Der Kri-Ticker

Der Kri-Ticker #63

Diesmal mit dabei: Scooter Girl, Louis fährt Ski, Keine Macht für Niemand, Die heilige Krankheit: Geister, Orang 6, Bigbeatland, Ex Machina 1, Der Tod und das Mädchen 3, Tod eines Mörders, Santaman – Patron der Gerechtigkeit, B.U.A.P. 2: Die Froschplage und Die Schiffbrüchigen von Ythaq 2.

Besprochen von Benjamin Vogt (bv), Simon Weinert (sw)und Thomas Kögel (tk).

SCOOTER GIRL
scooter.jpgModern Tales
Ashton Archer ist ein Teenager, wie es ihn an jeder Schule gibt: beliebt, gutaussehend, erfolgreich, kriegt jede Frau rum. Die heile Welt des Ashton Archer findet sich aber plötzlich in einer völligen Wandlung wieder, als die schöne Margaret Sheldon in sein Leben tritt. Neu an der Schule verdreht sie ihm schnell den Kopf. Doch zu Ashtons Unglück gibt Margaret sich nicht nur unnahbar, sondern verursacht bei ihm zudem eine Pechsträhne sondergleichen. Als sein zuvor sauberes Image völlig am Boden ist und er allein Margaret dafür verantwortlich macht, beschließt Ashton, die Stadt resigniert zu verlassen. Doch damit ist die Beziehung der beiden noch lange nicht am Ende…
Scooter Girl ist eine Liebeskomödie, die vor dem Hintergrund der 70er interessante Erzählkomponenten beherbergt. Chynna Clugston (Blue Monday) erzählt aus Sicht von Ashton, der charakterlich zwischen Prolet und Tollpatsch, Fiesling und Romantiker wandeln darf. Die vielen komödiantischen Szenen stehen oftmals im Gegensatz zur eigentlich momentanen Betrüblichkeit seines seelischen Befindens. Das Verhältnis zwischen Ashton und Margaret stellt sich bis zum Ende auf den Kopf, was die Raffinesse der Autorin in diesem Band schließlich ausmacht. Aussagekräftige, deutlich an Mangas angelehnte s/w-Bilder und eingeblendete Musiktipps für die jeweiligen Szenen unterstreichen ein gelungenes zeitgenössisches Ambiente, das moralische Höhen und Tiefen einer Liebesannäherung transportiert. bv

 

LOUIS FÄHRT SKI
louis.jpgReprodukt
Der kleine Louis macht einen Skiausflug, zusammen mit seinem Vater, dessen Kumpel und dem Sohn des Kumpels, der allerdings ein paar Jahre älter ist als Louis und sich mehr für seinen Gameboy und cooles Gepose auf dem Snowboard interessiert. Wir begleiten Louis bei seinem Tag auf der Skipiste: Beim Kampf gegen die Tücken verschiedener Lift-Systeme, beim Umgang mit rücksichtlosen Erwachsenen und beim Meistern kniffliger Situationen, die beinahe mit gebrochenen Knochen enden. Es geht aber alles gut, denn Louis hat noch einen kleinen Begleiter: eine von ihm gezeichnete Kuh (Oder ist es ein Schwein? Ein Hund?), die immer dann auftaucht, wenn's brenzlig wird.
Louis' Episoden im Schnee werden von Guy Delisle (Shenzhen) unglaublich charmant und liebenswürdig umgesetzt, wobei sich der Zeichner strenge formale Vorgaben gegeben hat: Jede Seite besteht aus 20 kleinen quadratischen Panels, und es wird ganz ohne Worte erzählt, ähnlich wie das auch Lewis Trondheim schon in einigen seiner Comics gemacht hat. Delisles Zeichnungen sind recht simpel und minimalistisch, aber ungemein ausdrucksstark, was nicht zuletzt an der sehr stimmigen Kolorierung liegt. Ein schönes winterliches Kleinod für Leser jeden Alters. Zum Mitleiden und Mitlachen. tk

KEINE MACHT FÜR NIEMAND
macht.jpgDavid Volksmund Produktion
Seit Jahren ist der Berliner Grafiker und Illustrator Wolle ein Fan der Band Ton Steine Scherben und ihres Albums „Keine Macht für Niemand“. Er veröffentlichte im Selbstverlag einen Comic, der auf diesem Album basiert. Band und Album stehen mit Songs wie „Macht kaputt was euch kaputt macht“ exemplarisch für die Gegenkultur der 68er und deren Ideen. Wobei sich die Musik dieser Generation besser gehalten hat als die meisten ihrer Protagonisten. Wolle selbst ist Jahrgang 1979, ist also der simplen Verklärung von „guten, alten Zeiten“ unverdächtig. Stattdessen erzählt er eine Geschichte, die in der Gegenwart spielt, wobei er seinen Figuren immer wieder Scherben-Zitate in den Mund legt. Es geht um den Kampf einiger Hausbesetzer gegen Polizei und Justiz und um die Gruppe der braven Spießbürger, die zwischen den beiden Seiten stehen.
Trotz aller Bemühungen, die Geschichte aktuell wirken zu lassen, fühlt sich Keine Macht für Niemand über weite Strecken anachronistisch an. Hausbesetzende Punks, willenlos marschierende Polizisten, deren fanatischer Anführer, der natürlich Adolf heißen muss, der Spießbürger mit Schnauzer und Hut und der arbeitslose Unterschichtentyp im Unterhemd: alles altbekannte Klischeefiguren, die wir schon hundertmal gesehen haben (z.B. bei Seyfried oder auch bei Brösel) und die heute einfach nicht mehr originell sind.
Wer sich daran nicht stört, bekommt eine unterhaltsame Geschichte mit einigen schönen Storytelling-Ideen und mit Zeichnungen, bei denen vor allem die Hintergründe und die Aquarell-Graustufen überzeugen. Eine liebevolle Hommage an eine großartige Band, die nicht das Niveau der Platte erreicht, der man aber das Herzblut und die Leidenschaft anmerkt, mit der sie entstanden ist. tk
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DIE HEILIGE KRANKHEIT: GEISTER
heilige.jpgEdition Moderne
„Ich umarme dich ganz fest. Ich liebe dich“. Die Sätze richten sich an David B., dessen Schwester im Vorwort auf emotionalste Weise ankündigt, was den Leser im Folgenden erwartet. Der Franzose David B. reproduziert akribisch seine Erinnerungen. Dabei geht er auf bislang ungewohnte Weise bis ins kleinste Detail auf seine Kindheit ein, auf sein Verhältnis zu seiner Familie, den Geschehnissen zur damaligen Zeit, im jeweils wichtig erscheinenden Kontext. Aber allen voran möchte Pierre-Francois Beauchard, so David B.s echter Name, eine bestimmte Geschichte erzählen, es ist die Geschichte seines älteren Bruders Jean-Christophe, der an schwerer Epilepsie leidet. Es ist der Bericht eines Künstlers, der bis ins Tiefste vordringt und die Vergangenheit mit seinem Zeichnungen zu bekämpfen versucht.
Eine Seite lang gewährt der Autor den Blick in die Gegenwart, man sieht seinen Bruder, nunmehr ein dicker, bärtiger Mann, von Narben übersät, ohne Vorderzähne und von Leben und Krankheit sichtlich gezeichnet. Danach beginnt David B. den ersten Teil seiner langen Autobiografie, die stets von der Epilepsie des Bruders überschattet wird. Er dokumentiert mit nur wenigen Sprechblasen die Tortur der Krankheit, die seine Eltern von Ärzten zu Wunderheilern und Meistern der Makrobiotik führt. David B. selbst erzählt von sich als kritischer Beobachter jener Kindheitstage, in denen er auch seine Leidenschaft fürs Zeichnen (bevorzugt Kriegsbilder oder Darstellungen großer Schlachten begeistern ihn) entdeckte. Die heilige Krankheit ist ein Buch, das nicht als eine normale Biografie zu bezeichnen ist, dafür schweift der Autor zuviel ab, umreißt bildgewaltige Vergleiche zwischen Realität und Vorstellung, vermittelt Emotionen auf subversiv bedachte, beinahe sarkastische Art und Weise. Mit Hilfe von Geistern, Drachen und Lehrmeistern in Katzengestalt vermittelt der Franzose seine eigene Welt, die sehr präzise und mitfühlend ist. Ein atemberaubendes, wichtiges Comicbuch, das man gelesen haben sollte. bv

 

ORANG 6
orang.jpgReprodukt
„Zwielicht“ lautet das vorgegebene Motto, vor dessen Hintergrund sich die Hamburger Anthologie Orang bereits zum sechsten Mal zu präsentieren weiß. Erstmals unter der Flagge des Verlages Reprodukt, wo auch unlängst die Comicbände der Orang-Initiatoren Sascha Hommer und Arne Bellstorf erschienen, und innerhalb des ursprünglichen Labels Kiki Post, gibt es dabei 14 grundverschiedene Geschichten deutsprachiger wie vermehrt auch internationaler Künstler zu bestaunen. Orang ist ein Aushängeschild der Hamburger Comicschule, das mit Arbeiten von Verena Braun, Anke Feuchtenberger, Moki, Klaas Neumann, Stefano Ricci, Till Thomas, so wie den bereits erwähnten Hommer und Bellstorf in dieser s/w-Sammlung eine eindrucksvolle Gegenüberstellung mit asiatischen Gastzeichnern (Chihoi Lee,Yan Cong , Cola King) präsentiert. Die Bandbreite der Kurzgeschichten reicht von prägnant visueller Metaphorik (Feuchtenberger) über wunderbar inszenierte Fabelmärchen (Ricci, Moki) bis hin zu zu Klaas Neumanns erstaunlicher Neuschöpfung eines, wie ich es nennen würde, narrativen Wut-Diagramms. Man merkt also, mit kreativen Einfällen muss man im Norden nicht hinterm Berg halten, sei es in der Hamburger Gegend oder gar in Finnland, wo das Duo Hagelberg/Nissen ein dramatisches Gedankenspiel für diese Ausgabe konzipierte und stimmungsvoll umsetzte. Alles in allem ist Orang 6 kein einfaches Werk, was vor allem an der in den meisten Beiträgen vorhandenen Hintergründigkeit liegt. Demnach macht es das Konzept der Shortstories einige Male nur allzu schwer, den Sinn der Erzählung und die Intention des Künstlers herauszufiltern. Allerdings muss man klar sagen, dass das Potential der hier versammelten Künstler locker darüber hinwegsehen lässt und damit eine gute und wichtige Plattform für anspruchsvolle Kleinkunstwerke zu Recht aufrechterhalten und sogar beständig ausgebaut wird. bv

 

BIGBEATLAND
big.jpgReprodukt
Seit 2002 erscheinen in der Wochenzeitung Jungle World nun schon die Bigbeatland-Strips von Andreas Michalke, Grund genug also, sie in einem hübschen Hardcover-Band zu bündeln. Dabei ergibt sich auch automatisch der Vorteil für den Leser, die oft auf kurze, prägnante, gar zynische Pointen und Querverweise zu Politik und Gesellschaft abzielenden Episoden, ein vordergründig abgehackt wirkendes Stückwerk, an einem Stück genießen zu können. Denn eins ist klar, die Welt von Bigbeatland ist ein verwinkelter, hintergründiger Kosmos, der sich diverser abstruser Figuren bedient und diese gleichzeitig geschickt ins reale Umfeld tagesaktueller Themen versetzt. Michalke zeigt ein Abbild, bzw. einen Ausschnitt des linken Spektrums, der Punk- und Rockkultur. Er vernetzt dabei die Charaktere, z.B. den übellaunigen Subkommandante Markus, die Radiosendung-ambitionierten Sandro und Johnny oder Sandra vom Musiksender Blabla, indem er sie sich nur flüchtig begegnen lässt. Die einzelnen Strips bleiben in sich stimmig und erzählen parallel auf mehreren Ebenen aus der Welt der ungewöhnlichen WG, verlassen sich aber nicht nur auf den ironischen und humoristischen subkulturellen Aspekt, sondern flechten sich auch abstrakt ins tagesaktuelle Geschehen ein. Bigbeatland lässt sich letztlich als eine wunderbare Arbeit begreifen, mit der Michalke die Kunst der Comicstrips durch seine besondere Eigenart eindrucksvoll vertritt. Entstanden ist ein Buch, auf das man sich einlassen muss, um es verstehen und im Endeffekt genießen zu können. bv

 

EX MACHINA 1: DIE ERSTEN HUNDERT TAGE
ex.jpgPanini Comics/Wildstorm
Brian K. Vaughan (Y – The Last Man) und Tony Harris (Starman) erzählen von Mitchell Hundred, der durch einen Zufall Kräfte bekam und dadurch zum ersten realen Superhelden „The Great Machine“ wurde. Nach dem 11. September hing er sein Kostüm jedoch an den Nagel und kandidierte als Bürgermeister der Metropole. Auf hervorragende Art und Weise gelingt es Vaughan, die Mischung aus Superhero und Politik durch Bürgermeister Hundreds Augen vor und während seiner Amtszeit zu konzipieren. Wenn ein ehemaliger Vigilant die Geschicke einer Stadt lenken soll, hört sich das schließlich nur so lange unglaubwürdig an, bis man die ersten Seiten gelesen hat. Hier stimmt einfach alles, die Zeitsprünge, die Schilderung des Politikalltags und die Charakterisierung sämtlicher Figuren. Zudem veredelt Tony Harris die Erzählung mit seinen eindrucksvollen Bildern, die immer wieder perfekt diesen Zwiespalt der zwei bestimmenden Thematiken nachverfolgen und abbilden. Ex Machina nimmt man nach den hier enthaltenen ersten fünf Kapiteln das neuartige Gesamtkonzept komplett ab und der Sammelband macht Lust auf mehr. Für mich einer der schönsten und intelligentesten Serienstarts seit langem. bv

 

DER TOD UND DAS MÄDCHEN 3
tod.jpgDie Biblyothek
Mit dem dritten Album beendet die Österreicherin Nina Ruzicka das erste Kapitel ihrer komödiantischen Geschichte, in der die ungewöhnliche Beziehung eines Mädchens zum leibhaftigen Tod thematisiert wird. Als der Sensenmann dem Mädchen mit dem Namen Mercedes zu Beginn noch nach dem Leben trachtete, einfach weil sie auf seiner „Abholliste“ stand, war für den Leser noch kaum abzusehen, wie vertrackt sich die nahe Zukunft der beiden im weiteren Verlauf miteinander verzahnen würde. Aus naturgemäßer Feindeshaltung entsprang irgendwann Zuneigung und beinahe eine, natürlich nicht verbal formulierte, Freundschaft. Während Mercedes Beziehungsprobleme plagen, engagiert sich der Tod als Kinobegleitschaft und unsichtbarer Spion. Obwohl die Story, aufs vorläufige Ende zusteuernd, wieder mit etlichen Gags aufwarten kann, bietet Band 3 auch einen ernsthafteren, traurig angehauchten Grundton, der den finalen Abschied untermalt. Nina Ruzickas Zeichnungen sind klar und farbenfroh, dabei nicht überwältigend aufwendig, unterstützen aber sehr gut die anvisierte Situationskomik. Eine neue Kurzgeschichte und die gewohnt aufschlussreichen Einblicke in die Hintergründe erweitern dabei den Inhalt um zwei weitere nennenswerte Elemente. Der Tod und das Mädchen (Website) ist und bleibt absolute Kaufempfehlung und Geheimtipp der deutschsprachigen Comicszene. bv

 

TOD EINES MÖRDERS
tod_moerders.jpgSchreiber & Leser
Der eiskalte Killer Louis bemerkt nach Erledigung eines Auftrags, dass Blut aus seinem Mund tropft. Wochen später findet er sich in einem Krankenheim wieder, wo sie ihn, nach seiner nüchternen Auffassung, zum Sterben geparkt haben, bevor sie seine Leiche abtransportieren. Denn er weiß, dass er dem Tod entgegensieht, Louis hat Krebs im Endstadium. Doch ein letztes Mal rafft er sich aus seinem Bett auf, flüchtet aus der Klinik. Eine letzte Mission treibt ihn an, er rechnet mit vergangen Weggenossen ab, gönnt sich noch einmal den Genuss einer Zigarette, eines Drinks und die Gesellschaft einer Hure. Doch sein tatsächliches Ziel bleibt bis zum Schluss verborgen.
Die Franzosen Jaques Loustal und Philippe Paringaux kreierten mit Tod eines Mörders eine gnadenlose und brutale Geschichte um einen Killer, der nach den vielen Morden in seinem Leben nun selbst dem Tod entgegensieht. Daraus resultiert sein letzter Rachefeldzug, der aber in einer Überraschung endet, die in Louis doch noch eine menschlichere Seite zum Vorschein bringt. Mit dicken, kantigen Strichen wird eine kühle Atmosphäre erschaffen, die zur Kaltblütigkeit des Plots passt. Erzählt wird überwiegend in Monologform, die viel über das Innenleben des Mörders offenbart, ansonsten sind die Texte sehr prägnant und auf den Punkt gebracht. Alles in allem ist Tod eines Mörders also sehr überzeugend und durchaus eine Anschaffung wert. bv

SANTAMAN – PATRON DER GERECHTIGKEIT
santaman.jpgEhapa Comic Collection
Man nehme den altgedienten Weihnachtsmann und verwandele ihn in einen stählernen Superhelden, der auf seinem Rentier-Motorbike obskure Superschurken jagt. Daniel N. Djanie alias Gilmec entwarf für den Comic Santaman ein Konzept, das den Mythos des weihnachtlichen Rauschebartes auf humoristische Weise mit rasanter Superhero-Action verbindet. Die zahlreichen Anspielungen funktionieren; so heißt die bedrohte Stadt Philanthropolis und ist als gutmütiger Erholungsort bekannt, und der mit scharfen Vorderzähnen ausgestatte Bösewicht Lord Beaver findet sich in einer Hommage an Hannibal Lector wieder. Leider ist mir persönlich das alles inhaltlich too much: Vieles wirkt zu lächerlich bzw. zu gewollt. Einiges kann man natürlich dem funnymäßigen Konzept zuschreiben, zu dem überbordernde parodistische Elemente zweifelsfrei passen, aber im Endeffekt ist Santaman zu überladen und, noch viel schlimmer, trotz dieser Masse an Gags zu unlustig. Was von Daniel N. Djanies Versuch, einen fantastischen Superhelden zu kreieren, positiv in Erinnerung bleibt, ist vor allem die Grafik, die nicht zu geschniegelt, sondern sehr ambitioniert wirkt. Ansonsten kann man Santaman – Patron der Gerechtigkeit als ausbaufähiges Debut eines deutschen Künstlers betrachten. bv

B.U.A.P. 2: DIE FROSCHPLAGE
BUAP2.jpg CrossCult
Nach „Hohle Erde“, dem ersten Band des Hellboy-Ablegers, lassen sich die Abenteuer der B.U.A.P. (Behörde zur Untersuchung und Abwehr Paranormaler Ereignisse) nun erstmals in Farbe bestaunen. Und nicht nur wegen dieser Neuerung muss man „Die Froschplage“ als hervorragenden Comic-Band einstufen. Mike Mignola versucht hier, seiner Schöpfung wieder mehr künstlerische Substanz beizufügen und die Geschehnisse in einen größeren Gesamtkontext des Hellboy-Kosmos einzufügen. Mit der längeren Geschichte „Die Froschplage“ gelingt es Mignola als verantwortlichem Autor, die Handlung auf frühere Storys von Hellboy zu beziehen. Mit Hilfe bewährter Horrorelemente lässt er nicht nur die Invasion der Froschmonster und Riesenpilze am Ende offen, sondern auch die endgültige Herkunft von Abe Sapien, die hier weiter vorangetrieben wird. Weiterhin perfekte Arbeit leistet Zeichner Guy Davis, dessen Detailreichtum und Monstergestaltung zu B.U.A.P. passen wie die Faust aufs Auge. Besonders schön zur Geltung kommen die Bilder dann auch aufgrund der Kolorierung von Dave Stewart. Zusammengenommen erzeugen Stewart und Davis eine besonders feine und stimmige Atmosphäre. Ob nun in dunklen Gewölben oder tief unter der Meeresoberfläche, jede Seite ist und bleibt ein Hingucker. Deshalb ist die Entscheidung für eine farbige Veröffentlichung der Serie sicherlich nicht verkehrt gewesen. Auch die beiden vorangehenden Shortstories in dieser Ausgabe, „Dunkle Wasser“ von Brian Augustyn und Guy Davis sowie „Im Osten nichts Neues“ von Mike Mignola und Cameron Stewart, bieten konstant gute und gewohnte Qualität und liefern neben den obligatorischen Pin-Ups materiefremder Künstler (z.B. Ralf Ruthe!) einen weiteren Kaufanreiz. bv

DIE SCHIFFBRÜCHIGEN VON YTHAQ 2: DIE FALSCHE OPHYDE
ythaq.jpgSplitter
Doch, mittlerweile kann ich wohl sagen, dass Die Schiffbrüchigen von Ythaq meine Lieblingsserie aus dem niegelnagelneuen Splitter-Verlag ist. Denn der zweite Band „Die falsche Ophyde“ klärt alle Unentschlossenheiten, die es im ersten Band noch gab. Zur Erinnerung: Offizierin Granit, der Mechaniker Narvarth und die verzogene Passagierin Callista landeten nach der Havarie des Weltraumkreuzers Kometenstaub auf dem Planeten Ythaq. Callista geriet in die Hände des Schurken Dhokas, der sie seiner Herrin, der bösen Markgräfin Ophyde, auslieferte. Nun, also im zweiten Band, machen sich Granit und Narvarth mit einheimischer Hilfe auf die Suche nach der zickigen Passagierin, nicht ahnend, dass… Das sei nicht verraten wegen all derer, die den ersten Band noch nicht gelesen haben.
Aus dieser Situation macht Autor Arleston einen formidablen Abenteuerplot mit turbulenten Missgeschicken, brenzligen Situationen und komischen Momenten. Er erreicht dabei mit einer erfrischenden Leichtigkeit die Qualität, die sein früheres Opus, Lanfeust von Troy, zu einem Klassiker gemacht hat. Im ersten Band plätscherte noch manches etwas episodenhaft dahin, doch hier gelingt eine Bündelung der Handlungsstränge auf einen großen und spannenden Plot, in den allmählich alle Figuren verstrickt werden. Die Zeichnungen von Adrien Floch lassen eine phantastische Welt funkelnd auf dem Papier erstehen und sie sind mit viel Schwung und Leben erfüllt. Die Bilder stimmen, die Figuren stimmen, die Witze stimmen, dazu Abenteuer, Spannung, sense of wonder — tja, eben meine Lieblingsserie aus dem Splitterprogramm, und das aus guten Gründen, was soll man mehr sagen? sw

Bildquellen: comiccombo.de und die jeweiligen Verlage