allan Poe als Hauptfigur ausgeliehen haben (Leseprobe). Tibill der Lilling ist ein Fantasycomic mit Funny-Touch vom Autorenduo Ange (Die Legende der Drachenritter) und Zeichner Laurent Cagniat (Leseprobe).

Bei Toonfish, Splitters Zweitlabel fürs Lustige, erscheint das vierte und vorerst letzte von Zeps „Happy Books“. Nach zweimal Happy Sex und einmal Happy Girls geht es in den Gagstrips von Happy Rock mal nicht um Zwischengeschlechtliches, vielmehr werden der Rock und der Roll aufs Korn genommen. Kostproben sind hier zu sehen.

Neu in der All-in-One-Schiene der Ehapa Comic Collection: Der Schwarze Mann von Antoine Maurel und Hamo, eine im 19. Jahrhundert spielende Mystery-Story. Comicgate-Rezensent Benjamin Vogt war recht enttäuscht von dem Comic, er fand ihn „unplausibel und wenig kreativ“. Die PDF-Leseprobe steht hier.

In der ZACK-Edition erscheint der erste Band des Wirtschafts- und Wissenschaftsthrillers Ein Fehler der Natur von Stephen Desberg und Francis Vallès. Die Story erschien erstmals im ZACK-Magazin unter dem Titel Sperrfeuer. Eine Leseprobe des Originals gibt’s beim französischen Verlag Lombard.

Autor Erroc und Zeichner Pica nehmen seit über zehn Jahren den Schulalltag in Comicform auf die Schippe. In Frankreich gibt es von ihrer Serie Les Profs, deren einzelne Episoden im Journal de Mickey erscheinen, bereits 13 Bände, jede Menge Merchandise-Artikel, Jugendromane und einen Zeichentrick-Piloten. Nun erscheinen die One-Pager im klassischen frankobelgischen Funnystil auch auf Deutsch, bei Salleck Publications unter dem Titel Die Pauker. Eine französische Leseprobe aus dem 13. Band gibt es hier.

AUS DEN USA

Deadpool, der „Söldner mit der großen Klappe“, ist bei Marvel Comics in den letzten Jahren zu einer Art Kultfigur geworden, die zuerst als Nebenfigur in diversen Serien auftauchte, dann ihre eigene bekam die wohl überraschend erfolgreich war. Und Marvel wäre nicht Marvel, wenn man die Kuh nicht ausgiebigst melken würde. Also wurden in kurzer Folge immer neue Mini- und Nebenserien rund um Deadpool gestartet, so dass Panini nun also reichlich Material für eine deutsche Veröffentlichung zur Verfügung steht. Zusätzlich zu ein paar bereits erschienenen Sammelbänden startet Panini nun auch eine Deadpool-Heftserie, ein Format, das in letzter Zeit immer seltener geworden ist. Die erste von drei US-Ausgaben, die in Heft 1 enthalten sind, steht bei myComics online.

AUS ASIEN

Die neue Mangaserie Beelzebub von Ryuhei Tamura (Tokyopop) hat eine wunderbar bekloppte Grundidee: Der Teufel hat einen frisch geborenen Sohn und sucht sich einen jungen Erdenbürger aus, der ihn großziehen soll. Von da an sitzt also der Beelzebub als kleines nacktes Baby auf der Schulter des Schul-Rowdys Oga und begleitet ihn. Wie das aussieht, kann man hier sehen.

Der deutsche Mangamarkt ist voll mit Boys-Love-Geschichten, in denen sich hübsche Jungs in hübsche Jungs verlieben. Natürlich gibt es auch das Gegenstück „Girls Love“, auf gut Deutsch Yuri-Manga, wovon bei uns bisher aber nur sehr wenig erschienen ist. In diese Lücke tritt EMA mit der Kurzgeschichtensammlung Frühling, Sommer, Herbst und Winter von Taishi Zaou und EikiEiki. Und wer schon immer mal einen Manga lesen wollte, der sich vornehmlich ums Schwimmen dreht, sollte sich den Zweiteiler S.P.Y. von Ayane Ukyo (ebenfalls EMA) ansehen.