Diesmal mit dabei: Breakfast After Noon, Ikarus, Supreme Power: Nighthawk
Sticks & Fingers, Schimäre #1, Wasteland #1(US-Ausgabe), Monipodio #3: Utopia, Kulla, Rocco Vargas: Die Ballade von Dry Martini und X-Men Sonderheft #6: Generation M.
Besprochen von Frauke Pfeiffer (fp) und Benjamin Vogt (bv).
BREAKFAST AFTER NOON
Modern Tales
Auf 200 Seiten führt uns Andi Watson durch die ganze Palette menschlicher Emotionen. Rod und Louise, ein Paar in England, sind mit alltäglichen Problemen und eigentlich nebenbei noch mit den Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt. Doch das ändert sich, als beide ihren Job bei der Porzellanfabrik verlieren. Von da an schildert Andi Watson uns brillant, wie jene Schicksalswendung auf die beiden wirkt und wie sie damit umzugehen versuchen: Während Louise realistisch genug bleibt, um beruflich nach vorne zu sehen, verliert sich Rod zunehmend in falsche Vorstellungen und Starrsinnigkeit. Schlussendlich führen die betrübliche Situation und Robs depressive Grundstimmung sogar zur großen Bestandsprüfung ihrer Beziehung. Breakfast After Noon nimmt das Thema Arbeitslosigkeit auf, wie es jeden betreffen könnte, und schildert bravourös deren Auswirkungen, die emotionale und finanzielle Vergiftung des Alltags zweier junger Menschen, für die vormals die Arbeit der Rückhalt für das gemeinsame Leben gewesen ist. Andi Watson zeigt mit seinem Comic zwei unterschiedliche Seiten auf: Die eine akzeptiert und sucht Alternativen, die andere will nicht wahrhaben, klammert sich an Strohhalme und lässt sich hinunterziehen. Beide Darstellungen in den nur wenigen Strichen heben Watsons Werk so nach vorne, dass es beklemmend und hoffnungsvoll zugleich ist. bv
Dädalus und sein Sohn Ikarus werden als Strafe von König Minos im Labyrinth des Minotaurus auf Kreta gefangen gehalten. Sich durch die Irrwege kämpfend, steht bereits ein weiterer Plan für die beiden: Sie wollen mit selbstgebauten Flügeln von der Insel fliehen… Im hier und heute erforscht der junge Architekt Georg Faust das Labyrinth. Dabei verliert er sich mehr und mehr in seiner Arbeit, die langsam zur Besessenheit wird. Seine Freundin Silvia ersucht deshalb den Doktor um Rat, doch von da an scheint sie eine rätselhafte Frau zu verfolgen, die ihren Übergang in die altertümliche Zeit von Dädalus und Ikarus zu begleiten oder gar zu forcieren versucht. Manuele Fior gestaltet die Übergänge zwischen den beiden Handlungsebenen clever, schlussendlich werden Silvia und Faust selbst Teil des mythologischen Ursprungs und die Geschichte leitet mit der beginnenden Flucht von Vater und Sohn in der nunmehr allein existierenden Welt des Altgriechischen die Schlusssequenz ein. Trotzdem behält sich Fior etwas Undurchschaubares in seiner Erzählung vor, er spielt phasenweise mit den bewusst unvollkommenen Charakterisierungen und kokettiert gleichermaßen mit der fast stillstehenden Langsamkeit seiner Plots. Großformatige Panels, in denen oft geschwiegen wird, unterstützen diesen Eindruck. Zudem nimmt sich der Italiener die Zeit, Anfang und Schluss mit einer jeweils nachdenklicheren Vater-Sohn-Passage zu bestücken, was die Bedeutung oder Nicht-Bedeutung des wechselseitigen Intermezzos im mittleren Teil schön umklammert und das Album zu einer runden Sache macht.
Manuele Fiors Seiten benötigen nur die beiden Farben Schwarz und Rot. Kräftige Pinselstriche umreißen seine Bilder lediglich grob, während rote Schraffuren quasi als Füllfarbe fungieren, die die Zeichnungen erst zum Leben erwecken. Auch diese gewohnheitsbedürftige Darstellung macht Ikarus zu einem spannenden Unterfangen. bv
Manuele Fiors Seiten benötigen nur die beiden Farben Schwarz und Rot. Kräftige Pinselstriche umreißen seine Bilder lediglich grob, während rote Schraffuren quasi als Füllfarbe fungieren, die die Zeichnungen erst zum Leben erwecken. Auch diese gewohnheitsbedürftige Darstellung macht Ikarus zu einem spannenden Unterfangen. bv
J. Michael Straczynski hat zusammen mit Zeichner Gary Frank bei Marvel das Supreme-Power -Universum aufgebaut, welches der Justice League of America nachempfunden ist – wofür auch immer das gut sein soll. In den ersten drei Sammelbänden, die mir richtig gut gefallen haben, ging es um Hyperions Geschichte, nun bekommt Nighthawk, der ähnlich Batman ein Millionär ohne wirkliche Superkräfte ist, einen eigenen Band. Unterschiede sind eigentlich nur in der Hautfarbe und der Tatsache, dass Nighthawk auch vor Mord nicht zurückschreckt, ersichtlich. Selbst sein Widersacher scheint einem bekannt vorzukommen, ein Clown erinnert doch unwillkürlich an den Joker. Aber wo der Joker charismatisch ist, da ist dieser Schurke ein unmotivierter Schluffi, der in seiner Ausdrucks- und Emotionslosigkeit fast schon Mitleid erregt. Auch die anderen Figuren inklusive Protagonist wirken blutleer (wohl, weil mitunter einiges an Blut fließt) und distanziert. Zur Komplettierung der Serie ist's kein herausgeworfenes Geld, aber eine wirklich packende Geschichte liest sich anders. fp
Sieht aus wie ein klassisches Funny-Album aus dem frankobelgischen Raum, ist aber ein Comic von Jan Reiser, einem Deutschen. Das Merkwürdige ist dabei, dass Reiser nicht mal nur eben ein paar Elemente aus Spirou, Asterix usw. abguckt, sondern in fast allen Belangen mit eben jenen Klassikern mithalten kann. Allerdings darf und sollte man auch nicht zuviel von der Geschichte erwarten, diese bedient nämlich ausnahmslos das humoristische Genre, wobei Reiser dabei so konsequent vorgeht, dass man sich über das Ergebnis des Bandes nur positiv wundern kann. In Sticks & Fingers geht es um die beiden titelgebenden Freunde, die nach dem Bewältigen von allerlei Alltagsproblemchen unbedingt Sex, Drugs & Rock'n'Roll erleben wollen, also die große Bekanntheit ihrer neu gegründeten Band suchen. Stereotype werden ausnahmslos bedient, so gibt es neben den beiden Hauptcharakteren u.a. den Freund und Roadie mit schlichtem Gemüt, den schrulligen Manager mit Akzent und natürlich eine gut aussehende Frau, die auch irgendwie in die Band rutscht. Achja, selbstverständlich gibts auch so was wie den bösen Nebenbuhler der Geschichte, dem so richtig eins reingewürgt wird, bevor am Ende alle zusammen feiern können. Sticks & Fingers ist lustig, die Situationskomik zündet, der Handlungsbogen ist vorhersehbar aber gerade deswegen sehr ausgefeilt und passend für das Genre. Zudem wirken die Zeichnungen wohltuend detailverliebt und sind vor allem eins: lustig.
Da der Comic auch noch eine deutsche Eigenproduktion ist, verdient er nicht nur die Wertung „gut“ sondern obendrein „bemerkenswert“. bv
Da der Comic auch noch eine deutsche Eigenproduktion ist, verdient er nicht nur die Wertung „gut“ sondern obendrein „bemerkenswert“. bv
SCHIMÄRE #1
Avant-Verlag
Das auf drei Bände angelegte neueste Werk des Altmeisters Lorenzo Mattotti kann vermutlich als einer seiner undurchsichtigsten gelten. Mattotti, der durch abstrakte Comics wie Spartaco , Feuer oder Jekyll & Hyde bekannt ist, experimentiert in dieser beinahe sprachlosen Erzählung mit schwarzen Linien, die er zu Beginn schwungvoll in verschiedene ineinander übergehende Formen kreisen lässt, bevor sie sich zu stärkeren Verdichtungen tiefschwarz zusammenrotten. Schimäre erhielt vom italienischen Künstler lediglich einen kurzen Einleitungstext, den Rest überlässt Mattotti seiner grafischen Verspieltheit, die ein träumerisches Märchen eindrucksvoll einleitet. Schimäre ist ein ungewöhnlicher Comicband, der am ehesten über eine individuelle Interpretation, als subjektive Vision des Lesers verstanden werden kann. Zumindest wirkt es bislang so, mal sehen, wie die Geschichte weiter geht. Allein wegen der optischen Gestaltung kann man allerdings jetzt schon zugreifen. bv
Avant-Verlag
Das auf drei Bände angelegte neueste Werk des Altmeisters Lorenzo Mattotti kann vermutlich als einer seiner undurchsichtigsten gelten. Mattotti, der durch abstrakte Comics wie Spartaco , Feuer oder Jekyll & Hyde bekannt ist, experimentiert in dieser beinahe sprachlosen Erzählung mit schwarzen Linien, die er zu Beginn schwungvoll in verschiedene ineinander übergehende Formen kreisen lässt, bevor sie sich zu stärkeren Verdichtungen tiefschwarz zusammenrotten. Schimäre erhielt vom italienischen Künstler lediglich einen kurzen Einleitungstext, den Rest überlässt Mattotti seiner grafischen Verspieltheit, die ein träumerisches Märchen eindrucksvoll einleitet. Schimäre ist ein ungewöhnlicher Comicband, der am ehesten über eine individuelle Interpretation, als subjektive Vision des Lesers verstanden werden kann. Zumindest wirkt es bislang so, mal sehen, wie die Geschichte weiter geht. Allein wegen der optischen Gestaltung kann man allerdings jetzt schon zugreifen. bv
WASTELAND #1(US-Ausgabe)
Oni Press
Großes Kino, kann man da nur sagen zur neuen Serie Wasteland. In der ersten Ausgabe, einer 48-seitigen Doppelnummer, wird man eingeführt in eine Welt 100 Jahre nach der großen Flut. Eigentlich scheint alles schon mal dagewesen zu sein: ein mürrischer Einzelgänger, eine raue Welt in Endzeitstimmung, in der es nur ums Überleben geht, gefährliche Wesen, die kein Motiv brauchen, um anzugreifen,… Und doch macht dieser erste Band wahrlich Lust auf mehr. Die ersten Seiten kommen dabei noch etwas schleppend daher, dafür wird man aber bald entschädigt mit einer fesselnden Geschichte. Antony Johnston gelingt es, sehr schnell ungelöste Fragestellungen auftauchen zu lassen, über die man unbedingt mehr erfahren will. Sehr gut gefällt mir, dass man bei manchen Sachen nochmal zurückblättert und auf einmal Dinge wichtig sind, die man zuvor übersehen oder einfach nur zur Kenntnis genommen hat. Zu dem Comic gibt es noch eine Seite einer Kurzgeschichte, die in den Folgeausgaben fortgesetzt wird. Soweit ich das nach dem ersten Band beurteilen kann, könnte Wasteland ein ähnlich großes Ding wie The Walking Dead werden. Mal abwarten, wie es weitergeht. fp
Das italienische Independent-Magazin Monipodio legt seine dritte Ausgabe vor. Wiederum wurde dieser eine konzeptionelle Thematik zugrunde gelegt. Demnach behandeln gut ein Dutzend Künstler das Thema Utopia bzw. den, laut Verlagstext so schön betitelten, „rise and fall of utopian thinking“. Obwohl alle Beiträge in s/w erscheinen, bieten sie eine unheimliche Vielfalt. Besonders beeindruckend fand ich in dieser Hinsicht z.B. die altertümliche Umsetzung des klasischen Abenteuercomics von Francesco Trifogli, die feinstrichige Soldatengeschichte von Marco Polenta und Andrea Riccadonna oder Matteo Cuccatos Anklang an stilistisches Familienleben a la Chris Ware. Auch positiv auffallend: Die utopischen Vorstellungen der Künstler werden in drei Kapitel unterteilt, die „past“, „present“ und „future“ lauten, sich also in der präsentierten Zeitebene unterscheiden. Monipodio 3 ist wieder mehr als lesenwert, und macht, dank der englischen Übersetzung, auch ohne ausreichende Kenntnisse der italienischen Sprache wenig Mühe und viel Spaß. Allerdings fand ich die Qualität der vorigen Ausgabe (Babel-Thema) im Durchschnitt dann doch besser. Trotzdem, ob Band 2 oder 3, zugreifen sollte man bei beiden. bv
KULLA
Schwarzer Turm
Ein Buch, das so süß ist, das es mich beinahe zu Tränen rührte (was zuletzt beim Lesen von Asterix 33 der Fall war, aber da war es eher vor Ungläubigkeit). Vorab: Kulla ist kein Comic, aber Anne Pätzke erzählt mithilfe von Bildern und Texten eine Geschichte und außerdem erscheint der Band beim Comicverlag Schwarzer Turm. Grund genug für mich, das Projekt hier etwas zu analysieren. Kulla, das ist eine Wohlfühl-Story mit dem gleichnamigen kleinen Häschen, das in einem von Menschen unberührten Wald lebt. Mit dabei: Feen, Mondfische und die lichterfreudigste Gesamtharmonie, die man sich unter Waldbewohnern nur vorstellen kann. Kulla stellt ein modernes Märchen über Freundschaft, Wünsche, Miteinander dar, das zauberhaft von der Künstlerin inszeniert wurde. Die Ausdruckskraft ihrer perfekten, auf Leinwand gemalten Acrylbilder zieht den Betrachter unweigerlich in ihren Bann. Möchte man zuerst annehmen, ein Kinderbuch vor sich zu haben, ist Kulla in Wahrheit für alle Altersklassen ein Augenschmaus und ein magisches Märchen von einer grundoptimistischen Vorstellung der Neudefinierung unserer Werte. Die Atmosphäre einer besseren Welt auf Papier gebannt, ein wunderhübsches Buch. Kulla 2, ich warte schon! bv
Schwarzer Turm
Ein Buch, das so süß ist, das es mich beinahe zu Tränen rührte (was zuletzt beim Lesen von Asterix 33 der Fall war, aber da war es eher vor Ungläubigkeit). Vorab: Kulla ist kein Comic, aber Anne Pätzke erzählt mithilfe von Bildern und Texten eine Geschichte und außerdem erscheint der Band beim Comicverlag Schwarzer Turm. Grund genug für mich, das Projekt hier etwas zu analysieren. Kulla, das ist eine Wohlfühl-Story mit dem gleichnamigen kleinen Häschen, das in einem von Menschen unberührten Wald lebt. Mit dabei: Feen, Mondfische und die lichterfreudigste Gesamtharmonie, die man sich unter Waldbewohnern nur vorstellen kann. Kulla stellt ein modernes Märchen über Freundschaft, Wünsche, Miteinander dar, das zauberhaft von der Künstlerin inszeniert wurde. Die Ausdruckskraft ihrer perfekten, auf Leinwand gemalten Acrylbilder zieht den Betrachter unweigerlich in ihren Bann. Möchte man zuerst annehmen, ein Kinderbuch vor sich zu haben, ist Kulla in Wahrheit für alle Altersklassen ein Augenschmaus und ein magisches Märchen von einer grundoptimistischen Vorstellung der Neudefinierung unserer Werte. Die Atmosphäre einer besseren Welt auf Papier gebannt, ein wunderhübsches Buch. Kulla 2, ich warte schon! bv
Auch dieses, vielleicht letzte Album der Serie Rocco Vargas wirft Fragen auf. Wie ist die titelgebende Figur konkret zu definieren, bzw. welche Rolle spielt er in Torres' verworrenen Erzählungen? Eben jene Geschichten über Moral und gesellschaftliche Werte in einer technisierten Zukunftswelt sind es, die die Serie prägen. Insofern ist nicht Rocco Vargas, sondern die Handlung an sich der Star. In Die Ballade von Dry Martini thematisiert Torres weiterhin konsequent den Disput über Besitzansprüche und Rechte der künstlichen Lebensformen, der Biomecs. Der Spanier behält es sich dabei bewusst vor, das Ende so offen wie möglich zu gestalten. Die Wirkung hallt beim Leser, der sich schon allein wegen Torres unklarem, fast passivem Erzählstil Gedanken machen muss, einige Zeit nach. Dem Anspruch, moralische Verwürfnisse einerseits der Bevölkerung, andererseits des Helden (?) nicht mit dem Holzhammer zu vermitteln, sondern auf kompliziertem Umwege mittels einer schwerpunktmäßig wissenschaftlichen Science-Fiction-Story, kommt diese Albenreihe auch im achten Band nach. Daniel Torres gelingt es, seine Zukunftsvision wie klassischen, fast altmodischen Stoff wirken zu lassen und sich mit stilistischer Klarlinigkeit eine besondere Einzigartigkeit auf dem Comicmarkt zu sichern, eine zeitlose Inszenierung. bv
Panini Comics/Marvel Deutschland
Nach den Ereignissen im Crossover House of M werden die Nachwehen jenes Events wiederum unter dem Titel Decimation präsentiert, der sich durch einige Reihen und Miniserien der Marvel-Mutanten zieht. Generation M von Paul Jenkins ist so eine Miniserie und sie ist überraschend gut. Natürlich ist es schwer, Worte über den Inhalt zu verlieren ohne zuviel aus dem zugrunde liegenden House of M zu spoilern. Also zumindest so viel: Millionen Mutanten aus aller Welt stehen plötzlich vor dem Scherbenhaufen ihrer Existenz. Paul Jenkins benutzt ein bereits bekanntes Konzept, um deren Probleme und Stand innerhalb der Gesellschaft zu porträtieren, denn mit der Journalistin Sally Floyd, die eine Kolumne über Mutanten schreibt, erinnert der Comic stark an Brian Bendis' The Pulse. Interessant ist auch, dass seine Geschichte fast ohne die bekannten X-Men auskommt, dafür sehr ernüchternd und einfühlsam zugleich die alten Charaktere des Teams Generation X zu Grabe führt (bildlich gesprochen). Und der riesige Pluspunkt: Der Plot ist nahezu komplett unabhängig zu lesen, so dass auch im X-Universum nicht so bewanderte in dieses großartige und im Verhältnis sehr günstige Heft reinschnuppern können. Minuspunkt: Die gezwungene Nebenhandlung um den Mutantenmörder und der dann doch unvermeintliche Auftritt von Wolverine und Kollegen. Ansonsten schrieb Paul Jenkins hier viel Besseres als das, was so durchschnittlich bei Marvel erscheint. bv
Nach den Ereignissen im Crossover House of M werden die Nachwehen jenes Events wiederum unter dem Titel Decimation präsentiert, der sich durch einige Reihen und Miniserien der Marvel-Mutanten zieht. Generation M von Paul Jenkins ist so eine Miniserie und sie ist überraschend gut. Natürlich ist es schwer, Worte über den Inhalt zu verlieren ohne zuviel aus dem zugrunde liegenden House of M zu spoilern. Also zumindest so viel: Millionen Mutanten aus aller Welt stehen plötzlich vor dem Scherbenhaufen ihrer Existenz. Paul Jenkins benutzt ein bereits bekanntes Konzept, um deren Probleme und Stand innerhalb der Gesellschaft zu porträtieren, denn mit der Journalistin Sally Floyd, die eine Kolumne über Mutanten schreibt, erinnert der Comic stark an Brian Bendis' The Pulse. Interessant ist auch, dass seine Geschichte fast ohne die bekannten X-Men auskommt, dafür sehr ernüchternd und einfühlsam zugleich die alten Charaktere des Teams Generation X zu Grabe führt (bildlich gesprochen). Und der riesige Pluspunkt: Der Plot ist nahezu komplett unabhängig zu lesen, so dass auch im X-Universum nicht so bewanderte in dieses großartige und im Verhältnis sehr günstige Heft reinschnuppern können. Minuspunkt: Die gezwungene Nebenhandlung um den Mutantenmörder und der dann doch unvermeintliche Auftritt von Wolverine und Kollegen. Ansonsten schrieb Paul Jenkins hier viel Besseres als das, was so durchschnittlich bei Marvel erscheint. bv
Bildquellen: comiccombo.de, onipress.com, monipodio.net