Der Kri-Ticker

Der Kri-Ticker #67

 Lange, viel zu lange haben wir diese schöne Rubrik vernachlässigt. Dabei haben sich in den letzten Monaten doch einige Kurz-Besprechungen angesammelt. Über 20 Mini-Rezensionen lagen auf Halde und warteten darauf, endlich veröffentlicht zu werden. Wir entschuldigen uns für die lange Wartezeit (und dafür, dass die besprochenen Comics zum Teil nicht mehr ganz taufrisch sind) und liefern dafür einen Doppelpack mit einer geballten Ladung Kri-Ticker. Nach der Ausgabe 67 folgt die Nummer 68 bereits in wenigen Tagen.

Diesmal mit dabei: Perpetuum, Whiteout, Moresukine, RASL #1 (US), Aliens 2, Nettmann: Bomben und Rosinen, B.U.A.P. 4,B.U.A.P. 5, Buffy the Vampire Slayer 1, Y: The Last Man #60 (US), Torpedo 4, Criminal 1 und Global Frequency 2.

Besprochen von Christopher Bünte (cb), Benjamin Vogt (bv) und Thomas Kögel (tk).

PERPETUUM
Luftschacht
 Im Verlag Luftschacht ist jetzt erstmalig eine umfassende Anthologie erschienen, die einen repräsentativen Querschnitt der österreichischen Comicszene zeigt. Auf 344 Seiten kommen darin 14 Künstler zum Abdruck, die zuvor zum Teil nur wenig bekannte Publikationen vorzuweisen hatten oder ihre Geschichten in Kleinauflagen selbst produzierten. Aber auch eine feste Größe wie Nicolas Mahler ist in Perpetuum vertreten. Die Bandbreite reicht von kurzen Strips (Christoph Abbrederis) über ganzseitige Sci-Fi Pop-Art (Michaela Konrad) bis zum genialen Cover-Projekt „Meta-Comics“ (Tommi). Insgesamt ist Perpetuum damit ein nicht nur äußerst lesenswerter Band, sondern liefert auch einen wichtigen Beitrag dazu, österreichische Comickunst, deren Ausdruck diese Publikation ja darstellt , eindrucksvoll zu Präsenz zu verhelfen. Überdies ist die Anthologie ansprechend mit einem gelungenen Coverdesign aufgemacht und man hat sich mit der Zusammenstellung der Beiträge, der Vorstellung der Künstler und einem Vorwort offensichtlich viel Mühe gegeben. Daraus ergibt sich ein wirklich schönes Buch. bv

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WHITEOUT
Cross Cult
 US-Marshal Carrie Stetko ist am Arsch – am Arsch der Welt, nämlich in der Antarktis. Noch dazu steht sie vor einer Leiche, ein Mann mittleren Alters, schneebedeckt und am Boden festgefroren. Keine Ahnung, wer er ist. Dass bei den unwirtlichen Temperaturen am Südpol hin und wieder ein Mensch sein Leben durch einen Unfall verliert, kommt vor. Das Leben am Ende der Welt ist kein Zuckerschlecken. Aber dieser Tote hatte keinen Unfall. Er wurde ermordet. Noch kann niemand genau sagen, was passiert ist. In ein paar Tagen wird die Leiche soweit aufgetaut sein, dass der Leichenbeschauer mit der Arbeit anfangen kann. Man wird feststellen, dass der Tote mit einem Eishammer erschlagen wurde, Dentaluntersuchung nicht mehr möglich. Ungefähr so beginnt Whiteout, der viel gelobte Krimi-Streich von Inde-Autor Greg Rucka (Queen & Country). Die Geschichte um Marshall Carrie Stetko und ihre Partnerin, die britische Agentin Lilly Sharpe, ist ein schnörkelloser Krimi mit einem Toten, einem Mörder, einem Motiv und einer Handvoll tragischer Zufälle und Verwicklungen. Die Dialoge sind hin und wieder sehr abgehackt und holprig, was speziell beim Einstieg in die Handlung etwas stört. Einen besonderen Touch erhält das Szenario durch den Schauplatz. Noch nie machte ein Schwarzweiß-Comic mehr Sinn. Im ewigen Eis dominiert das weite Weiß alles. In so einer Umgebung muss man sich vertrauen können. Der Mord droht, einen tiefen Riss in die internationale Gemeinschaft am Rande der Welt zu treiben. Am Ende ist der Fall gelöst, aber der Riss ist noch da. cb

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MORESUKINE
Reprodukt
 Als Dirk Schwieger im Jahr 2006 einige Monate in Tokyo verbrachte, hatte er die Idee für einen ungewöhnlichen Versuch: Über sein Internet-Blog ließ er sich von den Lesern Aufgaben stellen, die ihn direkt mit der japanischen Kultur konfrontieren sollten. Willig nahm Schwieger auch die kuriosesten Vorschläge an und verarbeitete die Erledigung dieser insgesamt 24 Aufgaben in Comicform. Die gesammelte Erfahrung liegt jetzt bei Reprodukt im Band Moresukine vor, der schon äußerlich stark an ein Notizbuch erinnert und auch von der zeichnerischen Umsetzung der einzelnen Episoden stark tagebuchartig wirkt. Mit dicken, schwarzen Strichen liefert Schwieger präzise Darstellungen davon ab, wie er unbedarft mit japanischer Musik, Essen und Mode und vielem mehr konfrontiert wird. Das Ergebnis ist eine gelungene gezeichnete Reportage, die dem Leser auf anschauliche und oftmals humoristische Weise die fernöstliche Kultur näherbringt. Zusätzlich interessant sind die anschließenden Erzählungen von Gastzeichnern wie etwa Leo Leowald, die dieses Buch abrunden. bv

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RASL #1 (US-Ausgabe)
Cartoon Books
 Ein Dieb, der auf wertvolle Kunstwerke spezialisiert ist und nach seinen Raubzügen ein Grafitti-Tag hinterlässt, ehe er den Tatort mit Hilfe seiner besonderen Fähigkeit verlässt: Er kann „driften“, sich in parallele Dimensionen versetzen, was allerdings sehr schmerzhaft ist. Ein schwarz-weißer Indie-Comic mit dem eben beschriebenen Inhalt würde wohl nur sehr wenige Käufer finden, wenn da nicht der Autor und Zeichner wäre. Denn RASL ist das neue Projekt von Jeff Smith, der mit Bone eine der erfolgreichsten Independent-Comicserien erschaffen hat. Nach einer kleinen Auszeit meldete er sich im Frühjahr mit einer neuen Serie zurück, die er wieder komplett selbst produziert und im Eigenverlag veröffentlicht. RASL ist komplett anders als Bone, hat einen deutlich dunkleren und erwachseneren Ton, der ein bisschen an Noir-Krimis erinnert.
RASL zeigt deutlich, dass Jeff Smith ein toller Zeichner ist und ein exzellentes Gespür für Timing und Storytelling hat. Als Einzelheft funktioniert RASL jedoch nicht besonders gut, man bekommt hier kaum mehr als die Einleitung zu einer Geschichte, von der man noch nicht recht sagen kann, in welche Richtung sie sich entwickeln wird. Krimi, Science-Fiction, Fantasy, von allem ein bisschen? Man wird sehen. tk

 

ALIENS 2
Cross Cult
 Der Band versammelt drei Geschichten aus dem Aliens-Universum, bei denen vor allem die verantwortlichen Zeichner herausstechen. Es sind dies Eduardo Rissso (100 Bullets) und die Comiclegende Richard Corben. Die Shortstory „Der Geist“ berichtet von einer Gruppe Teenager, die auf einem fremden Außenposten eine von Aliens bewohnte Höhle untersuchen. Neben den gewohnt überzeugenden Bildern von Risso bietet das Ende eine gehörige Überraschung.
Als zweite Story kommt hier die Filmadaption des vierten Aliens-Streifens „Die Wiedergeburt“ zum Abdruck. So schön es auch ist, Ripley mal wieder zu begegnen, so wenig Neues liefert diese Umsetzung. Lediglich Rissos Zeichnungen rechtfertigen für mich den Abdruck in der zweiten Ausgabe dieser Best-of Reihe. Einem ganz anderen Leseerlebnis sieht man sich da schon bei der etwas längeren dritten Erzählung „Alchemie“ ausgesetzt. Es handelt sich um eine von John Arcudi erdachte und von Richard Corben optisch umgesetzte Sci-Fi-Gesellschaft, die sich mit religiösen Fanatikern und Aliens herumschlagen muss. Insgesamt passt die Mischung, wie in Band 1, wieder ganz gut, gerade weil Rissos und Corbens Zeichnungen in schwarz-weiß bestens funktionieren. bv

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NETTMANN: BOMBEN UND ROSINEN
Edition 52
 Recht unscheinbar wirkt es, das kleine, neue Büchlein von Nettmann. Dabei verbergen sich dahinter jede Menge ganz große Episoden aus dem Alltag des Berliner Superhelden. Sie sind lustig, geistreich und in jedem Falle einzigartig. Hinter Nettmann steckt der Künstler Bärnd Schmucker, dessen Konzept es ist, einen schwarz gekleideten Jungen mit Atom-Herz-Logo auf der Brust als Hauptfigur und omnipräsenten Superhelden für seine Comicwerke zu installieren. In zahlreichen Onepagern steht Nettmann in „Bomben und Rosinen“ der Gesellschaft stets mit vorwitzigen, frechen, ironisierenden Kommentaren und Ratschlägen zur Verfügung. So ist  Nettmanns Hilfeleistung stets von belehrender Natur und an keiner Stelle allzu ernst zu nehmen. Bärnd Schmuckers Einfallsreichtum und die ungewöhnliche Herangehensweise sind einfach wunderbar, weshalb man spätestens nach ein paar Seiten den klugen Texten zu den vordergründig deplatzierten Bildern der Umgebung verfallen sein wird. Eine Hommage an Nettmann, gezeichnet von den Kollegen Mawil und CX Huth, sowie eine auf bayrisch vorgetragene Schimpftirade von Fil als Nachwort, runden diesen auf den ersten Blick unscheinbaren Band ab. bv

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B.U.A.P. 4: SCHWARZE FLAMME
Cross Cult
 Mit seinem neuen Chef, Captain Damio, an vorderster Front geht die Behörde auch weiterhin zielstrebig gegen die sich immer noch ausbreitende Froschplage vor. Während dessen tritt der der neue Superschurke „Die Schwarze Flamme“ auf und beschwört ein riesiges Ungeheuer. Es ist schon beeindruckend, auf welch konstant hohem Niveau Mike Mignola, John Arcudi und Guy Davis die Serie B.U.A.P. halten. Auch im vierten Band sind die Texte brillant, die Geschichte kompakt und interessant erzählt. Überdies sind Davis‘ Zeichnungen im Zusammenspiel mit der stilsicheren Kolorierung von Dave Stewart einfach eine Augenweide. Gerade die Darstellung der oftmals abstrusen Monster, aber auch die Inszenierung der Schwarzen Flamme sind mehr als gelungen. Inhaltlich wird der große Storybogen um die Froschplage konsequent weitergeführt, ohne aber auf die Einzelentwicklung der Charaktere zu verzichten. Alles in allem ist Teil 4 der B.U.A.P. also vollends überzeugend und lässt mich beeindruckt zurück. bv

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B.U.A.P. 5: DIE UNIVERSELLE MASCHINE
Cross Cult
 B.U.A.P. ist eine Abkürzung und steht für „Behörde zur Untersucung und Abwehr paranormaler Erscheinungen“. Klingt komisch, ist aber so. Prominentestes Mitglied der geheimen US-Behörde ist Hellboy, der kleine Teufel mit dem großen Herz. Im Laufe zahlreicher skurriler Abenteuer hat er Unmengen von Ungeheuern ins Jenseits befördert. Die B.U.A.P.-Serie ist eine Auskopplung aus der Serie Hellboy, sozusagen Hellboy ohne Hellboy. Der hatte nämlich irgendwann die Nase voll und ist gegangen. Monster gibt's immer noch, dazu jede Menge Atmosphäre à la Lovecraft. Die verbliebenen B.U.A.P.-Mitglieder – Abe Sapien, Liz Sherman, Johann Kraus, Captain Daimio und Doc Corrigan – geben ihr Bestes, um die Welt vor dem Untergang zu bewahren. In „Die universelle Maschine“  versucht Doc Corrigan den toten Homunkulus Roger wieder zum Leben zu erwecken und gerät dabei in die Fänge eines verrückten Sammlers, der sie gerne an seine barocke Vampir-Herde verfüttern würde. Der Rest des Teams gibt Geschichten zum besten, was der Tod ist und ob seine angebliche Endgültigkeit nicht in Wahrheit eine diffuse Grauzone ist. Genug B.U.A.P.-Mitglieder waren nämlich schon einmal tot. Die Serie ist toll, auch dieser Band, vor allem wegen seiner interessanten Charaktere, wegen dem nicht ganz glatten Storytelling und dem schönen Strich von Guy Davis.  Verschroben, unheimlich und witzig – um ein paar Schlagworte einzustreuen. Eine der besten Horror-Serien, die derzeit auf dem Comic-Markt zu kriegen ist. cb

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BUFFY THE VAMPIRE SLAYER 1 – DIE RÜCKKEHR DER JÄGERIN
Panini Comics
 Die Fangemeinde war entsetzt, als 2003 die Nachricht bekannt wurde: Buffy – Im Bann der Dämonen sollte abgesetzt werden. Nach der siebten Staffel sollte endgültig Schluss sein mit der Horror-Serie. Sarah Michelle Gellar alias Buffy die Jägerin würde nun nicht mehr allwöchentlich über den Bildschirm flimmern und Dämonen und Vampiren die Seele aus dem Leib prügeln. Besonders traurig darüber dürfte Joss Whedon gewesen sein, der Erfinder von Buffy. Was sollte er nun mit dem Skript der achten Staffel anfangen, das in seiner Schreibtischschublade schlummerte und auf dessen Umsetzung tausende Buffy-Fans sehnsüchtig warteten? Nun erscheint in Zusammenarbeit mit Dark Horse die achte Buffy-Staffel als Comic, hierzulande verlegt von Panini. Buffy-Fans dürfte das Herz höher schlagen. Und wer nicht regelmäßig die TV-Serie geguckt hat, dürfte Schwierigkeiten haben, jeden Hinweis zu verstehen, der in den Sprechblasen untergebracht ist. Trotzdem funktioniert der erste Comic-Band recht gut. Den zwei enthaltenden Kurzgeschichten kann man auch als Newbie amüsiert folgen, ohne immer genau zu wissen, worum es eigentlich geht. Die Jägerinnen sind jetzt eine international agierende Eingreiftruppe, die sich dem ewigen Kampf mit dem so genannten Urbösen verschrieben hat. Konkret bedeutet das: Schlägereien mit Zombies, gehörnten Dämonen, bösen Hexen und anderen Unholden. Leider fehlt das Highschool-Flair. Dafür sind Dawn, Willow, Xander und der Rest der Bande wieder mit dabei. Und – was besonders wichtig ist – die Sprüche sitzen. (“Das ist der billigste Opferdolch, den ich je gesehen habe.“) So ist die Comic-Version von Buffy jedem Fan wärmstens zu empfehlen. Comic-Enthusiasten hingegen sollten vielleicht lieber noch einmal ihren liebsten Hellboy-Band lesen. Das ist dann weniger Merchandising und mehr sinistre Atmosphäre. cb

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Y: THE LAST MAN #60 (US-Ausgabe)
Vertigo
 Eine kleine Ära geht zuende: Knapp sechs Jahre nach Erscheinen des ersten Heftes beenden Brian K. Vaughan und Pia Guerra ihre Serie über den letzten verbliebenen Mann auf Erden, der (zusammen mit seinem Kapuzineräffchen) als einziger eine Katastrophe überlebt hat, die alle männlichen Säugetiere auf Erden das Leben gekostet hat.
In der extradicken finalen Ausgabe gibt es zum Ausklang einen Epilog, der nochmal ein paar handfeste Überraschungen enthält, und Vaughan bringt noch einmal all die Saiten zum Klingen, die seine Serie immer wieder angeschlagen hat: humorvolle und tragische, politische und philosophische. Y: The Last Man war einer jener seltenen Glücksfälle, die eine solide und originelle Grundidee mit einem spannenden Handlungsverlauf verbinden und vor allem großen Wert auf die Entwicklung und Ausarbeitung der Charaktere legen. Ein Mainstream-Comic für erwachsene Leser, wie er sein sollte. Mit einem klar definierten Ende, durchgehend vom Serienschöpfer geschrieben und auch fast immer von der Stammzeichnerin gezeichnet. Die Verantwortlichen des DC-Labels Vertigo werden über das Ende der Serie nicht allzu erfreut sein, sind sie doch auf langlebige Comics wie diese angewiesen, die in der gleichen Liga wie die Vertigo-Klassiker Preacher oder Transmetropolitan spielen. Deren Schöpfer (Garth Ennis und Warren Ellis) wurden durch diese Serien zu Starautoren, erreichten aber seitdem nur noch selten die gleiche Qualität. Brian K. Vaughan ist zu wünschen, dass er mehr Glück hat und wir weiterhin ähnlich gute Comics aus seiner Feder lesen dürfen. tk

 

TORPEDO 4
Cross Cult
 Auch im vierten Band gelingt es Enrique Sanchez Abuli, ständig neue Szenarien für den Auftragskiller Luca Torelli zu ersinnen. Die meist kurzen Erzählungen setzen oft aus immer neuen Blickwinkeln an und eröffnen damit neue Facetten. Dabei wird der Hauptperson einmal mehr eine aufreizende Dame zum Verhängnis, während eine kurzweilige Episode von Rascals (Torpedos Handlanger) Kindheit berichtet und u.a. der Auftragsmord an einem Schwerhörigen sich als eine der ungewöhnlicheren Erfahrungen des Killers herausstellt. Insgesamt sind hier 17 Geschichten versammelt, die auch für Torpedo-Verhältnisse noch nie so voller Sex und Crime, aber gleichzeitig so komödiantisch waren wie im vierten Teil des Gesamtwerkes. Torpedo ist und bleibt hervorragend erzählt, garniert mit Slapstick-Humor und nimmt sich trotz aller Darstellung skrupelloser Gewalt niemals allzu ernst. Zeichner Jordi Bernet weiß genau dieses Konzept kongenial in schwarz-weiße Bilder umzusetzen. Damit bleibt Torpedo auch vor dem letzten Band eine ungewöhnliche Serie und ein einzigartiger Klassiker auf seinem Gebiet. bv

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CRIMINAL 1: FEIGLING
Panini Comics
 „Ich will eine Geschichte erzählen, die sich wenigstens so anfühlt, als könnte sie wahr sein“, so Ed Brubaker (Daredevil) in einem CG-Interview. Was der Comic-Autor damit meint, versteht jeder, der seine neue Serie Criminal gelesen hat. Die Hauptfigur, Leo, ist ein Verbrecher von Geburt an. Sein Vater drehte schon krumme Dinger, jetzt tritt Leo in seine Fußstapfen. Er hat nichts anderes gelernt, beinahe hat das Verbrechen in seiner Familie Tradition. Es ist Leos Handwerk, und er geht gerne auf Nummer sicher. Deswegen heißt der erste Mehrteiler der Serie auch „Feigling“. Diesen Ruf genießt Leo nämlich im Milieu. Vorsichtig, vorsichtiger, Leo, lästern seine zwielichtigen Kollegen gerne hinter seinem Rücken. Über Brubakers erfolgreiche Eigenschöpfung dürfen vorab zwei Dinge verraten werden. Erstens: Die Leser werden Zeugen davon, wie Leo seine eisernen Regeln bricht. Er wirft alle Vorsicht über Bord und geht ein Risiko ein. Natürlich wird es dabei persönlich. Zweitens: Wenn es schon persönlich wird, geht es am besten um eine Frau. Sie heißt in diesem Fall Greta, ist ein Ex-Junkie und ein vollbusiger Traum mit kastanienbraunem Haar. Und damit das Ganze richtig in Fahrt kommt, gibt es eine fette Beute, eine Handvoll Tote und ein paar Verräter. Mit Scene of the Crime und Sleeper stieß Brubaker schon früher in ein ähnliches Horn. Jetzt hat er mit dem Zeichner Sean Phillips (Marvel Zombies) an seiner Seite einen weiteren beachtlichen Krimi nachgelegt. An Criminal sieht man: Nach den Superhelden ist Ed Brubaker soweit, sein eigenes Ding zu machen. Toll gezeichnet, spannend erzählt und durchweg überzeugend. cb

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GLOBAL FREQUENCY 2: … ODER WIE ICH LERNTE GEWALT ZU LIEBEN
Panini Comics
 „Are you on the Global Frequency?“ Das ist die Frage, die sich 1001 Spezialagenten rund um den Globus regelmäßig stellen müssen. Sie gehören zu einer weltweit operierenden Rettungsorganisation, die immer dann eingreift, wenn nationale Mechanismen versagen. Jeder von ihnen besitzt herausragende Fähigkeiten, ist beispielsweise Superhacker, Scharfschütze oder einfach nur verdammt hart im Nehmen. Gemeinsam verhindern kleine Teams globale Katastrophen. So hat sich das zumindest Autor Warren Ellis gedacht, der schon früher mit Comics wie Transmetropolitan, Ocean oder Desolation Jones in unserer nahen Zukunft herumrührte. Die Figuren im Mittelpunkt heißen Miranda Zero (die Einsatzleiterin) und Aleph (die Computer-Hexe). Alle anderen Figuren wechseln von Story zu Story. Hier dürfte auch der größte Schwachpunkt der Serie liegen. Hat man sich gerade mit einer Figur angefreundet, verschwindet sie und es kommt eine andere. Abgesehen davon handelt es sich bei Global Frequency um einen tollen SciFi-Action-Comic, nicht so grotesk wie Transmet und nicht so düster wie Desolation Jones. Panini hat nun den zweiten und abschließenden Band der Serie veröffentlicht. In den Staaten erschienen insgesamt nur zwölf Hefte. Anscheinend hat man der Serie keinen großen Erfolg prophezeit. Eine TV-Serie, basierend auf den Comics, wurde ebenfalls gecancelt. Schade, ich hätte gerne weitergelesen. cb

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Bildquellen: Die jeweiligen Verlage