Berichte

Kick-Ass, Iron Man, Adele und andere (Anti-) Helden: Comicverfilmungen 2010

 Comicgeschichten dienen weiterhin als unverzichtbare Inspirationsquelle und Ideenlieferant für die Filmindustrie, Comicverfilmungen sind inzwischen ein fester Bestandteil des Kinoprogramms. Und das gilt nicht nur für aufwendig produzierte Superhelden-Action aus Hollywood, sondern auch für europäische und asiatische Produktionen. Das Spektrum scheint von Jahr zu Jahr breiter und vielseitiger zu werden, wie man in unserem Überblick sehen kann, der zeigt, welche Comicverfilmungen im Jahr 2010 auf uns zu kommen.


Whiteout

Kinostart: 11. 09.2009 (USA), in Deutschland nicht im Kino, seit März auf DVD

Der Comic: Whiteout erschien 1998 als Miniserie beim Indieverlag Oni Press, geschrieben von Greg Rucka, der später mit Queen & Country bekannter wurde und auch viel für DC Comics schrieb, und gezeichnet von Steve Lieber. Basis des Comics ist eine Krimigeschichte, die ihre Besonderheit vor allem aus dem Schauplatz speist: Sie spielt auf einer Forschungsstation in der Antarktis. Auf deutsch liegt Whiteout (und das Sequel Whiteout: Melt) als Hardcover-Sammelband bei Cross Cult vor.

Der Film: Die menschenfeindliche Szenerie des ewigen Eises dürfte auch auf der Leinwand gut aussehen – gedreht wurde allerdings nicht in der Antarktis, sondern im kanadischen Manitoba. Die Hauptrolle der Polizistin Carrie Stetko spielt Underworld-Star Kate Beckinsale, ihr zur Seite steht Gabriel Macht (The Spirit).

Die Macher: Obwohl sein erster Film (Kalifornia mit Brad Pitt) im Jahr 1993 gleich relativ erfolgreich war, hat Regisseur Dominic Sena danach nur zwei weitere Filme gemacht, beides eher mittelprächtige Action-Mainstream-Kost: Nur noch 60 Sekunden mit Nicolas Cage und Passwort: Swordfish mit John Travolta. Nach Whiteout drehte er den Mittelalter-Thriller Season of the Witch, wieder mit Nicolas Cage.

Die Aussichten: Ein Meisterwerk darf man hier nicht erwarten: Gedreht im Jahr 2007, wurde der Film immer wieder verschoben und überarbeitet, bis er Ende 2009 in die amerikanischen Kinos kam, wo er jedoch floppte. In den USA spielte der 35 Millionen Dollar teure Film nur etwas mehr als 10 Millionen wieder ein. Ein deutscher Kinostart kam erst gar nicht zustande, allerdings liegt der Film seit März auf DVD und Blu-Ray vor.

http://whiteoutmovie.warnerbros.com/dvd/index.html

 Kick-Ass

Kinostart: 26. März (GB), 22. April (D)

Der Comic:
Mark Millar bedient gerne die feuchten Träume seiner Zielgruppe. In Wanted machte er einen verweichlichten Loser zum hemmungslosen Superschurken, in Kick-Ass zeigt er einen Jugendlichen, der zwar keinerlei Superkräfte besitzt, aber trotzdem als kostümierter Möchtegern-Held herumläuft und per YouTube zur Berühmtheit wird. Als er ein zwölfjähriges Mädchen mit Martial-Arts-Ausbildung trifft, beginnt eine sehr blutige Heldenkarriere. Der Comic, gezeichnet von John Romita Jr., erschien als 8-teilige Miniserie bei dem Marvel-Label Icon und kommt in zwei Sammelbänden auf Deutsch bei Panini heraus.

Der Film: Millar reichte bereits die Ankündigung des Comics, um die Filmrechte zu verkaufen. Das Drehbuch schrieb er gemeinsam mit Regisseur Matthew Vaughn parallelel zum Comicskript. Die britisch-amerikanische Co-Produktion (ohne Beteiligung eines großen Studios) sorgt unter anderem dadurch für Aufsehen, dass sie ordentlich an der Gewaltschraube dreht. Zumindest im Vergleich mit anderen populären Superheldenfilmen dürfte man hier wohl den bisher blutigsten Film des Genres sehen. Was nochmal verstörender wirkt, wenn man bedenkt, dass hier die Gewalt vorwiegend von Kindern ausgeht. In Deutschland hat Kick-Ass eine FSK-Freigabe ab 16 Jahren.

Die Macher: Der Brite Matthew Vaughn, der zuletzt mit Neil Gaimans Stardust einen Beinahe-Comic vefilmt hat, kümmerte sich als Produzent, Drehbuch-Coautor und Regisseur um den Film. Als bekanntes Gesicht verpflichtete man den als Comicfan bekannten Nicolas Cage, der den Vater von Hit-Girl spielt.

Die Aussichten: Das Marketing funktioniert hervorragend, im Internet wurde ein enormer Hype aufgebaut. Es sieht so aus, als würde dieser Film wirklich ein großes Publikum finden (wobei ein Teil dieser Zielgruppe womöglich nicht das nötige Mindestalter für die Kinokasse haben wird). Eine Fortsetzung ist bereits angedacht. Die Kritiker sind gespalten: einige sind regelrecht angewidert und werfen dem Film Gewaltverherrlichung vor, andere sind begeistert.

http://www.kickass-themovie.com/

 The Losers

Kinostart:  23. April (USA)

Der Comic: Die Losers, eine Soldatentruppe, die im 2. Weltkrieg kämpft, tauchten erstmals 1970 in einem DC-Comic auf. Der Film basiert jedoch auf einer Neuinterpretation der Figuren, die von 2003 bis 2006 als 32teilige Serie bei Vertigo lief. In dieser Version von Autor Andy Diggle und Zeichner Jock sind die Losers eine Ex-Spezialeinheit der CIA, die in Ungnade gefallen ist und nun auf einer Todesliste der Regierung steht. Die Serie war kein Bestseller, wurde aber vielfach gelobt, vor allem für ihre Kunst, Action aufs Papier zu bringen. „Ein Comic gewordener Sommerblockbuster.“ (Zitat aus: Comics für die Insel, im Comicgate Magazin 1). Rechtzeitig zum Filmstart erscheint The Losers auch auf Deutsch bei Panini.

Der Film: Eigentlich nur folgerichtig, dass aus einem Comic, der wirkt wie ein Actionfilm, irgendwann tatsächlich ein Actionfilm entsteht. Vor allem dann, wenn ein konkurrierendes Filmstudio parallel eine Neuauflage des A-Teams produziert, dessen Grundkonstellation und Zielgruppe sehr ähnlich ist.

Die Macher: Regisseur Sylvain White ist ein eher unbeschriebenes Blatt, zuletzt drehte er das Ghetto-Tanz-Drama Stomp the Yard. Bei den Schauspielern dürfte Zoe Saldana (Avatar, Star Trek) das bekannteste Gesicht sein, außerdem haben zwei Hauptdarsteller schon Erfahrung mit Comicverfilmungen: Jeffrey Dean Morgan war der Comedian in Watchmen und Chris Evans spielte Johnny Storm in den beiden Fantastic Four-Filmen.

Die Aussichten: In Sachen Tiefgang hatte schon der Comic nicht viel zu bieten. Was hier zählt, ist Action, und die sieht in den Trailern durchaus nach hoher Oktan-Zahl aus. Und auch die in den Comics vorhandene Ironie scheint der Film nicht zu vergessen. Für Comicfans erfreulich ist, dass der Film seine Wurzeln nicht versteckt: Das Logo wurde übernommen, und Zeichner Jock durfte ein erstes Teaser-Plakat für den Film gestalten, dass sich deutlich an seine Comic-Cover anlehnt.

http://www.the-losers.com/

 Iron Man 2

Kinostart: 6. Mai (D), 7. Mai (USA)

Der Comic: Keine Frage, Iron Man gehört zu den großen Ikonen des Marvel-Universums. Stan Lee und Jack Kirby (gemeinsam mit Larry Lieber und Don Heck) erfanden 1963 den reichen Großindustriellen Tony Stark, der neben seinem Playboy-Leben als Superheld in seinem selbst entwickelten Hightech-Kampfanzug unterwegs ist. In den Comics ist Iron Man auch ein wichtiges Mitglied des Superheldenteams Die Rächer (Avengers).

Der Film: Der erste Iron Man-Film war einer der großen Blockbuster des Jahres 2007 und begeisterte nicht nur eingefleischte Action- und Superheldenfans, nicht zuletzt dank der tollen Performance von Hauptdarsteller Robert Downey Jr. Dank des Kassenerfolges ist Iron Man inzwischen als Trilogie geplant. Teil 2 setzt dort an, wo Teil 1 aufhörte: mit Tony Starks öffentlicher Enthüllung, dass er Iron Man ist. Oberschurke des Films wird Whiplash sein, Starks Freund Jim Rhodes wird zur War Machine, und auch die russische Agentin Black Widow ist mit von der Partie. Tony Starks Alkoholismus wird ebenfalls eine Rolle spielen.

Die Macher: Das Team aus Teil 1 ist fast komplett wieder an Bord, bis auf Terrence Howard als Rhodey, der durch Don Cheadle ersetzt wurde. Regie führt wieder Jon Favreau, das Skript kommt diesmal von Justin Theroux, der die Action-Komödie Tropic Thunder geschrieben hat. Freuen darf man sich auch auf die Auftritte von Mickey Rourke als neuer Schurke Whiplash und Scarlett Johansson als Black Widow.

Die Aussichten: Die Erwartungen sind, anders als beim ersten Teil, sehr hoch. Das kann natürlich zu Enttäuschungen führen, aber die tolle Besetzung ist schonmal vielversprechend. Und auch am Budget soll es nicht scheitern: mit ca. 200 Millionen Dollar spielt Iron Man 2 weit oben in der Liga der teuersten Filme.

http://ironmanmovie.marvel.com/

 Jonah Hex

Kinostart: 18. Juni (USA)

Der Comic: Mit Jonah Hex gelang den Autoren Jimmy Palmiotti und Justin Gray eine erfolgreiche Wiederbelebung eines alten Westernhelden, der erstmals in den 70ern in DC-Comics auftauchte. Danach war lange Funkstille, bis 2005 die neue Serie startete, die es inzwischen schon auf über 50 Ausgaben gebracht hat. Ein erster Sammelband ist auf Deutsch bei Panini erschienen.

Der Film: Die Verfilmung basiert wohl eher lose auf Elementen des Comics. Eine größere Rolle soll das Übernatürliche spielen. Im Film ist der vernarbte Cowboy Hex ein Mensch, der zwischen der Welt der Lebenden und dem Reich der Toten wandelt. Auch Zombies werden wohl mitmischen. Der Film dürfte eine recht düstere Veranstaltung werden, dafür spricht auch die Tatsache, dass der Soundtrack von der Metalband Mastodon gestaltet wird.

Die Macher: Das Drehbuch stammt von Neveldine & Taylor, die mit den beiden Crank-Filmen und zuletzt Gamer neue Maßstäbe in Sachen moderner Action-Inszenierung setzen konnten. Zunächst sollten sie auch Regie führen, es kam dann aber zu den brühmten „kreativen Differenzen“ mit dem Studio. Ersatzmann ist Jimmy Hayward, der eigentlich aus der Animationsbranche kommt, an vielen Pixar-Filmen beteiligt war und den Trickfilm Horton hört ein Hu! inszenierte. Die Hauptrollen sind prominent besetzt mit Josh Brolin (No Country for Old Men), Megan Fox (Transformers) und John Malkovich. Klingt nach einer recht interessanten Mischung.

Die Aussichten: Schwer zu sagen. Der Mix aus Western, Horror und Übersinnlichem könnte interessant sein, aber auch mächtig in die Hose gehen. Dass das ursprünglich engagierte Regie-Duo nicht mehr an Bord ist, spricht auch nicht unbedingt für den Film. Ausschnitte oder Trailer sind noch nicht verfügbar, es gilt also: abwarten.

http://jonah-hex.warnerbros.com/

 Diary of a Wimpy Kid

Kinostart: 19.März (USA), 12. August (D)

Der Comic: Der zehnjährige Greg erzählt aus seinem Alltag:  Diary of a Wimpy Kid von Jeff Kinney (auf Deutsch: Gregs Tagebuch, Baumhaus Verlag) ist eine Mischform aus Roman und Comic. Klassische Panels gibt es nicht, stattdessen sind die inzwischen vier Bücher gestaltet wie ein handgeschriebenes Tagebuch, das zwischendurch mit (Comic-) Bildern illustriert wird. In den USA ist die Buchreihe ein großer Bestseller: die Startauflage von Band 4, der im Herbst 2009 erschien, betrug 4 Millionen Stück, das sind Harry Potter-Dimensionen.

Der Film: Die Verfilmung kommt vom Major-Studio 20th Centrury Fox und ist mit einem ordentlichen Budget von 15 Millionen Dollar ausgestattet. Zwischen den Realfilmszenen sind auch Animationssequenzen im Stil der Vorlage eingestreut.

Die Macher: Der in Deutschland geborene Regisseur Thor Freudenthal kommt ursprünglich aus dem Animationsbereich. Sein erster Langfilm als Regisseur war die Kinderkomödie Das Hundehotel.

Die Aussichten: Der Trailer sieht nach einem flotten Kinderfilm aus, der auch älteren Zuschauern Spaß machen könnte. Mich alten Sack erinnert er an die TV-Serien Degrassi Junior High und Parker Lewis. In den USA spielte der Film gleich am ersten Wochenende seine Produktionskosten wieder ein. Das Studio gab bereits grünes Licht für eine Fortsetzung

http://www.diaryofawimpykidmovie.com/

 Scott Pilgrim vs. The World (Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt)

Kinostart: 13. August (USA), 4. November (D)

Der Comic: Es geht um einen jungen Twentysomething, der vor allem herumhängt, in einer Band spielt und sich in ein Mädchen verliebt. Um sie zu erobern, muss er jedoch deren sieben Ex-Freunde im Kampf besiegen. Kleine Taschenbücher im Manga-Format, schwarz-weiß, geschrieben und gezeichnet von einem unbekannten Kanadier und erschienen beim kleinen Indie-Verlag Oni Press.  Was ganz unspektakulär begann, wurde durch Mund-zu-Mund-Propaganda und begeisterte Blog-Kommentare zu einem Überraschungserfolg. Im Sommer erscheint, fünf Jahre nach Band 1, der abschließende sechste Band. Nachdem lange keine deutsche Ausgabe in Sicht war, sorgte die Verfilmung dafür, dass Panini sich der Reihe angenommen hat: Band 1 ist seit kurzem auf Deutsch erhältlich.

Der Film: Genau wie der Comic verbindet auch der Film mehrere Aspekte, die gemeinhin nicht zusammenpassen: lässige Independent-Slacker-Atmosphäre, Videospiel-Ästhetik, extrem überdrehte Action und nicht zuletzt jede Menge postmoderner Humor. Was das Thema und die Figuren angeht, bleibt der Film seiner Vorlage sehr treu. Das Drehbuch entstand jedoch einige Monate, bevor Comicautor Bryan Lee O’Malley das Skript für seinen letzten Band schrieb. Das Finale könnte also ganz unterschiedlich ausfallen.

Die Macher: Es scheint, als hätte das Studio den perfekten Regisseur für die schräge Mixtur aus Action und Humor gefunden: Der Brite Edgar Wright bewies mit Shaun of the Dead und Hot Fuzz, dass er aus Genrekonventionen umwerfend komische Filme schaffen kann, die weit mehr sind als bloße Parodien. Die Hauptrolle besetzte man mit Michael Cera, der die Rolle des schluffigen Teenagers in Filmen wie Juno, Superbad oder Nick und Norah – Soundtrack einer Nacht vielleicht schon etwas zu oft gespielt hat.

Die Aussichten: Bestens. Die Tagline, mit der der Film beworben wird, lautet „An epic of epic epicness.“ Das lassen wir mal so stehen.

http://www.scottpilgrimthemovie.com/

 Red (Status Red)

Kinostart: 22. Oktober (USA), 28. Oktober (D)

Der Comic:
2003 und 2004 schrieb Warren Ellis mehrere kleine Miniserien für das Wildstorm-Label Homage Comics, die alle nur aus drei Heften bestanden. Eine davon war Red, gezeichnet von Cully Hamner, eine finstere, actionreiche Kurzgeschichte um einen Ex-Agenten, dem vom neuen CIA-Chef ein Killerkommando auf den Hals gehetzt wird. Bei uns ist Red bislang nicht erschienen, mit einer deutschen Ausgabe von Panini ist aber zu rechnen, wenn die Verfilmung anrollt.

Der Film: Warren Ellis selbst schreibt auf seinem Blog, dass der Film große Unterschiede zur Vorlage aufweisen wird. „Red, der Comic, ist 66 Seiten lang. Wenn man 66 Comicseiten verfilmt, bekommt man vielleicht grade mal 40 Minuten Film daraus. Wenn man noch eine Musical-Nummer dazufügt.“ Außerdem wird der Film nicht so düster sein wie die Vorlage, das Drehbuch soll auch eine Prise Humor enthalten.

Die Macher: Der deutsche Regisseur Robert Schwentke (Flightplan, Die Frau des Zeitreisenden) dreht die Adaption mit sehr prominenter Besetzung: u.a. Bruce Willis, John Malkovich, Helen Mirren und Morgan Freeman.

Die Aussichten: Ob der Film wirklich noch dieses Jahr ins Kino kommt, ist nicht sicher, die Dreharbeiten haben erst kürzlich begonnen. Wenn’s denn soweit ist, wird allein die Besetzung dafür sorgen, dass er auch bei uns ins Kino kommt.

 Dead of Night (Dylan Dog)

Kinostart: 29. Oktober (ITA)

Der Comic: Dylan Dog von Tiziano Sclavi ist eine der populärsten Comicserien Italiens, ein schwarz-weißer Comic in der Tradition der „Fumetti Neri“, der seit 1986 erscheint. Die Serie spielt mit allerlei Pulp-Klischees, ihre Hauptfigur ist ein „Detektiv des Schreckens“, der es mit Mördern und Monstern aller Art zu tun bekommt. In Deutschland erscheint Dylan Dog bei Edition Schwarzer Klecks.

Der Film: Obwohl Dylan Dog in den USA als Comic kaum eine Rolle spielt, ist Dead of Night eine Hollywood-Produktion ohne italienische Mitwirkung. Statt in London, wie in den Comics, spielt die Geschichte in New Orleans.

Die Macher: Wer sich gefragt hat, was eigentlich aus Brandon Routh geworden ist, der in Bryan Singers Superman-Verfilmung von 2006 die Hauptrolle gespielt hat: hier isser. Sein damaliger Sidekick Jimmy Olsen, gespielt von Sam Huntington, ist auch hier wieder dabei. Außerdem an Bord: Peter Stormare (Fargo). Regie führt Kevin Munroe, der auch schon eine Comicverfilmung auf dem Kerbholz hat, die 2007er-CGI-Version der Teenage Mutant Ninja Turtles.

Die Aussichten: Außer ein paar Fotos gibt es hier bislang nichts zu sehen. Allzuviel erwarten sollte man nicht, wir bewegen uns hier auf B-Movie-Territorium. Was aber nicht unbedingt schlecht sein muss. Auch hier dürfte ein deutscher Kinostart eher unwahrscheinlich sein.

http://deadofnightmovie.wordpress.com/

Natürlich werden Comics nicht nur in Hollywood verfilmt. In Teil 2 blicken wir auf europäische Produktionen, auf Comicadaptionen im Fernsehen und wagen einen Ausblick aufs Jahr 2011.
{mospagebreak title=Comicfilme aus Europa und im TV}

 Les aventures extraordinaires d’Adèle Blanc-Sec (Adèle)

Kinostart:14. April (F), 30. September (D)

Der Comic: Die Albenreihe Adeles ungewöhnliche Abenteuer von Jacques Tardi ist lange nicht so berühmt wie Tintin, Asterix, Gaston oder Spirou, darf aber inzwischen trotzdem zu den großen Klassikern des französischen Comics gezählt werden. Die Abenteuer der Schriftstellerin Adèle Blanc-Sec sind zeitlich um den Ersten Weltkrieg herum angesetzt und mischen geschickt Krimielemente, Phantastik und den realen historischen Hintergrund. Seit 1976 zeichnet Tardi immer mal wieder ein Album, das zehnte und bislang letzte erschien 2008. Auf Deutsch sind alle Bände bei Edition Moderne erhältlich.

Der Film: Luc Besson, derzeit Frankreichs wohl bekanntester Mainstream-Filmemacher, plant, die kompletten Adele-Abenteuer als Filmtrilogie umzusetzen. Der erste Film basiert auf den ersten vier Alben der Serie, die alle vor dem Ersten Weltkrieg spielen. Mit einem Budget von 30 Millionen Euro spielt der Film – zumindest im europäischen Vergleich – in der Liga der finanziellen Schwergewichte.

Die Macher: Regisseur Luc Besson, der in den Neunzigern mit Nikita und Léon der Profi berühmt wurde, war in den letzten Jahren hauptsächlich als Produzent (u.a. der Transporter-Filme) aktiv, als Regisseur war er zuletzt für die eher nicht so tollen Arthur und die Minimoys-Filme verantwortlich. Adèle, für den er auch das Drehbuch schrieb, ist sein erster großer Realfilm seit über 10 Jahren. Die Hauptrolle spielt Ariane Bourgoin, die auch in der Verfilmung des Kleinen Nick zu sehen sein wird.

Die Aussichten: Der Trailer macht einen sehr vielversprechenden Eindruck. Die Atmosphäre der 1910er Jahre scheint sehr gut getroffen zu sein, und auch die Spezialeffekte und das Design der fantastischen Kreaturen sehen gut aus. Hoffen wir, dass Besson auch den speziellen Charme der Vorlage trifft und kein leeres Action-Spektakel daraus macht.

http://www.adeleblancsec-lefilm.com/

 Lucky Luke

Kinostart: 21.10.2009 (FRA)

Der Comic: Zu Lucky Luke muss man wohl nicht mehr viel sagen. Neben Asterix die zweite große Serie von Autor René Coscinny, die ultimative Western-Parodie. Nach dessen Tod machte Zeichner Morris alleine weiter. Inzwischen lebt auch er nicht mehr, aber Lucky Luke darf weiterleben. Bei der Ehapa Comic Collection gibt es sämtliche Alben auf Deutsch, dort erscheint auch eine aufwendige Gesamtausgabe.

Der Film: Es gab schon etliche Versuche, Lucky Luke ins Kino zu bringen. Neben verschiedenen Zeichentrickfilmen gab es auch zwei Realfilm-Versuche, in denen der einsame Cowboy einmal von Terence Hill und einmal von Til Schweiger verkörpert wurde. Beides Filme, die man gnädig vergessen sollte. Im neuen Anlauf, gedreht in Argentinien, versucht man sich optisch möglichst nah am Comic zu bewegen. Es werden Elemente verschiedener Alben (u.a. „Calamity Jane“ und „Billy the Kid“) aufgegriffen.

Die Macher: Regisseur James Huth ist ein unbeschriebenes Blatt, und auch Hauptdarsteller Jean Dujardin ist in Deutschland kaum bekannt. In Frankreich ist er dagegen ein populärer Schauspieler und Komödiant. Er spielte u.a. in 39,90 und in den wunderbaren James-Bond-Parodien OSS 17, die bei uns leider nur als DVD erschienen sind. Die Calamity Jane wird gespielt von Sylvie Testud, die man aus Jenseits der Stille kennt und die zur Zeit in Lourdes zu sehen ist.

Die Aussichten: Ist bestimmt besser geworden als die ersten beiden Anläufe, was aber auch kein Kunststück ist. Auf dem französischen Kino-Portal AlloCiné, wo sowohl Zuschauerwertungen als auch Kritikerstimmen gesammelt werden, kommt der Film jedenfalls auch nicht gut weg. Ein deutscher Kinostart ist bislang nicht angekündigt, vermutlich wird Lucky Luke bei uns nicht auf die große Leinwand kommen. In Frankreich steht bereits die DVD in den Läden.

http://www.lucky-luke-le-film.com/

 Quartier lointain (Vertraute Fremde)

Kinostart: 20. Mai (D), September (FRA)

Der Comic: Jiro Taniguchis vielfach gefeierter Manga (deutsch bei Carlsen) wurde 2007 zum „Comic des Jahres“ gekürt. Er erzählt die Geschichte eines Mannes, der sich plötzlich im Körper eines 14jährigen Jungen wiederfindet. Dieser Junge ist er selbst im Alter von 14 Jahren, zurückversetzt in die 60er Jahre, in sein Elternhaus, aber mit dem Bewusstsein und den Erinnerungen seines erwachsenen Ichs.

Der Film: Hier entfernt sich die Verflimung schon deshalb sehr weit von der Vorlage, weil sie mit Japan nichts mehr zu tun hat. Es handelt sich um eine rein europäische Produktion, für die die Handlung in die französischen Alpen versetzt und auch alle Figuren umbenannt wurden.

Die Macher: Die Regie in der belgisch-französisch-deutschen Coproduktion führt Sam Garbarski, der 2007 mit Irina Palm einen kleinen Independent-Erfolg verbuchen konnte. Die Mutter der Hauptfigur, die im Film Thomas heißt, wird gespielt von Alexandra Maria Lara.

Die Aussichten: Eine erste Filmkritik bei Moviemaze weckt keine hohen Erwartungen: „kaugummiartig und langweilig“ sei der Film. Ob der japanisch-europäische Kulturtransfer dem Stoff gut getan hat, muss bezweifelt werden.

http://www.x-verleih.de/x-verleih/kino.jsp?movieid=84

Le pétit Nicolas ( Der kleine Nick)

Kinostart: 30.09.2009 (FR), 26. August (D)

Der Comic: Der kleine Nick ist natürlich kein „echter“ Comic, passt aber trotzdem hierher. Schließlich gehört sein Schöpfer René Coscinny zu den ganz großen Comicautoren, und zweitens wäre Le pétit Nicolas undenkbar ohne die Zeichnungen von Sempé. Die Kinderbuchreihe, die erstmals in den 50er und 60er Jahren erschien, und in denen Nicolas als Ich-Erzähler fungiert, gehört zu den großen Klassikern des Genres.

Der Film: In Frankreich kam der Film pünktlich zum 50jährigen Jubiläum des ersten Buchs in die Kinos. Mit über 5 Millionen Zuschauern landete er auf Platz vier der Jahres-Kinocharts und war damit der erfolgreichste französische Film 2009.

Die Macher: Regisseur Laurent Tirard wird als nächstes die Verfilmung von Asterix bei den Briten inszenieren. Das Drehbuch zum Kleinen Nick schrieb er zusammen mit Alain Chabat, der wiederum Regie bei Asterix & Obelix: Mission Kleopatra führte. Auch Goscinnys Tochter Anne wirkte am Drehbuch mit.

Die Aussichten: Bei uns wird Der Kleine Nick sicher kein Blockbuster wie in Frankreich, dürfte aber bestimmt sein Publikum finden. Dass charmante Komödien aus Frankreich auch bei uns gut ankommen, hat Willkommen bei den Sch’tis bewiesen.

http://www.wildbunch-distribution.com/site/petitnicolas/

 Le chat du rabbin (Die Katze des Rabbiners)

Kinostart: 16. Juni (FRA)

Der Comic: Im kaum mehr überschaubaren Werk des ungemein produktiven Joann Sfar zählt Die Katze des Rabbiners zu den wichtigsten Comics. In mittlerweile fünf Alben setzt sich der Franzose mit jüdischen und algerischen Wurzeln buchstäblich mit Gott und der Welt auseinander. Eine sprechende Katze lässt sich von ihrem Besitzer, einem Rabbi, in die Lehren des Judentums einführen. Es geht um die großen Themen: Religion, Glaube, und nicht zuletzt um die Liebe, auf eine sehr intelligente und humorvolle Weise. Die deutsche Ausgabe erscheint beim Avant-Verlag.

Der Film: Im Gegensatz zu allen anderen hier vorgestellten Filmen kein Realfilm, sondern ein Zeichentrickfilm, und das obwohl sich der Stoff nicht an Kinder richtet. Das Drehbuch basiert lose auf den Bänden 1, 2 und 5 der Serie.

Die Macher: Gemeinsam mit Antoine Delesvaux und dem Zeichnerkollegen Clément Oubrerie (Aya) gründete Joann Sfar 2007 die Produktionsfirma Autochenille und das Animationsstudio Banjo, deren erstes großes Projekt nun Die Katze des Rabbiners ist. Regie führen Sfar und Delesvaux gemeinsam. Außerdem arbeitet das Studio an Trickfilmversionen der Comics Aya, Isaak der Pirat und Sardine. Sfar  scheint großen Gefallen am Film gefunden zu haben: Anfang des Jahres kam sein erster Spielfilm in die französischen Kinos – ein Biopic über Serge Gainsbourg (ab 19.8. auch in Deutschland zu sehen).

Die Aussichten: Sfar und Konsorten scheinen mit ihrem eigenen Studio für die Zeichentrick-Branche das wiederholen zu wollen, was ihnen mit dem Verlag L’Assocition in der Comicwelt gelungen ist: unabhängige, von Künstlern in Eigenregie geleitete Produktions- und Distributionswege zu schaffen, um möglichst viel kreative Kraft ins Endprodukt fließen zu lassen. Es ist zu hoffen, dass dieses Unternehmen Erfolg hat.

http://www.chat-du-rabbin.com/fre/Le-Film

Les petits ruisseaux ( Bäche und Flüsse)

Kinostart: 23. Juni (FRA)

Der Comic: Anders als die meisten hier genannten Comics ist Bäche und Flüsse keine Serie, sondern ein in sich abgeschlossener Einzelband. Die Geschichte von Pascal Rabaté handelt von einem älteren Herrn, der nach dem Tod seines besten Freunds schon mit dem Leben abgeschlossen hat, ehe auf seiner letzten Reise unverhofft neue Frische in sein Leben kommt. Ein wiedererwachtes Sexleben und Kontakt zu einer Kommune, in der eine alternative Lebensweise mit freier Liebe gepflegt wird, sorgen für neue Lebensgeister. Auf Deutsch ist der Comic bei Reprodukt erschienen.

Der Film: Man findet im Internet leider nur sehr wenige Informationen über den Film, was erstaunlich ist, da er schon in wenigen Wochen in Frankreich starten soll. Da der Regisseur in diesem Fall mit dem Autor und Zeichner identisch ist, darf man mit einer treuen Adaption rechnen.

Die Macher: Pascal Rabaté verfilmt seinen Comic selbst, wird also vom Comiczeichner zum Filmemacher. Les petits ruisseaux ist sein erster Film.

Die Aussichten: Einen großen Kinohit darf man hier nicht erwarten, eher ein kleines französisches Filmkunststück, dass vielleicht das ein oder andere Festival schmücken wird. Wird bestimmt öfter mal im Double Feature mit Andreas Dresens Wolke 9 laufen.

COMICS ALS TV-SERIEN

 Seit Januar 2010 läuft auf dem Network Fox die Serie Human Target um den Bodyguard Christopher Chance, der seine Kundschaft schützt, indem er ihre Identtiät annimmt. Die Figur tauchte erstmals in einem DC-Comic von 1972 auf. Zwischen 1999 und 2005 erschien Human Target als Serie beim Label Vertigo, geschrieben von Peter Milligan. Die Hauptrolle in der Serie spielt Mark Valley (Boston Legal, Fringe), außerdem ist Jacky Earle Haley dabei, der im Watchmen-Film den Rorschach spielte.
http://www.fox.com/humantarget/

Pünktlch zu Halloween soll die erste Folge von The Walking Dead anlaufen, die Serien-Adaption des allseits beliebten gleichnamigen Zombie-Comics von Robert Kirkman. Produziert wird zunächst ein Pilotfilm (Drehbuch und Regie: Frank Darabont, Die Verurteilten) und sechs Episoden. Auftraggeber ist der Kabelsender AMC, der zuletzt mit viel gelobten Qualitätssereien wie Mad Men und Breaking Bad von sich reden machte. Das Projekt steht noch in den Anfängen, die Dreharbeiten sollen im Mai beginnen.

WIE GEHT’S WEITER?

Für das Jahr 2011 erwarten wir unter anderem den ersten Tim und StruppiFilm Das Geheimnis der ‚Einhorn‘ (in 3D) von Steven Spielberg und Peter Jackson. DC wird mit Green Lantern einen (fürs Kino) neuen Superhelden ins Rennen schicken, während Marvel sein Universum auch im Kino enger verknüpfen wird: 2011 stehen Thor und Captain America auf dem Programm, die dann 2012 gemeinsam mit Iron Man in einem Avengers-Film vereint werden. Der koreanische Manhwa Priest wird in den USA als 3D-Film mit Paul Bettany in der Hauptrolle verfilmt, und in Europa dreht Stephen Frears eine Adaption von Posy Simmonds Graphic Novel Tamara Drewe.

Und das wird sicher nicht alles gewesen sein. Es gibt Dutzende von Comics, deren Verfilmung sich „in development“ befinden. Wann daraus fertige Filme werden, oder ob die Projekte wieder abgeblasen werden, steht in den Sternen.

Zurück zu Teil 1 , in dem die amerikanischen Comicverfilmungen 2010 vorgestellt werden.