Der Kri-Ticker

Der Kri-Ticker #56

Diesmal mit dabei: Claire #1: Auf eigenen Beinen, Nachtaufnahmen, 2Pac Shakur: Death Rap, Panel #25, Sin City #5: Familienbande, Die Wellenläufer #1: Muschelmagie, Wenn mein Hund stirbt mach ich mir eine Jacke, Unheimlich – Lovecraftian Horror #1, Baobab #1, The Portent #1 und Punisher – Mütterchen Russland.
Besprochen von Frauke Pfeiffer (fp) und Benjamin Vogt (bv).

CLAIRE #1: AUF EIGENEN BEINEN
Epsilon 
Ganz klar ein Fall von „Don’t judge a book by its cover”! So altbacken die Aufmachung und die Farben des Umschlags rüberkommen, so erstaunter wird man sein, wie witzig und frisch die einseitigen Strips um die süße Claire und ihre Nachbarinnen Jutta, Typ Workaholic, und Brit, umweltbewusste Emanze, sind. Dass sie in den Neunzigern entstanden sind, kann man zwar dem Kleidungsstil der Damen entnehmen, ansonsten können die Themen (Männer, Mode, Aussehen, …) problemlos in unser Jahrzehnt übertragen werden – wobei diese wohl eher die weiblichen Leser interessieren wird. 
Leichtfüßige Unterhaltung, und die Pointen sitzen. Geheimtipp! fp

NACHTAUFNAHMEN
Avant-Verlag

Ein bemerkenswertes Deutschlanddebüt legt der Italiener Gipi (Gian Alfonso Pacinotti) beim Berliner Avant-Verlag vor. Sein  sechs Geschichten umfassender Sammelband „Nachtaufnahmen“ beeindruckt mit grafischer Pracht und herzhaftem Inhalt. Die Bilder entstanden für einen Comic auf nicht ganz alltägliche Weise, Gipi malte sie im alten Stile mit Ölfarben auf Leinenkarton. Die so konzipierte blau-gräulich, wasserfarbige Grundierung versetzte er mit schablonenartigen Menschen, die er auf einer weiteren Schicht als Kontrast zur dunklen Hintergrundstimmung einbaute (der Stil erinnert mich persönlich ein wenig an die Zeichnungen von Ben Templesmith, der eine ähnliche Art der Umsetzung verwendet). Insgesamt wirkt das Antlitz der Stories dadurch verstörend auf den Leser, ebenso wie die zwischendrin immer mal wieder auftauchenden Kugelschreiber-Kritzeleien, mit denen dann immer zu gegebener Stelle auf ein bestimmtes Gefühl oder eine Situation hingewiesen wird.
Der harte Strich der Personen hebt sich sehr hervor und lässt die menschliche Komponente in Gipis Gesamtgemälden auf jeder Seite zu etwas Besonderem heranreifen, zum hauptsächlichen Gegenstand des Albums werden.
Die Episoden in „Nachtaufnahmen“ regen stark zum Nachdenken an, Gipi verleiht ihnen stets eine persönliche Komponente, „Oleanderstraße“, die zweite Geschichte, erzählt auf eindringliche, aber letztlich nur angedeutete, Weise sogar von einem erschreckenden Erlebnis aus der Vergangenheit des italienischen Autors.
„Nachtaufnahmen“ ist ein wundervoller Band, der wohl derzeit als eines der schönsten europäischen Comicalben in deutscher Übersetzung gelten kann. bv

2PAC SHAKUR: DEATH RAP
Schwarzkopf & Schwarzkopf

Am 7. September 1996 wurde 2Pac bei einem Drive-by Shooting angeschossen und erlag sieben Tage später seinen Verletzungen. Genau wurde sein Tod nie aufgeklärt. Bis heute halten sich Gerüchte, dass Puff Daddy und Notorious B.I.G. am Anschlag beteiligt sein sollen. Tupac Shakur wurde nur 25 Jahre alt, trotzdem war er einer der erfolgreichsten amerikanischen Rap-Musiker, der auch über den Tod hinaus mit seinen Platten Erfolge verzeichnen kann. „2Pac Shakur: Death Rap“ erzählt vom Aufwachsen im Ghetto, vom Drogenkonsum und dem Konflikt mit dem Gesetz. Vor allem aber fußt die Geschichte auf 2Pacs Zitat „All die guten Niggas, alle Niggas, die die Welt verändern, sterben eines gewaltsamen Todes.“ Dementsprechend nimmt auch gar nicht die Musik des Gangstarappers den Hauptteil in diesem Comicbuch ein, vielmehr konzentrieren sich Flameboy, Barnaby Legg und Jim McCarthy auf die Rahmenbedingungen in 2Pacs Biographie. Sie zeigen den Mythos, begründen ihn mit 2Pacs Anfängen, seinen Kontakten mit anderen Rappern und bringen ihn in einen Kontext mit anderen bekannten farbigen Persönlichkeiten aus der Vergangenheit, die eines gewaltsamen Todes starben. Auch Tupac Shakur steht für deren Kampf.
Die drei Macher sind ja mit ihren Musiker-Biographien schon bekannt. Sie gestalteten zuvor die Bände „Kurt Cobain – Godspeed” und „Eminem – In my skin” (dt. beide bei Schwarzkopf & Schwarzkopf). Wer diese Ausgaben kennt, wird vom eher simplen Zeichenstil nicht sehr überrascht sein. Eher schon von der fast abschweifenden Geschichte, die zwar mit 2Pacs Jugend beginnt und mit seinem tragischen Tod endet, aber erstaunlich wenig über das musikalische Schaffen berichtet. Dafür wird immer wieder der Pathos eines farbigen Rappers beschworen, dessen Mythos Kernstück seiner eigenen Biographie wurde. Und das stellt „Death Rap” gar nicht so unüberzeugend dar. Für Musikfans sicherlich einen Blick wert. bv

PANEL #25
Edition Panel
Ambixious Comix zum 25sten. Glückwunsch zum Jubiläum. Dem Bremer Magazin gelang dafür wieder eine sehr gelungene Ausgabe, die die richtige Mischung aus etablierten Zeichnern und Newcomern nebeneinander zu präsentieren weiß. Unter anderem vertreten: Klaus Cornfield, Markus Grolik, Jens Harder, Haimo Kinzler, Elke Steiner.
Als besonders bemerkenswert erwies sich für mich der Comicbeitrag von Nic Klein, von dem u.a. auch wegen seinem baldigen Debütalbum noch einiges hören wird. Malerisch schön, sehr atmosphärisch dichter Zeichenstil.
Außerdem in Panel #25: Ein Wiedersehen mit Peter Pucks Figur „Rudi” und neues Futter für alle Fans von Ulf K. Tolles Aufgebot also mal wieder, auch im Zusammenspiel Comics + redaktionelle Beiträge (Rezensionen, News, Interna) ansprechend zu lesen. Gut angelegte 3 Euro. bv
 

SIN CITY #5: FAMILIENBANDE
Cross Cult
Etwas unspektakulärer und auch geringer im Umfang als die vorherigen vier Ausgaben behandelt der fünfte Band die Suche nach einem Mörder – warum, das ist die Pointe. Wer Dwight und Miho aus dem dritten Band mochte, der kommt hier voll auf seine Kosten. Die beiden sind ein effektives Killerteam, wobei es auch einen gewissen Sinn für Humor hat, dass die Geschlechterrollen vertauscht sind: der riesige Dwight schnattert wie am Band, während Miho kein Wort herausbringt und dafür immer die verlässliche Kraft im Hintergrund ist. Zumindest im Sin-City-Universum eine eher leichte Geschichte, die Hardcorefans vielleicht zu locker ist. Mir hat sie gefallen. fp

SIN CITY #5: FAMILIENBANDE
Cross Cult
Dwight und Miho (man kennt sie aus vorherigen Bänden) sind in der dunklen Nacht Basin Citys unterwegs um, so scheint es, dem Mordanschlag auf einen Politiker nachzugehen und die Wurzel des Übels ausfindig zu machen. Dabei hinterlassen die beiden natürlich eine blutige Spur, so wie man das von Sin City gewohnt ist. Doch was steckt wirklich dahinter? Autor und Zeichner Frank Miller lässt den Leser im Unklaren, keine Story aus Sin City war zuvor so zielgerichtet und folgte einer klaren Linie. Miller kommt ohne Umschweife zur Sache, führt seine beiden Protagonisten straight to the point, also zum Mafiapaten, der das Attentat ausführen ließ. Erst ganz zum Schluss wird die Katze aus dem Sack gelassen, der wahre Hintergrund aufgedeckt. Miller bleibt sich treu, er verändert nicht die bereits bekannte Handlungsweise seiner Figuren, die Geschichte selbst entpuppt sich, man kann es bei jedem Umblättern praktisch spüren, mal wieder als Drama mit Rachemotiv.
„Familienbande” ist kein großes Epos und das nicht nur wegen des verhältnismäßig geringen Umfangs. Was geschildert wird, ist nichts weiter als ein normaler Tag in der sündigen Stadt, mit all seinen gewaltgepeinigten Kämpfen und finsteren Moralvorstellungen.
Momentan schreibt Frank Miller an seiner Neuversion des Dunklen Ritters in „All Star Batman” (dt. bei Panini), darin ist seine Umsetzung des dynamischen Duos zu sehen. Batman und Robin so hart wie nie zuvor in einem Krieg gegen das Verbrechen. Auch mit Dwight und Miho, dem von den Prostituierten geduldeten Beinahe-Freund und der unscheinbaren tödlichen Killerin, schickt Miller auch zwei Menschen in die Schlacht. Und wie er beide in mehreren Episoden zuvor einführte, so kann er nun mit ihnen spielen, sie unbeschwert agieren lassen in einer Story, die das Duo auf ihrem Weg durch die Straßen der Stadt begleitet, nur heißt diese nicht Gotham City und das ist auch gut so. „Familienbande”, ein Band, der am ehesten als kurze Crimestory gesehen werden kann, der aber an Dialogen und Artwork zu den vorherigen Bänden in nichts einbüßt und zuvor gezeigte Umgebung und Personen nochmals unterstreicht. bv

DIE WELLENLÄUFER #1: MUSCHELMAGIE
Ehapa Comic Collection 
„Muschelmagie” ist der erste Band einer Comicumsetzung der Romantrilogie von Kai Meyer über die so genannten Wellenläufer. Dies waren Kinder, die zu Piratenzeiten in der Karibik über Wasser laufen konnten. Bis auf zwei, Jolly und Munk, sind 14 Jahre nach ihrer Geburt alle tot. Die beiden machen sich nun auf, ihren Ursprung zu erkunden und dem Geheimnis des Atlantik-Mahlstroms auf die Schliche zu kommen, welcher schreckliche Ungeheuer ins Meer schleudert.
„Muschelmagie” richtet sich definitiv nicht an eine erwachsene Zielgruppe, für ältere Kinder bzw. Teenager ist es bestens geeignet.
Nach „Berlin, Berlin – Zoe! Chaostage” ist dies der zweite Comic von Christian „Mana” Nauck für Ehapa, dessen Figuren wunderbar Emotionen transportieren können. Nur bei den Gesichtern hätte man sich gewünscht, dass er sich manchmal etwas mehr Zeit hätte gelassen. Absolute Neulinge bei einem Großverlag sind Kolorist Sven Strangmeyer und Skriptautor Yann Krehl, die beide für ihren Einstand eine sehr gute Arbeit vorweisen können. Einige kennen die drei sicherlich auch schon vom Onlinemagazin INKplosion, wo sie die erste Comicluft schnupperten.
Ein Extralob an Ehapa für die Nachwuchsförderung. Hier hat man gutes Gespür bewiesen. fp

WENN MEIN HUND STRIBT MACH ICH MIR EINE JACKE
Kiki Post
Mein interner Preis für den einfallsreichsten Publikationstitel der letzten Zeit geht dann wohl an Anke Feuchtenberger. Vor allem weil dieser so herrlich willkürlich ausgesucht scheint. Hinter der ominösen Breitwandschrift des querformatigen Werkes präsentiert sich dann auch kein zusammenhängender Comic und auch kein umfassender Schaffenskatalog der Hamburger Künstlerin, sondern ein Einblick in alltägliche Skizzen und Illustrationen, die zwischen 2003 und 2005 entstanden. In einer Sammlung narrativer Zeichnungen beweist die von einigen Comicveröffentlichungen (z.B. „Mutterkuchen”, „Somnambule”, „Die Hure H”) bekannte Feuchtenberger eindrucksvoll ihren Stellenwert in der Kunstwelt, in der sie mit ihrer einzigartigen Versinnbildlichung zwischen erzählter Geschichte und auf sich wirkenden Einzelbildern ihren Platz einnimmt.
„Wenn mein Hund stirbt mach ich mir eine Jacke” ist ihr erstes veröffentlichtes Buch bei Kiki Post, jenem Verlag, der auch für das „Orang”-Magazin (u.a. mit Beiträgen von Anke Feuchtenberger) verantwortlich ist. Die 120 querformatigen Seiten hinterlassen Eindruck, mit Kohle, Bleistift und Ölpastellkreide erweckt die Künstlerin eine Vielfalt an surreal anmutenden und variantenreichen Zeichnungen, die sich zuallerst mal jeder thematischen Einordnung widersetzen. Dennoch verliert sich nie die Haftung zur Realität, der Feuchtenbergers Bilder eigentlich immer zu entspringen versucht sind. Es scheint, so die Wirkung auf den Betrachter, als ob Gefühlszustände und Wahrnehmungen über eine traumähnliche Wirklichkeit reflektiert werden. Die eigenen oder die von Anke Feuchtenberger, das bleibt wohl ähnlich ungeklärt wie die Auswahl des Buchtitels. Wunderbare Arbeiten in einem klasse aufgemachtem Band, was will man mehr? bv

UNHEIMLICH – LOVECRAFTIAN HORROR #1
G-Comic
„Gespenster Geschichten” wird die Tage zu Grabe getragen, Zeit für einen neuen Horror-Comic. Prompt wird uns dieser in Form eines ambitionierten Projektes zweier deutscher Künstler präsentiert: Miguel Riveros und Alexander Fechner. Die beiden erschufen in Eigenregie ein recht interessantes Heft, das sich gleich mehrere Stile zu eigen macht. So erinnert Fechners Zeichenstil stark an den von Mike Mignola, geworben wird mit „Auf den Spuren von H.P. Lovecraft” und ich werde das Gefühl nicht los, dass ich jedes Mal, wenn ich den Comic in die Hand nehme, auf den neuesten Band der B.U.A.P. blicke.
Geklaut? Hommage? Wohl eher clever. Denn es funktioniert. Alexander Fechner gelang im zweiten Teil des Heftes eine Geschichte, die in der Übergreifung der Panels, dem Einsatz von Schattierung und dezenter Farbgebung und auch im inhaltlichen Spannungsaufbau zu überzeugen weiß. Mit der unheimlichen Begegnung eines Astronauten in den Tiefen des Weltalls beweist Fechner zeichnerisches Geschick und weckt mit feinen Nuancen die Aufmerksamkeit des Lesers. So kommt Fechners eigene zeichnerische Identität zum Vorschein und der Vergleich mit einem Mignola gerät in Vergessenheit.
Eine zeichnerische Identität hat auch Miguel Riveros, der mit der ersten Geschichte im Heft quasi den Gegenpart bildet. Wo Fechner sich auf Melancholie und Gefühlszustände einließ, setzt Riveros auf Action und führt den Hauptcharakter Michael ein, der künftig wohl alle Einzelepisoden zusammenhalten soll. Immerhin ist „Unheimlich 1” nur der Auftakt einer größeren Story. Da Miguel Riveros‘ Zeichenstil (klare Linien, ausdruckstarke Farbe, einfache Bildaufteilung) sich stark von dem seines Kollegen absetzt, wirken beide Künstler in einem interessanten Kontrast zueinander. Gerade daraus bezieht das Projekt seinen interessanten Ansatz für mich. Es ist kein überwältigendes Comicheft, aber auf jeden Fall so interessant, dass es Lust auf mehr macht. Das Potential ist vorhanden und mit viel Engagement kann den beiden noch viel gelingen. Allerdings sollte man gerade im sprachlichen Bereich noch daran arbeiten, denn von den merkwürdig vielen Rechtschreibfehlern mal abgesehen (die im zweiten Heft nicht mehr vorkommen sollen, da ab diesem der Verlag Edition52 die Serie betreut) sind einige Dialoge und auch die erzählenden Textpassagen zu hölzern, zu flapsig oder rhetorisch zu schlicht geraten. Aber auch diese Tatsache soll von der guten Grundidee, der ansprechenden zeichnerischen Umsetzung und der gelungen Präsentation nicht ablenken.  bv 

BAOBAB #1
Avant-Verlag
Igort, der italienische Comickünstler der bereits mit seinen Graphic Novels „5 ist die perfekte Zahl” und „Fats Waller” zu beeindrucken wusste, ist Herausgeber der Kollektion Ignatz, einer Reihe gleichformatiger Alben, die als Anlaufstelle für Autorencomics dienen soll. Fortlaufend werden diese Alben vom Berliner Avant Verlag auch in deutscher Sprache präsentiert.
In der Nummer 3 gibt sich nun also Igort selbst die Ehre. „Baobab” zeichnet den Beginn einer zweigleisigen Geschichte, die zwei Menschen über 40 Jahre begleiten soll. Erst nach und nach, sprich in weiteren Ausgaben, wird die Handlung sich überschneiden und von größerer Bedeutung sein.
Zum einen lernen wir Hiroshi kennen, einen Jungen, der im traditionsreichen Japan lebt und sich gerne von der Großmutter Geschichten erzählen lässt, u.a. von einem alten Baobab-Baum, der mit Geistern in Verbindung steht. Gleichzeitig erleben wir im südamerikanischen Parador das Leben und Schaffen des passionierten Comiczeichners Celestino.
Die beiden Handlungen bleiben voneinander getrennt, es wird spannend sein zu sehen, wie Igort sie verknüpfen wird. Band 1 dieser grafischen Novelle besitzt deutliche Spuren der ruhigen Erzähltechnik der Mangas, von der der Künstler ja bekanntermaßen auch beeinflusst wird. Trotzdem wirken seine Comic immer noch eher europäisch, dementsprechend finden sich darin wieder die herrlichen Blautöne, die Igort auch in anderen Werken schon verwendete, um seine klaren Striche und die unbeschwerte Atmosphäre zu unterlegen.
Ein interessanter erster Blick in eine duale Fortsetzungsgeschichte, mit vielschichtigen Charakteren und vor bezaubernden Hintergründen.  bv

THE PORTENT #1 (US-Ausgabe)
Image Comics
Nach unserem großen
Interview mit „The-Portent”-Schöpfer Peter Bergting nun also der Comic selber. US-Hefte sind ja immer recht kurz (in diesem Fall 28 Seiten), insofern ist es nicht verwunderlich, dass sich zur Geschichte noch nicht viel sagen lässt.
In einer düsteren Welt kommt Milo, anscheinend ein Schwertkämpfer, aus (noch?) nicht näher definierten Gründen in ein Bergdorf, welcher außer ein paar Sehern verlassen ist. Diese erwarten ihn schon als den Retter, der ihnen prophezeit wurde, um das Ende der Welt zu verhindern, welches durch Mokkurkalve, ein uraltes wiedererwachtes Monster, ausgelöst werden soll. Nur dummerweise will unser Held nicht wirklich ein Held sein…
Es ist schwer abzuschätzen, wie sich die Serie entwickelt. Peter selbst erklärte, sie baue auf alten Mythen und Sagen auf; also mal abwarten. Die Stimmung hingegen ist schon eindeutiger zu definieren: melancholisch und geheimnisvoll. Durch eine begrenzte Farbauswahl, gekonnten Einsatz von Lichtquellen und reduzierte Zeichnungen zaubert er eine stimmungsvolle Atmosphäre auf’s Papier. Ein Blick in den Comic lohnt sich allein deswegen schon allemal. Ungewöhnlich schön. fp

U.a. zu bestellen bei blackdog.de

MARVEL MAX #9: PUNISHER – MÜTTERCHEN RUSSLAND 
Panini Comics/Marvel Deutschland
Ein neues Virus bedroht die Welt, doch dieses ist ausgerechnet in den Händen der Russen, für die es genau so hohen Stellenwert besitzt wie für die US-Militärs. Nick Fury, Leiter von S.H.I.E.L.D., schickt ausgerechnet den Punisher auf diese tödliche Mission, die sich spätestens dann als fast unmöglich erweist, als Frank nicht nur seinen Gefährten im Auge behalten muss, sondern das Virus auch in einem kleinen Mädchen vorfindet. Sich und das Mädchen aus einem von russischen Spezialkommandos belagerten Atombunker zu befreien, wird für ihn schließlich sogar zum fürsorglichen Kampf um das Kind.
Hier hat Garth Ennis mal wieder eine sehr schöne Storyline geschrieben. Zwar ist Furys Motiv, warum ausgerechnet der unberechenbare Frank Castle nach Russland geschickt wird, ähnlich merkwürdig wie dessen darauf folgendes Einverständnis, trotzdem tut es gut, die Hauptfigur mal wieder im engeren Kontext mit dem normalen Marvel-Universum zu sehen. Der Punisher wird hier sowohl als massenmordende Bestie und unaufhaltsamer Soldat, aber gleichzeitig ebenso von der menschlichen Seite gezeigt, wenn er das Mädchen vor aller Gewalt zu schützen versucht.
Frank sieht dank den Zeichnungen von Doug Braithwaite leicht verbraucht im Gesicht aus, und nach jedem Kampf sogar noch ein wenig mehr. Äußerst interessant zu sehen, wie diese Figur von Ennis charakterisiert wird und als ernste und bis zum Schluss kämpfende Person mit klarer Strategie und festen Leitsätzen von Braithwaite umgesetzt wurde.
Der Band gefällt mir nach dem enttäuschenden „Irisches Erbe” wieder richtig gut.  bv