Frisch aus der Druckerei

Frisch aus der Druckerei: August/September 2013

Die aktuelle Ausgabe unserer Neuerscheinungs-Kolumne kommt wieder als Doppelnummer daher und kümmert sich um die Novitäten, die im August und September in die Läden gekommen sind. Jede Menge interessanter Stoff für alle Geschmäcker verließ die Druckereien, hier kommt unser Überblick:

HIGHLIGHT DES MONATS

Saga 1Man soll die Bedeutung von Comicpreisen ja nicht überbewerten, aber im Falle von Saga ist schon auffällig, wie sehr die Science-Fiction-Serie aus dem Hause Image zuletzt abgeräumt hat. Mehrere Eisner und Harvey Awards, dazu „Best Graphic Story“ beim renommierten „Hugo“, ein oberer Platz auf zahllosen Jahresbestenlisten 2012 und obendrein höchst respektable Verkaufszahlen in allen Formaten. Die Serie ist das Comic-Comeback von Brian K. Vaughan, der u.a. mit Y: The Last Man und Ex Machina schon nachhaltige Duftmarken gesetzt hatte und im letzten Jahr nach diversen Jobs fürs Fernsehen (u.a. Lost) zu den Comics zurückkehrte. Saga ist, wie der Name schon andeutet, als langes, episches Projekt angelegt und erzählt von einer unmöglichen Liebe in einer stark von Star Wars inspirierten Welt, in der ein großer Krieg herrscht. Die Zeichnungen von Fiona Staples vermischen wuchtiges SF-Flair mit einem feinen Indie-Touch. Die Rechte für die deutsche Ausgabe hat sich Cross Cult gesichert und bringt sie in Form von Hardcover-Sammelbänden, die etwas kleiner sind als das US-Format, aber größer als die A5-Bände, in denen z.B. Hellboy erscheint. [Leseprobe, CG-Rezension]

 

EIGENPRODUKTIONEN

Bei Knesebeck setzt man überwiegend auf Literaturadaptionen und Künstlerbiografien, und neuerdings mischen sich unter Lizenzen aus dem Ausland auch eigenproduzierte Stoffe. Den Anfang macht das Album Wagner von Andreas Völlinger (übrigens Mitglied der Comicgate-Redaktion) und Flavia Scuderi. Zum 200. Geburtstag von Richard Wagner erschien der biografische Wagner-Comic (mit etwas Verspätung) im Rahmen eines crossmedialen Projekts namens Wagnerwahn, zu dem auch ein TV-Film und eine App für Tablets und Smartphones gehören. [Leseprobe]

Metrolit bringt mit Plastic Dog eine Sammlung von Kurzcomics von Henning Wagenbreth, die vor bald 10 Jahren in der Zeit abgedruckt wurden – Untertitel: „24 Geschichten aus der Steinzeit des digitalen Buchs“. Der Sammelband in Form eines Pappbilderbuchs ist zuvor auf Französisch bei L’Association erschienen, gehört also strenggenommen gar nicht in die Sparte „Eigenproduktion“. [Leseprobe]

BerlinoirReinhard Kleist wurde mit seinen politisch-biografischen Comics (Cash, Castro, Der Boxer) zur Vorzeigefigur des deutschen Graphic-Novel-Booms. Dass er aber schon vorher Comics gezeichnet hat, die näher an klassischen Genres orientiert waren, wissen die meisten Feuilletonleser nicht. Gut und richtig also, dass Carlsen nun eines dieser früheren Werke neu herausbringt: Berlinoir, eine in Berlin spielende Vampirgeschichte, geschrieben vom Romanautor Tobias M. Meißner, erschien ursprünglich zwischen 2003 und 2008 in drei Bänden bei Edition 52. [Leseprobe]

Das Schweizer Magazin Strapazin, das Urgestein der deutschsprachigen Comic-Avantgarde, hatte für die Ausgabe 112 eine interessante Idee: Alle teilnehmenden Künstler (stolze 150 an der Zahl!) sollten einen kurzen Strip in Schwarzweiß zu einer selbstgewählten Fernsehserie zeichnen. Das Ergebnis ist eine wahre Fundgrube. [Leseprobe]

Die Reihe Weissblechs Weltbeste Comics erfährt einen Relaunch und heißt ab sofort Weissblech Sonderheft. Die erste Ausgabe mit dem schönen Titel Zombie Terror widmet sich dem bei diesem Verlag eigentlich schon lange überfälligen Horrortrend und präsentiert „drei nagelneue Zombie-Comics in bester Weissblech-Tradition“ und eine Bonusgeschichte. [Leseprobe]

Sie erscheinen immer unregelmäßiger, aber sie sind nicht totzukriegen: die Perry-Comics aus der Alligator Farm. Ausgabe 141 von Perry – Unser Mann im All ist die letzte, die als klassisches Heft erscheint (diesmal u.a. mit Beiträgen von Laska Comix und David Füleki!), bevor man sich an ein neues Format wagen wird. [Leseprobe]

Nostalgiker dürfen den 60. Geburtstag von Hansrudi Wäschers Ritter Sigurd feiern. Bei Comics etc. erscheint aus diesem Anlass der Band 60 Jahre Sigurd: Kampf dem schwarzen Schinder. Enthalten ist der erste Sigurd-Comic von 1953 und eine CD mit einer Hörspieladaption dieser Story aus dem Jahr 1976. Sowohl Hörspiel als auch Comic wurden mit neuem Material ergänzt.

Eine Comicreihe für Kinder startet der kleine Pfefferkorn Verlag: Rocky und seine Bande von Stephan Valentin und Jean-Claude Gibert will „im lustigen Comicstil unterhaltsame und abenteuerliche Geschichten aus dem Kinderalltag erzählen, in denen sich ‚größere Themen‘ verstecken“, schreibt der Verlag, der die Reihe zeitgleich auch auf Französisch veröffentlicht. Der Autor ist im Hauptberuf Kinderpsychologe, der Zeichner hat schon etliche Geschichten mit dem Elefanten Babar gemacht. Die ersten beiden Bände widmen sich den Themen Haus- (Rosalie will ein Haustier) und Zootiere (Wir lieben die Freiheit).  

Kein Comic, aber auch schön: Schmythologie, die zweite Zusammenarbeit von Lesebühnen-Superstar Jochen Schmidt und Schabkartonvirtuosin Line Hoven nach dem Wörterbuchprojekt Dudenbrooks. Für die FAZ schrieb Schmidt 71 kurze Erläuterungen zu Fremdwörtern griechischen Ursprungs, Hoven kratzte ein Bild dazu. Bei C.H. Beck sind nun alle gesammelt erschienen. [Leseprobe]

AUS SPANIEN

Bevor das neue Verlagslabel Egmont Graphic Novel auf der Frankfurter Buchmesse richtig gestartet ist, gab es im August schon mal die erste Veröffentlichung (die allerdings schon lange geplant war und ursprünglich in der Ehapa Comic Collection erscheinen sollte): Ardalén ist der erste Langcomic des Spaniers Miguelanxo Prado, der vor allem durch die skurrilen Kurzgeschichten seiner Reihe Der tägliche Wahn bekannt ist. Das Buch beschäftigt sich mit dem großen Thema „Erinnerung“. [span. Leseprobe]

AUS DÄNEMARK

Petzi – Die gesammelten Reiseabenteuer 1Der Hamburger Carlsen Verlag wurde einst gegründet, um die Abenteuer des Bären Petzi und seiner Freunde Pelle, Pingo und Co. in Deutschland zu veröffentlichen. 60 Jahre ist das inzwischen her, und jetzt bekommt auch der Klassiker des dänischen Ehepaars Carla und Vilhelm Hansen seine bibliophile Gesamtausgabe. In zwei Bänden erscheinen Die gesammelten Reiseabenteuer so, wie sie ursprünglich als Zeitungsstrips veröffentlicht wurden, in Schwarz-Weiß und mit neuer Übersetzung.

AUS FRANKREICH

Ein anderer Klassiker, den Carlsen immer mal wieder in neuen Formaten auflegt, ist Die Abenteuer von Tim und Struppi. Die Tintin-Comics von Hergé bringt der Verlag nun in einer Kompaktausgabe. Das sind Hardcover im Buchformat, bei dem die Seiten kleiner als im Original sind, das dafür aber gleich mehrere Geschichten zum günstigen Preis enthält. Zum Auftakt erschienen gleich zwei Bände, insgesamt werden es acht.

Love is in the Air (Guitar) heißt die knapp 300 Seiten dicke romantische Komödie von Yann Le Quellec und Romain Ronzeau, in der ein junger Mann versucht, die in Finnland ausgetragene Luftgitarren-WM zu gewinnen, um seine Traumfrau für sich zu gewinnen. Der Carlsen Verlag hat sich nicht lumpen lassen und legt jedem Exemplar des Buches eine kostenlose Luftgitarre bei! [frz. Leseprobe]

Seit 2009 führt der Zeichner Guillaume Long auf der Website der Tageszeitung Le Monde ein Comicblog namens À boire et à manger, in dem es um Kochen, Essen und Trinken geht. Eine Sammlung von dort veröffentlichten Comics gibt es nun auf Deutsch bei Carlsen in dem Album Kann denn Kochen Sünde sein? [Leseprobe]

SchneekreuzerDer französische Comic Le Transperceneige von Jacques Lob und Jean-Marc Rochette erschien bei den Nachbarn 1984 und gewann kurz darauf einen Preis in Angoulême, 15 Jahre später legte Zeichner Rochette mit dem Szenaristen Benjamin Legrand noch zwei Bände nach. Alle drei zusammen gibt es nun in einem Band bei Jacoby & Stuart. Schneekreuzer spielt in einer postapokalyptischen Zukunft, in der die letzten Überlebenden in einem endlos fahrenden Zug leben – vorne die Reichen, hinten die Armen. Der Comic wurde gerade in einer prominent besetzten koreanisch-französisch-amerikanischen Co-Produktion von Regisseur Joon-ho Bong (The Host) verfilmt, ein deutscher Kinostart steht noch nicht fest. [Leseprobe]

Kopf in den Wolken ist nach Der Winter des Zeichners der zweite Comic des Spaniers Paco Roca, der bei Reprodukt auf Deutsch erscheint. Er erzählt darin von einem Alzheimerkranken und seinen Mitbewohnern in einem Altenheim. Nach seiner Veröffentlichung im Jahr 2007 gewann der Comic zahlreiche Preise in Frankreich und Spanien. Auch die Zeichentrick-Verfilmung des Stoffes, an der Roca mitarbeite, ist preisgekrönt, u.a. gewann der Film 2012 beim ITFS in Stuttgart den Preis für den besten animierten Langfilm. Ein deutscher Kino- oder DVD-Start ist bislang leider nicht in Sicht. [Leseprobe]

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Schon im Jahr 2000 erschien bei Reprodukt der Comic Die Fabrik der damals 19-jährigen Frankokanadierin Geneviève Castrée, der extra für den deutschen Verlag entstand. Ihr neuester Comic Ausgeliefert ist eine mehr oder weniger autobiographische Coming-of-Age-Geschichte über ein Mädchen, deren Leidenschaften Musikmachen und Zeichnen sind. [Leseprobe]

Guy Delisle, hauptsächlich bekannt durch seine Reiseberichte aus Fernost oder aus Israel, präsentiert in seinem Ratgeber für schlechte Väter kleine Episoden aus seinem Alltag als Vater zweier kleiner Kinder. Das kleinformatige, aber dicke Bändchen voller “pedagogical incorrectness” dürfte sich auch gut als Geschenk für junge Eltern eignen. [Leseprobe]

Das Feuilleton erfreut sich zur Zeit besonders an Comics, die sich mit der bildenden Kunst und ihren Schöpfern befassen. So wie Einmal durch den Louvre von David Prudhomme (Rembetiko), das sich mit der berühmten Pariser Gemäldesammlung und den Werken, die dort hängen, befasst – vor allem aber mit den Leuten, die sie betrachten. [Leseprobe]

Ebenfalls mit der hohen Kunst spielt der Belgier Brecht Vandenbroucke in dem wortlosen Band White Cube, für den der Avant-Verlag auf seiner Website die drei Schlagworte „Augenschmaus“, „Humor“ und „Kunst“ vergeben hat und u.a. Mark Beyer und ATAK als Referenzen nennt. [Leseprobe]

Bei Avant gibt es außerdem zwei Graphic Novels, die sich mit Kriegen befassen: Auf den Spuren Rogers erzählt Florent Silloray vom Zweiten Weltkrieg aus der Sicht eines französischen Soldaten – dem Großvater des Autors und Zeichners. [Leseprobe]

Der Affe von HartlepoolDer Affe von Hartlepool spielt 150 Jahre vorher und erzählt eine satirische Farce aus der Endphase der Napoleonischen Kriege, basierend auf einer Legende, nach der an der englischen Küstenstadt ein französisches Kriegsschiff strandete, dessen einziger Überlebender ein uniformierter Affe war, der dann von den Bewohnern zum Tode verurteilt und erhängt wurden. Der Comic stammt von Autor Wilfrid Lupano und Zeichner Jérémie Moreau.  [Leseprobe]

Der eben genannte Lupano ist auch der Autor der Serie Alim der Gerber (Splitter Verlag), die von Virginie Augustine gezeichnet wurde. Die wiederum zeichnete auch den Zweilteiler Whaligoe, der jetzt beim Piredda Verlag erschienen ist. Geschrieben vom Tausendsassa Yann erzählt der Comic eine Mystery-Story im Schottland des 19. Jahrhunderts.  [Leseprobe]

Schreiber & Leser bringt in seinem noir-Label eine weitere Krimi-Adaption des Zeichners Christian De Metter: Dead Heart basiert auf einem Roman von Douglas Kennedy, der auf Deutsch als Nur der Himmel war Zeuge erschienen ist und im menschenleeren Binnenland von Australien spielt. [Leseprobe]

Die Italienerin Barbara Canepa kennen wir vor allem durch ihre Zusammenarbeit mit Alessandro Barbucci (W.I.T.C.H., Monster Allergy, Sky Doll). Ihre neue Serie entstand dagegen zusammen mit der Kollegin Anna Merli: End ist ein düster-romantisches Gothic-Märchen, dessen Protagonistin nicht mehr ganz lebendig aber auch noch nicht richtig tot ist. Die Stimmung des ersten Bandes [Leseprobe], der bei Splitter auf Deutsch erschienen ist, gibt der Trailer ganz gut wieder:

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Bei Splitter startete außerdem die Fantasy-Serie Urban von Luc Brunschwig und Roberto Ricci, die in einem gigantischen Vergnügungspark namens Myjoy spielt, wo ein naiver Junge vom Lande dem dortigen Sicherheitskorps beitreten möchte. [Leseprobe]

Unter dem Namen Saria bringt Splitter einen Comic von Vielschreiber Jean Dufaux und Erotik-Altmeister Paolo Serpieri, der als Die Unterwelt vor fünf Jahren schon einmal in der Edition Venus erschienen ist. In den Folgebänden der dreiteiligen Fantasyhorror-Story wird dann Riccardo Federici den Zeichenstift übernehmen. [Leseprobe]

Die Seefahrerabenteuer von Bruce J. Hawker aus den 70er und 80er Jahren, geschrieben von André-Paul Duchâteau und gezeichnet von William Vance, legt Splitter in einer zweibändigen Gesamtausgabe neu auf. [Leseprobe]

Bunte Dimensionen hat neuen Stoff für Fans von Fliegercomics: In Lady Spitfire darf eine weibliche Pilotin im Zweiten Weltkrieg das titelgebende britische Jagdflugzeug fliegen. [Leseprobe]

Etwas verzögert entdeckt nun auch der Verlag Comicplus+ den Markt der hochwertig aufgemachten Gesamtausgaben von Albenserien und (wieder-) veröffentlicht drei Reihen als Hardcoverbände mit dem Inhalt von je zwei Einzelalben plus Zusatzmaterial: Die zehn Gebote, Der Schrei des Falken und Das geheime Dreieck. Letztere macht den Auftakt. Die Gesamtausgabe der esoterischen Mystery-Saga von Didier Convard soll am Ende „wenigstens zehn, unter Umständen auch mehr Bände“ umfassen.

AUS BRASILIEN

Der AstronautAls diesjähriges Gastland der Frankfurter Buchmesse rückt Brasilien auch mit einigen Comics in den Blickpunkt. Panini veröffentlicht den Band Der Astronaut, in dem Danilo Beyruth eine in Brasilien sehr populäre Comicserie von Mauricio de Sousa neu interpretiert. [Leseprobe]

Von Altmeister de Sousa selbst stammt dagegen Pelezinho, ein Kindercomic zu Ehren von Fußballgott Pelé, der in Brasilien in den 1970ern startete und nun erstmals auf Deutsch beim Rieder Verlag erscheint. Passt natürlich nicht nur zur Buchmesse, wo de Sousa auch zu Gast war, sondern auch zur Weltmeisterschaft im kommenden Jahr.

AUS DEN USA

Auf dem DrahtseilIm Jahr 1988 erschien in den USA bei Kitchen Sink Press die Miniserie Kings in Disguise von Jim Vance und Dan Burr, die die Geschichte eines obdachlosen jüdischen Jungen während der Großen Depression erzählt, der durch Amerika reist. Der Comic heimste eine Menge Lob und Preise ein, ist aber, soweit ich das recherchieren konnte, nie auf Deutsch erschienen. Doch 25 Jahre später legten Vance und Burr einen Nachfolger (diesmal direkt im Buchformat als Graphic Novel) vor, und den gibt es kurze Zeit später unter dem Titel Auf dem Drahtseil bei Metrolit. Er spielt einige Jahre später, die Hauptfigur Fred Bloch arbeitet inzwischen bei einem Wanderzirkus als Assistent eines Entfesslungskünstlers. [US-Leseprobe]

Ebenfalls bei Metrolit: Der Voyeur, eine Sammlung von Kurzgeschichten von der New Yorker Künstlerin Gabrielle Bell, die in den USA mit ihrem Webcomic Lucky zu einem Liebling der Independentcomic-Szene geworden ist. In Lucky erzählt sie lakonische Episoden aus ihrem Alltag – einige davon sind nun in diesem Buch gesammelt.

Nach einigen Alben aus Frankreich hat sich der kürzlich neu gegründete All Verlag seine erste US-Lizenz gesichert: Guerillas, eine Vietnamkriegs-Satire von Brahm Revel, in der eine Kampfeinheit aus Schimpansen die Hauptrolle spielt. Den zweiten Teil der auf drei Teile angelegten Serie finanzierte Revel mit Hilfe einer Kickstarter-Kampagne. [Leseprobe, CG-Rezension]

Wenn bekannte Musiker als Comicautoren tätig werden, kann das großartige Folgen haben (The Umbrella Academy von Gerard Way) oder auch nur ein lauer Marketing-Gag sein. Claudio Sanchez jedenfalls, Frontmann der Band Coheed and Cambria, arbeitet schon seit Jahren an der SF-Saga The Amory Wars, ist also kein Comic-Neuling. Seine Story Key of Z (geschrieben zusammen mit seiner Frau Chondra Echert, gezeichnet von Aaron Kuder) verbindet die Musik mit dem populären Thema Zombies. Hier gibt es jemanden, der als eine Art Rattenfänger von Hameln die Untoten unter Kontrolle bringen kann: Mit seiner Mundharmonika. Die deutsche Ausgabe ist bei Cross Cult erschienen. [Leseprobe]

The Last Of UsComics zu erfolgreichen Videospielen sind zwar inzwischen ein fester Teil des Marktes, aber meistens nicht weiter der Rede wert. Bei The Last of Us – American Dreams (Cross Cult) könnte das anders sein, nicht zuletzt wegen Zeichnerin Faith Erin Hicks, die eher nicht für seelenlose Auftragsarbeiten bekannt, sondern eine feste Größe der Indiecomic-Szene ist. Der Comic, gemeinsam geschrieben von Hicks mit Neil Druckmann, dem Autor des Spiels, erzählt die Vorgeschichte zu dessen Endzeit-Szenario. [Leseprobe]

Weit weniger vielversprechend klingen da die Comicversionen von Splinter Cell: Echoes [Leseprobe] und Borderlands [Leseprobe] bei Panini. Carbon Grey von Hoang Nguyen wollte ich auf den ersten Blick auch in diese Schublade stecken, aber das liegt vielleicht nur am Cover. Denn die sehr schick gezeichnete Steampunk-Serie (die in den USA bei Image erscheint) hat nichts mit Videospielen zu tun, sondern ist ein Originalstoff. [Leseprobe]

Dan – Einfach unverletzbar 1Dan – Einfach unverletzbar stammt aus dem US-Verlag Avatar Press, der vor allem für krasse bis sehr krasse Horrorstories bekannt ist, aber auch dafür, dass namhafte Autoren hier Freiheiten im Auf-die-Kacke-hauen genießen, die sie anderswo nicht haben. David Lapham (Stray Bullets, Crossed) erzählt hier eine derbe Krimikomödie um einen Privatdetektiv, der durch nichts und niemanden verletzt oder gar getötet werden kann. [Leseprobe]

Bei Panini startet eine neue Garfield-Serie. Diese ist nicht zu verwechseln mit den Zeitungsstrips aus dem Studio von Jim Davis, die bei Egmont als Gesamtausgabe erscheinen – hier handelt es sich um eine Heftserie mit längeren Geschichten. Als Autor hat der US-Verlag Boom Studios hier immerhin Mark Evanier verpflichtet, der für Sergio Aragonés‘ Barbaren Groo schon mehrere Eisner Awards gewonnen hat.  [US-Leseprobe]

Die Science-Fiction-Romanreihe Ender’s Game vom bekannten Schwulenhasser Orson Scott Card kommt bald als teure Hollywoodproduktion ins Kino. Bei Panini gibt’s dazu die Comicadaption, die bei Marvel schon vor einigen Jahren produziert wurde. [Leseprobe]

In der Before Watchmen-Reihe erschienen zwei weitere Bände: Nite Owl von J. Michael Straczynski und Joe Kubert (der noch vor Abschluss der Serie verstarb, so dass sein Sohn Andy, der zuvor für die Tusche gesorgt hatte, übernehmen musste) [Leseprobe] sowie Ozymandias von Len Wein und Jae Lee, der grafisch wohl interessanteste Comic dieses umstrittenen Projekts. [Leseprobe]

Einige neue Serien im Rahmen des „Marvel Now!“-Relaunch bringt Panini direkt als Paperback-Ausgaben: Cable und X-Force von Dennis Hopeless und Salvador Larocca [Leseprobe] ebenso wie Fantastic Four von Matt Fraction und Mark Bagley [Leseprobe] und Savage Wolverine, in dem Logan von Zeichner und Autor Frank Cho in den Dschungel geschickt wird [Leseprobe]. Auch Uncanny X-Force von Sam Humphries und Ron Garney [Leseprobe] und A+X, eine Team-Up-Serie mit abgeschlossenen Kurzgeschichten von verschiedenen Künstlern [Leseprobe], erscheinen in diesem Format.

Age of Ultron 1Dazu startet mit Age of Ultron das erste Crossover-Event der Marvel-Now-Ära. Wie üblich gibt es hier eine zentrale Miniserie (geschrieben von Brian Michael Bendis mit wechselnden Zeichnern), die bei Panini als Heftserie mit je zwei US-Ausgaben erscheint. Dazu kommt noch eine (diesmal überschaubare) Menge von Tie-Ins als Sonderbände. Erzählt wird eine Geschichte aus der Zukunft des Marvel-Universums, in der der außerirdische Superschurke Ultron die Macht ergriffen hat. [Leseprobe]

Drüben bei DC gibt es eine weitere Serie aus dem „New 52“-Neustart von 2011: Demon Knights von Paul Cornell und Diogenes Neves (im Original mitterweile eingestellt) unterscheidet sich vom Rest der DC-Serien dadurch, dass es zwar im Verlags-Universum spielt, allerdings im Mittelalter. Das Ergebnis ist eine Art Superhelden-Fantasy-Mixtur. [Leseprobe]

Ebenfalls aus dem „New 52“-Stall stammt die Serie Batwing, deren erste 13 Hefte Panini in einem dicken Megaband sammelt. [Leseprobe]

Außerdem hat Panini noch klassisches DC-Material aus den 1960er Jahren zu bieten: In der Sonderband-Reihe Justice League of America: Crisis werden jene Comics nachgedruckt, in denen unter Führung von DC-Redakteur Julius Schwartz die Helden der Justice League auf ihre Kollegen aus dem Golden Age, die Justice Society, trafen.     

Die Welle der romantischen Vampire geht weiter, natürlich auch im Bereich der Manga (genauer gesagt: der US-Comics, die aussehen wie Manga). Die Twilight-Adaption von Young Kim wird mit Biss zur Mittagsstunde fortgesetzt. Und auch Interview mit einem Vampir, von dem es bereits Comic- und Mangaadaptionen gibt, wird noch einmal verwertet: Claudias Story von Ashley Witter erzählt die Geschichte aus der Sicht des kleinen Vampirmädchens Claudia. [Leseprobe] Beide sind bei Carlsen Manga erschienen.

AUS NEUSEELAND

Ein Fest für Steampunk-Freunde dürfte Dr. Grordbort`s glorreicher Wegweiser zum Triumph (Cross Cult) sein, ein Sammelband mit Artwork und Kurzcomics von Greg Broadmore, der hauptberuflich als Designer bei der neuseeländischen Effekteschmiede Weta Workshop arbeitet. [Leseprobe]

AUS ASIEN

Uzumaki 1Fast 15 Jahre hat es gedauert, bis Junji Itos Horror-Manga Uzumaki – Spiral into Horror ins Deutsche übersetzt wurde. Bei Carlsen Manga ist es nun soweit. Die verstörende Geschichte um den Schrecken, der aus seltsamen Spiralen erwächst, wurde 2000 verfilmt, die Vorlage soll aber, so hört man, weitaus besser sein als die Verfilmung.

Außerdem bringt Carlsen ein weiteres Werk von Jiro Taniguchi, dem Lieblingsmangaka aller Nichtmangaleser. Der Kartograph spielt Anfang des 19. Jahrhunderts in der Edo-Periode, als Ino Tadataka die erste Landkarte Japans erstellte.

Eher niedlich wird’s dagegen in Die Schokohexe von Rino Mizuho, auch wenn die Geschichte um magische Schokolade im Mysterygenre anegsiedelt ist.

Als „psychopathisch, verstörend und mysteriös“ bezeichnet Tokyopop den neuen Mystery-Fünfteiler Box of Spirits von Natsuhiko Kyogoku und Aki Shimizu. Darin geht es um die Suche nach einem Serienmörder, die zu einem „geheimen Institut“ führt, an dem Menschenexperimente durchgeführt werden. [Leseprobe]

„Boys Love“ im Gefängnis gibt es in Deadlock von Saki Aida und Yuu Takashina, mit hübschen jungen Häftlingen und einem Krimiplot. [Leseprobe]

Und in Resist Destiny von Shiro Yamada (ebenfalls bei Tokypop) geht es mal wieder um Jugendliche, die Dämonen kontrollieren (oder umgekehrt). [Leseprobe]

Drei neue Mangaserien hat Planet Manga im Programm: Angeloid von Suu Minazuki ist eine romantische Ecchi-Komödie, die auf einer Animeserie basiert. Im Actionhorror Crimezone von Kenji Yamamoto geht es sehr blutig zu, und eher offenherzige Erotik gibt es im Vierteiler Velvet Kiss von Chihiro Harumi.

SEKUNDÄRLITERATUR

Der Band Erzählen im Comic, erschienen im Ch. A. Bachmann Verlag, enthält Beiträge zur Tagung der Deutschen Gesellschaft für Comicforschung (ComFor) aus dem Jahr 2009. Thematisch geht es querbeet von Struwwelpeter über Asterix und David B. bis zu Fils Didi & Stulle. [Inhaltsverzeichnis]

Ausgabe 58 der Zeitschrift Reddition befasst sich mit der sogenannten „Brüsseler Schule“, einer Gruppe von Künstlern, die in den 1950er Jahren beim Magazin Tintin arbeiteten und ihrem Leitbild Hergé folgten. [Leseprobe]